Im Windschatten der Weltleitmesse electronica 2014 lud Asys Group am 12./13. November 2014 zu seinen 8. Technologietagen nach Dornstadt ein. Unter dem Motto „Follow us – We are different!“ bekräftigten die Geschäftsführer Werner Kreibl und Klaus Mang, dass „jeder Mensch und jedes Unternehmen ein Unikat ist“. Immerhin beschäftigt das global agierende Unternehmen weltweit etwa 950 Mitarbeiter, allein am Hauptstandort in Dornstadt sind es rund 580 – da kommt sehr viel Individualität zusammen, die, geht es nach Werner Kreibl, „Asys nicht nur einmalig macht: Wir sind einfach anders. Die Leidenschaft vieler aktiver Köpfe schafft eine ganz besondere Mischung, die sich deutlich abhebt.“ Das zeige sich etwa an den „ambitionierten Sonder- und Linienlösungen, die nur deshalb umgesetzt werden konnten, weil wir ein breit gefächertes Portfolio und einen starken Unternehmergeist haben“, betont er. Dass dem so ist, davon sollten sich die mehr als 400 Kunden und Partner überzeugen, die der Einladung nach Dornstadt folgten.

Medizintechnik im Visier

Für Werner Kreibl und Klaus Mang stellte die Veranstaltung einen großen Erfolg dar, auch wenn man dieses Jahr nicht an den Besucherrekord der Technologietage 2012 mit über 600 Teilnehmern anknüpfen konnte: „Auf einer Fläche von über 1.000 m² präsentieren wir eine besondere Mischung aus Maschinen und Technologien. Hier gibt es mehr zu sehen, als auf so mancher Elektronikmesse.“ Zufrieden zeigten sich beide Firmenchefs auch mit den Entwicklungen im Jahr 2014: Nach einem schwierigen Jahr 2013 verspürt der Maschinenbauer wieder Aufwind. „Die Automobil-Zulieferer bestellen eifrig“, freut sich Mang. Immer mehr Elektronik wandert in Form von elektronischen Steuerungen ins Auto. „Autos sind heutzutage voller Elektronik. Diese Entwicklung spielt uns in die Karten“, erläutert er. Etwa 70 Mio. Euro wird Asys nach den Worten von Werner Kreibl im Jahr 2014 mit Anlagen und Maschinen für die Automobilindustrie umsetzen. Das entspricht fast 60 Prozent des Jahresumsatzes von 120 Mio. Euro. Damit habe sich das Unternehmen von der Durststrecke des Jahres 2013 erholt, als der Umsatz laut Kreibl auf etwa 80 Mio. Euro gesunken war. Dieser Wieder-Aufschwung habe dazu geführt, dass 70 neue Mitarbeiter eingestellt wurden, berichtet Mang.

Mit der Erstarkung im Automobilsektor konnte Asys den heftigen Umsatzeinbruch in der Solarsparte gut kompensieren. Auf 20 Mio. Euro ist der Photovoltaik-Bereich zusammengeschmolzen. Noch vor wenigen Jahren sorgten Anlagen zur Fertigung von Photovoltaikzellen für bis zu drei Viertel des Umsatzes von damals mehr als 300 Mio. Euro. „Das waren goldene Jahre“, erinnert sich Werner Kreibl und räumt gleichzeitig ein, dass der „rasante, vom Solar-Boom getriebene Wachstum, die Firma gestresst hat“. Derartige Sprünge seien in nächster Zeit aber nicht mehr zu erwarten.

Hohe Erwartungen setzen Kreibl und Mang dagegen in die Medizintechnik und Pharmazie, weshalb die beiden Unternehmer die noch kleine Sparte „Life Science/Pharmazie“ – worunter Pharma, Diagnostika, Medical Devices und Medizintechnik zu verstehen ist – zügig ausbauen wollen. Eine wichtige Rolle spielen dabei das vor drei Jahren übernommene Unternehmen Tecton und die Asys-Tochter Prozess- und Reinraumtechnik, denn wie in der Pharmazie muss auch in der Medizintechnik immer häufiger unter Reinraumbedingungen produziert werden. Wurden bislang hauptsächlich Palettier-, Trayloading-, Logistik-, Handling- und Reinraumlösungen ausgeliefert, so will man sich in Zukunft auch mit den Themen Montage, Verpackung und Lasermarkieren im Life-Science-Bereich beschäftigen. „Wir können die Synergien und jahrelangen Erfahrungen aus anderen Geschäftsfeldern nutzen. Dort haben wir sehr viel Know-how aufgebaut, das uns richtig voran bringt“, merkt Mang an, der als Beispiel die Werkstückerkennung nennt. Bei der Montage von Medical Devices spielt Form- und Lageerkennung eine große Rolle.

Allerdings sind die Planungsphasen hier sehr lang. Projekte laufen bis zur Entscheidung teilweise über 12 bis 18 Monate, erläutert Mang. Mittelfristig werde der Asienmarkt eine große Rolle spielen, zeigt er sich zuversichtlich. „Da können wir von unserem starken Vertriebs- und Servicenetzwerk, das für den Solarmarkt massiv ausgebaut wurde, profitieren. Support vor Ort ist im Pharma-Bereich besonders wichtig. China ist momentan der größte Wachstumsmarkt für medizinische und pharmazeutische Produkte.“

Knackige Keynotes

Gedächtnistrainer Oliver Geisselhart stellte Tipps und Tricks vor, um sich alltägliche Dinge wie Namen oder Zahlenkombinationen besser merken zu können.

Gedächtnistrainer Oliver Geisselhart stellte Tipps und Tricks vor, um sich alltägliche Dinge wie Namen oder Zahlenkombinationen besser merken zu können.Marisa Robles Consee

Das dicht gedrängte Programm fand regen Zuspruch beim internationalen Fachpublikum. Keine Veranstaltung ohne Keynote. Den Einstieg machte am ersten Tag einer der erfolgreichsten Gedächtnistrainer Europas: Oliver Geisselhart. Mit seiner anregenden und comedyhaften Vortragsweise zog er das Publikum geschickt und interaktiv in seinen Bann. Er gab Tipps & Tricks, um sich alltägliche Dinge wie Namen oder Zahlenkombinationen einfach merken zu können.

Die Keynote am zweiten Tag gab Prof. Dr.-Ing. Klaus Dietmayer von der Universität Ulm: „Stellen Sie sich vor, ein fahrerloses Fahrzeug kommt zu Ihnen auf Anfrage per Smartphone an jeden Ort, den Sie wünschen, fährt Sie unmittelbar zum gewünschten Ziel und verschwindet wieder, ohne dass Sie etwas tun müssen.“ So sieht die Vision des Ulmer Ingenieurwissenschaftlers für die zukünftige Mobilität aus. In seinem Vortrag zeigte er den aktuellen Stand des Forschungsprojektes zum autonomen Fahren. Das Zukunftsprojekt wurde vor zwei Jahren ins Leben gerufen, an der Universität Ulm am Institut für Mess-, Regel- und Mikrotechnik. Finanziert wird es allein durch Forschungsgelder. Die Wissenschaftler statten ein gewöhnliches Fahrzeug mit mehreren Modulen aus, die ein autonomes Fahren ermöglichen. Hochsensible Sensoren, Laserscanner, Radare und zahlreiche Kameras erfassen die Umgebung vor und hinter dem Fahrzeug. Jedes einzelne Modul liefert Informationen und gleicht diese gegenseitig ab. Das ermöglicht ein sicheres Fahren. Das System ist im ständigen Kontakt mit dem Fahrer. Bei Bedarf kann der Mensch jedoch jederzeit eingreifen.

Opak und 3D-Siebdruck

Dr. Sven Hermann, Product Manager Inventus Process von Asys, stellte in seinem Vortrag das von der Bundesregierung geförderte Forschungsprojekt OPAK vor.

Dr. Sven Hermann, Product Manager Inventus Process von Asys, stellte in seinem Vortrag das von der Bundesregierung geförderte Forschungsprojekt OPAK vor.Marisa Robles Consee

Dr. Sven Hermann, Product Manager Inventus Process von Asys, stellte in seinem Vortrag das von der Bundesregierung geförderte Forschungsprojekt OPAK vor. Das Akronym steht für offene Engineering-Plattform für autonome Automatisierungskomponenten in funktionsorientierter Architektur. Ein Netzwerk von Firmen und Instituten, darunter auch Asys, engagieren sich hier. Durchgängige Beschreibungssprachen und -strukturen sind ein wesentlicher Bestandteil für ein durchgängiges Anlagenengineering. In Opak werden Beschreibungssprachen entwickelt die es erlauben, die Fähigkeiten und Schnittstellen von Komponenten in einer maschinenlesbaren Form darzustellen. Diese Fähigkeiten beschreiben hier die Funktionen die die Komponente anbieten kann (zum Beispiel Pick & Place). Der Aufbau von Anlagen wird dank dieser Komponenten, mit integrierter Steuerungstechnik und Intelligenz, stark vereinfacht. Das ermöglicht echtes „Plug & Produce“. In der Ausstellung war ein Demonstrator aufgebaut.

Elektromotoren via 3D-Siebdruck erzeugen? Ist das wirtschaftlich möglich? Diesen Fragen widmete sich Dr. Thomas Studnitzky, Gruppenleiter 3D-Metal Printing beim Fraunhofer IFAM in Dresden. „Dreidimensionales Drucken ist momentan in aller Munde. Allerdings sind 3D-Drucker noch lange nicht massentauglich und deshalb für breite, industrielle Anwendungen begrenzt einsetzbar“, dämpft er die gegenwärtige Euphorie. Klassischer, zweidimensionaler Siebdruck dagegen ist in vielen Industriebereichen als Herstellungsverfahren etabliert, wenn auch in der Druckhöhe begrenzt. Die Weiterentwicklung des dreidimensionalen Siebdrucks macht die Vorteile des Siebdrucks für komplexe Bauteile nutzbar. „Ziel war es, zwei Massen-Siebdruckverfahren zu verknüpfen: die des 2D-Siebdrucks und die klassische Pulver-Metallurgie“, erklärt er das Procedere und merkt weiter an: „Strukturen ab 60 µm trauen wir uns bereits zu.“ Ekra hat da einen wesentlichen Anteil: Der erste Hycon-Siebdrucker wurde im Juli 2014 beim Fraunhofer IFAM installiert.

Dr. Thomas Studnitzky, Gruppenleiter 3D-Metal Printing beim Fraunhofer IFAM in Dresden, berichtet über den 3D-Druck-Prozess.

Dr. Thomas Studnitzky, Gruppenleiter 3D-Metal Printing beim Fraunhofer IFAM in Dresden, berichtet über den 3D-Druck-Prozess.Marisa Robles Consee

Gemeinsam mit dem Fraunhofer IFAM hat Ekra ein spezielles Drucksystem entwickelt, welches dreidimensionale Strukturen bis zu einer Höhe von 200 mm in mehreren Druckschritten realisieren kann. Entgegen dem allseits bekannten Verfahren 3D-Rapid-Prototyping geht es hier nicht um die Herstellung eines dreidimensionalen Prototyps. Im 3D-Siebdruck steht die Herstellung von anspruchsvollen, komplexen und in hoher Stückzahl benötigten Komponenten im Fokus. Nur im Siebdruckverfahren lassen sich beispielsweise alle Arten von Metallen untereinander kombinieren. Die Metalle müssen lediglich in Pulverform erhältlich und mit einem Binder versehen sein. Zudem lassen sich Hohlräume und Kanäle frei in die 3D-Struktur integrieren. Auf der Ausstellung konnten die Fachbesucher an einem 3D-Siebdrucksystem live anschauen, wie dreidimensionale Strukturen hergestellt werden.

Große Ausstellung mit großem Andrang

Die über 1000 m² große Ausstellungsfläche bot alles auf, was Asys Group in seinem Angebotsspektrum zu bieten hat. Mehr denn je ist das Unternehmen in der Lage, komplette Fertigungslinien für unterschiedliche Zwecke zu liefern und in weitere Bereiche vorzustoßen. Das Produktportfolio von Asys ist in technische Kompetenzfelder respektive Divisions gebündelt, die Zentren für leistungsfähige Automatisierungslösungen und Ausgangspunkt für den Technologietransfer sind. Im Einzelnen sind das Conexio, Tecton, Vego, Insignum, Divisio, Ekra, Asys Prozess- und Reinigungstechnik, Simplex und Asys Solar.

Ein Highlight bildete die elektronische Baugruppenfertigung vor Ort: Jeder Besucher konnte live beobachten, wie seine individuelle Leiterplatte (mit Namen) mit einem kompletten SMT-Prozess inklusive 03015 (metrisch) gefertigt wurde: Lasermarkieren, Druck, Lotpasteninspektion, Bestückung, Löten, Baugruppeninspektion und Labeling. Dafür wurden Partneranlagen von Parmi, Fuji Machine, Rehm Thermal Systems und Viscom integriert. Am Ende erhielt der Besucher eine funktionsfähige Leiterplatte mit integrierter LED-Beleuchtung, Temperatur- und Uhrzeitanzeige. Das i-Tüpfelchen: die komplette Produktionslinie, inklusive aller Partneranlagen, wurde von dem Mobile Line Assist „Pulse“ überwacht.

Ein weiteres Highlight war das überarbeitete Flaggschiff X5 Professional: Neben zahlreichen Verbesserungen hinsichtlich Funktionalität und Leistung, wurde die Prozessfähigkeit und Druckwiederholgenauigkeit auf 20 µm bei 6 Sigma erhöht. Diese Steigerung um 20 Prozent zielt auf die weiter voranschreitende Miniaturisierung der Bauelemente ab. Aktuelle Bauteilgrößen wie 03015 (metrisch) erfordern immer höhere Genauigkeiten der Drucksysteme. Darüber hinaus sind mehr als acht Baugruppen überarbeitet und optimiert worden. Die Schablonenreinigung Irocs wurde um eine Vakuumüberwachung erweitert, um die Prozesssicherheit zu erhöhen. Damit der Bediener schneller ein Rakel wechseln kann, haben die Druckspezialisten zudem das Rakelwerk verbessert.

Linienüberwachung via Smartwatch

Auch wurde das mobile Assistenzsystem Pulse weiterentwickelt: Nunmehr lässt sich eine gesamte Fertigungslinie nicht nur via Tablet, sondern auch über eine praktische und intelligente Smartwatch überwachen. Damit bringt Asys eine „Hands-Free-Technologie“ in eine Produktionsumgebung, die eine persönlichere Ebene der Mensch-Maschine-Kommunikation darstellt. „Die smarte Armbanduhr wird direkt am Körper getragen und stellt die wichtigsten Daten in Echtzeit und ohne Umwege zur Verfügung. So hat der Bediener beide Hände frei, kann auf eventuelle Konflikte schnell reagieren und hat dennoch die gesamte Linie im Blickfeld“, berichtet Jürgen Lehner, Produktmanager Handling von Asys.

Die Simplex genannte Maschinenbedienung mit Multi-Touch-User-Interface wurde bereits für die Prozesse Markieren, Nutzentrennen, Siebdrucken und Palettieren erfolgreich umgesetzt. Im Maschinenpark konnten Besucher diese leistungsstarke Mensch-Maschine-Schnittstelle live an den Anlagen testen und direkt die Vorteile sehen. Schließlich haben Human-Maschine Interfaces (HMI) einen großen Einfluss auf Qualität und Effizienz in der Produktion. Bei Asys ist man überzeugt, dass sich damit die Produktivität steigern und der Schulungsaufwand und damit die Bedienfehler reduzieren lassen. Deshalb widmet sich der Maschinenbauer seit einigen Jahren diesem Thema und bringt stetig neue Bedienkonzepte auf den Markt.

Viel Stoff für zwei Tage

Die im zweijährigen Turnus stattfindenden Technologietage sind eine Wissensplattform für beide Seiten. Für Asys bietet sie eine gute Gelegenheit, direktes Kundenfeedback zu bekommen. Für die Fachbesucher stellt sich die Fachtagung als Trendbarometer dar: Schließlich gilt es, die Herausforderungen der Zukunft zeitig zu erkennen und mit Maschinenkonzepten und Technologien zu antworten, die den steigenden Ansprüchen an Genauigkeit, Präzision und Prozessstabilität gerecht werden.

Marisa Robles Consee

ist Chefredakteurin Productronic

(mrc)

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

ASYS Prozess- und Reinraumtechnik GmbH

Lerchenbergstraße 31
89160 Dornstadt
Germany