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Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner erläutert Bundeskanzlerin (und Physikerin) Dr. Angela Merkel tech­nische Details zur Batterietechnologie von Seeo/Bosch. Alfred Vollmer

Gleich am ersten Pressetag der IAA verkündete Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH: „Das Auto wird elektrisch, automatisiert und vernetzt.“ Damit hat er die Haupttrends der IAA 2015 in einem kompakten Satz charakterisiert, um dann gleich die Neuigkeit zu verkünden, dass Bosch das kalifornische Startup-Unternehmen Seeo gekauft hat und daher „nun über wichtiges Know-how im Bereich neuartiger Festkörperzellen“ verfüge. Details hierzu finden Sie am Ende dieses Beitrags im Themenkomplex „Elektromobilität-Batterie“.

Technologiestudie

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Audi-Chef Prof. Rupert Stadler wartet auf den Besuch der Kanzlerin. Das Konzeptfahrzeug nutzt Kameras statt Außen­spiegeln. Alfred Vollmer

Die Technikstudie Audi E‑Tron Quattro Concept soll einen Ausblick auf das erste Großserien-Elektroauto der Marke geben, das 2018 auf den Markt kommt. Sie basiert auf dem modularen Längsbaukasten der zweiten Generation, der bei Antrieb und Package große Spielräume bietet. Das Design des SUV orientiert sich in weiten Bereichen an den Bedürfnissen der Aerodynamik, und der cw-Wert von 0,25 dürfte im SUV-Segment ein Bestwert sein.

Der bis zu 370 kW starke Elektroantrieb mit drei E‑Maschinen erhält seine Energie aus im Boden des Autos untergebrachten Lithium-Ionen-Batterien, die über 500 km Reichweite ermöglichen sollen. Das Fahrzeug hat die Technologie für das pilotierte Fahren genauso an Bord wie Matrix-Laserscheinwerfer und OLEDs, die sowohl als „Signaturbeleuchtung“ im unteren Bereich der Front als auch in Form eines gebogenen OLED-Displays im Cockpit verbaut sind.

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Im praktischen Fahrversuch kann der Außenspiegel-Ersatz beispielsweise so aussehen. Continental

Die neue Sicht der Dinge

Außerdem ersetzen in der Audi-Studie kleine Kameras die Außenspiegel – eine Technologie, die über die verbesserte Umströmung und Reduzierung der Windgeräusche hinaus weitere Vorteile bringt: Der tote Winkel der physischen Außenspiegel entfällt ebenso wie die Sichtverdeckung nach schräg vorn. Die Anzeige erfolgt über separate Displays in den Türen. Audi zeigt dies „als konkreten Ausblick auf den Serieneinsatz“. Die Zulieferer Continental und Valeo stellten Technologiedemos zum Außenspiegel-Ersatz aus.

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Diverse Zulieferer zeigten Systeme zur Rundumsicht auf das Fahrzeug ­­– auch mit wählbarer Perspektive wie im neuen BMW 7er. Continental

Sowohl Bosch als auch Continental zeigten 3D-Surround-View-Systeme auf das Fahrzeug, bei denen sich der OEM oder gar der Fahrer die Blickperspektive auf das Fahrzeug selbst festlegen kann. Bei BMW war ein solches System bereits im neuen 7er integriert.

Einfachere Varianten eines 360°-3D-Systems gab es bei Valeo zu sehen. Dieses System ist bereits im neuen Volkswagen Passat und im neuen Volvo XC90 vertreten, aber auch in vielen Modellen von Audi, BMW, Citroën, Land Rover und Daimler zu finden.

Eck-Daten

  • 219 Fahrzeug-Weltpremieren auf der IAA 2015
  • Kamera/Display-Systeme statt Außenspiegel
  • Matrix-Licht im Opel Astra, Laser-Matrix-Licht im 7er BMW
  • Das ESC kann zentrale ECU-Funktionen für ADAS übernehmen
  • Elektrobit, Infineon und Nvidia mit gemeinsamer Plattform
    für auto­matisiertes Fahren
  • IR-Kamera zur Fahrerüberwachung
  • Ganzheitliches HMI und ganzheitliche Connectivity
  • Selbstlernende Road-Database ist günster als Navi
  • Zahlreiche Lösungen für 48-V-Systeme

Matrix- und LED-Licht

Als erstes Fahrzeug seiner Klasse gibt es den neuen Opel Astra optional auch mit LED-Matrixlicht – ein Feature, das jetzt in den oberen Fahrzeugklassen bei sehr vielen Modellen auf der Ausstattungsliste steht. Valeo zeigte nicht nur ein klassisches Matrixlicht sondern auch ein neues Beleuchtungssystem, das Laserstrahlung mit herkömmlichem LED-Licht kombiniert. Zusätzlich zum herkömmlichen LED-Licht, das die Straße bis zu 300 m weit ausleuchtet, schalten sich bei Beschleunigung des Fahrzeugs die Laserspots ein. Konzipiert für höhere Fahrgeschwindigkeiten auf relativ geraden Strecken verdoppelt das laserbasierte System die Strecke, auf der Hindernisse sichtbar sind, auf bis zu 600 m. Welcher Tier-1 das Laser-Matrix-Licht im neuen 7er zulieferte, ließ BMW bisher nicht verlauten; Valeo zumindest will die „erste Kombination aus Laser-/LED-Lichttechnologie Ende 2016 in den Premium-Modellen eines der größten Kunden Valeos auf den Markt“ bringen, und Matrix-Laser-Technologie ist bei diesem Tier-1 ab 2018 verfügbar.

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Das EBC 460 genannte „Premium-ESC“ von ZF TRW dient auch als Integrationsplattform für erweiterte Chassis-Aktuatoren. ZF

ADAS und Automatisiertes Fahren

Das neuste ESC-System von ZF, EBC 460, arbeitet mit sechs Kolben sowie „einem der leistungsfähigsten Mikroprozessoren der Automobilindustrie“. Es bietet die Möglichkeit, „deutlich mehr Software zu integrieren“ und soll Ende des Jahres bei einem europäischen OEM in Serie gehen. Dort werde das ESC „die Steuerungsalgorithmen für eine fortschrittliche automatisierte Fahrfunktion umfassen“ und als Integrationsplattform für erweiterte Chassis-Aktuatoren wie Kupplung, Hinterachslenkung, elektrische Parkbremse und Antriebsstrang dienen.

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Audi hat das B-Muster seines zFAS genannten zentralen Fahrerassistems auf die Größe eines Tablet-PCs geschrumpft. Alfred Vollmer

Während Audi das erheblich verkleinerte B-Muster des zFAS genannten zentralen Fahrerassistenzsystems ausstellte, präsentierten Elektrobit (EB), Infineon und Nvidia eine gemeinsam entwickelte Plattform für automatisiertes Fahren. Die Lösung besteht aus der Drive-PX-Plattform von Nvidia, auf der EBs Autosar-4-kompatible Software-Suite EB Tresos integriert wurde, die auf zwei Nvidia-Tegra-Prozessoren und einem 32-Bit-Mikrocontroller des Typs Aurix von Infineon läuft.

Aurix ist dabei für erweiterte Safety- und Security-Funktionen zuständig, während die Nvidia-Plattform die Entwicklung von Systemen erlaubt, die viele unterschiedliche HD-Kamera- und Sensordaten aufnehmen sowie verarbeiten können. EB Tresos integriert nahtlos Linux- und Autosar-Anwendungen, kann aber auch beim Monitoring und Redundancy-Management des Nvidia-Boards mitarbeiten. Die Software ermöglicht die Cross-Kommunikation über mehrere CPUs mit einer sicheren und verlässlichen Ausführungsumgebung und unterstützt den höchsten Sicherheitslevel ASIL-D.

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Kostal inte­grierte den 3D-Bildsensorchip Real3 in ein Kamerasystem zur Fahrerüberwachung. Infineon

Kostal zeigte ein kamerabasiertes Fahrerassistenzsystem zur Erkennung, ob der Fahrer Anzeichen von Müdigkeit (Sekundenschlaf) zeigt oder abgelenkt ist. Schon 2018 könnten Autos mit dem 3D-Kamerasystem von Kostal vom Band laufen. Das optische System ist 49 mal 29 mm2 groß und hinter demLenkrad im Armaturenbrett integriert. Es erfasst die exakte Kopfposition und erkennt den Lidschlag selbst durch eine Sonnenbrille hindurch. Die 3D-Infrarotkamera funktioniert auch bei wechselnden Lichtverhältnissen oder Dunkelheit. Sie enthält den 3D-Bildsensorchip REAL3 von Infineon, der mit 50 Hz gut 100.000 Bildpunkte erfasst. Für jeden Bildpunkt erkennt er zeitgleich den Abstands- und den Helligkeitswert. Aus dem Tiefenbild der Abstandsdaten und dem Amplitudenbild der Helligkeitswerte ermittelt das 3D-Kamerasystem nun 49 vorgegebene Punkte im Gesicht des Fahrers wie Augen, Augenbrauen, Mund oder Nasenspitze. Algorithmen errechnen hieraus, wie aufmerksam der Fahrer ist.

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Car-to-X-Kommunikation war auf der Zulieferseite ein großes Thema in Frankfurt. Continental

Erkennt das System beispielsweise Anzeichen für Müdigkeit beim Fahrer, veranlasst es die Gegenmaßnahmen. Zudem hilft das Wissen über die exakte Kopfposition des Fahrers dabei, Navi-Infos im Headup-Display exakt im Blickfeld des Fahrers einzuspiegeln, sodass sie sich nahtlos in das Straßenbild vor ihm einpassen: Der Fahrer wird den Navigationspfeil somit immer vor sich an der gleichen Stelle auf der Straße sehen – unabhängig davon, wie er seinen Kopf hält. Monokulare 3D-Kameras auf Basis des TOF-Chips (TOF: Time of Flight) Real3 lassen sich am Ende ihres Fertigungsprozesses einfach und dauerhaft kalibrieren. Auch Denso und Delphi wollen bald eine Fahrermüdigkeitserkennung auf Basis von Gesichtserkennung auf den Markt bringen.

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Faurecia gab seinem neuen Cockpit-Demonstrator den Namen „First Inch“. Faurecia

Eine solche Kamera ist auch ganz im Sinne eines ganzheitlichen HMIs, wie es Continental-Vorstandsmitglied Helmut Matschi sieht: „Nicht nur der Fahrer muss wissen, was das Fahrzeug macht, sondern auch das Fahrzeug muss wissen, was der Fahrer macht.“ Auf dieser Basis ließe sich die Triggerschwelle von Fahrerassistenzsystemen über das HMI steuern.

Connectivity

Helmut Matschi sieht zudem den Trend zur „ganzheitlichen Connectivity“: „Schon 2017 werden mehr Fahrzeuge mit Internet-Verbindung produziert als ohne.“ Dies sei zudem wichtig, um einen elektronischen Horizont auch ohne Karte zu realisieren. Dabei erzeugen Karten eine Road-Database in Form eines CAD-Modells der Straße und lernen selbstständig dazu. Diese Straßen-Datenbank kennt keine Straßennamen und kann nicht navigieren, kennt aber den topografischen Straßenverlauf. „So können wir das Navi vom E-Horizon entkoppeln und ein kostengünstigeres System anbieten“, erklärt Helmut Matschi. Continental testet gerade entsprechende Konzeptfahrzeuge auf mehreren Kontinenten und hält einen SOP in zwei bis drei Jahren für realistisch.

Nach Angaben von Jeff Owens, CTO bei Delphi, kommt 2016 erstmals ein Fahrzeug mit V2X-Kommunikation auf den Markt, das auch einen automatisierten Fahrmodus bietet: „V2X ist der am schnellsten wachsende Automotivebereich – auch bei Delphi.“

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Preh zeigte seine aktive haptische Feedback-Technologie in diversen Demonstratoren ­sowie im „all-in-touch“-Serien-MMI des ­neuen Audi Q7. Preh

Cockpit und Infotainment

Unternehmen wie Preh oder Faurecia stellten ihre Cockpitkonzepte aus, wobei Preh einen Schwerpunkt auf die haptische Feedback-Technologie legte, die im Touchpad des Multimedia-Interface des neuen Audi Q7 zum Einsatz kommt. Diese skalierbare Aktuatortechnologie ermöglicht auch die Realisierung von Multifunktionsschaltern, deren Oberfläche sich ohne Fugen gestalten lässt, beispielsweise für die Anwendung in Lenkrädern. So kann Preh in Verbindung mit einem entsprechenden Sound-Design alle Bedienoberflächen im Fahrzeuginterieur nach Kundenspezifikation identisch auslegen.

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Bosch will mit intelligentem Thermomanagement die Reichweite von EVs um bis zu 25 % erhöhen. Bosch

Klimatisierung

Um die CO2-Emissionen zu senken, arbeiten Unternehmen wie Bosch, Valeo und Denso auch an intelligenten Thermomanagement-Systemen. Koji Arima, der neue President und CEO der Denso Corporation, legte diese Aktivitäten seines Unternehmens folgendermaßen dar: „Für die Senkung des Kraftstoffverbrauchs ist auch die Optimierung des Thermomanagements wichtig. Der reale Kraftstoffverbrauch ist etwa 40 % höher als der Kraftstoffverbrauch auf dem Papier. Zwei entscheidende Ursachen dieser Diskrepanz sind die Nutzung von Klimaanlagen und Energieverluste durch nicht genutzte Motorwärme. Wir arbeiten daran, diese Diskrepanz bis zum Jahr 2025 zu halbieren, indem wir den Wirkungsgrad unserer Klimasysteme verbessern und das Zusammenspiel von Antriebssystem und Klimaanlage optimieren… und den Kraftstoffverbrauch … senken, ohne den Fahrkomfort zu beeinträchtigen.“

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Johnson Con­trols realisierte eine Batterie, die sich für Start-Stopp-Steuergeräte eignet. Johnson Controls

Antriebsstrang: 12 V, 48 V

Speziell für Start-Stopp-Systeme präsentierte Johnson Controls eine in Zusammenarbeit mit Toshiba entwickelte 12-V-Lithium-Titanat-Batterie, die in erster Linie zur Aufnahme und Speicherung der regenerativen Bremsenergie dient und ab 2018 in Produktion sein soll. Mit einer Batterielösung für einen 48-V-Microhybrid will das Unternehmen sogar schon 2017 in Serie gehen. Delphis CTO Jeff Owens sieht in der 48-V-Technik immenses Potenzial: „48 V deckt 70 % der Funktionen eines Mildhybrids ab – bei 30 % der Kosten; auch wir werden 48-V-Systeme im Programm haben.“

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Preh stellte erstmals dieses Batteriemanagement-System für 48 V aus. Preh

Bei Preh war neben der Hochvolt-BCU für den BMW i3/i8 auch ein Batteriesteuerungssystem für 48 V zu sehen. Nach Angaben von Michael Bischoff, Geschäftsbereichsleiter E-Mobility, hat Preh bereits einen ersten Serienauftrag für 48 V gewonnen.

Diese Systeme sparen nicht nur Kraftstoff und CO2 sondern sie bieten auch Potenzial für zusätzlichen Fahrspaß und ermöglichen beispielsweise das vollelektrische automatische Einparken per 48-V-Motor(en).

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Kanzlerin Angela Merkel auf der IAA im Gespräch mit Matthias Müller, damals noch Porsche-Chef. Rechts vom neuen VW-Vorstandsvorsitzenden sein damals noch aktiver Vorgänger im Amt, Martin Winterkorn; ganz links Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier Alfred Vollmer

Elektromobilität

Auf der IAA 2015 waren wenig überraschend diverse Showcars mit reinem E-Antrieb zu sehen, wobei die Konzeptstudie Porsche Mission E sicherlich das spektakulärste E-Fahrzeug auf der Messe war. Die 440 kW (über 600 PS) beschleunigen den Wagen in nicht einmal 3,5 s von 0 auf 100 km/h, in knapp 12 s von 0 auf 200 km/h. Die Fahrgastzelle ist als Carbon-Monocoque ohne B-Säule ausgeführt, sodass die hinteren Türen an der B-Säule angeschlagen sind und sich nach hinten öffnen. Im Inneren befinden sich vier Einzelsitze und ein Kofferraum, aber außen keine Spiegel.
Die beiden PSM-Motoren, je einer vorn und hinten, erhalten ihre Energie aus dem 800-V-Hochvolt-Bordnetz. Beim leitungsgebundenen DC-Laden mit 800 V, Porsche Turbo Charging genannt, lädt die Lithium-Ionen-Batterie in unter 15 min auf 80 % ihrer Kapazität, sodass vier Minuten Laden hundert zusätzliche Kilometer bei offiziell über 500 km Reichweite bringen.

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Der neue Thunder Power aus Taiwan soll mit einer 125-kWh-Batterie auf Basis von Lithium-Ionen-Zellen mindestens 650 km weit kommen. Alfred Vollmer

Sehr viel solider war da doch das Marktdebüt des taiwanesischen Herstellers Thunder Power, das mit einer 125-kWh-Batterie auf Basis von Lithium-Ionen-Zellen mindestens 650 km weit kommen soll. Das Fahrzeug bringt weniger als 2 t auf die Waage und soll nach Angaben von Wellen Sham, Chairman & CEO von Thunder Power, in China gebaut werden. Die Variante mit 230-kW-Motor beschleunigt mit 320 Nm binnen weniger als 6 s von 0 auf 100 km/h bei einer Maximalgeschwindigkeit von 210 km/h, während die 320-kW-Version mit satten 560 Nm in unter 5 s auf 250 km/h beschleunigt und mit maximal 250 km/h unterwegs ist.

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Die Allradversion des neuen Tesla Model S enthält vorn und hinten jeweils einen eigenen Elektromotor pro Achse. Alfred Vollmer

Tesla wiederum zeigte eine Allradversion des Model S, und obwohl Toyota sein Brennstoffzellenfahrzeug Mirai, das auf der IAA seine Europapremiere hatte, bereits bei der Premiere auf der CES 2015 in Las Vegas sowie auf der Auto Shanghai ausgestellt hatte, hatte der VDA einen Besuch am Toyota-Stand beim Rundgang von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel eingeplant.

Hybridantriebe

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Audi stellte den Antriebsstrang eines Q7 Hybrid aus, bei dem viele Details sichtbar waren. Alfred Vollmer

Ziemlich eindrucksvoll stellte Audi den Antriebsstrang der Plug-In-Hybridvariante des neuen Q7 zur Schau. Vor allem für Fahrzeuge, in denen der Elektromotor nicht so viel Platz hat wie im Q7, zeigte ZF ein mittig auf der Achse positioniertes elekt­risches Antriebsmodul für Hybride, dessen Elektromotor als hochdrehende Asynchronmaschine ausgelegt ist.
Der Elektromotor, das Ein-Gang-Getriebe samt Differenzial, Gehäuse und Kühler sowie die Leistungselektronik inklusive Steuerungssoftware bilden eine integrierte, sehr kompakte Einheit. Dadurch beträgt die Masse des gesamten Antriebsmoduls insgesamt lediglich 113 kg.

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Dieses elektrische Antriebsmodul für Hybride enthält einen hochdrehenden Asynchronmotor. ZF

Aufgrund des Hochdrehzahlkonzepts – bis zu 13.000 Umdrehungen pro Minute sind möglich – liefert das System bis zu 150 kW Leistung. Bei einem Achsmoment des Antriebs von 3500 Nm steht bereits aus dem Stand ein maximales Motormoment von 380 Nm zur Verfügung. Die aus dem Hochdrehzahlkonzept resultierenden Herausforderungen an das Geräuschverhalten geht ZF mit einer bereits serienerprobten Ein-Gang-Getriebelösung an, die im Verbund mit der direkten Integration der elektrischen Maschine auftretende Vibrationen nahezu eliminiert.
Dieses Antriebssystem entwickelt der Technologiekonzern nun weiter zu einem serienreifen Modulbaukasten für verschiedene Fahrzeug- und Leistungsklassen. Was damit in der Praxis möglich ist, beweist schon eine leistungsschwächere Variante: Mit 90 kW beschleunigt sie einen Kleinwagen-Prototypen binnen etwa 9 s von 0 auf 100 km/h. Über eine Messeneuheit, die ZF insbesondere für Microcars und Kleinwagen konzipierte und „Electric Twist Beam“ (eTB) nennt, haben wir bereits berichtet. Außerdem zeigten Delphi, Leoni, Siemens und andere Zulieferer HV-Verbindungs- und Antriebslösungen.

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Leoni hat auf der IAA erstmals einen Y-Verteiler für Hochvolt-Anwendungen bis 800 V präsentiert, der zum Beispiel zwischen Klimakompressor und elektrischem Zuheizer zum Einsatz kommt. Alfred Vollmer

Batterie

Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, brachte die Trends der IAA in einem kompakten Satz auf den Punkt: „Das Auto wird elektrisch, automatisiert und vernetzt.“ Außerdem gab er bekannt, dass Bosch den kalifornischen Startup Seeo Inc. gekauft hat und daher „nun über wichtiges Know-how im Bereich neuartiger Festkörperzellen“ verfügt. Die Technologie ergänzt die bisherigen Entwicklungen des Unternehmens mit seinen japanischen Partnern GS Yuasa und der Mitsubishi Corporation. Bosch sieht das Potenzial, mit der Seeo-Technologie bis zum Jahr 2020 Lithium-Ionen-Zellen für (H)EVs zu fertigen, die bei halber Masse aktueller Batterien nur noch ein Viertel des Volumens benötigen.
Bei aktuellen Lithium-Ionen-Batterien ist die Energiedichte unter anderem dadurch limitiert, dass die Anode zu großen Teilen aus Graphit besteht. „Durch die Festkörper-Technologie kann Bosch die Anode aus reinem Lithium fertigen, was die Speicherfähigkeit deutlich erhöht“, führt Dr. Denner weiter aus.

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Auch der Name Borgward wurde auf der IAA wiederbelebt: Mit einem Fahrzeug aus China, das in einer Hybridvariante auf den Markt kommen soll. Alfred Vollmer

Die neuen Zellen kämen zudem ohne Flüssigelektrolyt aus und seien somit nicht brennbar. „Die reine Lithium-Anode ist ein großer Innovationssprung im Aufbau der Batteriezelle“, kommentiert Dr. Denner. „Bosch verfügt durch den Zukauf von Seeo nun über erste Musterzellen, die das Potenzial besitzen, den hohen Anforderungen der Automobilindustrie an Dauerhaltbarkeit und Sicherheit gewachsen zu sein.“ Damit sieht sich das Unternehmen gut gerüstet, wenn im Jahr 2025 Dr. Denner zufolge „rund 15 % aller weltweit gebauten Neufahrzeuge einen elektrischen Antrieb haben“ werden. „In Europa wird dann sogar mehr als ein Drittel aller neuen Autos elektrisch angetrieben – die meisten als Plug-in-Hybride.“

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Ein neues System zur Batteriekühlung. Valeo

Batterie kühlen

Um ihre Langlebigkeit und Leistung sicherzustellen, müssen Traktionsbatterien thermisch geregelt werden; die Temperatur der Batterie sollte immer etwa 25 °C betragen. Valeo zeigte auf der IAA einen Baukasten für die Elemente eines Batterie-Kühlystems – und zwar für Luftkühlung, Flüssigkeitskühlung sowie für ein System, dessen Kühlung mithilfe eines Kältemittels erfolgt. Die Luftkühlung arbeitet mit einem bürstenlosen Motorgebläse.

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Eine deutsche Ingenieursgruppe arbeitet im Wettbewerb Google Lunar Xprize daran, einen unbemannten Rover auf den Erdtrabanten zu bringen, der Audi Lunar Quattro heißt. Alfred Vollmer

Die bereits 2002 speziell für Honda entwickelte und derzeit in der E-Version des Renault Fluence sowie im Ford Fusion Hybrid integrierte Luftkühlung soll als optimierte Variante ab 2016 für 48-V-Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz kommen.
Bei der Flüssigkeitskühlung befinden sich Kälteplatten innerhalb des Batterie-Behälters; durch den sekundären Kühlkreis fließt ein auf Glykol basierendes Kältemittel.Diese Technologie kommt seit dem zweiten Halbjahr 2014 in der Mercedes S-Klasse zum Einsatz und wurde ursprünglich für das E-Smart entwickelt. Das kältemittelgekühlte Batterie-Wärmemanagement-System von Valeo setzt auf einen direkten Austausch mit Kältemittel, das von einer zweiten Schleife des Klimasystems kommt. Es nutzt ein mehrstufiges, extrudiertes Wärmetauschmodul mit einem speziellen Kreislauf und wird die Batterie eines deutschen Plug-In-Hybriden ab Herbst 2015 kühlen.

Batterie laden

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Valeo gewährte einen Blick in den 300-V-Generator eines Range-Extenders, wie er für den BMW i3 optional verfügbar ist. Valeo

Daimler zeigte auf seinem Stand eine kleine Demo zum induktiven Laden und wies mit „Electrify! Your life“ auf seine E-Mobility Services hin. Da derzeit mehrere induktive Ladeverfahren um den Standard kämpfen, herrschte ansonsten auf der IAA quasi Funkstille rund um das induktive Laden.
Valeo stellte ein On-Board-Ladegerät mit 3,5 kW Nennleistung aus, das einen Wirkungsgrad von 96 % aufweist. Der Charger ist für unterschiedliche Batterietechnologien in Plug-In-Hybriden geeignet und bereits im Volvo V60H auf der Straße. Auf der IAA gewährte Valeo zudem einen Blick in den 300-V-Generator eines Range-Extenders, wie er für den BMW i3 optional verfügbar ist.

Alfred Vollmer

Redakteur AUTOMOBIL-ELEKTRONIK

(av)

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