Insbesondere der Großanlagenbau sieht sich derzeit einer ausgeprägten Volatilität gegenüber. Ob die Entwicklung eine Wiederkehr der bis vor 15 Jahren branchenüblichen Zyklen ist, oder ob die verschiedenen Ursachen für die Schwankungen das Geschäft heute unberechenbar machen, blieb dabei offen. „Für den deutschen Großanlagenbau muss das ‚Normal-Null‘ neu und wahrscheinlich auch niedriger gesetzt werden“, erklärte Jürgen Nowicki, Sprecher der Geschäftsführung bei Linde Engineering im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Engineering Summit 2016. Dieter Rosenthal, Geschäftsführer beim Metallurgieanlagenbauer SMS zeigte, dass die langfristigen Wachstumstreiber für den Anlagenbau intakt sind, während Jens Michael Wegmann, Vorstandsvorsitzender des Geschäftsbereichs Thyssenkrupp Industrial Solutions AG, betonte, dass der Großanlagenbau künftig nicht mehr vor allem Großprojekte aquirieren wird, sondern auch in weiteren Geschäftsfeldern wie dem Service wachsen will.

Weitere Themen des Engineering Summit 2016

Gleich mehrere Referenten betonten, dass die Qualifikation der Mitarbeiter und Ingenieure ein zentraler Wettbewerbsfaktor ist: Diese müssen ‚Unternehmer im Unternehmen‘ sein. Wie diese zu finden und zu entwickeln sind, zeigte beispielsweise Jan-Christoph Schüler, Country HR Manager, ABB Deutschland, in seinem Vortrag.

Am zweiten Kongresstag wurden vor allem Perspektiven aufgezeigt: Die Engineering-Chefs Dr. Jürgen Hinderer, Bayer, und Christian Wissel, Covestro, stellten dar, wie sich die betreibereigenen Ingenieurabteilungen der Chemie aufstellen, um das erwartete Wachstum mit Engineering-Partnern bewältigen zu können. Auch der Aspekt einer effizienten Organisation globaler Planungsprozesse wurde sowohl aus Sicht des Großanlagenbaus als auch des Mittelstands intensiv diskutiert. Markus Ströbel, Geschäftsführender Gesellschafter beim Spezialmaschinenbauer Bausch+Ströbel, zeigte einen interessanten Ansatz, wie mittelständische Maschinenanbieter kooperieren können, um gemeinsam Projekte abzuwickeln.

Im Themenblock ‚Technologie & Zukunft‘ wurde schließlich der Einfluss der Industrie 4.0 und die Chancen und Herausforderungen von Big-Data dargestellt. Clemens Pulles vom Energieversorger Shell stellte eine Cloud-Lösung für die Abwicklung von Projekten vor. Chemietechnik-Chefredakteur Armin Scheuermann betonte, dass viele der aktuell im Zusammenhang mit der Industrie 4.0 diskutierten Entwicklungen zwar bereits vor Jahren entwickelt wurden, damals allerdings überwiegend getrieben von den Technikern an der Basis. Der nächste Engineering Summit soll im Juni 2017 stattfinden.


 

(sk)

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