Wegen des verheerenden Unwetters Sandy, das Anfang November über die Ostküste der USA fegte, fielen die Besucherzahlen insgesamt etwas geringer aus als in den Vorjahren. „Wir hatten viele kurzfristige Absagen von Teilnehmern, die sich zu Hause um Sturmschäden kümmern mussten“, so ein Rockwell-Mitarbeiter. Dennoch, der Andrang bei Veranstaltungsbeginn hat schon etwas wie der Massenstart eines Marathons. Zwei Tage sind auch relativ kurz, um die Neuheiten und Lösungen von Rockwell Automation und der etwa 120 Partnerunternehmen zu entdecken. Denn parallel zur Hausmesse, findet ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm statt mit Dutzenden von Hands-on-Kursen, Technologievorträgen und Themen-Sessions, das stark frequentiert ist.

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Zentrales Thema der Automation Fair war ‚Studio 5000‘, die künftige Programmier- und Engineering-Software, mit der Rockwell analog zu anderen Automatisierungsanbietern die verschiedenen Disziplinen zusammenführt. Studio 5000 wurde vom Programmiersystem der Steuerungsreihe Logix 5000 abgeleitet und bildet die Basis für alle Design- und Entwicklungs-Werkzeuge, mit denen die Konfigurations- und Programmierinformationen über die gesamte Steuerungsplattform genutzt werden können. Zum Start im Dezember umfasst das Tool zunächst den Logix-Designer zum Programmieren und Konfigurieren der Automatisierungssysteme ControlLogix 5570 und CompactLogix 5370. Spätere Versionen werden zudem Anwendungen für spezielle Entwicklungsaufgaben wie etwa die HMI-Entwicklung, das Management von Programmbibliotheken für wiederverwendbare Komponenten oder die Informations-Integration enthalten.

Über 120 Partner stellten auf Rockwells Automatisierungstreff ihre Produkte und Lösungen vor.

Über 120 Partner stellten auf Rockwells Automatisierungstreff ihre Produkte und Lösungen vor.Redaktion IEE

„Studio 5000 bringt das Integrated Architecture System auf ein neues Level“, sagte Paul Whitney Product Manager von Rockwell auf der Automation Fair in Philadelphia. Anwender müssen ihre Daten nur noch einmal definieren und können diese anschließend im gesamten System nutzen. Das Tool erkennt Daten- und Tag-Strukturen von anderen Systemkomponenten und übernimmt diese automatisch. „Dies erhöht die Effizienz in der Entwicklung und reduziert Programmierfehler“, so Whitney. Dazu beitragen sollen Features wie die künftig direkt in der Steuerung hinterlegbaren Programmkommentare und -beschreibungen. Hier kommt der größere Speicher der aktuellen Logix-Steuerungen zum Tragen. Die Kommentare lassen sich direkt in der Steuerung vorhalten, ohne die Kapazität des freien Arbeitsspeichers zu belasten. Das reduziert den Zeit- und Arbeitsaufwand für Instandhaltung und Fehlersuche.

„Darüber hinaus stellt Studio 5000 eine steuerungsbasierte Alarmgenerierung zur Verfügung – im Gegensatz zu bisher HMI-orientierten Lösungen“, betonte Whitney. Da diese Informationen in der Steuerung liegen, können die Alarmdaten selbst bei einer Kommunikations- oder Netzwerkstörung zwischen HMI und Steuerung nicht verlorengehen.

Panel-Reihe – ohne Multitouch

Aus europäischer Sicht noch Erlkönige sind die Bedienpanel-Reihen Panel-View 5500 und 5300. Während in Deutschland die Multitouch-Funktionalität fast schon ein obligatorisches Feature ist, gibt es die Panels nur mit klassischer Touchbedienung. „Wir untersuchen die Multitouch-Technologien, sehen aber noch zu viele Probleme, gerade hinsichtlich einer zuverlässigen Bedienung bei rauen Umgebungsbedingungen“, so die Begründung eines Rockwell-Mitarbeiters.

Die Panel-Baureihen 5500 und 5300 kommen ohne Multitouch auf den Markt.

Die Panel-Baureihen 5500 und 5300 kommen ohne Multitouch auf den Markt.Redaktion IEE

Servoantriebe mit Einkabel-Anschlusstechnik

Auch die neuen Servoantriebe Kinetix 5500 werden in Studio 5000 integriert. Bei der Antriebsreihe setzt Rockwell erstmals die Smart-Cable-Technologie ein, bei der die Geberrückführung zusammen mit den Motorzuleitungen in einem Kabel und über einen Stecker geführt werden. Die Basistechnologie für die Einkabel-Lösung – Hyperface DSL – steuert der Kooperationspartner Sick bei. Stromversorgung und die Kommunikation der K5500-Antriebe erfolgen somit über ein und dasselbe Kabel. Dies verringert den Verdrahtungsaufwand laut Rockwell um bis zu 60 % und vereinfacht das Applikations-Design und reduziert die Zahl möglicher Fehlerquellen. Darüber hinaus kommt bei der Baureihe erstmals Sammelschienen für die AC-Speisung und den DC-Zwischenkreis zum Einsatz. Beide lassen sich über Steckverbindr von Umrichter zu Umrichter durchschleifen.

Die Verwendung einer einzigen Plattform für Ein- und Mehrachs-Systeme ermöglicht eine nahtlose Skalierbarkeit, zumal die Umrichter sowohl Servo- als auch Induktionsmotoren ansteuern können. Zudem haben die Entwickler darauf geachtet, dass die Servoumrichter in 300er Schaltschränke passen, die von der adressierten Zielgruppe – der Maschinenbau und speziell die Verpackungsindsutrie – häufig installiert werden. „Auf diese Baureihe habe ich gewartet, um im Maschinenbau durchstarten zu können“, betonte Ulrich Arlt, OEM Engineering Manager bei Rockwell. Und wer komplett auf Schaltschränke im Feld auskommen will oder mangels Platz auskommen muss, kann auf die Motor-integrierten Servoumrichter Kinetix 6000M umsteigen – allerdings noch ohne Smart-Cable-Anschlusskonzept.

Stefan Kuppinger

ist Chefredakteur der IEE.

(sk)

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