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Bild 1: Mit einem gemeinsamen symbolischen Druck auf den Einschalter eröffneten die Intertek-Manager das Testzentrum in Kaufbeuren.

Bild 1: Mit einem gemeinsamen symbolischen Druck auf den Einschalter eröffneten die Intertek-Manager das Testzentrum in Kaufbeuren. Alfred Vollmer

Zusätzlich zu seinen Kompetenzzentren für Elektromobilität in Detroit/USA und Shanghai/China bietet Intertek jetzt auch im Allgäu am Standort Kaufbeuren Test- und Zertifizierungs-Dienstleistungen für alle namhaften Zubehör- und Automotive-Unternehmen an. „Als unabhängiger Prüfdienstleister ermöglicht Intertek seinen Kunden einen einmaligen Zugriff auf sein globales Kompetenz- und Labor-Netzwerk“, betonte Roger Grumpelt, der als Manager Elektromobilität für die Test-Aktivitäten in Kaufbeuren zuständig ist, im Gespräch mit all-electronics.de. „Damit baut Intertek seine führende Rolle als Entwicklungs- und Prüfpartner der Automobilindustrie aus.“ Für zuverlässige Tests und die Zertifizierung von Schlüsselkomponenten für alle Elektrofahrzeug-Typen ist ein Faktor von entscheidender Bedeutung, betont Roger Grumpelt, nämlich „eine enge technische und fachliche Vernetzung der Kompetenzzentren, die lokale Präsenz und globale Kompetenz optimal miteinander verknüpft“.

In einem Satz beschreibt Roger Grumpelt die wesentlichen Eigenschaften des neuen Kompetenztentrums: „Nach Investition von mehr als 3,3 Millionen Euro führt das Europäische Intertek-Competence-Center für E-Mobilität in Kaufbeuren auf 3.300 m² Fläche für Entwickler und Hersteller von Ladestationen, für Komponentenhersteller und die Automobilindustrie nun alle erforderlichen Tests in den Bereichen Batterie-Zellen/Batterie-Module/Batterie-Packs bis 800 kg Gewicht, Batterie-Managementsysteme, Ladestationen/Smart Grids, Stecker/Steckverbindungen sowie Komponenten für Elektrofahrzeuge durch.“

Roger Grumpelt: „Nach Investition von mehr als 3,3 Millionen Euro führt das Europäische Intertek-Competence-Center für E-Mobilität in Kaufbeuren auf 3.300 Quadratmeter Fläche nun alle erforderlichen Tests … durch.“

Roger Grumpelt: „Nach Investition von mehr als 3,3 Millionen Euro führt das Europäische Intertek-Competence-Center für E-Mobilität in Kaufbeuren auf 3.300 Quadratmeter Fläche nun alle erforderlichen Tests … durch.“ Alfred Vollmer

„Seit Anfang 2012 haben wir unsere in Deutschland neu aufgebauten Laborkapazitäten im Bereich E-Mobilität schrittweise im Markt platziert. Heute sind wir stolz darauf, bereits für zahlreiche namhafte europäische Fahrzeughersteller und Zulieferer umfangreiche Tests und Zertifizierungen durchzuführen. Mit dem neuen Competence-Center bieten wir der europäischen Zuliefer- und Automotive-Industrie nahe zu ihren Standorten den kompletten Prüfumfang wie auch die langjährige globale Erfahrung von Intertek im Bereich E-Mobilität“, erklärt Joachim Ihrke, Direktor Intertek Commercial & Electrical in Deutschland.

Zur Eröffnung war auch Gregg Tiemann, Division Executive Vice President, Intertek Commercial & Electrical ins Allgäu gereist, um unter anderem folgendes hervorzuheben: „Mit der offiziellen Eröffnung des Competence-Centers in Kaufbeuren komplettieren wir unser globales Labor-Netzwerk für Elektromobilität. Alle unsere Labore arbeiten eng abgestimmt und in ständigem Austausch nach einheitlichen Standards. Intertek gewährleistet seinen Kunden so den weltweit einmaligen Zugriff sowohl auf hervorragende technische Kompetenz, als auch auf erforderliche Test- und Zertifizierungsressourcen. Dynamische Märkte verlangen nach bester globaler Vernetzung und extrem kurzen Reaktionszeiten; all das bieten wir unseren Kunden ab heute auch für das gesamte Portfolio der E-Mobilität.“

Intertek bietet ein weltweites Netzwerk mit mehr als 1.000 Laboren und Büros sowie über 33.000 Mitarbeitern in mehr als 100 Ländern.

Bild 2: Im Zentrum der Testeinrichtung in Kaufbeuren steht eine Schwinganlage, deren Schwingtisch bei Bedarf in einer Klimakammer arbeitet. Die Klimakammer wird hierfür über den Schwingtisch geschoben.

Bild 2: Im Zentrum der Testeinrichtung in Kaufbeuren steht eine Schwinganlage, deren Schwingtisch bei Bedarf in einer Klimakammer arbeitet. Die Klimakammer wird hierfür über den Schwingtisch geschoben.Alfred Vollmer

Umfangreiche Testmöglichkeiten

Im Zentrum der Testeinrichtung in Kaufbeuren steht eine Schwinganlage des Typs TIRAvib59430 AIT-840, deren 1,20 m x 1,20 m großer Schwingtisch in einer Feutron-3705-Klimakammer arbeitet. Die Schwinganlage beschleunigt ein Testobjekt von maximal 750 kg Masse mit bis zu 150 g. Hierfür bringt der Motor eine maximale Kraft von 300 kN/270 kN beziehungsweise 900 kN im Sinus-/Rausch- beziehungsweise Schock-Betrieb auf. Das Prüfobjekt befindet sich während diesen Torturen innerhalb der 4,5 Kubikmeter umfassenden Klimakammer, die im Temperaturbereich von -60 °C bis +150 °C für eine Luftfeuchte von 10 % bis 95 % sorgt.

Batteriepack-Zyklisierer

Bild 3: Roger Grumpelt zeigt all-electronics.de exklusiv die 8-m3-Klimazelle, deren Türmaße 1,90 m (Höhe) x 1,80 m (Breite) betragen. Sie ist für den Temperaturbereich von -60 bis  180 °C ausgelegt.

Bild 3: Roger Grumpelt zeigt all-electronics.de exklusiv die 8-m3-Klimazelle, deren Türmaße 1,90 m (Höhe) x 1,80 m (Breite) betragen. Sie ist für den Temperaturbereich von -60 bis +180 °C ausgelegt.Alfred Vollmer

Mehrere „E-Storage DC Power Unit 160 kW“ von AVL ermöglichen zyklische Batterietests mit Ausgangs-Gleichspannungen von 1000 V bei Ausgangsströmen bis zu 600 A. Jeder dieser 530 kg „schweren“ Zyklisierer arbeitet mit zwei kaskadierbaren Kanälen, die auch parallel schaltbar sind, wobei jeder einzelne Kanal für eine maximale Leistung von 160 kW ausgelegt ist. Roger Grumpelt betont, dass Intertek bei derart hohen Leistungen besonderen Wert auf einen hohen Wirkungsgrad und die Netz-Rückspeisung legt.

Klimazelle

In einer Klimazelle des Typs 3708 von Feutron besteht die Möglichkeit, Batterien im Temperaturbereich von -60 bis +180 °C zu testen. Wenn die Ingenieure in der Klimazelle, deren Innenabmessungen 2 m x 2 m x 2 m betragen, Klimatests durchführen, dann ist dies im Bereich +10 bis +95 °C mit einer relativen Feuchte von 10 % bis 95 % möglich. Temperaturänderungen setzt diese Klimazelle sowohl beim Heizen als auch beim Kühlen mit 3,0 K/min um.

Staubtest und Korrosionsprüfung

Bild 4: Die begehbare Salznebelkammer mit Klimaüberlagerung ermöglicht intensive Korrosionsprüfungen.

Bild 4: Die begehbare Salznebelkammer mit Klimaüberlagerung ermöglicht intensive Korrosionsprüfungen.Alfred Vollmer

Eine begehbare Salznebelkammer mit Klimaüberlagerung ermöglicht intensive Korrosionsprüfungen im Temperaturbereich von +20 bis +75 °C mit 35 % bis 93 % Luftfeuchtigkeit. Die Salznebelkammer des Typs Köhler Automotive HKB 6000 weist ein Volumen von 6 Kubikmeter auf und ermöglicht die Untersuchung von Prüflingen mit einer maximalen Masse von 500 kg/m2.

In einer Staubkammer, die im Innern ein Volumen von über 2 m3  hat, kann Intertek Tests gemäß EN 60529, EN 40050-9, ISO 13750 und EN 60034-5 etc. durchführen, wobei die Maschine bis zu 23 m3  Staub pro Stunde umherwirbelt. In einer weiteren Kammer sind IP/IK-Tests möglich.

Bild 6: In speziellen Testeinrichtungen kann Intertek auch untersuchen, wie sich die Exposition von Stäuben auf den Prüfling auswirkt.

Bild 6: In speziellen Testeinrichtungen kann Intertek auch untersuchen, wie sich die Exposition von Stäuben auf den Prüfling auswirkt.Alfred Vollmer

Höhensimulation

In Eigenregie bauten die Intertek-Mitarbeiter eine Unterdruckkammer für Transporttests gemäß UN 38.3 beziehungsweise gemäß IEC 60601-1-11, die ein Volumen von 3 m3 aufweist. Die Kammer ist im Innern 2,20 m lang und weist einen Durchmesser von 0,8 m auf. Im Temperaturbereich von 20 °C bis 30 °C erzeugt und hält die Unterdruckkammer einen minimal erreichbaren Unterdruck von 10 kPa (= 100 hPa = 100 mbar), wobei die Prüflinge eine Flächenbelastung von 500 kg/m2 aufweisen dürfen. Zur Überwachung der Prüflinge sind 20 Durchführungen vorhanden, und auch die Prüflingsüberwachung per USB-Kamera ist möglich.

Bild 5: In Eigenregie bauten Intertek-Mitarbeiter eine Unterdruckkammer mit 3 Kubikmeter  Volumen, die einen Unterdruck von minimal 10 kPa erzeugt.

Bild 5: In Eigenregie bauten Intertek-Mitarbeiter eine Unterdruckkammer mit 3 Kubikmeter Volumen, die einen Unterdruck von minimal 10 kPa erzeugt.Alfred Vollmer

Testbunker

Besonders kritische Tests wie beispielsweise Battery-Abuse-Tests können die Ingenieure in einem auf bis zu 55 °C aufheizbaren Bunker am Rande des Testgeländes durchführen, der im Innern 2,7 m x 3 m x 4 m misst. Kurzschluss-Tests erfolgen dabei über einen automatisch gesteuerten Kurzschluss-Schalter, der Ströme bis 4500 A schalten kann, die bis zu 10 Sekunden lang sogar maximal 9000 A betragen dürfen.  Da die Messgeräte sich in einem durch eine 20 cm dicke dicke Betonwand abgetrennten separaten Raum des Bunkers befinden, stellt auch ein Test im Extrembereich kein Problem dar: Eine eventuell brennende Batterie verbleibt kann dann unter Aufsicht mit automatischer Wasserkühlung bis zum Abschluss ihrer exothermen Reaktion im Test-Bunkerraum verbleiben. Ein Pyrometer misst dabei die Temperatur im Bereich von -20 bis +1200 °C.

Weitere Tests

Darüber hinaus stehen die bereits seit geraumer Zeit am Intertek-Standort Kaufbeuren installierten Testeinrichtungen wie zum Beispiel eine EMV-Kammer für den Bereich 0,15 MHz bis 4 GHz, Arbeitsplätze zur Störimmunitäts- und ESD-Überprüfungen, Einrichtungen zur Überprüfung der elektrischen Sicherheit gemäß ETL/GS/CE, Anlagen zur Energieeffizienz- und Umweltprüfung etc. auch für die Batterietests zur Verfügung. Bei sämtlichen Tests zeichnet Intertek die Messwerte mit Datenloggern auf.

Alfred Vollmer

ist Redakteur der Zeitschriften AUTOMOBIL-ELEKTRONIK und emobility tec sowie von all-electronics.de

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