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In diesem Jahr schätzt der ZVEI, dass die Elektroindustrie in Deutschland ein Produktionsplus in Höhe von zehn Prozent und damit wieder mehr als 180 Mrd. Euro Umsatz erzielt. 2012 könnten dann fast 190 Mrd. Euro Umsatz und damit ein neuer Rekordwert erreicht werden. Und wie sieht es im Freistaat Bayern aus? Allein die Mitgliedsfirmen des ZVEI Bayerns erzielten im vergangenen Jahr 58,3 Milliarden Euro, also annähernd 20 Prozent des Gesamtwertes aller bayerischer Industriezweige  von 310 Milliarden Euro, so der ZVEI-Vizepräsident und Vorsitzende der ZVEI-Landesstelle Bayern, Kommerzialrat Prof. Dr. Dr. h.c. Anton Kathrein (siehe auch Seite 25 in diesem Heft). Und nach ersten Schätzungen werden die bayerischen ZVEI-Mitgliedsfirmen in diesem Jahr gemeinsam auf über 63 Milliarden Euro kommen.

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Vereine und Kooperationen

Transmissionsriemen für den wirtschaftlichen Erfolg der Elektronik- und Elektrotechnik-Branche sind die zahlreichen Vereine und Kooperationen, in denen sich Firmen zusammenschließen beziehungsweise mitarbeiten. An erster Stelle ist hier Bayern Innovativ zu nennen, die Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer des Freistaats Bayern, die seit über 15 Jahren immer neue Kooperationen für die Innovation von morgen schmieden. Ein Beispiel ist die Bayerische Innovations- und Kooperationsinitiative Elek-tronik/Mikrotechnologie BAIKEM auf die wir Ende dieses Artikels detailliert eingehen.

Ein weiteres Beispiel ist die Strategische Partnerschaft Sensorik e. V. (SPS). Das zentrale Ziel des Technologie-Netzwerkes ist es, die Marktchancen bayerischer Sensorik-Unternehmen, die allesamt in der Entwicklung, in der Produktion, im Vertrieb oder in der Anwendung von Sensoren aktiv sind, zu erhöhen. Derzeit sind über 50 Mitglieder aus der Industrie und Wissenschaft aktiv. In gemeinschaftlichen Projekten – sowohl bei den Grundlagen, als auch bei den Applikationen – können so die in Bayern verteilten Ressourcen optimal genutzt werden.

Zwischen Nürnberg und Fürth fuhr die erste deutsche Eisenbahn. Kaum verwunderlich also, dass sich in dieser Gegend CNA – Center for Transportation & Logistics Neuer Adler e.V. gegründet hat. Aufgabe dieses Clusters für Bahntechnik ist es, durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen einen Beitrag zu leisten, Forschungsergebnisse noch schneller als bisher in marktfähige Produkte zu überführen und die Innovationsdynamik in Bayern weiter zu erhöhen. Rund 100 Unternehmen und Institutionen sind derzeit Mitglied im Verein. Darunter  so bekannte Unternehmen wie Gustav Klein, Kayser Threde, Knorr Bremse, Leoni, MEN Mikro Elektronik, Siemens und Telefunken. Projekte, an deren Entstehung und Umsetzung der CNA e.V. maßgeblich beteiligt war sind beispielsweise der innovative getriebelose Antrieb Intra oder auch das Projekt Orinoko, für das Verfahren einer neuen adaptiven Steuerungsstrategie des Individual- und öffentlichen Personennahverkehrs.

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Die Silizium-Schmieden

Neben der riesigen TI Analog-Fab in Freising gibt’s im Freistaat, genauer gesagt in Landshut, eine weitere bayerische Silizium-Waferfab mit wechselvoller Geschichte. Im Jahr 2008 entstand dort aus der ehemaligen Renesas/Hitachi-Fertigungsstätte die LFoundry, über deren Standort Anfang September das Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Und in Bayern kann es auch alles recht schnell gehen: schon am 17. Oktober konnte der Bayerische Wirtschaftminister Martin Zeil für den Standort wieder den Startschuss geben: Eingezogen ist die finnisch/russische Optogan-Gruppe, um dort mit zum Start rund 100 Mitarbeitern High Bright-LEDs zu fertigen und zur zweitgrößten LED-Chip-Produktionsstätte in Europa aufzusteigen.

Die zum Siemens-Konzern gehörende Osram Opto Semiconductor betreibt nicht nur in Penang/Malaysia, sondern auch in Regensburg eine Chipfertigung und baut diese von 4- auf 6-Zoll-Scheiben um, um in InGaN-Technik weiße LEDs fertigen zu können. Beide Maßnahmen sollen bis Ende 2012 die Chipkapazität für weiße LEDs nahezu verdoppeln. Außerdem hat Osram Ende August eine Pilotproduktionslinie für organische Leuchtdioden (OLED) in Regensburg gestartet. Hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Qualitätsmerkmale ist die Anlage einzigartig und die erste ihrer Art weltweit. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit seiner Initiative OLED 2015, die die Entwicklung organischer Elektronik vorantreibt.

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Hohe Packungsdichte von US-Unternehmen

In und um München ist nicht nur der bedeutendste deutsche Halbleiterhersteller Infineon mit seiner Zentrale vertreten, es herrscht eine hohe Dichte an großen und kleinen amerikanischen Elektronikfirmen mit ihren Deutschland- oder Europa-Headquartern: Intel, Texas Instruments/National Semiconductor, Fairchild, Freescale, Maxim, Linear Technology, National Instruments, Vicor, Cypress, Avnet und auch die EDA-Firmen Synopsys, Mentor Graphics und Cadence, um nur einige bekannte Namen zu nennen. Ist es die gute Luft? Ist es die Nähe zu den Bergen? Das Oktoberfest? Wohl nicht, sondern eher handfeste wirtschaftliche Argumente für den Standort mit sehr nahen, weltweit bekannten Unternehmen wie Siemens, BMW, Audi.

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Bretter für die Welt

Auffällig ist die relativ hohe Anzahl an bayerischen Unternehmen von Weltrang, die sich mit der Entwicklung und Herstellung von CPU-Boards und CPU-Modulen beschäftigen. Beispielhaft seien hier Congatec, DSM, Kontron, MEN Mikro Elektronik und TQ Components genannt. Platzhirsch darunter ist wohl die durch organisches Wachstum, aber auch durch zahlreiche Zukäufe auf einen Umsatz von über einer halben Milliarde Euro angewachsene Kontron AG in Eching.

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Messtechnik und Antennen

Im Bereich der elektrischen Messtechnik-Hersteller mit ur-bayerischem Hintergrund ragt seit mehr als 75 Jahren mit deutlichem Abstand das in München ansässige selbstständige Familienunternehmen Rohde & Schwarz heraus: mehr als die Hälfte des im Geschäftsjahr 2010/2011 erzielten Umsatzes von ca. 1,6 Mrd. Euro  wird weltweit mit der Messtechnik erzielt. Dicht gefolgt von der in Rosenheim ansässigen Kathrein-Gruppe, die seit über 90 Jahren die Antennentechnik im Fokus hat. Im Jahr 2010 konnte unter Leitung von Prof. Dr. Anton Kathrein, dem Sohn des Firmengründers, ein Umsatz von 1,135 Mrd. Euro erzielt werden. Tendenz weiter stark steigend (siehe auch sein Kommentar auf Seite 25).

Für die vielen, etwas kleineren familiengeführten Mittelständler mit bayerischem Hintergrund sei an dieser Stelle noch auf den Messtechnikspezialisten Meilhaus Electronic verwiesen. Hat doch der Firmenchef Albert Meilhaus ein ganz besonders Messgerät in seinem persönlichen Eigentum: Die Taschenuhr des eingangs erwähnten König Ludwig II., die er in seiner Todesstunde bei sich trug.

 

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BAIKEM

BAIKEM – eines der führenden Netzwerke für Elektronik und Mikrotechnologie

Die Ausganssituation
Elektronik und Mikrotechnologie gehören zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Sie prägen das Innovationstempo in zahlreichen Branchen, von der Informations- und Kommunikationstechnologie über die Automobilelektronik bis zur Medizintechnik. Bayern ist hier eine besonders innovationsstarke Region mit einer leistungsstarken Wirtschaftsstruktur, geprägt von renommierten Konzernen, weltweit agierenden kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie hervorragenden wissenschaftlichen Instituten und Universitäten. Zudem zählen Elektronik und Mikrotechnologie zu den umsatzstärksten Branchen in Bayern mit einer hohen Exportrate.

Das Netzwerk
BAIKEM – die Bayerische Innovations- und Kooperationsinitiative Elektronik/Mikrotechnologie – ist mit mehr als 3500 Unternehmen und 400 wissenschaftlichen Instituten aus 32 Ländern eines der führenden Netzwerke der Branche. Internationale Unternehmen aus der gesamten Wertschöpfungskette, vom Materiallieferanten bis zum Endgerätehersteller sowie renommierte Forschungseinrichtungen und –verbünde setzen innerhalb des Netzwerkes Innovationsimpulse in allen Wertschöpfungsstufen der Elektronik und Mikrotechnologie.

Die Ziele und Aufgaben
Unter aktiver Mitwirkung von Firmen und wissenschaftlichen Instituten wurde ein Kooperationsnetzwerk entwickelt, in dem sich potenzielle Kooperationspartner entsprechend ihrer eigenen Markt- und Technologieinteressen finden. Neue Ideen und Entwicklungen, insbesondere in noch nicht etablierten Technologie-Zielmarkt-Kombinationen können so initiiert werden.

Die Bayern Innovativ GmbH als Projektträger wirkt dabei als Strukturbildner, der themenspezifische Kooperations-Plattformen konzipiert und organisiert. Zusammen mit einem informativen, professionellen Internetportal bilden diese Plattformen die wesentlichen Bausteine des sich entwickelnden Netzwerkes.
Besondere Unterstützung erfährt BAIKEM durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie.

Die Vorteile
BAIKEM bietet als richtungsweisende Infrastruktur folgende Kooperations-Plattformen an:

  • Thematisch fokussierte Symposien mit Ausstellung und Kooperationsforen bieten die Möglichkeit, aktuelle Themen zu diskutieren und sich entsprechend der eigenen Kooperationsinteressen einzubringen.
  • Internationale One-on-One Kooperationstreffen für die gezielte Anbahnung nationaler und internationaler Zusammenarbeit.
  • Gemeinschaftsstände auf internationalen High-Tech-Messen eröffnen die Chance zur Präsentation innovativer Produkte sowie der aktuellen Entwicklungskompetenz.
  • Ein professionelles Internetportal ermöglicht Firmenkompetenzprofile und Kooperationsinteressen einzustellen und über ein Intranet regelmäßig Information mit potenziellen Partnern auszutauschen.

Aktiv Mitwirkende aus den Unternehmen: AT&S, ABB, Alcatel, Audi, Baumüller, Bosch, BMW, Continental AG, Degussa, Deutsche Telekom, Diehl, EADS, LPKF, Freudenberg Mektec, Heitec, Infineon, Intel, Jenoptik, Kuka, Kathrein-Werke, Leoni, Lucent, MAN, Mühlbauer, Osram Semiconductors, Semikron, Rohde & Schwarz, Schweizer Electronic, Siemens, Süss Microtec, Tieto Deutschland, Würth Elektronik u.a
Aktiv Mitwirkende aus der Forschung: 3-D MID e. V., ACREO, AMA-Fachverband für Sensorik e. V., Automation Valley, Bayerisches Laserzentrum blz, Bayern Photonics, CAE Leti, Center für Mikrosystemtechnik München CMM, Center for NanoScience CeNS, CSEM, Bayerische Cluster Sensorik und Leistungselektronik, Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt, ECPE e. V., Fraunhofer EMFT, IZM, IIS, IISB, IOF, IMS; Forschungszentrum Karlsruhe, HSG IMAT, IVAM e. V., Cluster Mechatronik & Automation,  NanoTUM, NEXUS, oe-a, VDI-VDE-IT, VdL, VDMA (Bayern), ZVEI (Bayern).

Hans Jaschinski

: stellv. Chefredakteur elektronik industrie

(jj)

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