Peter Häußermann, Leiter Elektrik/Elektronik Telematik bei der Daimler AG, schildert bei der Vorstellung neuer Telematik-Dienste zunächst die Strategie seines Hauses: „Die beste Lösung besteht darin, das Online-System im Auto so flexibel zu gestalten, dass es mit den kurzen Entwicklungszyklen der CE-Branche mithalten kann. Dennoch garantieren wir eine höchstmögliche Integration, um den Bedienkomfort und damit eine minimale Ablenkung gewährleisten zu können.“

Die Facebook-App von Command Online

Die Facebook-App von Command OnlineDaimler

Im Rahmen seines Systems „Command Online“ nutzt Daimler das via Bluetooth-Dial-Up verbundene persönliche Smartphone des Fahrers als Zugangsmedium zum Internet. Über Mercedes-Benz-Apps gelangen die Inhalte dann in das Infotainment-System. So wird ab November 2011 beispielsweise eine Facebook-App zur Verfügung stehen.

Daimler baut dabei einen VPN-Kanal (VPN: virtuelles privates Netzwerk) vom Fahrzeug durch das Smartphone zu einem unter Daimler-Regie betriebenen Application Gateway auf. Dieses Gateway wickelt die Kommunikation mit Internet-Anwendungen wie Facebook ab, um dann die autogerecht aufbereiteten Inhalte an das Fahrzeug zu senden beziehungsweise Daten aus dem Fahrzeug zu empfangen.

Peter Häußermann: Wir garantieren „eine höchstmögliche Integration, um den Bedienkomfort und damit eine minimale Ablenkung gewährleisten zu können.“

Peter Häußermann: Wir garantieren „eine höchstmögliche Integration, um den Bedienkomfort und damit eine minimale Ablenkung gewährleisten zu können.“Daimler

Wenn beispielsweise ein Fahrer wissen möchte, wo sich seine Facebook-Freunde aufhalten, kann er sich über das Mittelkonsolen-Display darüber informieren und deren Aufenthaltsort direkt als Zieladresse ins Navigationsgerät übernehmen. Während der Fahrt sind diverse Funktionalitäten nicht zugänglich, aber einige Basisdaten des Fahrzeugs lassen sich dennoch auch von der linken Autobahnspur bei Facebook posten. Um dabei die Ablenkung des Fahrers möglichst gering zu halten, liefert das System kurze, ortsabhängig aufbereitete Nachrichten an, die sich dann mit einem Knopfdruck als Status im eigenen Profil posten lassen. Hierfür sind in Mercedes-Benz-Fahrzeugen bereits Nachrichten wie „Ich bin gerade auf dem Weg nach/in der Nähe von X“ einprogrammiert, wobei das System automatisch die Standard-Nachricht um Ortsnamen ergänzt, die es aus den Navi-Daten entnimmt.

Ein typisches Beispiel für die autogerechte Datenaufbereitung bei Command Online: Der Wetterbericht

Ein typisches Beispiel für die autogerechte Datenaufbereitung bei Command Online: Der WetterberichtDaimler

Bald will Daimler weitere Apps einführen, beispielsweise für Google Street View und Panoramio by Google. „Mittelfristig sind über ein Dutzend weiterer Mercedes-Benz-Apps geplant, die wir derzeit in Zusammenarbeit mit Partnern entwickeln“, führt Peter Häußermann weiter aus. Dazu zählten beispielsweise der amerikanische Talk-Radio-Betreiber Stitcher, der Kurznachrichtendienst Twitter sowie Musikanbieter wie Pandora in den USA oder Aupeo in Deutschland.

Das Rechenzentrum im Hintergrund (Application Gateway) erledigt dabei nicht nur die fahrzeuggerechte Datenaufbereitung und entsprechende Sicherheitsfunktionalitäten, sondern es übernimmt auch die automatische Aktualisierung und Neuinstallation aller Apps, ohne dass hierfür ein Besuch beim Händler nötig ist.

Prof. Bharat Balasubramanian: „Langfristig wollen wir das Auto zu einer mobilen Kommunikationszentrale ausbauen, die dem Fahrer und seinen Passagieren Zugriff auf alle ihre Daten und Online-Dienste eröffnet.“

Prof. Bharat Balasubramanian: „Langfristig wollen wir das Auto zu einer mobilen Kommunikationszentrale ausbauen, die dem Fahrer und seinen Passagieren Zugriff auf alle ihre Daten und Online-Dienste eröffnet.“Daimler

„Langfristig wollen wir das Auto zu einer mobilen Kommunikationszentrale ausbauen, die dem Fahrer und seinen Passagieren Zugriff auf alle ihre Daten und Online-Dienste eröffnet“, erklärt Prof. Bharat Balasubramanian, Leiter Produktinnovationen und Prozesstechnologien bei der Daimler AG. Diese Lösung werde dann unter dem Strategienamen „@ your Command“ umgesetzt.

Derzeit existierten in dem „elektronischen Babylon“ der etwa 1900 verschiedenen in Deutschland erhältlichen Handymodelle zwar Schnittstellen, aber oftmals sei deren Nutzung noch unkomfortabel. Um beispielsweise das Bluetooth-Pairing zu vereinfachen werde Daimler ab 2013 auf die NFC-Technologie (NFC: Near Field Communication) für den kontaktlosen Datenaustausch mit 424 KBit/s über eine Reichweite von bis zu 5 cm setzen: Wenn sich das Handy vor einer entsprechenden Kontaktfläche im Auto befindet, erfolgt dabei automatisch der Austausch sämtlicher für das Pairing erforderlichen Informationen.

„Die nahtlose Einbindung und sichere Nutzung von Smartphones im Auto wird in Zukunft mit Hilfe des offenen Standards MirrorLink unterstützt“, führt Prof. Balasubramanian weiter aus. MirrorLink ermöglicht den Transfer der Bildschirminhalte des Smartphones in das Mittelkonsolen-Display sowie deren Bedienung über den Dreh/Drücksteller des Fahrzeugs.

Alfred Vollmer

: ist Redakteur der AUTOMOBIL-ELEKTRONIK

(av)

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