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Aber Fachmessen sind natürlich nur ein Mittel von vielen, Fachkräfte einzufangen. Eine beliebtes Mittel um sich als attraktiver Arbeitgeber ins rechte Licht zu rücken sind Zertifikate, die das Unternehmen als besonders gut, familienfreundlich oder kreativ auszeichnen. Bekannte Zertifikate sind beispielsweise ‚Great Place to Work‘, ‚Top Arbeitgeber‘ oder ‚Top Job‘. Die zertifizierenden Unternehmen oder Institute legen Wert auf ihre Objektivität und ihre neutralen Bewertungskriterien, um auch wirklich als Benchmark anerkannt zu werden.
Das Mindener Unternehmen Harting hat sich beispielsweise mit dem Zertifikat ‚Great Place to Work‘ dem Urteil der eigenen Mitarbeiter gestellt, um für sich zu werben. „Die Auszeichnung als ‚Great Place to Work‘ ist in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig, denn sie unterstreicht unser positives Image als Arbeitgeber, was uns auch von unseren Bewerbern bestätigt wird. Für uns ist die sehr positive Bewertung unserer Mitarbeitenden nicht nur Lob, sondern auch Ansporn, unsere Personalarbeit immer weiter zu verbessern“, fasst Dr. Michael Pütz, Vorstand für Personal, Werksanlagen und Recht der Harting Technologiegruppe, zusammen. Wenn sich ein Unternehmen mit einem solchen Zertifikat schmückt, lohnt sich immer auch ein Blick auf die Mitbewerber. Welche vergleichbaren Unternehmen haben die gleiche Auszeichnung bekommen? Wie viele Firmen haben sie bekommen? Wie oft ist das Unternehmen schon ausgezeichnet worden? Auf jeden Fall verrät ein solches Zertifikat Einsatz seitens des Unternehmens. Denn die Teilnahme an den Zertifizierungen ist mit Aufwand und Kosten verbunden. Auch auf der SPS sind zertifizierte Unternehmen präsent.

Mehr als nur Geld

Fachkräftemangel bei Ingenieuren

Vor allem Maschinenbauer sind gesucht
Nach Angaben des Verein Deutscher Ingenieure (VDI) steigt die Nachfrage bei sämtlichen Ingenieurberufen – außer Architekten und Bauingenieuren – weiter und die Arbeitslosigkeit sinkt. „Erstmals seit 2008 waren wieder weniger als 20 000 Ingenieure arbeitslos. Dieser erneute Rückgang deutet darauf hin, dass sich der Ingenieurengpass eher weiter verschärfen wird“, so VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs. Der Engpass trifft vor allem Unternehmen, die Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure beschäftigen. Hier fehlten 32 000 Personen. Betroffen ist auch der Arbeitsmarkt für Elektroingenieure mit 18 600 fehlenden Ingenieuren. Regional betrachtet ist die Lücke in Baden-Württemberg am größten, wo 19 700 Stellen nicht besetzt werden konnten. In Bayern und in Nordrhein-Westfalen fehlten jeweils 12 700 Ingenieure. Der kleinste Stellenpool lag in der Arbeitsmarktregion Sachsen vor, wo 3 500 Vakanzen für Ingenieure auftraten.

Aber nicht nur mit Arbeitgeberzertifikaten versuchen die Automatisierungsunternehmen dem Kampf um Fachkräfte für sich zu entscheiden. Vor allem bei jungen Ingenieuren wird einiges getan. Das fängt bei guten Einstiegsgehältern meistens nur an. Nach einer Gehaltsanalyse des Unternehmens Personalmarkt verdienen Berufseinsteiger als Elektrotechnik-Ingenieure in den Branchen Auto-, Anlagen-, Maschinenbau und in der reinen E-Technik rund 42 000 Euro im Jahr. Doch nicht nur der schnöde Mammon soll die jungen Ingenieure anlocken. Die Attraktivitätssteigernden Maßnahmen reichen von Trainee- über Weiterbildungsangeboten und Auslandseinsätzen bis zu flexibler Arbeitszeitgestaltung. Das große Ziel dabei ist vor allem die jungen, gut ausgebildeten Ingenieure nicht nur einen guten Berufseinstieg zu bieten, sondern sie auch langfristig an das Unternehmen zu binden. Denn auch wenn das aktive Abwerben von Ingenieuren laut Arbeitsmarktexperten des VDI nicht zunimmt, müssen Unternehmen den Tatendrang und Flexibilität der jungen Arbeitnehmer im eigenen Haus befriedigen, damit sie nicht zu neuen Horizonten aufbrechen. Vor allem weil auch im Ausland deutsche Ingenieure einen ausgezeichneten Ruf geniesen und mit dem Versprechen der großen, freien Welt gut ausgebildete Fachkräfte aus Deutschland fortlocken. Auch wenn es aufgrund der wackligen wirtschaftlichen Lage in manchen europäischen Nachbarländern momentan eher so aussieht, dass Deutschland als Arbeitgeberland wieder deutlich an Attraktivität gewinnt. Die Goethe Institute in Madrid, Barcelona, Rom, Athen oder Dublin melden plötzlich ein sprunghaft gestiegenes Interesse gerade von jungen Menschen an ihren Deutschkursen. Viele erhoffen sich neue berufliche Perspektiven.

Frauenpower

Auch Ingenieurinnen – egal ob Berufseinsteiger oder Profi – werden gesucht. Denn viele Unternehmen fanden gezielt nach Frauen für ihre Teams. Nicht um irgendwelche Quoten zu erfüllen, sondern um verschiedene Perspektiven und Herangehensweisen – die bei den Geschlechtern ja oft unterschiedlich sind – zu kombinieren und so erfolgreichere Teams zu bilden. Um gut ausgebildete Frauen mit Familie zu unterstützen und an das Unternehmen zu binden setzen viele Firmen auf flexible Arbeitszeitmodelle, fließende Eingliederung nach der Elternzeit oder auch Home-Office. „Auch Projekte zur Lösung gesellschaftlicher Aufgaben sind für Frauen immer interessant,“ erklärt Dr. Sonja Dulitz, Bereich Berufsbildung und Ingenieurausbildung beim ZVEI, „Denn Frauen fragen immer nach dem ‚Wofür tue ich das?‘“

Auf Erfahrung bauen

Bei dem ganzen Hype um fehlende Nachwuchsingenieure und zu wenig Studenten in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen verlieren die Unternehmen aber auch die erfahreneren Semester nicht aus den Augen. Ganz wichtig ist den Unternehmen dabei, das Wissen und Know-how der erfahrenen Ingenieuren an die Jungen weiterzugeben. Sie bilden Teams, die idealerweise nicht nur vom Geschlecht, sondern auch vom Alter her gemischt sind. Auch Paten-Programme, bei denen gestandenen Ingenieure einen oder mehrere Jungspunde betreuen, sind nicht selten. Weiterbildungen oder Projekt- und Personalverantwortung sollen die erfahrenen Ingenieure anlocken. Trotz allen Jobverlockungen legt man Wert darauf, eine Technik- und keine Jobmesse zu sein. Trotzdem ist es schön zu sehen, wenn die Personalecke der Unternehmen aus mehr besteht als nur ein paar an die Wand gehefteten DIN-A4-Zetteln mit Jobangeboten. Denn wo könnten sich Technologie-Unternehmen besser präsentieren, als inmitten ihrer Technik?

Harald Wollstadt

: ist Chefredakteur der IEE.

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