Der PCB & EMS Marketplace mit seinen Kommunikationsbereichen Speakers Corner, Meeting Corner und Lounge Corner hat sich als ein Treffpunkt der europäischen Leiterplatten- und EMS-Branche etabliert. Messe München

Der PCB & EMS Marketplace mit seinen Kommunikationsbereichen Speakers Corner, Meeting Corner und Lounge Corner hat sich als ein Treffpunkt der europäischen Leiterplatten- und EMS-Branche etabliert. (Bild: Messe München)

Zweifelsohne befindet sich die deutsche Leiterplattenbranche im Aufwind – wenn nicht sogar in Sektlaune: Der Umsatz der Leiterplattenbranche in der DACH-Region (Deutschland, Österreich und der Schweiz) wächst rasant. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte sich der Wert im März 2017 um 13,6 Prozent. Insgesamt schloss das erste Quartal 8 Prozent über dem Vorjahreszeitraum ab, berichtet der ZVEI-Fachverband PCB and Electronic Systems. Umsatz und Auftragseingang erlangten die höchsten Absolutwerte seit 15 Jahren. Auch das zweite Jahresquartal stimmt optimistisch: Der Juli-Umsatz der Leiterplattenhersteller in der DACH-Region übertraf den im Vergleichsmonat des Vorjahrs um 12 Prozent. Die ersten sieben Monate verzeichneten in Summe eine Steigerung um 8,6 Prozent, berichtet der ZVEI weiter. Das spiegelt sich denn auch im Auftragseingang wider: Der ist um 13,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Kumuliert von Januar bis Juli übertrafen die Bestellungen den gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres um 15,8 Prozent.

Insbesondere Unternehmen der Automobilindustrie hatten Aufträge, die an asiatische Unternehmen verloren waren, kurzfristig zurückgeholt. Ursache waren dortige Lieferengpässe bei Kupferfolien. Dadurch bleiben Deutschland und Europa bei der Fertigung von Leiterplatten weiterhin sehr gefragt. In der Region sind Hersteller und Zulieferer konzentriert – diese Nähe bringt Flexibilität und spart Zeit. Die komplette Lieferkette in Europa sichert zudem mit ihrer effektiven Zusammenarbeit den Erfolg technischer Neuentwicklungen. Langjährige und gut ausgebaute Netzwerke ermöglichen darüber hinaus einen intensiven Wissenstransfer auch mit kleinen und mittleren Unternehmen.

 

Im Kontext zum internationalen Parkett der Leiterplattenindustrie relativiert sich die Euphorie – die Musik spielt auch weiterhin in Asien: Asien vereint 91 Prozent des globalen PCB-Umsatzes auf sich, Amerika trägt noch 5 Prozent und Europa die restlichen 4 Prozent bei. Neben massenproduzierten Leiterplatten fordern aber Medizintechnik, Militär sowie Luft- und Raumfahrt zunehmend komplexere Baugruppen wie HDI-, flexible und Starrflex-Leiterplatten. Eine Chance für High-Tech-PCBs aus Europa, denn hier punkten Qualität, Stabilität, Flexibilität und Beratungsleistung.

 

PCB & EMS Marketplace: Was erwartet Besucher und Aussteller?

Die productronica bietet seit dem Jahr 2011 mit der Etablierung des PCB & EMS Marketplace ein Forum für die gesamte PCB- und EMS-Branche. Es ist der Treffpunkt für alle, die sich für das gesamte Spektrum der Schaltungsträger- und Leiterplattenfertigung interessieren oder die optimal passende Systemlösung von einem Dienstleister für Electronic Manufacturing Services (EMS) suchen. Die gesamte Halle B3 der von 14. bis 17. November 2017 in München stattfindenden Leitmesse für Elektronikfertigung ist diesen beiden Branchen gewidmet. Zentral platziert bietet der Marktplatz Ausstellern und Besuchern vielfältige Informationsmöglichkeiten rund um das Thema Leiterplatten- und Schaltungsträgerfertigung sowie EMS. Welchen Andrang dieser Cluster während der productronica 2015 hatte, zeigt die Auswertung der Besucherbefragung. Laut Messe München wurde das Rahmenprogramm von 92 Prozent der Besucher mit „ausgezeichnet“ bis „gut“ bewertet. Auf der productronica 2015 trafen 15.992 Besucher auf 300 Aussteller, die ihre Produkte im Bereich PCM & EMS präsentierten. Auch dieses Jahr dürfte die gestiegene Nachfrage nach High-Tech-Leiterplatten den Andrang auf den PCB & EMS Marketplace beflügeln.

Das PCB

Das PCB & EMS Cluster stellt auch während der productronica 2017 eine solide Basis für die Elektronikfertigung dar. Messe München

Dem Besucher bieten sich einige Ausstellungs-Highlights. Ein Beispiel ist Posalux aus dem Schweizer Biel: Als Aussteller der ersten Stunde hat das Unternehmen auch auf der productronica 2017 hochpräzise Bohr- und Fräsmaschinen für die Leiterplattenfertigung dem internationalen Fachpublikum zu bieten. Mit der Ultraspeed Duo zeigt das Schweizer Unternehmen eine neue Maschinengeneration, die alle Aufgaben vom Prototypenbau über das Herstellen größerer Serien bis hin zur Bearbeitung höchst anspruchsvoller Leiterplatten leistet. Ebenfalls aus dem Land der Präzisionszeitmesser kommt der Leiterplattenhersteller Cicor Technologies. Mit Dencitec fertigt eine neue Technologieplattform Schaltkreise mit extrem hoher Dichte. Neue Funktionen sind so integrierbar ohne die Leiterplatte zu vergrößern. Im günstigsten Fall können durchschnittlich bis zu 70 Prozent der Fläche über alle Lagen eingespart werden.

 

Immer kleinere Strukturen in und auf den Leiterplatten mit einer zunehmenden Anzahl von Bauteilen stellen Test-Spezialisten wie Seica Spa aus Italien vor völlig neue Herausforderungen. Zum einen muss sichergestellt werden, dass eingebettete Bauteile nicht beschädigt werden. Zum anderen lassen Miniaturisierung und der verstärkte Einsatz von Hochfrequenztechnologien kaum mehr Platz für Testpunkte. Das Pilot-V8-System von Seica verbindet Flying-Probe-Technologie mit Hochfrequenz-Tests. Überdies werden die Digitalisierung, Mechatronisierung, Automatisierung sowie die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) die industrielle Fertigung grundlegend wandeln. Davon profitieren Unternehmen wie Schunk aus Lauffen, die an einem Nutzentrenner zeigen, wie intelligente Greifer ohne den Einsatz externer Sensorik die Leiterplattenproduktion optimieren können.

PCB & EMS Marketplace und Highlight-Tag „Zukunftsfähige EMS“

Die Digitalisierung schreitet voran und mit ihr hält die Elektronik in immer mehr Lebensbereiche Einzug. Die Funktionalität der Geräte wird dabei im Wesentlichen auch von der Leiterplatte bestimmt. Auf dem PCB & EMS Marketplace und dem Highlight-Tag „Zukunftsfähige EMS“ in Halle B3 zeigen Leiterplattenhersteller und EMS-Anbieter anhand konkreter Anwendungsbeispiele aus der Automobilindustrie, Medizintechnik, Industrieelektronik und dem Maschinenbau wie sie wachsenden Anforderungen begegnen.

EMS: Von der Produktidee bis zum System

Der steigende Bedarf an elektronischen Geräten über verschiedenste Industrien hinweg beschert auch 2017 den EMS-Dienstleistern ein dynamisches Umfeld. Laut Untersuchungen des Beratungshauses MP Corporate Finance bieten sich die größten Wachstumschancen im Automotive- und Lighting-Sektor durch den steigenden Bedarf an Connectivity und „smarter“ Elektronik. Dazu müssen die Elektronikfertigungs-Dienstleister als “One stop shop” gleichermaßen Kompetenzen im Design, Engineering und der Herstellung vorweisen und Produkte von der Idee bis hin zu After-Sales-Services begleiten. Mit der Zunahme an Dienstleistungen wandern einige EMS-Anbieter dabei in neue Geschäftsmodelle wie JDM (Joint Design Manufacturing) und ODM (Outsourced Design Manufacturing).

 

Daher reichen Fertigungskompetenz und ein Maschinenpark schon lange nicht mehr aus, um am Markt erfolgreich zu bleiben. Die Elektronikfertigungs-Dienstleister müssen immer mehr Risikofaktoren wie das Innovations- und Marktrisiko übernehmen. Prozesstechnik und -führung sowie Logistik und Organisation haben zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die EMS-Unternehmen haben dieser Entwicklung Rechnung getragen, indem sie ihre Kompetenzen gezielt weiterentwickelt und ihre Servicedienstleistungen ausgeweitet haben. So sind sie längst nicht mehr reine „Zusammenbau-Lieferanten“ elektronischer Bauteile, sondern zunehmend „Problemlöser“ beziehungsweise Basis-Design-Anbieter, die auch Leistungen wie etwa den Materialeinkauf übernehmen und sich als wertvolle Partner in der Produkteinführungsphase etabliert haben. Damit ist die Branche auf dem richtigen Weg. An neuen Herausforderungen mangelt es allerdings nicht. Neben Fortschritten in der Leiterplatten-Technologie und der zunehmenden Miniaturisierung zwingen globale Entwicklungen wie steigende Rohstoffkosten, weltweite Krisen oder wachsender Konkurrenzdruck zu ständigen Anpassungen. Letztlich werden sich Auftragsfertiger mit besserem Service und anspruchsvolleren Produkten – geliefert mit noch nie da gewesener Geschwindigkeit – positionieren müssen. Und das bei gleichzeitiger Kontrolle der Kosten und nachhaltiger Fertigung.

Marisa Robles

Chefredakteurin Productronic

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