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"Meine Mission ist es, unsere Kunden dabei zu unterstützen, insgesamt produktiver zu werden." Maximilian Brandl, Vorsitzender der Geschäftsführung von Eplan und Mind8Eplan

Im Engineering lässt sich ein Trend besonders erkennen, das Thema PLM treibt sowohl die Unternehmen als auch Anbieter um. Auch das ‚baukastenorientierte‘, funktional übergreifende Engineering ist auf dem Vormarsch. Das heißt im Wesentlichen, dass Maschinen und Anlagen in kleinere Einheiten zerlegt, als mechatronische parametrierbare Module in einem Baukasten hinterlegt und dann individuell neu konfiguriert werden. Die Methode ist besonders für den Sondermaschinenbau und die Einzelfertigung hochinteressant, da damit insgesamt ein höherer Grad an Standardisierung erreicht wird. So liegt es nahe, dass Brandl die Optimierung von Engineering-Prozessen bis zur integrierten PLM-Lösung als vordringlich erachtet. Im Interview mit der IEE-Redaktion erläutert er seine Intentionen.

In der Politik gibt es die berühmten ersten 100 Tage. Sie führen seit September 2010 nun die Geschäfte von Eplan und Mind8. Wie waren Ihre ersten 180 Tage?

Brandl: Bringt man es auf einen Nenner, so würde ich sagen: hoch interessant, extrem vielversprechend und arbeitsreich. Die ersten sechs Monate sind im Eiltempo verflogen; ich habe mich im Unternehmen gut eingelebt und fühle mich sehr wohl in meiner neuen Rolle. Auch das Geschäft rund um effiziente Engineering-Lösungen gestaltet sich extrem spannend.

Eines Ihrer Ziele war die Steigerung der Effizienz im Engineering-Prozess. Was ist konkret Ihre Mission?

Brandl: Meine Mission ist es, unsere Kunden dabei zu unterstützen, insgesamt produktiver zu werden. In Zeiten voller Auftragsbücher gilt es, den Termindruck in der Produktentstehung zu entschärfen. Mit dem Eplan-Engineering-Center treiben wir durch einen Methodenwechsel die Standardisierung und Automatisierung gewaltig voran. Zudem steht auch die Entwicklung weiterer Schnittstellen in Richtung ERP- und PLM auf meiner Agenda; mit dem Ziel einer noch höheren Effizienz der Prozesse unserer Kunden.

Stichwort Globalisierung – wie sehen Ihre Pläne zur Internationalisierung aus?

Brandl: Wir werden definitiv unsere internationale Präsenz weiter ausbauen. Schon jetzt sind wir in 50 Ländern weltweit präsent. Im Fokus bei der Erweiterung unserer Marktanteile sind das neben einzelnen europäischen Ländern unter anderem Nordamerika und China. Gerade China sehen wir als zentralen Absatzmarkt der Zukunft, in dem wir weiter überproportional Marktanteile gewinnen wollen. Das ist eine unserer Antworten auf aktuelle Marktbedingungen.

Eine Ihrer früheren Stationen war SAP – wie wirken sich Ihre Beratungserfahrungen auf das heutige Business aus?

Brandl: Nun, meine persönliche Beratungskompetenz ist für den Erfolg des Eplan-Geschäfts weniger entscheidend als die Tatsache, dass unser Unternehmen immer anspruchsvollere Beratungsthemen anbietet. Das geht von Implementierungs- und Standardisierungskonzepten bis hin zu komplexen PDM- und PLM-Lösungen. Hier haben wir mit unserer Abteilung Professional Services in den letzten Jahren konsequent Know-how aufgebaut.

Das klingt nach einem Wandel – hin zum ganzheitlichen Lösungsanbieter für die Produktentstehung?

Brandl: Sehr richtig. Der Kunde will heute ganzheitliche Lösungen und wir bieten mit Consulting, Software und Customer Solutions – eben alles aus einer Hand. Hinzu kommt, dass unsere Kompetenz unterschiedliche Themen wie Elektrotechnik, Mechanik und Data Management umfasst. Hier unterscheiden wir uns deutlich von anderen Anbietern, die ihren Schwerpunkt auf nur einer Disziplin haben. Unser rotes ‚e‘ steht also längst nicht mehr nur für die Elektrotechnik, sondern für Effizienz im Engineering.

Sind die Systeme der Eplan-Plattform dafür weiterhin bedeutend?

Brandl: Absolut. Natürlich liegt unsere Kernkompetenz in unseren klassischen CAE-Lösungen für Elektro-, Fluid-, MSR-Technik und Schaltschrankaufbau. Alle Systeme agieren mit der Eplan-Plattform auf einheitlicher Datenbasis und bieten für sich genommen bereits enorme Potenziale, das Engineering durchgängiger und damit effizienter zu gestalten. Natürlich gibt es noch höheren Nutzen, wenn sie gesamthaft eingesetzt werden. Die Plattform selbst hat eine offene Systemarchitektur, die eine nahtlose Integration in den Produktentstehungsprozess eines Unternehmens ermöglicht.

Welche Rolle spielt das Geschäft mit Autodesk-Produkten aus Ihrer Sicht?

Brandl: Eine sehr bedeutende. Aus strategischen Gründen benötigen wir eine solide Basis im wichtigen Mechanik- und PDM-Segment. Vor einigen Jahren haben wir uns deshalb für den Partner Autodesk entschieden. Wir positionieren uns bewusst im gesamten Engineering-Bereich – insofern ist für uns diese Partnerschaft mit dem Vertrieb der Autocad Inventor- und Vault-Produktfamlie ein weiteres Standbein.

Das Eplan Engineering Center (EEC) schlägt die Brücke zwischen Elektrotechnik, Mechanik und Automatisierung. Wo liegen die Vorteile?

Brandl: In den vergangenen Jahren hat sich ein Großteil der Unternehmen darauf fokussiert, innerhalb einer Disziplin, beispielsweise Elektrotechnik oder Mechanik, den Prozess zu optimieren. Der nächste Schritt, um weitere Effizienzreserven zu heben, ist das disziplinübergreifende Engineering. Mit unserem Eplan-Engineering-Center (EEC) bieten wir dafür eine ausgereifte, generische Konfigurationsplattform, die seit Jahren in unterschiedlichen Branchen im Einsatz ist. Unsere Kunden erhalten ein Standardsystem, das sich für eine komplette Prozessunterstützung sehr leicht anpassen lässt. Andererseits bieten wir eine vollständig offene Plattform, die Steuerungen, CAD-Systeme etc. verschiedener Hersteller integriert und so eine maximale Investitionssicherheit für die Abbildung von Standards und Regelwissen bietet.

Passt das EEC denn auch zum Sondermaschinenbau, wo eine Lösung der anderen eben nicht gleicht?

Brandl: Das EEC passt perfekt zum Sondermaschinenbau, weil wir genau dort die Potenziale haben, durch Standardisierung von einzelnen Teilfunktionen – nicht der kompletten Maschine – die Komplexität der Gesamtanlage besser zu beherrschen und damit die Qualität zu steigern und Kosten zu senken. Zusätzlich erlaubt die Parametrierung die flexible Anpassung der Einzelkomponenten an individuelle Kundenanforderungen, so dass in Summe eine höhere Variantenvielfalt zu niedrigeren Kosten realisiert werden kann.

Werfen wir einen Blick auf das Eplan Data Portal. Rund 20?000 der mehr als 65.000 Eplan-Anwender nutzen das Portal. Welche Gründe gibt es dafür?

Brandl: Ganz einfach: Unsere Anwender werden damit schneller. Hinzu kommt: Wenn man im Konstruktionsprozess direkt auf freigegebene Gerätedaten zugreift, werden auch nur die Komponenten verbaut, die verfügbar sind. Zudem lassen sich die Stücklisten-Daten dann fehlerfrei ins ERP-System zurückspielen und dort direkt verwenden. Gute Gründe also für den Zugriff auf´s Portal. Zur Hannover Messe haben wir übrigens eine Technologieerweiterung mit der Integration von Konfiguratoren präsentiert. Rittal Therm und Endress+Hauser sind aktuelle Beispiele.

Herr Brandl, welche weiteren Neuheiten wurden zur Hannover Messe vorgestellt?

Brandl: Das neue Eplan Pro Panel feierte Premiere. Wir zeigten es erstmals in voller Ausbaustufe. Damit wurde eine Engineering-Lösung für den Schaltschrankbau geschaffen, die auch die Fertigung integrativ unterstützt. Apropos Fertigung: Im Rahmen von Best-Practice-Live wurde ein brandneuer Verdrahtungsroboter in Aktion gezeigt. Anhand der Daten aus dem Eplan Engineering Center übernimmt der Roboter nicht nur das Aderrouting, sondern alle fertigungsrelevanten Schritte inklusive Verdrahtung. Das war ein absoluter Publikumsmagnet.

Harald Wollstadt

: Chefredakteur der IEE

(hw)

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