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Mit RiLine Compact steigt Rittal in das Marktsegment der Kleinverteilungen ein. (Bild: Rittal)

Herr Schell, wo drückt den Schaltanlagenbauern der Schuh?

Michael Schell: Unternehmen im Schaltanlagenbau stehen heute unter enormen Wettbewerbsdruck. Kosten müssen stets gesenkt sowie Prozesse im Engineering und der Fertigung optimiert werden. Auch bereits mehrfach produzierte Anlagentypen gilt es immer wieder zu überdenken und nach Einsparpotenzialen zu suchen. Genau hier bietet Rittal mit seinem Stromverteilungssystem RiLine Compact für den kleinen Leistungsbereich neues Einsparpotenzial.

Wie wurde dieser Leistungsbereich denn bislang ‚verdrahtet‘?

Michael Schell: Bisher klassisch, also konventionell mit Leitungen und Aderendhülsen verdrahtet. Waren exakt baugleiche Geräte nebeneinander angereiht, konnte man sich die Arbeit mit Kammschienen etwas vereinfachen. Kommt jedoch ein anderer Gerätetyp zum Einsatz, muss wieder mit Leitungen und Aderendhülsen gearbeitet werden. Das bedeutet Mehraufwand: Leitungen müssen immer korrekt bemessen, zugeschnitten, Aderendhülsen aufgepresst und das Ganze dokumentiert werden.

Wie gelingt Rittal die Kombination zweier Systeme in einem Schaltschrank?

Michael Schell: Unser ‚größeres‘ Sammelschienensystem Riline60 kann Ströme bis zu 1 600 A verteilen und beherrscht auch hohe Kurzschlussströme. Diese Energien sind allerdings für kleine Antriebe oder Steuerung nicht erforderlich, da die Schutzgeräte nur geringe Betriebsströme führen können und die Kurzschlussströme stark begrenzen. Das RiLine Compact System für kleine Steuerungsanlagen mit einem maximalen Strombedarf bis 125 A ist deutlich schlanker. Und unter Einhaltung gewisser Richtlinien, darf man das System auch an das größere Sammelschienensystem anschließen.

Welche Funktionen unterstützt das ‚kleine‘ System?

Michael Schell: Das System ist von Grund auf berührungsgeschützt und ermöglicht die Kombination mehrerer verschiedener Geräte auf dem gleichen Board. Neben Adaptern für den direkten Anschluss von Kabel und Leitungen und dem direkten Aufbau von Geräten gibt es für dieses System noch Zusatzmodule für die direkte Ansteuerung von Motoren.

Wie sieht bei Ihren Zusatzmodulen die Schnittstelle zur Steuerungsebene hin aus?

Michael Schell: Die Zusatzmodule lassen sich wie Adapter direkt auf das Board stecken und sind so mit Strom versorgt. Für die Ansteuerung und Überwachung sind separate Klemmen vorgesehen. Darüber lassen sich der Direktstarter- oder Wendestarterbetrieb ansteuern. Bei Störungen wird das Signal potenzialfrei an ein übergeordnetes Steuerungssystem übergeben.

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Die bislang konventionelle Verdrahtung von Verbrauchern im unteren Leistungsbereich lässt sich mit dem kompakten Sammelschienensystem standardisieren, ohne an Flexibilität einzubüßen. Rittal

Bei hohen Leistungen können Fehler große Schäden verursachen. Welche Diagnosemöglichkeiten stellen die Zusatzmodule zur Verfügung?

Michael Schell: Die Überlastsicherung haben wir als eine einstellbare elektronische Schaltung realisiert. Hierüber erkennt das System schon frühzeitig eine mechanische Überlastung des Antriebs und kann einen größeren Schaden oder dessen Totalausfall verhindern. Für den Kurzschlussschutz sind zusätzlich Sicherungen integriert.

Welche externen Anbieter unterstützen Ihr System?

Michael Schell: Mit den Universalgeräteadaptern können Geräte mit Baubreiten von 22,5 mm und 45 mm aller Fabrikate einfach montiert und mit Energie versorgt werden.

Wie binden Sie andere Komponenten ein?

Michael Schell: Mechanisch sind alle Geräte über die DIN-Tragschiene direkt auf dem Adapter befestigt. Für den Leitungsanschluss gibt es passende Geräteadapter, die in Abhängigkeit der benötigen Stromstärke die passenden Leiterquerschnitte unterstützen.

Sie sprechen im Fachartikel von bis zu 30 Prozent Zeitersparnis bei der Montage. Wie setzt sich dieses Zeitpolster zusammen?

Michael Schell: Das Board an sich ist mit den internen Kupferschienen und den Abdeckungen fertig vormontiert und wird einfach nur aufgerastet. Zeitraubende Arbeitsschritte wie das Verschrauben der Sammelschienenhalter oder Zuschneiden von Abdeckungen entfällt. Auch alle Adapter sind nur aufgesteckt. Für den Geräteanschluss gibt es anschlussfertige Leitungen mit Ultraschall-verschweißten Leiterenden. Ein spezielles Zuschneiden und Vorbereiten von Leitern entfällt. In Summe ergibt die Beseitigung dieser Nebentätigkeiten die beachtliche Zeitersparnis bei der Schaltschrankmontage.

Der Aufbau ist das eine, die Planung und Engineering das andere. Welche Hilfsmittel stehen hier zur Verfügung?

Michael Schell: Auf unserer Homepage ist ein 3D Online-Konfigurator verfügbar. Mit diesem Konfigurator können alle Module einfach ausgewählt und grafisch auf dem Board platziert werden.

Wird die Packungsdichte im Schrank nicht irgendwann zu groß und damit die Temperaturentwicklung?

Michael Schell: Sicher, das ein wichtiger Punkt, den man bei der Planung der Schaltanlage aber generell berücksichtigen muss. Den Kühlbedarf können Sie mit Hilfe der Rittal Therm-Software ermitteln und somit durch eine effizient ausgelegte Kühlung den Schaltschrank korrekt klimatisieren und eine Überhitzung der Komponenten vermeiden.

Das Interview führte IEE-Chefredakteur Stefan Kuppinger

SPS IPC Drives 2017 Halle 5, Stand 111


Sammelschienensystem bis 125 A

Stromverteilung auf engstem Raum

Standardisierung von Steuerungs- und Schaltanlagen ist eine der effektivsten Methoden, um Kosten im Engineering und Anlagenbau einzusparen. Dass dies auch bei kleinen Steuerungsanlagen möglich ist, zeigt das Sammelschienensystem RiLine Compact von Rittal. Durch das halterlose und rundum berührungsgeschützte Sammelschienensystem lassen sich verschiedene Schalt- und Schutzgeräte für den individuellen und schnellen Aufbau verwenden. Das spart Zeit und Aufwand im Engineering und später in der Montage.

Der Technologieansatz eignet sich für kleine Steuerungs- und Schaltanlagen mit einem maximalen Strombedarf von 125 A. Dieser Bereich ist heute vorwiegend von der konventionellen Verdrahtung sowie Kammschienentechnik geprägt. Die konventionelle Verdrahtung verursacht wegen der vielen Einzelleitungen einen hohen Aufwand und führt zu einem unübersichtlichen Gesamtaufbau.

RiLine Compact besteht aus einer Grundplatte, in der die Sammelschienen berührungsgeschützt eingebaut sind. Deren Kontaktierung erfolgt über ein Raster in der oberen Abdeckung. Verschiedene Adapter vereinfachen Montage und Anschluss der Schalt- und Schutzgeräte. Daneben stehen verschiedene Funktionsmodule zur Motorsteuerung (Motorstarter und Wendestarter) sowie Leistungsregelung zur Auswahl.

Sowohl die Grundplatten als auch die Komponenten des Systems lassen sich werkzeuglos montieren. Durch den von Beginn an vorhandenen Berührungsschutz ist der Anwender vor spannungsführenden Teilen geschützt. Das erhöht die Sicherheit sowohl für die Anlage als auch für den Anwender und spart Zeit und Kosten.

(sk)

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