Schnellwechsler mit Hydraulikkupplungen sind die Schnittstelle zwischen Fahrzeug und Werkzeug. Damit kann der Anwender seine Werkzeuge zwar zügig austauschen. Allerdings lässt sich die Hydraulik nicht passend für jedes einzelne einstellen. Bei einem Bagger beispielsweise sind häufig Hämmer, Verdichter, Rammen und Fräsen abwechselnd in Betrieb. Jedes dieser Vorsatzgeräte hat aber einen spezifischen Betriebsbereich. Sprich, Druck und Volumenstrom müssen in einem exakt spezifizierten Bereich liegen. Nur so lässt sich zum einen die maximale Leistung erreichen und zum anderen eine Überlastung ausschließen. Kuhn, ein Distributor von Baumaschinen des Herstellers Komatsu, suchte für seine in Europa vertriebenen Bagger eine dem hiesigen Markt entsprechende Universallösung für den schnellen Werkzeugwechsel. Zusammen mit dem auf mobile Maschinenhydraulik spezialisierten Unternehmen Wessel hat er daher einen Kettenbagger mit der Hydrauliksteuerung Tool-Control Plus ausgerüstet.

Die frei programmierbare Steuerung ist für alle Hydraulik- und Steuerungssysteme mit Bordspannung 12 oder 24 V geeignet und kann 16 Werkzeuge verwalten.

Die frei programmierbare Steuerung ist für alle Hydraulik- und Steuerungssysteme mit Bordspannung 12 oder 24 V geeignet und kann 16 Werkzeuge verwalten.Wessel

In der Grundausführung bot die Hydraulik des Baggers nicht die notwendigen Einstellmöglichkeiten. Zwei Druckbereiche ließen sich vorwählen. Außerdem war eine manuelle Verstellung des Volumenstromes vorhanden. Nach der Analyse der bestehenden Anlage haben die beteiligten Experten ein spezifisches Konzept erstellt, alle Komponenten zusammengestellt, fehlende eingebaut sowie die Steuerung programmiert und die Werkzeuge vermessen. Außerdem haben sie die Kennlinien für Volumenstrom und Druck aufgenommen.

Hydraulik-System schnell erweitert

Nach diesem ersten Einrichten ließen sich alle vergleichbaren Bagger schnell und einfach mit der Steuerung aufrüsten. Das serienmäßig im Bagger eingebaute schaltende Sekundärdruck-Begrenzungsventil konnte beibehalten und per Vorsteuerventil zum proportionalen Steuern weiter verwendet werden. Das Einbinden der Steuerung in die elektrischen Systeme des Baggers per vorkonfektioniertem Kabelbaum war ebenfalls schnell erledigt. Dabei verwendet das System weitgehend die im Bagger eingesetzte serienmäßige Ausrüstung wie Fußpedal oder Joystick. Die Tool-Control Plus steuert dazu mit ihren Ausgängen die vorhandenen oder im Einzelfall auch nachgerüsteten Ventile des Hydrauliksystems.

Mithilfe der Steuerung kann der Fahrer nach einem Werkzeugwechsel die jeweils passenden Werte für die Hydraulik per Knopfdruck abrufen und dann sofort seine Arbeit aufnehmen.

Mithilfe der Steuerung kann der Fahrer nach einem Werkzeugwechsel die jeweils passenden Werte für die Hydraulik per Knopfdruck abrufen und dann sofort seine Arbeit aufnehmen.Wessel

Bei den Baggern regelt die zusätzliche Steuerung den Sekundärdruck in der Arbeitsleitung statt wie bisher in zwei Schaltstufen jetzt stufenlos zwischen 100 und 320 bar. Der Volumenstrom wird über Wechselventile entweder per Fußpedal, Taster oder Proportionalgeber vorgegeben. Die Steuerung sorgt dabei für einen konstanten Volumenstrom und für das Einhalten des vorgegebenen maximalen Werts. Ein Freischalten des Rücklaufs, bei dem der Volumenstrom direkt an der Hauptsteuerung vorbei in den Tank gelangt, löst sie über das serien­mäßige Vorsteuerventil aus. Nach der Installation hat der Anwender die Betriebsparameter für acht Werkzeuge programmiert. Der Fahrer kann nun per Knopfdruck die jeweils passenden Werte für das gewählte Werkzeug abrufen. In diesem Fall liegen die baggerbedingten Werte für einen Hammer, vier unterschiedliche Verdichter, eine Fräse, eine Ramme und einen Sortier­greifer zwischen 70 und 200 l/min beziehungsweise 140 bis 320 bar.

Steuerung im Detail

Tool-Control Plus

Die frei programmierbare Tool-Control Plus ist für alle Hydraulik- und Steuerungssysteme mit Bordspannung von 12 oder 24 V geeignet. Je nach Aufgabenstellung wird sie mit Ventilen als separates System aufgebaut oder in die bestehende Vorsteuerung der Maschine integriert. Mit vier konfigurierbaren Ein- und sechs Ausgängen lassen sich bis zu 16 Werkzeuge ansteuern. Die Abmessungen des Gehäuses mit Folientastatur betragen 130 mal 135 mal 50 mm. Ein Schnellverschluss an der Rückseite ermöglicht einen schnellen Ausbau zum Beispiel für nachträgliche Programmierarbeiten. Die zusätzliche Steuerung schränkt die vom Fahrer gewohnte Bedienung des Baggers nicht ein: Sie schaltet sich mit der Zündung automatisch ein. Ein Selbsttest startet, ein Tonsignal bestätigt das ordnungsgemäße Funktionieren. Danach kann der Nutzer mit dem letztgewählten Werkzeug sofort arbeiten. Wünscht der Maschinist ein anderes Werkzeug, wählt er es per Pfeiltasten aus und bestätigt mit ‚Enter‘. Dann ist das neue Werkzeug einsatzbereit.

Christoph Lindemann

ist Mitarbeiter im Vertrieb bei der Wessel-Hydraulik GmbH aus Wilhelmshaven.

Andreas Zeiff

ist Mitarbeiter des Redaktionsbüro Stutensee.

(dl)

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