Der Spagat zwischen immer kleiner werdenden Bauräumen und steigenden Leistungsanforderungen ist für die Hersteller eine Herausforderung. Deswegen optimieren sie jedes einzelne Bauteil. Allerdings steht bei vielen Entwicklungsprojekten in der Elektronikfertigung der Gedanke an die Kennzeichnung der Bauteile erst ganz am Schluss. Dabei übersehen viele Entwickler aber, dass sich im Bereich der Folienetiketten Synergieeffekte nutzen lassen. Sie können Bauraum und Kosten sparen, den Fertigungsprozess optimieren und im Aftersales-Segment durch verbesserte Produktkennzeichnung und Fälschungsschutz zusätzliche Umsatzchancen generieren. Funktionsetiketten können mit vielen kleinen Verbesserungen eine erhebliche Optimierung des gesamten Produktionsprozesses erreichen. Die selbstklebenden Labels sind vollautomatisch applizierbar, was die Integration in den Herstellprozess erleichtert.

Funktions- oder Laserfolien – wann eignet sich was?

Die am weitesten verbreitete Lösung sind bedruckte Etiketten für Warn- und Hinweisschilder, sowie nachbeschriftbare Labels für Typenschilder. Bei richtiger Materialauswahl von Folie und Klebstoff sind diese Folienetiketten für anspruchsvolle Anwendungen geeignet – zum Beispiel für sehr raue Untergründe oder bei hoher mechanischer Belastung. Darüber hinaus ist es möglich, Labels mit RFID-Funktionen oder Fälschungsschutzmerkmalen auszustatten.

Überall dort, wo Elektronik unter rauen Bedingungen zum Einsatz kommt, zum Beispiel in Steuergeräten und Sensoren aber auch in Outdoor-Geräten wie Lawinenverschüttetensuchgeräten, muss sie in Gehäusen vor Feuchtigkeit und Schmutz geschützt werden. Der Druckausgleich mit der Umgebung, die Be- und Entlüftung sind dabei unumgänglich. Hier finden Druckausgleichselemente Verwendung, die als Etikett unkompliziert aufgebracht werden. Ihre luftdurchlässige Membran hält Wasser, Staub und Schmutz von den empfindlichen Bauteilen fern, die eingesetzten Materialien bestehen die gleichen harten Testbedingungen, denen auch das fertige Gerät standhalten muss. In Kombination mit einem Typenschild entsteht ein Funktionsbauteil, das in einem Arbeitsgang aufgebracht werden kann. So lassen sich Prozesszeiten einsparen und die Prozesskosten um bis zu 40 Prozent verringern. Materialaufwand und Anlageninvestitionen reduzieren sich zudem. Hersteller können das Funktionsbauteil dank seiner minimalen Bauhöhe flexibel und platzsparend anbringen, die Montage erfolgt vollautomatisch.

Bei der Verwendung von Laserfolien werden Labels direkt an der Linie per Laser auf Format geschnitten und beschriftet. Die emissionsfreie Laser-Beschriftung findet im Inneren des Materialverbunds unter einem transparenten Schutzlaminat statt. So eignet sich die Color-Laserfolie zur Erstellung eines Schildersatzes, bei dem in einem Beschriftungsprozess die Kennzeichnung für Leiterplatten, Chips oder Gehäuse hergestellt wird. Mit diesem Standardsystem verringern sich die Variantenvielfalt in der Beschaffung, die Lagerhaltungskosten und die Wiederbeschaffungszeit. Neben dieser Optimierung der Kennzeichnung können Folienetiketten als Schutzfolien oder auch im Fertigungsprozess selber eine Rolle spielen. So finden sie etwa bei der Displayabdeckung Verwendung.

Fälschungsschutz, Tracking und Tracing

Mehr als 70 Prozent der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer sind von Produktpiraterie betroffen, hat die aktuelle Studie des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer VDMA ergeben. Fälschungen von Ersatzteilen, Geräten oder gar ganzen Anlagen schaden nicht nur dem Umsatz, sie schaden durch minderwertige Qualität dem Ansehen einer Marke. Im Gewährleistungsfall müssen die Hersteller des Originals nachweisen können, dass der Schaden auf ein nicht authentisches Teil zurückzuführen ist. Der Fälschungsschutz und seine Integration in die Warenkette, um organisierter Produktpiraterie auf die Spur zu kommen, gewinnen deshalb an Bedeutung.

Die Produktprüfung mittels Smartphone erweist sich dabei als geeignetes Tool für den Markenschutz. Sie ist unkompliziert und daher auch für ungeschulte Personen einfach möglich. Das Scannen eines Sicherheitscodes bietet die zuverlässige, komfortable Echtheitsprüfung. Dafür wird ein Sicherheitscode in einen 2D-Code integriert und auf ein Label gedruckt beziehungsweise per Druckverfahren oder Laser direkt auf das fertige Produkt oder Bauteil aufgebracht. Mithilfe der weit verbreiteten Applikation zum Scannen von QR-Codes wird der 2D-Code dann mit der Handykamera erfasst. Der integrierte Link löst die vollautomatische webbasierte Entschlüsselung des Sicherheitscodes aus, welche die Authentifizierung startet.

Daneben eignen sich weitere Fälschungsschutz-Technologien zur offensichtlichen oder versteckten Prüfung: Offene Merkmale wie Hologramme eignen sich sehr gut für den schnellen Check ohne zusätzliche Hilfsmittel. Variabel in Einsatz und Gestaltung erzielen sie einen hohen Wiedererkennungswert. Auch Kippfarben lassen sich gut in die Kennzeichnung integrieren. Je nach Betrachtungswinkel verändert sich ihr Farbeindruck. Hier kommen Sonderfarben zum Einsatz, die nur Sicherheitsdruckereien verwenden dürfen. Eine weitere Möglichkeit sind thermoreaktive Farben, die bei Überschreiten einer bestimmten Solltemperatur den Farbton wechseln oder transparent werden. Dafür erwärmt der Anwender den Aufdruck durch Reiben mit dem Finger und macht so das Prüfmerkmal sichtbar. Damit Händler und Zoll die Fälschungen schnell identifizieren können, liefern ebenfalls integrierte Kopierschutzmuster einen eindeutigen Originalitätsnachweis. Die Königsdisziplin sind dabei digitale Rauschmuster, welche selbst mit der besten Technik nicht zu fälschen sind. Jedes aufgedruckte oder aufgelaserte Muster weist herstellungsbedingt eine statistische Abweichung von der digitalen Quelle ab, die bei einem unautorisierten Kopierversuch potenziert wird. Diese größere Abweichung erkennt ein Lesegerät oder Smartphone, dass das gemessene Ergebnis mit dem digitalen Original auf der sicheren Datenbank des Herstellers abgleicht.

Professionelle Kennzeichnungslösungen

Folien und Etiketten sind ein kleines, unscheinbares Bauteil, das in jedem Fertigungsprozess und jedem Produkt unentdecktes Potential für die Optimierung bietet. Produktentwickler und Hersteller, die sich mit der Frage der Kennzeichnung befassen, sollten diese Möglichkeiten früh im Entwicklungsprozess berücksichtigen. Es kann sein, dass sie vom ersten Fertigungsschritt bis zum Aftersales-Segment Vorteile daraus ziehen.

Michael Spörl

ist Leiter strategisches Marketing von Schreiner Protech

(mrc)

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