Ein Vorteil der Multitouch-Technik ist, dass der Blick des Bedieners weitestgehend auf das Geschehen am Bildschirm konzentriert bleibt, statt durch die Anwahl von Funktionsleisten abgelenkt zu werden.

Ein Vorteil der Multitouch-Technik ist, dass der Blick des Bedieners weitestgehend auf das Geschehen am Bildschirm konzentriert bleibt, statt durch die Anwahl von Funktionsleisten abgelenkt zu werden.Siemens

Es zeichnet sich ab, dass immer mehr Maschinenbauer bei ihrer künftigen Bediensoftware auf Multitouch setzen. „Was nicht funktionieren wird, ist die Technik aus dem Consumer-Umfeld einfach 1:1 auf HMI-Panels zu portieren“, erklärt Peter Wiedenberg Product Manager HMI Software Usability bei Siemens. Notwendig ist ein Paket aus Soft- und Hardware, das den indsutriellen Anforderungen entspricht, einschließlich der Umsetzung im Engineering und in HMI-Geräte. „Für Windows-kompatible Software gehört künftig die Mehrfinger-Touchfunktionalität zum Standard“, zeigt Wiedenberg den Handlungsdruck für HMI- und Scada-Anbieter auf.

Neun Gesten sind genug

Hinsichtlich der für den Industrieeinsatz in Frage kommenden Gesten favorisiert Siemens neun Gesten:

  • Wischen (Swipe) und Streifen (Flick) mit einem Finger, beispielsweise zum Blättern in Alarmlisten ohne Rollbalken oder für Werte-Eingaben
  • Vertikale und horizontale Swipes/Flicks zum Navigieren zwischen Anlagen-/Maschinenbildern
  • Zoomen mittels zwei Fingern,
  • Zweihand-Operationen etwa für die gleichzeitige Bedienung zweier Elemente für den Einrichtbetrieb
  • Zweifinger-Rotation, zum Drehen der Ansicht von 3D-Objekten oder eines Stellrads
  • Mehrfinger-Zangengriff (Pinch), zum Aufruf der Startseite
  • Mehrfinger-Shortcuts, zum Aufruf spezifischer Inhalte oder Funktionen, anstelle von üblichen Schaltflächen oder Tastenkombinationen
  • Login durch Verbinden vordefinierter Punkte auf dem Bildschirm
  • Schriftgesten, zum Beispiel ein Fragezeichen zum Aufrufen des Hilfesystems.

Die Vorteile solcher Gesten liegen auf der Hand: Der Blick des Bedieners bleibt weitgehend auf das Geschehen am Bildschirm konzentriert. „Die Anwahl von Menüs, Funktionsleisten oder zusätzlichen Navigationsschaltflächen lenkt nicht mehr ab“, so Wiedenberg. Desgleichen reduzieren sich die Bedienschritte; die Anzeige wirkt aufgeräumter. Mehrstufige Bedienaufgaben gehen fließender von der Hand. Hinzu kommt, dass die meist natürliche Fingerbewegung zu einer intuitiveren Bedienung führt, die den Einarbeitungsaufwand verringert. Zu den weiteren Möglichkeiten zählt das weiche Ansprechen und Ausklingen von Wisch-, Zieh- oder Drehbewegungen. Außerdem sind mit Zweihand-Fingergesten Verriegelungen leicht umzusetzen, die Fehlbedienungen unwahrscheinlich machen und unbeabsichtigte Eingaben nahezu ausschließen.

Feldstudie bringt Klarheit

Hinsichtlich der Fingeranzahl zeigt die Feldstudie eine Häufung bei zwei und drei Fingerbedienung. Die Mehrheit der Anwender fordert dabei die Bedienmöglichkeit mit Leder-/Schutzhandschuhen. Inzwischen gibt es spezielle Handschuhe, die eine punktgenaue Touchbedienung ermöglichen. „Damit sind die Anforderungen für den industriellen Einsatz aber noch längst nicht erfüllt“, hakt Wiedenberg ein: Die Tauglichkeit im Industrieumfeld steht und fällt nicht zuletzt mit einer eindeutigen Toucherkennung des Displays – gerade auch bei nicht optimalen Umgebungsbedingungen. Kritische Faktoren sind hier nicht nur jede Art von elektrischen Störungen, sondern auch mögliche Einschränkungen der Empfindlichkeit, beispielsweise durch Flüssigkeiten auf der Glasoberfläche. Mit größeren Displaydiagonalen verstärken sich diese Einwirkungen. „Daher muss sichergestellt sein, dass ein ausreichender Störabstand zwischen Nichterkennung und Erkennung einer Touchbedienung besteht. „Dazu sind entsprechende Maßnahmen im Touchscreen-Controller, im PCT-Sensor und im Gerät selbst umzusetzen“, konkretisiert Weidenberg die Hausaufgaben für die Panel-Hersteller. Sind diese gemacht, stellen auch die im Industrieumfeld immer öfters eingesetzten Bildschirmdiagonalen bis 22 Zoll keine unüberwindbare Hürde für PCT-Multitouch-Panels dar, wie sie Siemens auf der SPS IPC Drives zeigt.

Auf der SPS: Halle 2 Stand 201

Peter Wiedenberg

ist Product Manager HMI Software Usability der Siemens AG in Nürnberg.

(sk)

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