Das Unternehmen Atlas Copco Energas zählt in der Turbokompressoren- und -expander-Technologie weltweit zu den führenden Unternehmen und entwickelt sowohl Standardmaschinen als auch maßgefertigte Lösungen. Das Kölner Unternehmen gehört zum Konzern Atlas Copco mit Hauptsitz in Stockholm, Schweden. Seit November 2008 hat das Unternehmen SAP ERP 6.0 im Einsatz. Die komplexen Maschinenlieferungen unterliegen bei dem Unternehmen einigen Besonderheiten, die weder der SAP-Standardversandprozess noch die Lieferfunktionen aus dem Projektsystem (SAP PS) unterstützen.

Beispielsweise ist der Versand nach sogenannten Hauptbaugruppen wie Maschine, Ersatzteile und Werkzeuge organisiert. Außerdem wurden die zu versendenden Komponenten im SAP-System in der Regel während des Fertigungsprozesses verbraucht und liegen somit im Systembestand nicht mehr vor. Ein weiteres Problem ist, dass bestimmte lieferrelevante Materialien dem SAP-System nicht bekannt sind, da es sich beispielsweise um Einzelteile komplexer fremdbeschaffter Komponenten handelt. Teilweise sind auch zeitlich erheblich verzögerte Teillieferungen erforderlich, um die Komponenten zum richtigen Zeitpunkt auf der Baustelle zu haben. Zusätzlich können fast zu jedem Zeitpunkt Stücklistenänderungen auftreten, die sich direkt auf den Versandprozess auswirken.

Unternehmen im Detail

Atlas Copco
Atlas Copco ist ein Industriekonzern, der in den Bereichen Kompressoren, Bau- und Bergbauausrüstungen, Industriewerkzeuge und Montagesysteme international tätig ist. Der 1873 gegründete Konzern hat seinen Hauptsitz in Stockholm, Schweden, und ist weltweit in über 170 Ländern vertreten. 2009 beschäftigte Atlas Copco rund 30.000 Mitarbeiter und setzte rund 64 Milliarden Schwedische Kronen (rund 6 Milliarden Euro) um. Atlas Copco Energas gehört zur Atlas Copco Gas and Process Division und ist Teil von Atlas Copcos Geschäftsbereich Compressor Technique. Das Unternehmen entwickelt und baut Turbokompressoren und Expansionsturbinen für die Gas- und Prozesstechnik. Die Lösungen werden überwiegend in der Öl- und Gasindustrie, in chemischen/petrochemischen Prozessen, in der Energieerzeugung sowie im Luftzerlegungsbereich eingesetzt.

Einzeloperationen im Lieferungsprozess

Um diese Besonderheiten abbilden zu können, nutzte das Unternehmen in der Vergangenheit ein externes Programm, an das die Stücklisteninformationen gesendet wurden. So ließen sich Kommissionierlisten zusammenstellen und an den Versand übergeben. Der im SAP erstellte Lieferschein enthielt einen Fließtext als Beschreibung für die ausgelieferten Komponenten. Das Überwachen erfolgte in den meisten Fällen über Excel-Listen. „Diese Lösung hatte den Nachteil, dass die Stücklisten im externen Programm nur mit hohem Aufwand aktuell zu halten waren und eine Funktion fehlte, mit der wir die komplexen Lieferungen für eine Maschine überwachen konnten“, erinnert sich Dieter Zimmermann, Abteilungsleiter Packaging von Atlas Copco Energas. „Auch das Erstellen der meist erforderlichen Export-Papiere war relativ aufwendig, eine Anbindung an das Atlas-Verfahren des Zolls kaum realisierbar.“

Doppelprogramm für mehr Effizienz

„Unser Unternehmen ist immer um eine nachhaltige Produktivität bemüht. Für die Zukunft war uns daher das bisherige Handling nicht rentabel genug“, so Zimmermann. „So suchten wir mit unserem SAP-Projektpartner Uniorg nach einer Lösung, die den Prozess des Kommissionierens inklusive der genannten speziellen Anforderungen im SAP abbildet und auch mit den Standardfunktionalitäten der Auslieferung koppelt.“ Darüber hinaus sollte ein Tool geschaffen werden, das die Lieferung überwacht.

Im Ergebnis entwickelte Uniorg zwei Programme. Das erste Programm deckt den Aspekt der Kommissionierung ab, liest bei jedem Aufruf die Auftragsstückliste zu den sogenannten Hauptbaugruppen ein und stellt diese übersichtlich dar. Der entsprechende Bearbeiter markiert dann die einzelnen, zu liefernden Komponenten und legt gegebenenfalls die von der Komponentenmenge abweichende Liefermenge beziehungsweise die für die Lieferung fehlende Menge fest. Nach Ausdruck der Kommissionierlisten und der physischen Übergabe der Komponenten anhand dieser Listen übernimmt der Versand per Knopfdruck die kommissionierten Materialien in die Auslieferung. Dabei werden die Lieferinformationen nicht nur im Kundenauftrag, sondern auch im Kommissionierprogramm fortgeschrieben. Das Verpacken erfolgt über SAP-Standardfunktionen sowie über eine Proforma-Warenausgangsbuchung. Im Anschluss kommt das zweite Programm zum Einsatz. Es ermöglicht die terminbezogene Überwachung der gelieferten und noch zu liefernden Materialien.

„Die größte Herausforderung des Projektes bestand für uns darin“, so Uniorg-Projektleiter Oliver Rix, „den Teilprozess des Kommissionierens im Hinblick auf die Konstruktion einerseits und den Export andererseits fachübergreifend zu integrieren“. „Für Atlas Copco Energas ergibt sich allein schon dadurch ein hohes Einsparpotenzial, weil die Informationen zwischen den einzelnen Abteilungen nun systembedingt harmonisiert sind“, sagt Zimmermann und ergänzt: „Einen großen Vorteil bietet uns die neue Lösung mit dem ‚Lieferungsmonitor‘, anhand dessen die verantwortlichen Projektleiter Auskunft über den Lieferstatus geben können und mit dem sich zentral der Lieferstatus überwachen und steuern lässt.“ 

Maja Schneider

: Freie Journalistin in Berlin.

(mf)

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