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(Bild: Marisa Robles Consée)

Zum Auftakt der Feierlichkeiten waren ausgewählte Kunden und Geschäftspartner als langjährige Wegbegleiter geladen.

Zum Auftakt der Feierlichkeiten waren ausgewählte Kunden und Geschäftspartner als langjährige Wegbegleiter geladen. Marisa Robles Consée

Der Mittelstand wird oft als das Herz der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Zu Recht: Mittelständische Unternehmen stemmen den größten Teil der Wirtschaftsleistung, beschäftigen die meisten Mitarbeiter, bilden aus und tragen erheblich zum unternehmerischen Steueraufkommen in Deutschland bei. Einer dieser Mittelständler, der voller Tatendrang seit nunmehr 40 Jahren die Löttechnik vorantreibt, ist Seho Systems. Das betonte auch Markus Walter, der als Geschäftsführender Gesellschafter die Geschicke von Seho Systems seit dem Jahr 2006 leitet. „Seho ist ein solides und gesundes Unternehmen, das kontinuierlich gewachsen ist und von seinem Hauptstandort in Kreuzwertheim/Wiebelbach aus weltweit agiert. Diese 40 Jahre waren geprägt von Höhen und Tiefen – von den fetten Bleifrei-Jahren, aber auch von einer Weltwirtschaftskrise, die dergestalt viele nicht mehr für möglich gehalten haben.“

Erfolgsfaktoren sieht Walter nicht nur in der Innovationskraft des Unternehmens – immerhin fließen jährlich gut 7 Prozent des Umsatzes für Forschung und Entwicklung ins Unternehmen zurück. Vielmehr ist es auch die globale Ausrichtung, die Sehos Innovationskraft beflügeln, ist er sich sicher: „Der globale Wettbewerb ist gut, weil die daraus resultierende Herausforderung uns jeden Tag anspornt und uns auch weiterhin hoffentlich viele richtige Entscheidungen abverlangt.“ Mit Tochterunternehmen und Büros rund um den Erdball sowie vielen langjährigen, internationalen Vertriebs- und Servicepartnern ist Seho weltweit für seine Kunden da, weshalb er betont: „Das bedarf einer guten Führungsmannschaft und ich bin stolz darauf sagen zu können, dass ich die habe“.

Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland

Die Gäste hatten auch die Möglichkeit, sich mittels Werkführung über die aktuellen Lötanlagen zu informieren.

Die Gäste hatten auch die Möglichkeit, sich mittels Werkführung über die aktuellen Lötanlagen zu informieren. Marisa Robles Consée

Gleichzeitig hält Markus Walter als Unternehmer bewusst am Produktionsstandort Deutschland fest, auch wenn das im Hinblick auf die Globalisierung eine zusätzliche Herausforderung ist: „Wir möchten die kompetenten Fachkräfte und Ingenieure sowie die gute Infrastruktur auch weiterhin nutzen.“ Leider sei diese Tatsache noch nicht überall in den Behörden auf kommunaler und Bundesebene verstanden worden. Markus Walter sieht aber auch die Unternehmen mehr denn je in der Pflicht, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Seho engagiert sich hier weit über das übliche Maß hinaus: Das Unternehmen unterstützt beispielsweise Vereine bei der Jugendarbeit, denn in den Augen von Markus Walter „ist die Jugend eine Investition in die Zukunft.“ Auch plant das Unternehmen unter anderem Integrationsprojekte für Neubürger. Die Ausbildung und Förderung junger Menschen wird ebenfalls großgeschrieben: Die Anzahl der Ausbildungsplätze klettert kontinuierlich in die Höhe und wurde 2006 sogar verdoppelt. Derzeit sind 14 Auszubildende in sieben Ausbildungsberufen beschäftigt. Dabei wird mit dem Ziel ausgebildet, den „Nachwuchs“ anschließend in ein festes Arbeitsverhältnis zu übernehmen.

„Die strategische Entscheidung vom Lötmaschinenhersteller hin zum Automatisierer und Problemlöser wollen wir konsequent fortsetzen, um auch in den nächsten Jahren ein solides Unternehmenswachstum zu ermöglichen“, betont Markus Walter und belegt dies auch mit Zahlen und Fakten. So wurden in den letzten Jahren zweistellige Wachstumsraten im Bereich der Transportsysteme erzielt. Zudem wurde in Zusammenarbeit mit IVT Industrial Vision Technologies  auch Lötstelleninspektionssysteme auf der productronica 2013 vorgestellt. Noch dieses Jahr wird der Anlagenbauer im Rahmen von Kapazitätserweiterungen einen Teil der Fertigung auslagern und hierfür ein neues Gebäude am Firmensitz in Kreuzwertheim/Wiebelbach errichten. „Das gibt uns hier am Standort noch mehr Entfaltungsmöglichkeiten, blickt er zuversichtlich in die Zukunft. Auch das Tochterunternehmen in USA, das erst kürzlich ein größeres Gebäude bezogen hat, wird gemeinsam mit einem Partner sein Portfolio erweitern, um die Unternehmensphilosophie „Alles aus einer Hand“ auch auf dem amerikanischen Kontinent weiter zu forcieren.

40 Jahre voller Innovationen

Seho hält derzeit 15 aktive Patente und seit seiner Gründung konnte das Unternehmen erfolgreich 50 Patente anmelden. Wichtige Meilensteine auf dem Siegertreppchen nach oben sind etwa die 1982 auf den Markt gebrachte Doppelwelle mit Gurttransport, die NG1-Stickstofftunnel-Anlage im Jahr 1986 oder die 2002 als Flaggschiff ins Rennen geschickte modulare Wellenlötanlage MWS 2300, die auch für bleifreie Anwendungen geeignet ist, und schließlich die 2014 vorgestellte Selektivlötanlage Power Selective.

Ehrung I: Oliver Freitag von der IHK Würzburg-Schweinfurt überreicht Seho-Chef Markus Walter die IHK-Ehrenurkunde für besondere Verdienste.

Ehrung I: Oliver Freitag von der IHK Würzburg-Schweinfurt überreicht Seho-Chef Markus Walter die IHK-Ehrenurkunde für besondere Verdienste. Marisa Robles Consée

Nicht zuletzt durch die Kundenanforderungen habe sich so mancher Meilenstein ergeben. Heute werde man von Industrie 4.0 vorangetrieben, wo Produkte ihren Fertigungsprozess selbst bestimmen. „Wer immer noch denkt, dass der klassische Maschinenbau von Metall, Zahnrädern und Motoren bestimmt wird, der täuscht sich enorm“, erläutert Walter. Software, Sensoren und Aktoren sowie optische Systeme erhöhen den Automatisierungsgrad nicht nur der Systeme, sondern auch der gesamten Fertigungslinie im rasanten Tempo. „Das geht nicht mehr allein über Mechanik“, bekräftigt er und belegt dies mit einer Anekdote: „Ein Gradmesser dieser Entwicklung war für mich immer der Umfang einer Bedienungsanleitung. Einer meiner ersten Aufgaben als Student bei Seho war das Kopieren von Bedienungsanleitungen. Vor etwa 25 Jahren waren das gerademal 48 Seiten. Heute hat allein die Softwarebeschreibung je nach Maschinentyp einen Umfang von etwa 400 Seiten“, erzählt er mit Verweis auf die zunehmende Komplexität der Systeme und Anlagen. Solche Entwicklungen fordern natürlich auch eine Personaldecke: „Man muss junge Leute bewegen, auch hier nach Bayerisch-Badisch Sibirien zu kommen.“

Gastredner und Ehrungen

Ergänzend zur Begrüßung und Festrede von Markus Walter gaben sich auch hochkarätige Gäste ein Stelldichein: So dankte etwa Wolfgang Jäger, Leiter des Bereichs Wirtschaft, Landesentwicklung und Verkehr der Regierung von Unterfranken, Seho in seinem Grußwort für das Engagement, mit dem das Unternehmen den Wirtschaftsraum Unterfranken stützt: „Sie sind auf dem besten Weg, den digitalen Strukturwandel voranzutreiben und die von der Bundesregierung proklamierte High-Tech-Strategie umzusetzen“, lobte er, der Seho auch in einer Vorreiterrolle in der Elektronikfertigung sieht. Unterfranken zeichnet sich durch eine dynamisch wachsende High-Tech-Industrie aus, zu der auch Seho zählt. Im Anschluss daran betonte Oliver Freitag, Bereichsleiter Innovation und Umwelt der IHK Würzburg-Schweinfurt, in seiner Ansprache, dass man leider schon aus personellen Gründen heraus nicht jeder Einladung zu einem Firmenjubiläum folgen könne. „Im Falle von Seho haben wir aber sofort zugesagt“, bekräftigt Freitag mit Blick auf die enge Zusammenarbeit mit Seho vor allem auf dem Ausbildungssektor. Auch unterstütze Seho die Industrie- und Handelskammer in vielfältiger Hinsicht.

Ehrung II: Ulf Posé vom Senat der Wirtschaft ehrt Markus Walter mit Urkunde, wodurch der Geschäftsführende Gesellschafter Sehos zum Senator der Wirtschaft berufen wird.

Ehrung II: Ulf Posé vom Senat der Wirtschaft ehrt Markus Walter mit Urkunde, wodurch der Geschäftsführende Gesellschafter Sehos zum Senator der Wirtschaft berufen wird. Marisa Robles Consée

Stephan Baur, Geschäftsführer der BMK-Group in Augsburg, Elektronikfertigungs-Dienstleister und Seho-Kunde, blickte in seinem Vortrag auf die technischen Meilensteine von Seho zurück und stellte dabei unter anderem mit einem Augenzwinkern fest, dass die Marke „Apple“ schlichtweg ein Erfolg werden musste, da der erste Apple-Computer im gleichen Jahr auf den Markt kam wie die erste Seho-Lötmaschine und zudem die gleiche Farbe hatte wie das Seho-Firmengebäude im Gründungsjahr 1976. Stephan Baur schaute aber auch tiefer in das Unternehmen und stellte sich die Frage, was ein mittelständisches Unternehmen wie Seho ausmacht. Sein Fazit: Es sind die Mitarbeiter, die sich für das engagieren, was sie tun und es ist die Unternehmensleitung, die ihr Personal dabei jederzeit unterstützt und für eine gesunde und solide Geschäftspolitik sorgt. Seine Präsentation schloss auch eine Videobotschaft der BMK-Belegschaft mit ein, die Seho ein ganz persönliches Geburtstagsständchen brachte und damit auch die enge Verbindung zwischen den beiden Unternehmen unterstrich.

Der Leiter des Lehrstuhls FAPS an der Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Jörg Franke, blickte anschließend in die Zukunft der Elektronikentwicklung und wagte einen Ausblick auf die technologischen Fortschritte der nächsten 40 Jahre, natürlich unter Mitwirkung von Seho. Der Anlagenbauer gehört zu den forschenden Unternehmen der Branche und arbeitet unter anderem auch eng mit dem Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik zusammen. Auf unterhaltsame Art brachte Prof. Dr. Franke den Zuhörern näher, was heute elektronisch schon möglich ist und was uns die Zukunft noch bringen wird.

Berufung in den Senat der Wirtschaft

Markus Walter ist in den Senat der Wirtschaft berufen worden und reiht sich nunmehr unter den Größen wie Prof. Dr. Dr. Franz Rademacher oder Jean-Claude Juncker ein.

Markus Walter ist in den Senat der Wirtschaft berufen worden und reiht sich nunmehr unter den Größen wie Prof. Dr. Dr. Franz Rademacher oder Jean-Claude Juncker ein. Marisa Robles Consée

Ein ganz besonderer Höhepunkt erwartete die Gäste der 40-Jahr-Feier am Ende des offiziellen Teils: Markus Walter wurde in den Senat der Wirtschaft berufen. Ulf Posé, Präsident der Akademie des Senats der Wirtschaft, erläuterte in seiner Ansprache, dass sich der Senat der Wirtschaft aus Persönlichkeiten der Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zusammensetzt, die sich ihrer Verantwortung gegenüber Staat und Gesellschaft besonders bewusst sind. Ziele des Senats der Wirtschaft sind unter anderem die Förderung des Wirtschaftsstandorts Deutschlands im Interesse des Gemeinwohls sowie ethische Werte. Zu den Ehrensenatoren gehören beispielsweise Klaus Töpfer und Jean-Claude Juncker. Eine Mitgliedschaft im Senat der Wirtschaft kann man nicht erwerben, sondern der Senat wählt seine Mitglieder aus. „Ich freue mich über die Berufung in eine Organisation, deren Grundsätze ich uneingeschränkt teile“, so Markus Walter. „Als Geschäftsführender Gesellschafter sind mir Werte wie Fairness, Toleranz, Ehrlichkeit und partnerschaftliches Miteinander wichtig – gegenüber den Mitarbeitern, unseren Kunden und Partnern.“

 

Meilensteine

Forschung & Entwicklung wird bei Seho großgeschrieben: Jährlich fließen etwa 7 Prozent des Umsatzes ins Unternehmen für Forschungsprojekte zurück. Derzeit hält der Anlagenbauer 15 aktive Patente und seit der Firmengründung im Jahr 1976 wurden insgesamt über die Jahre 51 Patente angemeldet. Das schlägt sich in wegweisende Meilensteine nieder – hier nun eine Auswahl:

1982: Die erste Seho Wellenlötanlage der Serie 8000 kommt auf den Markt und entwickelt sich zum „Renner“ für mittlere bis große Fertigungsserien. Die letzte Anlage der 8000er-Serie wurde zum Jahr 2011 gebaut.

1986: Mit der Markteinführung der ersten Stickstoff-Wellenlötanlage NG 1 revolutioniert Seho die Fertigung elektronischer Produkte. Die NG 1 wird 1989 vom neuen Flaggschiff NGW abgelöst, die bis 2004 gebaut wurde.

1987: Seho stellt das erste Reflow-Lötsystem mit Stickstofftunnel, die NGR-10, vor.

1994: Mit der FDS 6000 präsentiert Seho das erste Reflow-Lötsystem mit Vollkonvektion.

1998: Eine neue Technologie ist geboren – Seho stellt sein erstes Selektiv-Lötsystem mit Miniwellen-Lötprozess und Roboterhandling vor.

2002: Seho bringt die neue, modulare Stickstoff-Wellenlötanlage MWS 2300 auf den Markt, die bereits zu diesem Zeitpunkt für bleifreie Lote geeignet ist. Die MWS 2300 setzt neue Standards und ist bis heute im Bereich Wellenlöten technologisch führend.

2007: Seho stellt die Power Selective vor, die den Selektiv-Lötprozess auf ein neues Niveau hebt und im Hinblick auf Flexibilität und automatische Prozesskontrolle nach wie vor unerreicht ist.

2012: Seho stellt das erste AOI-System vor, das direkt in eine Lötanlage integriert ist.

2016: Der Flussmittelauftrag beim Wellenlöten wird mit dem Plasmaprozess auf ein neues Niveau gehoben.

Marisa Robles Consée

Chefredakteurin Productronic

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