Technologiebotschafter

Das Technologiebotschafter-Dasein ist für Lorandt Fölkel ein Hobby. Im Hauptberuf ist er FAE. (Bild: Würth Elektronik Eisos)

Für den Beruf Technologiebotschafter gibt es kein Studium. Was muss man sich darunter vorstellen?

Heutzutage werden Entwicklungsingenieure von Informationen dermaßen überflutet, dass sie selber kaum mehr unterscheiden können, was wichtig und was Humbug ist. Gleichzeitig haben sie wenig Zeit, sind oft so fokussiert, dass sie nicht mehr rechts und links schauen. Mit dem Konzept des Technologiebotschafter versucht Würth Elektronik Eisos in diesem Feld Pionierarbeit zu leisten. Meine Aufgabe ist es, neue Technologien aufzuspüren, mich mit ihnen auseinanderzusetzen und sie beim Entwickler bekannt zu machen. Ich demonstriere Technologien etwa auf Messen oder erkläre die Zusammenhänge in Seminaren und Online-Tutorials.

Welche Themen nehmen Sie in den Fokus?

Ich beschäftige mich seit Jahren mit Energy-Harvesting, also dem batterielosen Betrieb von Geräten. Dieser Bereich dreht sich um autonome Elektronik, also Geräte, die sich energetisch selbst versorgen. In der Industrie kommen sie beispielsweise bei der Prozess- oder Temperaturüberwachung zum Einsatz. Diese Technologie ist seit Jahren auf dem Markt, die zugehörigen Bauelemente sind bei uns sofort ab Lager verfügbar. Wenn ich aber entsprechende Anwendungen in unseren Seminaren vorstelle, machen die Entwicklungsingenieure große Augen und sagen „Wow, so etwas gibt es tatsächlich“. Das ist schon erstaunlich.

Sind Sie Technologiebotschafter im Vollzeitjob?

Nein, das ist eher eine Art Nebenbeschäftigung. Im Hauptberuf bin ich Field Application Engineer bei Würth Elektronik und mehrere Monate im Jahr unterwegs, weil ich das Gebiet Osteuropa, die Ukraine, Russland und die Türkei betreue. Dort unterstütze ich Kunden die Probleme in den Bereichen EMV und Schaltungsdesign haben. Als Kollegen im Marketing ein Gesicht suchten, das die Firma nach außen sichtbar macht, wurde ich gefragt, ob ich Lust hätte. Schließlich bin ich seit 19 Jahren im Unternehmen, war an vielen Neuentwicklungen beteiligt und kenne alle Produkte, die wir derzeit im Portfolio haben. Ich habe zugesagt unter der Bedingung, dass ich weiterhin auch als FAE arbeiten kann. Das Einzige, an das ich mich erst gewöhnen musste, ist die Cartoon-Figur, die es von mir gibt. Die ist zwar ein lustiger Hingucker, aber als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, war meine Reaktion „Oh mein Gott, bin das ich?“ Dann haben die Kollegen mich davon überzeugt, dass man mich als Comicfigur gleich erkennen würde.

Auf der nächsten Seite geht es um die Online-Seite des Technologiebotschafters.

Ein Teil Ihrer Mission findet auch online statt.

Ja, ich berichte zum Beispiel in den sozialen Medien von Messen und Seminaren. Die Postings auf Facebook, Twitter und Linkedin macht unser Social-Media-Team mit mir zusammen. Der Technologiebotschafter hat neben dem Hashtag #askLorandt auch eine eigene Website, über die Ingenieure per E-Mail  Kontakt aufnehmen und Fragen stellen können. Die eingegangenen E-Mails beantworte ich am selben Tag oder spätestens nach 24 Stunden. Wir versuchen so auch Entwickler zu erreichen, die vielleicht nicht in direktem Kontakt zum Außendienst stehen.

Für unseren Youtube-Kanal nehme ich Videos-Tutorials von fünf bis acht Minuten Länge auf. Darin versuche ich das, was ich in Seminaren in der Theorie darstelle, im Labor am praktischen Beispiel greifbar zu machen. Möglichst konkret nach dem Ansatz „Schaut her, das funktioniert so“. Mittlerweile werden unsere Videos recht oft aufgerufen. Manchmal kommen auch Anregungen von Nutzern, die ich bei der nächsten Teambesprechung einbringe. Wir erarbeiten dann ein Mini-Drehbuch dazu. Nach ein oder zwei Takes sind unsere deutschen und englischen Tutorials meistens im Kasten. Hinzu kommen Webinare, die ich meistens in den Zeiten mache, in denen ich nicht unterwegs bin und am Würth Elektronik-Hauptsitz im Labor arbeite. Wir suchen dafür gezielt Themen aus, zu denen Hersteller auf Seminaren mit vielen Fragen konfrontiert wurden. Ich erkläre dann in zwanzig oder dreißig Minuten wesentliche Features.

Technologiebotschafter

Mit seinem Cartoon-Alter-Ego musste Fölkel sich erst anfreunden. Würth Elektronik Eisos

Gibt es Fragen, die Ihnen als Technologiebotschafter immer wieder gestellt werden?

Das ist von Thema zu Thema unterschiedlich. Bei EMV-Seminaren kommt oft die Frage, ob es eine Universallösung gibt – ein Bauteil, das zu 100 Prozent ein bestehendes EMV-Problem beseitigt. Da muss ich immer schmunzeln, denn das gibt es leider nicht. Auch bei anderen Fragen kommt es ab und zu vor, dass ich mich sehr höflich verhalten muss. Wenn ich merke, dass die erfahreneren Ingenieure im Publikum kurz davor sind, loszulachen, sage ich „Das ist zwar eine sehr interessante Frage, aber leider wurde da etwas missverstanden.“

Wurden Sie anhand der Comic-Figur schon einmal erkannt?

Bis jetzt hat mich erst einmal ein Ingenieur angesprochen. Der hatte einen Prospekt von uns dabei, in dem auch mein Cartoon-Gesicht abgedruckt war. Er wollte wissen, ob ich der Lorandt aus dem Prospekt sei. Das musste ich dann bejahen. Das Autogramm, das er haben wollte, habe ich ihm auch gegeben.

Therese Meitinger

ist Redakteurin bei den Hüthig Elektronik-Medien

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