Auf einen Blick

In der Produktentwicklung sind Versuche notwendig, um sicherzustellen, dass die Leistungseigenschaften auch unter den gewünschten Einsatzbedingungen und über lange Nutzungszeiträume hinweg garantiert werden können. Die Qualitätskontrolle muss jedoch auch in einer laufenden Fertigungsüberwachung weitergeführt werden, damit sich eventuell später auftretende Abweichungen sofort feststellen und beheben lassen. Prüfkriterien, welche die Anforderungen von Normen und Standards noch übertreffen, garantieren, dass viel beanspruchte Komponenten wie Steuer- und Anschlussleitungen auch bei hoher Belastung über lange Zeiträume ausfallsicher funktionieren.

In Industrierobotern oder Windkraftanlagen, in großen Papierherstellungsmaschinen oder Achterbahnen – Steuer- und Anschlussleitungen sorgen für den Betrieb unterschiedlichster Produktions-, Energieerzeugungs- oder Freizeitanlagen. Ein reibungsloser Ablauf ohne Ausfälle, Langlebigkeit sowie Sicherheit sind in allen Fällen unabdingbar, denn ein Versagen der Leitung kostet unter Umständen viel Geld. Aus diesem Grund sind umfassende Tests in der Entwicklungsphase sowie kontinuierliche Qualitätskontrollen in der Fertigung wichtige Bestandteile des Entwicklungs- und Produktionsprozesses.

Um Maschinenkomponenten ständig zu optimieren und weiter zu entwickeln, sind Versuchs- und Testanlagen notwendig, welche unter Beweis stellen, dass sich die gewünschten Leistungseigenschaften auch unter hoher Belastung bewähren. Die Stuttgarter Lapp-Gruppe verfügt über ein Versuchs- und Testzentrum mit Testanlagen für die Durchführung anwendungsnaher Tests sowie elektrischer Prüfungen. Dort werden Entwicklungsversuche, Produktüberwachungen, Erstbemusterungen und Vergleichstests durchgeführt.

Anwendungsnahe Prüfanlagen erlauben unterschiedliche Tests von Leitungen in Energieführungsketten mit Beschleunigungen bis zu 50 m/s2 (entspricht dem fünffachen der Erdbeschleunigung). Des Weiteren können Wechselbiegetests und Biege-Knick-Prüfungen, Torsions-Biegetests und verschiedene Arten von Torsionsprüfungen durchgeführt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, trommelbare Leitungen auf einer speziellen Anlage zu testen sowie alle relevanten elektrischen Tests durchzuführen.

Tests mit Beschleunigungen bis zu 50 m/s2

Auch die beiden neuen Leitungen Ölflex Classic 110 und Ölflex Smart 108 wurden vor der Markteinführung im hauseigenen Testlabor ausgiebig getestet und geprüft. Um die Classic-Leitung für eine noch größere Bandbreite von Einsatzgebieten zu qualifizieren, wurden einige weitere Leistungsmerkmale ergänzt. Die Smart-Variante hingegen wurde auf das Wesentliche reduziert. Ihre Grundeigenschaften sind für eine Vielzahl von Anwendungen völlig ausreichend, auf einige spezifische technische Merkmale wird zugunsten eines Preisvorteils verzichtet. In Bezug auf Maße, Gewicht und elektrische Eigenschaften ist die Leitung mit der Classic 110 identisch.

Ölflex Smart 108 wurde mechanischen Prüfungen, Hochspannungs- und Isolationswiderstandsprüfungen unterzogen. In der Wechselbiegetestanlage wurde die Leitung bei einem Verfahrweg von einem Meter und einer Verfahrgeschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde 30.000 Zyklen lang unter elektrischer Spannung und Strombelastung bewegt. So ist ein Mindestbiegeradius garantiert, der bei gelegentlicher Bewegung dem Fünfzehnfachen und bei fester Verlegung dem Vierfachen des Leitungsdurchmessers entspricht. Höhere Anforderungen als normativ vorgeschrieben, setzte man bei der Hochspannungsprüfung an. So wurden die Adern im Wasserbad eine Minute lang Spannungen von bis zu 4000 Volt statt der vorgeschriebenen 2000 Volt ausgesetzt.

Bei der Classic 110-Ausführung führte das Unternehmen zusätzliche Tests durch, um die erweiterten Leistungseigenschaften in die Spezifikation aufnehmen zu können. So ist die Leitung im Abmessungsbereich von zwei bis sieben Adern mit Leiterquerschnitten von 0,5 bis 2,5 mm2 für bestimmte Anwendungen in Energieführungsketten geeignet. Folgende Prüfparameter lagen dem Test zugrunde: Verfahrweg fünf Meter, Verfahrgeschwindigkeit bis zu sechs Meter pro Sekunde, 200.000 bis 1.000.000 Biegezyklen.

In der Torsionstestanlage, die für typischerweise in Windenergieanlagen auftretende Torsionsbewegungen entwickelt wurde, wurde die Leitung auf ihre Torsionsbeständigkeit getestet. Hierbei ist zu beachten, dass sich die Torsionsbewegung in einer Windenergieanlage stark von jener beispielsweise bei Roboteranwendungen unterscheidet. So ist die Bewegung im Loop zwischen Gondel und Turm einer Windkraftanlage deutlich langsamer als die hochdynamischen Abläufe bei Robotern. Der Test erfolgt mit einem Torsionswinkel von maximal ± 720 ° und einer Drehgeschwindigkeit von bis zu fünf Umdrehungen pro Minute sowie einer Zugbelastung von maximal 700 N. Damit ist es möglich, auch größere Leitungslängen zu simulieren. Die Torsionsbeständigkeit dieser Leitung liegt bei einem Torsionswinkel von ± 150 °/m und einer Drehgeschwindigkeit von einer Umdrehung pro Minute bei 5000 Zyklen bei Temperaturen von mindestens 5 °C und 2000 Zyklen bei Temperaturen bis -20 °C.

Erweiterter Temperaturbereich

Im Vergleich zu ihrer Vorgängerin weist die neue Classic 110 eine verbesserte Ölbeständigkeit und einen erweiterten Temperaturbereich von -15 bis 70 °C auf, bei fester Verlegung reicht dieser sogar von -40 bis 80 °C. Dies erlaubt die Installation auch in kalten Wintermonaten. Mit 145 Abmessungen und bis zu 100 Adern deckt diese Leitung die Bedürfnisse der unterschiedlichsten Branchen und Länder ab.

Erhöhte Kosteneffizienz sowie die ständige Verfügbarkeit hießen die wichtigsten Entwicklungsziele bei der Smart-Leitung. Neben der Konzentration auf die Grundeigenschaften der Leitung sind es auch logistische Vereinfachungen, die zu einer besseren Wirtschaftlichkeit beitragen. Lieferlängen und Gebinde sind standardisiert, wodurch sich Einsparungen in den Bereichen Logistik und Verpackung ergeben, die an den Kunden weitergegeben werden. Einen weiteren Beitrag zur Wirtschaftlichkeit leistet die Wiederverwendung von PVC für die innere Schicht des Außenmantels. Gearbeitet wurde mit der Methode des mechanischen Recyclings. Für diesen Prozess muss das Material sortenrein sein. Um sicherzustellen, dass das PVC die erforderliche Qualität besitzt, verwendet Lapp Kabel nur Reste aus eigener Produktion. Der Einsatz von regeneriertem PVC in der industriellen Produktion ist bereits bewährt, ohne dass es dabei zu Qualitätseinschränkungen kommt.

Jürgen Beck

von U. I. Lapp.

(ah)

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