Der farbige Ultracode kann mehr Daten speichern als schwarz gedruckte Codes.

Der farbige Ultracode kann mehr Daten speichern als schwarz gedruckte Codes. (Bild: AIM)

Im Bereich der Kennzeichnung sind die Anforderungen an Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen. Immer mehr Informationen müssen auf kleinstem Raum untergebracht werden. Insbesondere bei kleinen Produkten oder Bauteilen ist das eine echte Herausforderung. Die Lösung hierfür liegt in 2D-Codes wie dem Datamatrix-Code oder dem QR-Code (Quick-Response, schnelle Antwort). Dabei handelt es sich um quadratische Codes, die einfarbig schwarz gedruckt werden. Sie sind ideal für den Druck variabler Informationen in industriellen Umgebungen. Denn mit ihnen lässt sich ein Vielfaches an Informationen platzsparend verschlüsseln. Die meisten Fotohandys und Smartphones können den QR-Code entschlüsseln. Daher ist er beliebt fürs Marketing. Je nach Informationsmenge lassen sich die Codes unter 5 x 5 mm maschinenlesbar darstellen. Mithilfe automatischer Fehlerkorrektur ist ein 2D-Code auch dann noch lesbar, wenn bis zu 25 % seiner Fläche zerstört oder verdeckt sind.

Auch der neue Ultracode ist ein 2D-Code. Er ist farbig, wesentlich kleiner und kann trotzdem mehr Informationen verschlüsseln als die anderen Codes. Dies liegt an der Farbe, die die dritte Achse zum Verschlüsseln ist. Genau genommen ist der Code somit ein 3D-Code. Ganz neu ist der Ansatz jedoch nicht: Bereits 2009 versuchte Microsoft einen Farbcode namens Microsoft Tag einzuführen, der sich jedoch nicht durchsetzen konnte und schon wenige Jahre darauf wieder eingestellt wurde.

Code muss Anforderungen für Kennzeichnung erfüllen

Damit ein neuer Code überhaupt eine Chance hat, sich zu etablieren, müssen mindestens vier Punkte sichergestellt sein:

1. Drucken des Codes mit konstantem Inhalt: Verschiedene Treiber und Bibliotheken für die unterschiedlichen Programmiersprachen müssen zur Verfügung stehen.
2. Drucken des Codes mit variablem Informationsgehalt für industrielle Applikationen: Aufgrund der technischen Voraussetzungen dominiert hier im Moment das Aufbringen einer einfarbigen Beschriftung.
3. Lesen des Codes mit industriellen Lesegeräten direkt an den Produktionslinien.
4. Lesen des Codes mit dem Smartphone: Entsprechende Apps müssen zur Verfügung stehen.

Die für das Drucken des Ultracodes mit konstanten Inhalten benötigten technischen Spezifikationen, Treiber und Bibliotheken stellt der AIM in seinem Webshop zur Verfügung. Allerdings sind die aktuellen Kennzeichnungssysteme nicht in der Lage, einen variablen Farbcode im Produktionsfluss zu drucken. Kurt Hoppen, Prokurist beim Kennzeichnungsanbieter Bluhm Systeme, führt dies darauf zurück, dass „für Lasermarkierer, Tintenstrahldrucker und Etikettendruckspender einfarbig druckende Geräte bevorzugt werden.“ Zwar gebe es die Möglichkeit, einen Etikettenspender mit einem Farbetikettendrucker zu kombinieren, um teilautomatisiert farbige Etiketten aufzubringen. Doch ist diese Lösung für die meisten Anwendungen im industriellen Bereich aufgrund der dort herrschenden schnellen Produktionsgeschwindigkeiten nicht geeignet. „Farbige variable Codes wird man somit auf absehbare Zeit vermutlich nicht an den Produktionslinien der Hersteller finden“, so Hoppens Resümee. Selbst wenn die Kennzeichnungstechnik soweit wäre, die Codes zu drucken, bliebe zu klären, ob die Codes auch gelesen werden können.

Farbcode für Industrie vorerst uninteressant

Laut Hoppen sind industrielle Lesegeräte zwar durch eine weitere Kamera technisch in der Lage, farbige Codes auszulesen. Für Hersteller bliebe jedoch die Frage offen, ob sie entsprechende Absatzzahlen erreichen können, die die Entwicklung oder Weiterentwicklung einer neuen Lesegeräte-Generation rechtfertigen. Unabhängig davon gibt es ein anderes Problem, weiß Andreas Koch, Vertriebsdirektor bei Bluhm Systeme: „Je mehr Farbe sich in einem Code befindet, desto komplexer werden die Anforderungen an die Beleuchtung.“ Konstante Lichtverhältnisse in jeder Situation sind notwendig. Bei einfarbigen Codes ist das einfacher, die Informationen können klarer und schneller von industriellen Lesegeräten erkannt und verarbeitet werden. Damit dürfte der Ultracode für Industrieunternehmen in der Produktion weniger interessant sein. „Zudem denke ich, dass es nicht der Trend ist, noch mehr Informationen vorzusehen, um ein Produkt einmalig zu machen und es zu verfolgen“, erläutert Koch. Er und seine Kollegen werden den Ultracode jedoch im Auge behalten: „Wir sind gespannt, ob er sich durchsetzen kann.“

Logimat 2017: Halle 4, Stand F47

Selma Kürten-Kreibohm

Redakteurin Bluhm Systeme, Rheinbreitbach

(mns)

Sie möchten gerne weiterlesen?