Die Experten des CEO-Roundtable (v.l.n.r.): Olaf Munkelt, Vorsitzender VDMA Industrielle Bildverarbeitung  und Geschäftsführer von MV-Tec, Dr. Dietmar Ley, Vorstandsvorsitzender von Basler und Dr. Heiko Frohn, Geschäftsführer von Vitronic.

Die Experten des CEO-Roundtable (v.l.n.r.): Olaf Munkelt, Vorsitzender VDMA Industrielle Bildverarbeitung und Geschäftsführer von MV-Tec, Dr. Dietmar Ley, Vorstandsvorsitzender von Basler und Dr. Heiko Frohn, Geschäftsführer von Vitronic.Redaktion Plastverarbeiter

Im vergangenen Jahr ist die deutsche Bildverarbeitungsindustrie laut vorläufigen Zahlen um 5 % gewachsen. Das erklärte der Leiter des Fachverbands Industrielle Bildverarbeitung innerhalb des VDMA im Rahmen des CEO-Roundtables im Vorfeld der Messe Vision (4. bis 6. November 2014, Stuttgart). Der Umsatz betrug damit knapp 1,6 Milliarden Euro. Für das aktuelle Jahr 2014 erwartet die Branche aufgrund der guten Auftragslage ein Umsatzplus von erneut 5 % auf dann 1,64 Milliarden Euro. Die Stützen der Nachfragen sollen sich wieder in Nordamerika und Asien befinden. Damit würde der Trend der letzten Jahre bestätigt: Zwischen 2008 und 2012 hatten sich die Exporte nach Asien mehr als verdoppelt. Im selben Zeitraum stiegen die Ausfuhren nach Amerika um 64 %, während die Lieferungen nach Europa stagnierten. Im Jahr 2012 übertrafen die Exporte nach Asien zum ersten Mal das Ausfuhrvolumen in die europäischen Länder.

2013 wuchs die deutsche Industrielle Bildverarbeitung um 5 %. In diesem Jahr will das die Branche wiederholen.

2013 wuchs die deutsche Industrielle Bildverarbeitung um 5 %. In diesem Jahr will das die Branche wiederholen.VDMA

Befinden sich die zukünftigen Wachstumsmärkte also in Asien? Diese Frage stand beim anschließenden CEO-Roundtable als eine der erstem im Raum. Olaf Munkelt, Vorsitzender VDMA Industrielle Bildverarbeitung  und Geschäftsführer von MV-Tec, München, Dr. Dietmar Ley, Vorstandsvorsitzender von Basler, Ahrensburg, und Dr. Heiko Frohn, Geschäftsführer von Vitronic, Wiesbaden, saßen auf dem Podium, um darauf Antworten zu geben. Munkelt erklärte, dass schon jetzt der Großteil des Wachstums aus Asien komme. Allerdings mache die Industrielle Bildverarbeitungs-Branche (IBV) derzeit noch etwa 50 % ihres Umsatzes innerhalb Deutschlands. Dieses Verhältnis wird sich seiner Ansicht nach analog zum deutschen Maschinenbau entwickeln, der 25 % seines Umsatzes im Inland erwirtschaftet. Ley gibt daneben zu bedenken, dass die IBV in der Fabrikautomatisierung eine sehr hohe Marktabdeckung erreicht habe. „Jetzt muss die Bildverarbeitung die benachbarten Branchen erschließen.“ Auf diesem Weg hilft es, dass die Systeme nicht mehr auf die Unterscheidung ‚in Ordnung/nicht in Ordnung‘ beschränkt sind, sondern als Prozessführung agieren können. Eine Smart-Kamera liefert beispielsweise Daten für das kontinuierliche Justieren der Fertigung. So lassen sich Prozesse automatisieren, für die vorher ein Maschinenbediener nötig war. „Dadurch wird die Bildverarbeitung wertschöpfend“, erläutert Frohn; anstatt wertvernichtend, wenn sie Teile als Ausschuss deklariert.

Professionalisierungs-Schub

„Herrscht denn derzeit eine Konsolidierungswelle?“, fragt ein Zuhörer. Verdrängen also die größeren Unternehmen die kleineren vom Markt? „Ich sehe das nicht“, entgegnet Munkelt. „Eher würde ich von einem Professionalisierungs-Schub sprechen.“ Er meint damit, dass in den Unternehmen der IBV nicht mehr nur Techniker sitzen, die die Firma oft aufgebaut haben und dementsprechend sämtliche Positionen auf sich vereinen, sondern mit der wachsenden Größe Profis anderer Bereiche Einzug halten. Um Personalfragen, um das Marketing oder den Vertrieb kümmern sich jeweils dazu ausgebildete Spezialisten. Diese Professionalisierung erleichtert der IBV auch das Erschließen neuer Wachstumsmärkte; insbesondere in Asien. Ley erläutert: „In China produzieren mittlerweile vornehmlich chinesische Maschinen. Daher ist es für die deutsche Bildverarbeitungsbranche wichtig, vor Ort zu sein.“ Eben mit den Spezialisten, die dort Produktionsstätten aufbauen und die asiatischen Kunden betreuen.

Mittlerweile werden in Asien 40 % der weltweiten IBV-Produkte produziert. Tendenz steigend. Analog dazu wächst auch die chinesische Branche und macht den deutschen Herstellern zunehmend Konkurrenz – Heimvorteil inklusive. Denn, da ist sich Ley sicher, die deutsche Bilverarbeitung hat keine Chance mit überkomplexen Produkten und vergleichsweise langen Produktlebenszyklen. Sie müssen sich an die Anforderungen der chinesischen Kunden anpassen: „In vollem Umfang wird man in China nur mit einer Volumenstrategie profitieren. Nicht mit einer Premiumstrategie“, fasst Ley zusammen. Munkelt stimmt ihm zu: „Wir neigen in Deutschland zum Over-Engineering. Es geht aber um passgenaue Produkte. Und das wird ein Differenzierungsmerkmal werden.“

Um passgenaue Produkte geht es auch beim Thema Systemintegration: Asiatische Kunden sind es gewöhnt, vom Hersteller eine fertige Lösung zu erhalten anstelle des einzelnen Produkts. Sie sind aber nicht bereit, die genauen Spezifikationen dazu vorher auszutüfteln. „Das sehen sie als selbstverständliche Service- und Integrationsleistung des Anbieters“, erläutert Frohn. Stichwort Integration: „Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zur Industrie 4.0?“, will ein Zuhörer wissen. Ley: „Industrie 4.0 ist eine gute Nachricht, weil sie eine Chance bedeutet, sich weiter zu differenzieren.“

David Löh

ist Redakteur der Zeitschrift Plastverarbeiter

(dl)

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