Seit dem Tiefpunkt im Jahr 2009 hat sich der Mikroelektronikmarkt wieder stabilisiert: So berichtet der ZVEI über die aktuelle Situation auf Weltmarkt. Nach einem leichten Rückgang in 2012 und einer Erholung in 2013 verzeichnete der Mikroelektronik-Weltmarkt in 2014 ein sehr gutes Wachstum. Die meisten Marktanteile belegen dabei die Logik (reine Digitalbausteine) mit 27,3 % und die zu 1995 mit am wenigsten gewachsenen Speicher mit 23,6 %. Bei letzteren fand in den letzten vier Jahren eine Konsolidierung statt.

Samsung dominiert mit seinen Marktanteilen für DRAM (40 %) und Flash-Speicher (29 %) und mit insgesamt 35 % Anteilen in diesem Marktsegment im Jahr 2014. Micro, SK Hynix und Toshiba sind die anderen großen Player in dieser Vierer-Gilde. Und seit sich die vier den Markt teilen, ist auch der Preis konstant geblieben (seit 2012). Es sind jedoch verschiedene Trends auszumachen.

Eckdaten

Bis 2019 bleiben die Segmente Kommunikation, Computer und Unterhaltung am wichtigsten. In Deutschland gewinnen die Themen Automotive und Industrie an Bedeutung. Im Pro-Kopf-Verbrauch liegt Japan in 2014 mit 274 Dollar mit Abstand ganz vorn. Laut ZVEI wird Asien bis 2019 59 % der Anteile am Mikroelektronikmarkt haben, wovon China allein 28 % halten wird.

Reife Industrie und Stückzahlentwicklung

Betrachtet man das Wachstum langfristig, fällt auf, dass das mittlere Wachstum immer bei etwa 15 % pro anno lag. Doch ab 2001 kam es zu einem Einbruch, der sich erst seit 2010 wieder stabilisiert hat: Das mittlere Wachstum beträgt jetzt nur noch 6 % per annum. Dabei ist das Marktvolumen im Welthalbleitermarkt 2014 auf 336 Milliarden US-Dollar geklettert – das sind 9,9 % Prozent mehr als noch 2013. Der Verbrauch pro Kopf der Weltbevölkerung in 2014 betrug 46 US-Dollar, also 21 Dollar mehr als noch 1994.

Der IC-Weltmarkt in Milliarden Stück gemessen zeigt, dass das Trendwachstum seit 1980 unverändert bei durchschnittlich 9 % pro Jahr liegt.

Der IC-Weltmarkt in Milliarden Stück gemessen zeigt, dass das Trendwachstum seit 1980 unverändert bei durchschnittlich 9 % pro Jahr liegt. ZVEI

Seit den Achtzigerjahren lag das IC-Stückzahlenwachstum bei 9 %. Bisher gab es nur temporäre Abweichungen von diesem Trend (wegen Lagerab- und aufbau). Der Verbrauch an ICs pro Kopf hat sich in der Weltbevölkerung von acht ICs in 1995 auf 30 ICs in 2014 erhöht – also fast vervierfacht. Zwar geht der Trend mit 9 % Wachstum pro anno weiter, aber durch einen Einbruch in 2011/2012 hat sich die Gesamtmenge leicht verschoben.

Der durchschnittliche Preisverfall lag bis 2009 bei 4 %. Auch der Preisverfall pro Wafer belief sich auf 4 % pro Jahr. Seit Mitte 2009 haben sich die IC-Preise indes stabilisiert. Der Grund hierfür ist in der Konsolidierung der Mikroelektronikindustrie zu sehen.

Auffällig ist laut Dr. Ullrich Schaefer auch, dass, „wenn das reale BIP der Welt sinkt, auch der Mikroelektronikmarkt sinkt.“ Dabei liegt infolge Schaefer die Entwicklung in der Mikroelektronik ein halbes Quartal vor der des BIP.

Regionale Verschiebung

Betrachtet man die Marktanteile aus regionaler Perspektive, dann sind Amerika und Japan seit dem Jahr 2000 nicht mehr Nummer 1.

Betrachtet man die Marktanteile aus regionaler Perspektive, dann sind Amerika und Japan seit dem Jahr 2000 nicht mehr Nummer 1. ZVEI

Die Marktanteile haben sich seit 1986 stark verschoben, so waren bis 2000 Japan und Amerika die Nummer 1. Seit 2000 ist Asien am stärksten gewachsen und verbraucht nun etwa 57 % der Produktion, während alle anderen Marktanteile verloren haben. Ein weiterer Rückgang von Europa und Japan ist auch 2008 zu sehen. Zur gleichen Zeit aber stocken Amerika und Asien wieder auf. China allein ist inzwischen größtes Abnehmerland für Halbleiter und hält 2014 einen Marktanteil von 27,3 %.

Die Entwicklung wird deutlicher, wenn man China getrennt betrachtet: China ist nicht nur größer als Amerika, Japan und Europa, sondern inzwischen auch vergleichbar mit dem Rest von Asien und dem Pazifik, denn der hatte in den letzten Jahren nicht mehr zugelegt und zeigte erstmals 2013 wieder einen leichten Anstieg.

Europas und Deutschlands Anteil am Welt-Halbleitermarkt in 2014 ist leicht rückläufig; Amerika und der Rest von Asien konnten hingegen Marktanteile gewinnen. China und Japan haben Anteile verloren, was Schaefer weitgehend auf die Verlagerung in andere asiatische Länder zurück führt.

Ausblick

Trends von 2009 über 2014 bis 2019 nach Regionen im Vergleich.

Trends von 2009 über 2014 bis 2019 nach Regionen im Vergleich.ZVEI

Asiens Anteil am Mikroelektronikmarkt wird 2019 mit 236 Milliarden Dollar 59 % betragen, wobei China mit 111 Milliarden Dollar allein 28 % halten wird. Amerikas Anteil wird laut Schaefer auf 21 % wachsen und damit ein Marktvolumen von 85 Milliarden Dollar haben. Europas Anteil wird bei 43 Milliarden Dollar und 11 % liegen und Japan wird laut ZVEI 2019 das Schlusslicht bilden – mit 36 Milliarden Dollar und 9 % Marktanteil.

Von 2014 auf 2019 rechnet der ZVEI damit, dass der Pro-Kopf-Verbrauch in allen Ländern weiter ansteigen wird. Dabei liegt Japan mit 274 Dollar pro Kopf in 2014 schon an der Spitze und wird es laut Schaefer auch weiterhin bleiben – obwohl es damit gegenüber 2009 mit 299 Dollar pro Kopf einen Rückgang zu verzeichnen hat. Deutlich geringer mit einem Verbrauch von 51 Dollar pro Kopf lag Amerika (Nord-, Mittel- und Südamerika) an zweiter Stelle. Die USA als solche lagen 2014 noch bei 198 Dollar pro Kopf. Europa (EMEA) bildet das Schlusslicht mit einem Verbrauch von 19 Dollar pro Kopf, obwohl in Deutschland der Verbrauch pro Kopf bei 179 Dollar lag. Obwohl fast ein Drittel aller Halbleiter in China verbraucht werden, liegt der Pro-Kopf-Bedarf (noch) unter dem der Europäischen Union (70 Dollar). Indes geht Schaefer davon aus, dass sich das bis 2019 ändern wird. 

Halbleiter-Marktsegment

Marktsegmentverteilung in Deutschland: Entwicklung von 2000 bis 2014.

Marktsegmentverteilung in Deutschland: Entwicklung von 2000 bis 2014.ZVEI

Seit 1955 sind die drei großen Player im Halbleitersegment Computer, Unterhaltung und Kommunikation. Am meisten seit 1955 gewachsen sind die Segmente Kommunikation (um etwa 43 %) und Automotive (um etwa 51 %). Automotive ist in Deutschland von 2000 bis 2014 um 89 % gewachsen (weltweit 205 %). Auch ein großes Thema in Deutschland ist der Industriebereich, der im gleichen Zeitraum 50 % zulegte (weltweit 133 %) Die Konsumelektronik hat sich in Deutschland halbiert und die Kommunikation ging auf rund ein Fünftel zurück.

Nach Firmensitz aufgeschlüsselt zeigt die Länderverteilung, dass die Halbleiterhersteller aus den USA zunehmend das Geschehen am Weltmarkt beherrschen: „Die USA beherrschen die Halbleiterproduktion allein, vollkommen und zunehmend“, äußerte sich Dr. Ullrich Schaefer in München. Mit der EU als Einheit sind die Firmen aus lediglich fünf Ländern (USA, Südkorea, Japan, EU und Taiwan) maßgeblich an der Herstellung beteiligt und machen zusammen mehr als 99 % der Weltproduktion aus. Dabei sind die japanischen Firmen auf den dritten Platz zurückgefallen.

Betrachtet man die Top Ten der Halbleiterfirmen (gemessen am Umsatz) weltweit seit 1955, so taucht ein Name immer wieder auf: Texas Instruments (TI). Seit 1955 war TI nur zweimal nicht unter den Top Five. Mittlerweile steht Intel seit 1995 auf dem ersten Platz gefolgt von Samsung und Qualcomm.

Halbleiterproduktion

Insgesamt zählte der ZVEI eine Weltproduktionskapazität (Waferstarts pro Monat und normiert auf 200-mm-Wafer) in 2014 von 21,1 Millionen Wafer – das sind mit einem Wachstum von 3 % pro anno 3,1 Millionen mehr als noch 2009. In der Länderverteilung des ZVEI, die für die Produktion nach Standorten der Wafer-Fabs (Frontend-Fertigung inklusive Foundries) aufgestellt wurde, steht Japan immer noch auf Platz 1 – und das mit zum Teil veralteten Fabs. Chinas Anteil ist mit 12,4 % deutlich fremdbestimmt, wobei der Anteil der chinesischen Firmen unter 1 % liegt. Die EU liegt mit 9,6 % auf dem 6. Platz (Deutschland mit 3,2 % auf Rang 7). Der ZVEI bestätigt auch, dass Firmen aus den USA relativ wenig zu Hause produzieren.

Für 2019 erwartet der Verband einen Anstieg der Weltproduktionskapazität um weitere 2,1 Millionen Wafer, wobei der Aufbau neuer Kapazitäten überwiegend in Asien statt finden wird. Taiwan wird Japan als Nummer 1 dabei ablösen. Europa soll auch weiterhin Anteile verlieren, Amerika bleibt konstant. Außerdem geht der ZVEI von einem deutlichen Rückgang des japanischen Anteils aus, obwohl japanische Firmen neue Fabs in Japan planen.

Jennifer Kallweit

ist Volontärin beim Hüthig-Verlag.

(jck)

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