Udo Weller, Bereichsleiter Messen der Mesago Messe GmbH.

Udo Weller, Bereichsleiter Messen der Mesago Messe GmbH.Mesago

Herr Weller: Wie haben Sie es geschafft, trotzt Globalisierung, Platzen der Internetblase und der Immobilienkrise 2009 kontinuierlich am Ball zu bleiben?

Udo Weller: Natürlich gab es in den letzten 25 Jahren Höhen und Tiefen – sowohl in der Weltwirtschaft als auch bei uns. Doch auch wenn sich die steilen Wachstumskurven der Anfangsjahre etwas geglättet haben, ist die Entwicklung der SMT Hybrid Packaging in all den Jahren immer positiv gewesen – teilweise sogar deutlich besser als die allgemeine Entwicklung der Branche vor dem Hintergrund vereinzelter Krisenjahre.

Zur Globalisierung: Wir sehen sie als Chance und nicht als Problem. Als Europas führende Veranstaltung zur Systemintegration in der Mikroelektronik profitieren wir von globalen Märkten. Bereits seit einigen Jahren kommen ca. 30 % unserer Aussteller aus dem Ausland und bei den Besuchern liegt der Auslandsanteil regelmäßig bei etwa einem Viertel.

Wie sieht denn die Entwicklung über 25 Jahre bei Besuchern und Ausstellern im Detail aus?

Udo Weller: Die SMT ging 1987 mit 102 Ausstellern und knapp über 4.000 Besuchern schon sehr erfolgreich an den Start. Für die SMT Hybrid Packaging 2012 rechnen wir mit über 530 Ausstellern und über 22.000 Besuchern. Die SMT hat in den letzten 25 Jahren insgesamt also ein ganz beträchtliches Wachstum hingelegt.

Die SMT wurde 1987 als Kongress mit Ausstellung geboren. Und dieser Kongress bzw. das Kongresskomitee wurde zunächst von namhaften Persönlichkeiten aus dem Hochschulbereich dominiert. Sehen sie es auch so, dass es heute mit dem Fraunhofer IZM als federführend bei Kongress und Tutorials weniger akademisch, dafür aber praxisorientierter und pragmatischer zugeht? Wird sich der Kongress trotz Social Networks im Web auch in Zukunft halten können?

Udo Weller: Es war von Anfang an unser erklärtes Ziel, einen anwenderorientierten Kongress zu schaffen, der sich klar an die Praktiker aus den Unternehmen wendet und so einen Erfahrungsaustausch unter „gleichgesinnten“ Spezialisten ermöglicht. Entsprechend haben wir auch bei der Zusammensetzung des Komitees darauf geachtet, dass die Industrie hier stark vertreten ist und die großartige Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IZM hat hierfür gleich zu Beginn den passenden Grundstein gelegt.

Durchaus interessant ist, dass die Social Networks den Kongress eher noch attraktiver machen. Die Teilnehmer kommen bestens vorbereitet und holen sich auf dem Kongress die Informationen, die nur im direkten Austausch von Mensch zu Mensch möglich sind. Deshalb sind wir sicher, dass Kongress und Tutorials als Know-how-Quellen und Networking-Plattformen weiter bestehen werden. Nicht zuletzt auch deshalb, da es unserem Komitee immer gelingt, aktuelle Themen aufzugreifen und hochkarätige Referenten zu gewinnen.

Die Live-Fertigungslinie war von Anfang an ein voller Erfolg und ein Alleinstellungsmerkmal der SMT/Hybrid/Packaging im europäischen Messegeschehen rund um die SMT. Werden Sie weiter daran festhalten wollen?

Udo Weller: Wir können zwar kein „Urheberrecht“ für die Fertigungslinie auf einer Elektronikfachmesse geltend machen – aber können mit Fug und Recht behaupten, dass wir uns von Anfang an nicht damit zufrieden gegeben haben, wie auf anderen Veranstaltungen nur einzelne Maschinen zu einer kompletten Linie zusammenzufügen und damit die einzelnen Produktionsschritte zu simulieren, sondern jedes Jahr eine echte und durchgängige Live-Fertigung trotz erschwerter Bedingungen und knapper Aufbauzeiten realisiert haben.

Über Jahre wurde die Fertigungslinie vom VDI/VDE IT konzipiert und organisiert, seit 2010 hat dies das Fraunhofer IZM übernommen. Beide Initiatoren hatten und haben immer wieder tolle Ideen und nutzen Ihre guten Kontakte um ein fantastisches Ergebnis zu erzielen, so dass die Fertigungslinie jedes Jahr aufs Neue zu den Highlights der Messe zählt.

Auch dieses Jahr erwartet uns wieder eine sehr interessante Fertigungslinie mit dem vielversprechenden Titel: „Starke Leistung – von Null auf Produktion in 3 Tagen“.

Darüber hinaus bietet das Fraunhofer IZM seit letztem Jahr ergänzend eine Technologiesprechstunde an. Hier stehen die Anbieter der Maschinen sowie Forschungs- und Technologiepartner für Fragen aus dem Unternehmensalltag zur Verfügung.

Die Technologien für die Verarbeitung von SMDs haben sich rasant weiter entwickelt. Die Aussteller von 1987 gibt es zum großen Teil heute nicht mehr. Gibt es trotzdem eine Art Kontinuität auf Ausstellerseite?

Udo Weller: Wir haben immerhin weit über 20 Unternehmen, die bereits in Sindelfingen ausgestellt haben und sich bis heute, teilweise mit wenigen Unterbrechungen, regelmäßig an der SMT beteiligen. Mit Unterstützung einiger dieser Aussteller werden wir anlässlich des diesjährigen Jubiläums auf einer Ausstellungsfläche im NCC Ost mit Exponaten und Fotos die 25-jährige Geschichte der SMT Hybrid Packaging illustrieren.

Aber zurück zum Thema Kontinuität auf Ausstellerseite: diese ist, trotz teilweise gravierender Veränderungen in der Branche mit knapp 200 Ausstellern, die, wenn auch nicht von Anfang an, so doch seit 15 bis 20 Jahren dabei sind, erheblich. Doch wir freuen uns natürlich genauso immer wieder über neue Aussteller, die die SMT Hybrid Packaging für sich entdecken. Nur so kann die Messe wachsen und vor allem auch inhaltlich immer wieder neue Facetten zeigen.

Mit den Gemeinschaftsständen, die 2012 bspw. die Themen EMS, Optoelektronik und die MID-Technologie aufgreifen, werden immer wieder auch neue Themen eingebracht. Genau diese Mischung aus Bewährtem und Neuem hat sich in den letzten 25 Jahren als sehr erfolgreich erwiesen und wird von unseren Ausstellern und Besuchern geschätzt.

Die SMT hieß irgendwann einmal SMT/Hybrid/Packaging. Was waren die Gründe? Wird es angesichts so komplexer Themen wie Baugruppentechnologie für die Elektromobilität bald noch weitere Branchensegmente auf der SMT/Hybrid/Packaging geben?

Udo Weller: Die SMT hieß ganz zu Anfang sogar „nur“ SMT. Weil aber die Oberflächenbestückung alleine nicht für alle Anwendungsgebiete und Anforderungen das Maß aller Dinge war und im Zuge der fortschreitenden Miniaturisierung in der Elektronikfertigung immer wieder neue Themenfelder an Bedeutung gewannen, haben wir diese nicht nur in die Veranstaltung integriert, sondern bei entsprechend hoher Bedeutung auch in den Veranstaltungstitel übernommen. So wie sich die Fertigung in der Mikroelektronik immer wieder verändert hat, wurde dann auch der Veranstaltungstitel angepasst, um besonders wichtigen Bereichen damit genügend Gewicht zu geben.

Der Untertitel „Systemintegration in der Mikroelektronik“ ist sozusagen die Klammer, die die verschiedenen Teilbereiche schon bisher zusammenfasst und es uns auch weiterhin ermöglicht, aktuellste Entwicklungen und fortschrittliche Technologien in die SMT zu integrieren.

Was hat sich mit dem Siegeszug des Internets für einen Messeveranstalter wie die Mesago verändert? Virtuelle Messen sind bis dato ein Flop. Doch wohin geht denn die Reise? Wann kommt das SMT-App?

Udo Weller: Ich spreche kein Geheimnis aus, wenn ich sage, dass das Internet eine Zeit lang das Schreckgespenst für viele in unserer Branche war. Längst zeigt sich jedoch, dass es das, was Messen und Kongresse können, sogar noch schärft. Die interessantesten Informationen, sozusagen die Filetstücke, die bekommen wir Menschen im direkten Gespräch gerade auch auf Messen. Oft ergeben sich aus der Situation heraus neue Aspekte, Möglichkeiten, an die vorab noch keiner dachte.

Und auch dem Blick „hinter die Kulissen“, hinter Hochglanzprospekte und Internetauftritt kommt immer größere Bedeutung zu. Dafür sind reale Messen und Kongresse die idealen Foren. Deshalb wird es eine virtuelle SMT Hybrid Packaging auf absehbare Zeit nicht geben. Was natürlich nicht heißt, dass wir die Möglichkeiten modernster Kommunikation nicht nutzen und nutzen werden.

Und wenn es dafür einen echten Bedarf bei einer größeren Zahl der Aussteller und Besucher der SMT Hybrid Packaging gibt und eine solche App dann auch einen echten Zusatznutzen bringen kann, wird es die natürlich auch geben – noch ist das Feedback in diesem Zusammenhang jedoch so, wie auch bezüglich der Veranstaltung insgesamt: sie wünschen und erwarten die Konzentration auf das Wesentliche, auf vertiefte Information anstelle von Show und Spielerei. Eine App steht dabei bisher jedenfalls noch nicht auf der Wunschliste der Mehrzahl unserer Kunden.

(hb)

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