Elektrostatische Entladungen können in mikroelektronischen Bauelementen großen Schaden anrichten. Im Verhältnis zur Masse verhält sich die Energie einer statischen Entladung in einen Halbleiter wie die Energie eines Blitzschlags in einen Baum. Der ESD-gerechte Arbeitsstuhl ist ein wesentlicher Faktor für zuverlässige ESD-Schutzmaßnahmen am Elektronik-Arbeitsplatz. Geregelt ist der ESD-Schutz in der europäischen Norm EN 61340. Für Arbeitsstühle besagt die Norm: „Der Widerstand von allen Bereichen der Sitzgelegenheit, die bei normaler Benutzung mit dem menschlichen Körper in Kontakt kommen könnte, zu einem Fußbodenkontaktpunkt muss <1010 Ω sein.“ Neben dem Ableitwiderstand spielt auch der Oberflächenwiderstand eine wichtige Rolle. Dieser wird von der Norm EN 61340 jedoch nicht erfasst. Darüber hinaus sind die Anforderungen der Praxis häufig höher, als dies die Norm umschreibt.

Diesen Anforderungen gerecht zu werden wird nur möglich, wenn sämtliche Elemente eines Stuhls für ihren Einsatz im ESD-Bereich geeignet sind. Ein guter ESD-Arbeitsstuhl verfügt über leitfähige Polster, volumenleitfähige Kunststoffe, leitfähig beschichtete Stahlteile und über volumenleitfähige Rollen und Gleiter. Die einzelnen Bauteile müssen so miteinander verbunden sein, dass eine zuverlässige Gesamtableitung gesichert ist. Durch eine solche optimale Materialwahl und Verbindungstechnik wird sichergestellt, dass keine elektrostatische Ladung am Stuhl entsteht. Zusätzlich hierzu sorgt ein guter ESD-Stuhl dafür, dass durch den Benutzer aufgebrachte Ladungen zuverlässig zum leitfähigen Boden weitergegeben werden. Ein echter ESD-Stuhl stellt somit ein geschütztes Gesamtsystem dar.

Sicherheit für Bauteile, Sicherheit für Menschen

Doch nicht nur die Bauteile gilt es im ESD-Bereich zu schützen. Auch für den Menschen spielt die Sicherheit im ESD-Bereich eine zentrale Rolle. Der Umgang mit Elektrizität, aber auch beispielsweise mit Werkzeugen wie Lötautomaten bringt besondere Gefahren mit sich. Bei einem Arbeitsstuhl im ESD-Bereich ist es deshalb unabdingbar, dass sämtliche Sicherheitsnormen erfüllt werden und entsprechende Zertifikate und Gütezeichen vorhanden sind. Das betrifft auch die Ausstattung eines Stuhls: Polster müssen neben Komfort auch Halt bieten. Der Fuß eines Stuhls sollte entweder mit Gleitern oder mit speziellen Rollen versehen sein, die ein Wegrutschen im Moment des Setzens verhindern.

Zudem ist der Arbeitsstuhl das Bindeglied zwischen Mensch und Tätigkeit. Entsprechend muss sich ein guter Arbeitsstuhl sowohl an den Menschen als auch an die Arbeitssituation anpassen. Dies beginnt bei der Notwendigkeit besonders hoher Stühle mit Aufstieghilfe für hohe Arbeitsplätze, betrifft aber auch und vor allem das Ergonomiekonzept. In ESD-Bereichen wie der Elektro-Bauteilmontage wird häufig sehr statisch gesessen. Tätigkeiten wiederholen sich und oft muss in einer ungünstigen, vorgeneigten Sitzhaltung gearbeitet werden. Hier sind Sitzlösungen gefragt, die über ein Ergonomiekonzept verfügen, das speziell für die Anforderungen des ESD-Arbeitsplatzes entwickelt wurde. Nur so ist es möglich, dass der Mensch auch bei an sich ungünstigen Haltungen und Bewegungsabläufen immer gut gestützt und geschützt bleibt. Gleichzeitig darf ein guter ESD-Stuhl die eigentliche Arbeit nicht behindern und muss große Greifräume eröffnen.

Weil die Haltung und die Bewegungsabläufe nur eine sehr geringe Varianz aufweisen, gilt es, das Sitzen so komfortabel wie möglich zu gestalten. Je nach Einsatzbereich gibt es hierfür eine große Zahl möglicher Polsteroptionen. Sowohl Stoff- oder Integralschaum- als auch Kunstlederpolster sind grundsätzlich in ESD-Varianten umsetzbar. Den größten Komfort bieten hierbei Stoffpolster. Sie sind weich und atmungsaktiv und dennoch strapazierfähig. Für Arbeitsplätze, an denen es auch etwas weniger sauber zugeht, eignen sich Kunstleder-Polster in besonderem Maße. Diese sind ebenfalls weich und bequem, lassen sich jedoch auch abwaschen und widerstehen Ölen und einer Vielzahl von Chemikalien und Reinigungsmitteln. Wenn es am ESD-Arbeitsplatz besonders rau zugeht, offenbaren Integralschaumpolster ihre Stärken. Diese sind extrem robust und langlebig. Sie sind unempfindlich gegen mechanische Einflüsse und widerstehen sogar Funkenflug, leichten Säuren und Laugen.

ESD-Stühle in der Praxis

Am Beispiel von Neon – einem speziell für Produktions- und ESD-Bereiche entwickelten Arbeitsstuhl von Bimos – lässt sich ableiten, wie sich effektiver ESD-Schutz in der Praxis gestalten lässt. Neben Produktions-, Labor- und Reinraumstühlen und Lösungen für die Steharbeit bildet der ESD-Bereich einen Schwerpunkt der Arbeit von Bimos. Bei der ESD-Variante von Neon handelt es sich um einen hoch spezialisierten Arbeitsstuhl, der sämtlichen Anforderungen, die die Arbeit im ESD-Bereich mit sich bringt, gerecht wird.

Kern des ESD-Schutzes ist ein Ableit- und Oberflächenwiderstand von 106 Ω. Damit übertrifft Neon die Forderungen der Norm EN 61340 deutlich. Sämtliche Bauteile sind hierbei auf die ideale Ableitung ausgelegt und verfügen über eine Verbindungstechnik, die sicherstellt, dass entstandene Ladung ungehindert an den Boden abgegeben wird. Aufgrund seiner eigens entwickelten Industrie-Ergonomie stützt Neon den Körper seines „Besitzers“ auch bei ungünstigen Bewegungsabläufen und beim häufig auftretenden vorgeneigten Sitzen. Mit der Permanentkontakt-Rückenlehne und der Synchrontechnik stehen zwei verschiedene Grundmechaniken zur Verfügung. Bei der Permanentkontakt-Rückenlehne folgt der Stuhlrücken den Bewegungen des Menschen. Bei Stühlen mit Synchrontechnik bewegen sich sowohl der Sitz als auch die Rückenlehne in Abhängigkeit voneinander. Ergänzt werden diese Grundmechaniken durch Höhenverstellung, Sitzneigeverstellung, Sitztiefenverstellung, Rückenlehnen-Höhenverstellung, Gewichtsregulierung und Ausstattungsoptionen wie 4D-Armlehnen oder Aufstieghilfen.

Für Neon gibt es drei unterschiedliche Polstervarianten: Stoff, Kunstleder und Integralschaum. Eine Besonderheit bei Neon ist hierbei das 1+1-Wechselpolstersystem. Dieses basiert auf zwei Grundelementen; dem eigentlichen Stuhl mit Gestell und Mechanik und dem Polsterelement. Beide Elemente sind eigenständig konfigurierbar und frei kombinierbar. Das sorgt für Flexibilität, leichte Anpassbarkeit auf sich ändernde Einsatzorte und ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit. Ein Polsterwechsel erfolgt durch einfaches Einklicken und auch beschädigte Polster können leicht ausgetauscht werden. Abgerundet werden die technischen Eigenschaften durch Bestnoten im Umwelt- und Designbereich: Als erster Arbeitsstuhl überhaupt wurde Neon mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnet. Designpreise wie der Red-Dot-Design-Award, der German-Design-Award oder die Auszeichnung „Gute Gestaltung“ des Clubs Deutscher Designer belegen, dass ein Hightech-Werkzeug auch durchaus schön sein kann.

Harald Morgenstern

ist Vertriebsleiter von Bimos

(mrc)

Sie möchten gerne weiterlesen?