Die CE-Kennzeichnung bildet den formalen Abschluss der Entwicklung einer Maschine oder Anlage. Mit der Unterschrift unter die Konformitätserklärung bestätigt der Hersteller, dass das Erzeugnis allen gesetzlichen Anforderungen der einschlägigen EU-Richtlinien entspricht. Viele Unternehmen haben die CE-Kennzeichnung über mehrere Jahre stiefmütterlich behandelt, jetzt stellen sie die Weichen für ein Umdenken – aus gutem Grund. Käufer achten bereits vor der Bestellung vermehrt auf die sicherheitstechnischen Qualitätsmerkmale der Hersteller. Es ist für Maschinen- und Anlagenbauer wichtig, ihren Kunden zu beweisen, dass die gesetzlichen, sicherheitstechnischen Anforderungen in entsprechender Weise in die Produktentstehungsprozesse implementiert sind – und zwar in allen betroffenen Bereichen.

Über Abteilungen und Unternehmen hinweg zusammenarbeiten

Dies betrifft neben der Planung und Konstruktion auch die Abteilungen Einkauf und Verkauf. Denn hier werden die Weichen gestellt. Nicht selten klagen die Kollegen aus der Konstruktion, die vom Verkauf versprochenen Zusagen nicht erfüllen zu können, zumindest nicht zu den kalkulierten Kosten. Oder es fehlen klare Vorgaben des Kunden. Die in EN ISO 12100 definierten ‚Grenzen der Maschine‘ werden oft nicht entsprechend kommuniziert. Zusätzlich ergeben sich Schnittstellen zu Sublieferanten, die aufwendig zu pflegen sind. Letztlich entscheidet das schwächste Glied in der Kette über die Qualität der CE-Kennzeichnung. Es ist also besonders wichtig, dass alle in den Produktentstehungsprozessen beteiligten Personen, Abteilungen und Unternehmen bestmöglich zusammenarbeiten. An allen möglichen Stellen werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten Entscheidungen getroffen, insbesondere auch auf- grund der projektbegleitenden Risikobeurteilungen. Dabei ist es wichtig, dass die beteiligten Personen immer aktuelle Zugriffe auf Lastenhefte, bereits bestehende Projektdokumentationen und auf einschlägige Normen und Richtlinien haben.

Immer auf dem neusten Stand der Normung

Gerade angesichts des allgegenwärtigen Zeit- und Kostendrucks sind Unternehmen um Standardisierungen bemüht. Dabei wird gerne auf Vorlagen oder auf bewährte Lösungen aus anderen Projekten zurückgegriffen. Lösungen, die bei einem früheren Projekt noch dem Stand der Technik entsprochen haben, können aber zwischenzeitlich nicht mehr tauglich sein. Deswegen ist es besonders wichtig, bei der Wiederverwendung bestehender Lösungen zu prüfen, ob diese noch dem Stand der Normung und dem Stand der Technik entsprechen.

Genau hier setzt die Software Safexpert 8.0 an. Bei der Übernahme von Lösungen aus der Maßnahmenbibliothek oder aus einem anderen Projekt prüft die Software automatisch, ob die für die jeweiligen Maßnahmen herangezogenen Normen noch aktuell sind und meldet die Änderungen. Auch bei jedem Öffnen eines Projekts prüft die Software automatisch, ob die auf bestimmten Normen basierenden Lösungen zur Risikominderung noch dem aktuellen Stand entsprechen. Dadurch erfolgt eine kontinuierliche softwaretechnische Überwachung auch aller bereits als ‚erledigt‘ markierten Maßnahmen. Dies ist besonders bei Projekten mit längeren Laufzeiten wichtig, da mit der CE-Kennzeichnung die Konformität zum Zeitpunkt des Inverkehrbringens gegeben sein muss. Basis für diese kontinuierlichen Aktualitätsprüfungen bildet das Modul Safexpert Normmanager und der damit verbundenen Zugriff auf die Internet-Normendatenbank am Safexpert Live Server.

Direkter Zugriff auf Produktnormen

Besonders nützliches Spezialwissen enthalten Produktnormen (C-Normen). Die erste wichtige Hürde bei der Nutzung dieser Dokumente ist, die passende Norm zu finden. Dabei helfen die einfachen Suchfunktionen des Normmanagers sowie die Möglichkeiten, Unternehmensfavoriten und persönliche Favoriten zu verwalten. Auf Basis von C-Normen lassen sich in der Projektmanagement-Software Querverweislisten erstellen. Mittels eines weltweit eindeutigen Global Safexpert Identifiers (GSI) erfolgt die Zuordnung zu einzelnen Gefährdungen der Gefährdungsliste nach der harmonisierten Norm EN ISO 12100:2010. Durch einen Doppelklick auf den Querverweis wird direkt die europäische Norm an der entsprechenden Stelle im PDF-Format im Originaltext angezeigt. Konkrete Vorgaben zu Konstruktionsdetails sind so für alle Anwender immer in möglichst aktueller Form griffbereit.

Risikobeurteilung mit System

Sortierfunktionen ermöglichen außerdem eine Darstellung der Risikobeurteilung nach den in der passenden Querverweisliste angeführten Normenkapiteln. Dies bedeutet, dass im ersten Durchgang bei der Durchführung einer Risikobeurteilung die ‘signifikanten Gefährdungen‘ der C-Norm behandelt werden können, die naturgemäß einen Großteil der an der Maschine relevanten Gefährdungen darstellen. Zusätzlich lässt sich die Risikobeurteilung in vier anderen Ansichten darstellen. So ist zum Beispiel ersichtlich, welche Gefährdungen an welchen Gefahrenstellen bestehen oder welchen Gefährdungen in bestimmten Lebensphasen auftreten, zum Beispiel beim Reinigen, Umrüsten oder im Normalbetrieb. In der Standardansicht nach EN ISO 12100 ist zudem auf einen Blick ersichtlich, welche Gefährdungen durch die Abarbeitung der C-Norm noch nicht behandelt wurden. Abschließend kann der Anwender in der Ansicht nach Anhang I der Maschinenrichtlinie prüfen, ob die grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen erfüllt sind. Die Software lässt sich dabei einfach an unternehmensspezifische Bedürfnisse anpassen. Auch eigene Querverweislisten zu Konstruktionshandbüchern, Werknormen oder Qualitätsmanagement-Dokumenten lassen sich einfach erstellen. Firmeninternes Spezialwissen steht so allen Projektbeteiligten zur Verfügung. Auch die eigenen Querverweislisten lassen sich über den Normmanager verwaltet und aktualisieren. Dadurch kann die Software prüfen, welche Maßnahmen an welchen Gefahrenstellen von eventuellen Änderungen betroffen sind.

Zusammen mit dem Abgleich der Normendatenbank werden auch alle Personen per E-Mail informiert, wenn sich eine Norm geändert hat, die als ‚persönlicher Favorit‘ markiert wurden. Dieses Aktualisierungskonzept wurde in der aktuellsten Version der Software auf Gefährdungslisten, Prüflisten und Querverweislisten ausgedehnt. Dadurch ist es einfach, Änderungen spezifischer Vorlagedaten weltweit an zentraler Stelle zu warten und zu pflegen. Dadurch führt die Software in wenigen Sekunden Aktualitätsprüfungen durch, die im heutigen Projektgeschäft manuell nicht finanzierbar und wohl auch nicht durchführbar wären.

Standardisierte Querverweislisten von Drittanbietern

Je nach C-Norm erfordert die Herstellung branchenspezifischer Querverweislisten spezielles sicherheitstechnisches Know-how. Spezialisten vom TÜV RheinlandIndustrie Service entwickeln bereits branchenspezifische Querverweislisten für diese Maschinengattungen:

  •     fahrbare Hubarbeitsbühnen
  •     hängende Personenaufnahmemittel
  •     Hebebühnen, mastgeführte Kletterbühnen
  •     vertikale Plattformaufzüge für Behinderte
  •     mechanische, hydraulische und pneumatische Pressen
  •     Industrieroboter, integrierte Fertigungssysteme
  •     Normenreihe Krane
  •     Normenreihe Stetigförderer und Systeme
  •     elektrische, hydraulische und pneumatische Ausrüstung von Maschinen

Weitere Listen werden nach Bedarf erstellt. Es ist geplant, diese Listen in derselben Weise wie Normen am Safexpert Live Server im Rahmen spezieller Wartungsverträge anzubieten und zu aktualisieren. Die Listen können aber auch individuell hergestellt und in die Projektmanagement-Software importiert werden. Zu allen Querverweislisten werden auch die dazu passenden C-Normen im Volltext mit direkten Sprungzielen zu den passenden Normenstellen angeboten.

Strukturierte Anlagenprojekte

Anlagen werden in der Software aus Modulen (Unterprojekten) und Schnittstellen zusammengestellt. Gefahrenstellen lassen sich als ‘schnittstellenrelevant‘ kennzeichnen. Dadurch werden diese beim Hinzufügen in die Anlagenstruktur auch auf der Ebene der Anlage automatisch als Gefahrenstellen angelegt. Der Hersteller der Anlage führt dann eine Risikobeurteilung für die Schnittstelle durch. Die in den Unterprojekten an den schnittstellenrelevanten Gefahrenstellen enthaltenen Dokumentationen stehen den Konstrukteuren der Anlage zur Verfügung. Die Lösungen lassen sich übernehmen und anschließend beliebig anpassen. Aufgrund der Windows-Benutzeroberfläche ist die Projektmanagement-Software einfach und intuitiv zu bedienen. Der Projektmanager und Statusfunktionen liefern die gewünschten Informationen über bereits abgeschlossene und noch offene Punkte oder Aufgaben. Alle Ausdrucke lassen sich inklusive der implementierten Fotos drucken oder nach PDF, Excel oder Word exportieren. Durch die volle Netzwerkfähigkeit entstehen Projektdokumentationen projektbegleitend und dienen während der Projektierung als einheitliche Kommunikationsplattform. Das verbessert die Zusammenarbeit in den Projektteams. Der neu integrierte Safexpert Messenger informiert Anwender außerdem über offene Aufgaben auch dann, wenn die Software nicht gestartet wurde. Die Installation von Updates erfolgt ebenso wie der Erwerb spezieller C-Normen oder Querverweislisten direkt via Internet.

Helmut Frick

: ist Geschäftsführer der IBF-Automatisierungs- und Sicherheitstechnik GmbH in Vils (Österreich).

(mf)

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

IBF Automatisierungs- und Sicherheitstechnik GmbH

Bahnhofstr. 8
6682 Vils
Austria