Dr. Sönke Kock: "Mit der Kombination aus ABB Zenon und Automation Builder schlagen wir eine Brücke zu Produktions­steuerung und Big Data."

Dr. Sönke Kock: "Mit der Kombination aus ABB Zenon und Automation Builder schlagen wir eine Brücke zu Produktions­steuerung und Big Data."



(Bild: ABB)

IEE: Herr Dr. Kock, künftig nutzt ABB mit der Betriebs­datenmanagement-Software Zenon ein Produkt der Firma Copa-Data – sogar unter dem fast gleichen Produktnamen. Selten habe ich einen so offenen Umgang beim Brandlabeling gesehen. Respekt.

Dr. Kock: Zenon hat in Branchen wie der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie sowie im allgemeinen Maschinenbau traditionell eine starke Präsenz und wird dort wegen seiner Funktionalität geschätzt. Das Betriebsdatenmanagement-System ist also am Markt in verschiedenen Anwendungen eingeführt. Wir wollen den Markt nicht im Unklaren über die Herkunft der Software lassen. Wir profitieren von einem etablierten Produkt, bieten dafür neue Marktzugänge und neue Lösungen auf Basis unserer ABB-Produkte.­

Wie unterscheidet sich dieser Schritt von Ihrem bisherigen Zugang zum Thema HMI?

Dr. Kock: Wir bieten weiterhin unsere etablierten HMI-Produkte für den Maschinenbau und die Fertigungstechnik an: Die Panel-Serie CP600 mit dem Panel-Builder als unsere HMI-Software sowie die Möglichkeit, die Visualisierung auch als Web-Server auf der AC500-Steuerung zu implementieren. ABB Zenon erweitert unsere Möglichkeiten jetzt deutlich nach oben, denn es ist ja auch weit mehr als eine reine HMI-Software. In Bereichen wie Konnektivität, Security und Reporting haben unsere Kunden jetzt viele neue Optionen.

ABB Zenon ermöglicht tiefe Einblicke, nicht nur in der Maschinenbedienung, sondern auch in komplette Produktionsprozesse bis hin zum Energiedaten-Management.

ABB Zenon ermöglicht tiefe Einblicke, nicht nur in der Maschinenbedienung, sondern auch in komplette Produktionsprozesse bis hin zum Energiedaten-Management. ABB

Welche Vorteile bringt ein eigenes Betriebsdaten­management-System im Automation Builder?

Dr. Kock: Zenon ist ein eigenständiges Produkt, das sich über Datenschnittstellen effizient und durchgängig mit unseren Engineering-Plattformen integriert. Dazu gehören der Automation Builder, unsere Engineering-Drehscheibe zur SPS AC500, zu den Antrieben, zur Robotics und zu ECAD-Systemen, aber auch unser MES ‚Enterprise Connectivity Solution‘ sowie unsere auf Microsoft Azure basierende ABB Cloud. Zenon wird damit Teil von ABB Ability, unserer umfassenden Lösung für Daten- und Mehrwertdienste. Denn wir wollen mit Zenon die Automatisierer und Anlagenbetreiber beim Engineering, bei der Simulation und bei der Inbetriebnahme von Anlagen nicht alleine lassen.

Der Vorteil ist, dass diese Engineering-Lösungen perfekt interagieren. Wenn im Automation Builder beispielsweise eine neue Funktion einer Verpackungsmaschine mit einer SPS simuliert wird, lässt sich in Zenon gleich prüfen, wie das Betriebs­datenmanagement-System die neuen Daten interpretiert, aggregiert, anzeigt und weiterleitet. So sehen Anwender schon während des Engineerings die Auswirkungen auf die höheren Informations-Ebenen der Fertigung, beispielsweise den Einfluss auf die OEE ihrer Fabrik.

Wie erfolgt die Integration/Anbindung in den Automation Builder?

Dr. Kock: Der Nutzer kann ein Zenon-Projekt im Automation Builder anlegen und von dort aufrufen. Das funktioniert auch umgekehrt, das heißt ein SPS-Projekt taucht im Zenon-Projektbaum auf und lässt sich dort ändern. Darüber hinaus bieten wir einen Variablenexport. Paralleles Arbeiten wird dadurch erleichtert.

Der Zenon-Systempartner Neogramm, Mannheim, demonstrierte auf der SPS IPC Drives die Integration des Betriebsdaten­management-Systems in das Engineering Framework Automa­tion Builder von ABB.

Der Zenon-Systempartner Neogramm, Mannheim, demonstrierte auf der SPS IPC Drives die Integration des Betriebsdaten­management-Systems in das Engineering Framework Automa­tion Builder von ABB. Redaktion IEE

Welchen Einfluss haben Sie auf die Produktentwicklung und -zyklen von Zenon?

Dr. Kock: Wir stehen in engem Kontakt mit dem Produktmanagement von Zenon, und natürlich wird unseren Bedürfnissen und Wünschen in hohem Maße Rechnung getragen. Copa-Data liefert jährlich ein neues Release. Diese verlässlichen und kurzen Zyklen zusammen mit der Funktionalität haben uns überzeugt, mit Zenon die Anforderungen unserer Kunden bestmöglich abdecken zu können.

Ist das der Grund, weshalb Sie nicht auf die eigene Leittechnik-Expertise aus der Prozess- und Energietechnik zurückgreifen?

Dr. Kock: Die ABB-Leittechnik ist führend in einer ganzen Reihe von Anwendungen in den von Ihnen erwähnten Märkten – hierfür wurde sie über viele Jahre optimiert. Wir nutzen Zenon weniger als Leitsystem. Im Maschinenbau und der diskreten Fertigung gibt es ein sehr heterogenes SPS- und Feldbusumfeld, in denen unsere Frequenzumrichter eingebettet sind. Durch die vielen weiteren Fremdsysteme benötigen unsere Kunden vielmehr eine Daten-Drehscheibe mit einer Konnektivität wie sie Zenon bietet. Solange es noch keinen allumfassenden Industrie-4.0-Kommunikationsstandard gibt, ist Zenon ein mächtiges Gateway zu den Daten in der Produktion mit Kanälen ins MES, ins ERP und in die Cloud.

Stefan Kuppinger, Chefredakteur IEE

(sk)

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