Wir stehen vor dem Beginn eines neuen, multimobilen Zeitalters. Technische Innovationen und veränderte Bedürfnisse der Menschen werden zum Motor neuer Formen der Fortbewegung. Die Michael Koch GmbH fühlt sich als mittelständisches Familienunternehmen nachhaltigem Handeln ganz besonders verpflichtet und lebt ein ökonomisches, ökologisches und soziales Bewusstsein. Die IEE-Redaktion sprach mit Michael Koch, Inhaber der Michael Koch GmbH, über den Megatrend „Mobilität“ und dem Unternehmen als Technologiepartner für aktive Energiemanagementsysteme und seine Erfahrungen mit der E-Mobilität.
Welchen Handlungsbedarf sehen Sie für eine weitere Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland?
Michael Koch: Da ich selbst nun schon seit rund sechs Jahren voll elektrisch unterwegs bin, sehe ich weder Fahrzeuge noch Infrastruktur als das große Problem an, sondern die persönliche Erfahrung im wahrsten Sinne des Wortes. Fast jeder, der über einen längeren Zeitraum, also nicht nur mal kurz um die Ecke, mit einem vernünftigen Elektroauto gefahren ist, der möchte nichts anderes mehr fahren. Die Aussage ist dann fast unisono: „Ein Verbrenner kommt mir nicht mehr ins Haus!“ Abgesehen von den aktuellen Lieferzeiten steht einer weiteren stark positiven Entwicklung aus meiner Sicht nichts entgegen.
Ein Ziel der Bundesregierung ist es, Deutschland zum Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität zu entwickeln. Sehen Sie hier Chancen für die deutsche Industrie sich zu positionieren?
Michael Koch: Auf jeden Fall. Es hat ja bedauerlicherweise lange genug gedauert, bis die große deutsche Industrie und damit auch die Bundesregierung das Thema Elektromobilität ernst genommen hat. Aus welchem Grund auch immer wurden Tesla & Co. viel zu lange belächelt. Was man aber nicht nur bei den Hauptversammlungen, sondern heute vor allem auf der Straße erkennen kann ist, dass die deutsche Industrie gewaltig aufgeholt hat, teilweise sogar auf der Überholspur ist. Und dies gilt nicht nur für die Fahrzeuge, sondern auch für die gesamte notwendige Infrastruktur drumherum.
E-Mobilität bezeichnet man die Nutzung von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. Also Elektroautos, aber auch E-Bikes oder Pedelecs, Elektro-Motorräder sowie E-Busse und E-Trucks. Kurz gesagt, meint E-Mobility insbesondere die nachhaltigere Gestaltung des Mobilitätssektors. Wie ist Ihre Sicht dazu?
Michael Koch: Ich bin absolut davon überzeugt, dass die E-Mobilität die Nachhaltigkeit in allen Sektoren der Mobilität deutlich verbessert. Dabei meine ich ganz besonderes die E-Mobilität auf Basis batterieelektrischer Fahrzeuge, deren Effizienz für alle anderen Antriebstechnologien schier unerreichbar ist. Natürlich hat auch die batterieelektrische E-Mobilität ihre Schattenseiten, die aber über alles gesehen deutlich geringer ins Gewicht fallen als die Folgen anderer Antriebstechnologien. Bei den klassischen Verbrennungsmotoren braucht man gar nicht anzufangen, über Nachhaltigkeit zu diskutieren, denn der Energieeinsatz über die Lebensdauer ist einfach schlecht. Aber auch die in Kreisen hoch gelobte Brennstoffzellen-Technologie für Fahrzeuge hat allein aufgrund des notwendigen Wasserstoffs und dessen Produktion, Druckveränderungen und Transportnotwendigkeiten gegenüber batterieelektrischen Antrieben im Nachhaltigkeitsvergleich keine Chance.
Ich sage nur „klimaneutrales Fabrikle“. In Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind Sie seit Anfang an engagiert. Die diversen Auszeichnungen, die ihr Unternehmen erhalten hat, bestätigen ihr Engagement. In diesem Jahr feiert ihr Unternehmen das 25jährige Jubiläum. Wird es eine Ausweitung ihres Produktportfolios außerhalb der sicheren Bremswiderstände und der aktiven Energiemanagementsysteme geben? Vielleicht auch für die E-Mobilität?
Michael Koch: Es ist richtig, dass wir uns mit der Gründung unseres Unternehmens darüber Gedanken gemacht haben, welche negativen Umweltfolgen unsere Arbeit hat, um diese so gering wie möglich zu halten. Wenn man nicht weiß, welche Folgen man verursacht, kann man auch nichts gegen tun. Wir haben uns deshalb auch schon früh damit auseinandergesetzt, wie unsere Ökobilanz aussieht und haben dann auch vor mittlerweile 20 Jahren begonnen, unser Unternehmen nach EMAS, der Umweltrichtlinie der EU zertifizieren zu lassen. Mit den Anstrengungen in diesem Zusammenhang sorgen wir zum einen für Transparenz, zum anderen sehen wir uns gezwungen, mit geeigneten Maßnahmen gegen die ermittelten negativen Umweltfolgen zu kämpfen, was wir im Übrigen auch mit recht hohem Aufwand machen. So bieten wir beispielsweise jeder unbefristeten Arbeitskraft ein eBike-Leasing an, das wir mit monatlich 100 Euro bezuschussen. Dies mit dem Ziel, die Mitarbeiter-Pendelverkehre nachhaltiger zu gestalten.
In Bezug auf unser Produktportfolio bieten wir bislang Antriebstechnikern, Maschinenbauern und Maschinennutzern Möglichkeiten, die energetische Effizienz ihre Maschinen deutlich zu verbessern. In die E-Mobilität selbst treibt es uns aufgrund der geringen Anzahl der potentiellen Kunden nicht, weil wir fürchten, dort in zu große Abhängigkeiten zu geraten. Allerdings finden sich unsere Lösungen durchaus in den Maschinenparks zur Produktion von Elektrofahrzeugen. Wir konzentrieren uns weiterhin auf die Anforderungen des stationären Maschinenbaus, also auf Lösungen im aktiven Energiemanagement elektrischer Antriebe bis hin zu Gleichstromnetzen.
Die Vorteile der „Energiemanagementsysteme“ sind: Sicherheit vor Netzschwankungen (Blackouts, Brownouts), Verringerung von Ausfallzeiten, sichere Prozessabläufe, Schutz von Netz und Elektronik, weniger Wärmeentwicklung und vor allem Verringerung des Energieverbrauchs. Bei den momentan steigenden Energiepreisen, sollte doch der Vorteil Energieeinsparung im Vordergrund stehen?
Michael Koch: Ja, das könnte man meinen. Die Einsparung elektrische Energie stand auch ganz am Anfang der Entwicklung im Vordergrund – bei uns selbst und auch bei den Interessenten. Es wurde aber sehr schnell deutlich, dass die Rekuperation generatorischer Energie ein aufwändiger Prozess und deshalb auch relativ teuer ist. Eine Amortisationsrechnung aktiver Energiemanagementsysteme, die allein auf der Einsparung elektrische Energie beruht, schränkt das Einsatzspektrum dieser Systeme sehr stark auf kurze Zykluszeiten ein. Mittlerweile wissen wir, dass neben der Energieeffizienz mindestens ein weiterer konkreter Vorteil notwendig ist, um sich für ein derartiges System zu entscheiden, also z.B. Spannungsausgleich, Lastspitzenreduktion, USV-Funktionalitäten. Mit steigenden Energiepreisen ist allerdings abzusehen, dass sich das ändert und wieder verstärkt die Energieeffizienz in den Vordergrund rückt.
Sind die Erfahrungen die die Industrie mit Energiemanagementsysteme macht, auf andere Branchen etwa die der Mobilitätgestaltung übertragbar?
Michael Koch: Grundsätzlich sind Erfahrungen, die in der Leistungselektronik, bei den Speichern und überhaupt bei allen eingesetzten Komponenten gemacht werden, sicherlich auch für die E-Mobilität hilfreich. Im Prinzip könnte man ein aktives Energiemanagementsystem von uns auch in einem Straßenfahrzeug einsetzen; in der Intralogistik sind wir ja auch in Fahrzeugen vertreten. Doch wie immer liegt der Teufel im Detail. Und bei Fahrzeugen geht es immer um hohe Stückzahlen und Individualität in Bezug auf das jeweilige Fahrzeug. Da sind die Anforderungen meist andere als sie für uns im sehr kleinteiligen Markt der elektrischen Antriebstechnik für den allgemeinen, stationären Maschinenbau gelten und natürlich gezielt und nachhaltig erfüllt werden müssen.
Abschließende Frage: Welche Zukunft sehen Sie für die E-Mobilität?
Michael Koch: Eine sehr positive! Das Pedelec ist mittlerweile fast Standard – wer außer Rennradfahrern kauft noch ein Fahrrad ohne eMotor? Beim Individualverkehr ist das batterieelektrische Fahrzeug deutlich im Aufwärtstrend, Scooter und Motorräder mit batterieelektrischem Antrieb werden auch immer beliebter, und die allermeisten Hersteller von LKWs beschäftigen sich bevorzugt ebenfalls mit dem Umstieg auf batterieelektrische Antriebe. Das alles geschieht nicht ohne Grund! Ja, ich bin der Überzeugung, dass die Zukunft der E-Mobilität eine ganz besonders positive sein wird. (hw)
25 Jahre Michael Koch GmbH
Angefangen hat die Michael Koch GmbH im Jahr 1997 mit der Fertigung von Bremswiderständen, also passiven Bauelementen, die die beim Bremsen anfallende Überschussenergie in Wärme umsetzen. Der Impuls, dies zu tun, kam mit der Entdeckung der Vorteile von PTCs in der Anwendung als Bremswiderstände. Hinsichtlich der Sicherheit sind PTC-basierte Bremswiderstände (PTC = Positive Temperature Coefficient) außerordentlich gut geeignet. Denn es handelt sich um Halbleiterwiderstände, die als sogenannte Kaltleiter einen positiven Temperaturkoeffizienten haben und bei ansteigenden Temperaturen ihren Widerstand stark erhöhen. Im Gegensatz zu den Drahtwiderständen müssen sie nach einer Überlast nicht ausgetauscht werden. Mit diesen Bremswiderständen war und ist Michael Koch erfolgreich unterwegs.
Das Unternehmen hat sich über die Jahre gut etabliert und beliefert heute viele namhafte Antriebstechnikhersteller und Maschinenbauer in der ganzen Welt. Seit gut zehn Jahren bietet Koch neben den sicheren Bremswiderständen auch aktive Energiemanagementgeräte und -systeme an, die den Energiehaushalt von elektrischen Antrieben optimieren. Seit nunmehr 20 Jahren nach der Qualitätsnorm ISO 9001 und dem Umweltauditschema EMAS zertifiziert, sind für Koch Qualität, Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit Kernelemente der Unternehmens-DNA.
Eine breite Palette von Auszeichnungen belegt den Erfolg. So hat man sich auch im Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“ Stufe für Stufe nach oben gearbeitet. Nach Ehrungen auf Landesebene in den Jahren 2006 und dem Großen Preis 2007 erreichte es 2011 eine erste Auszeichnung auf Bundesebene und 2016 mit dem „Premier“ sozusagen die Deutsche Meisterschaft des Mittelstandes. Bei der Bundesgala des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes" wurde das Unternehmen mit der „Premier-Ehrenplakette“ 2019 ausgezeichnet. Nur drei Unternehmen in ganz Deutschland durften sich über diese Auszeichnung freuen. Nominiert von der Gemeinde Ubstadt-Weiher setzte man sich letztlich gegen insgesamt 5.339 Unternehmen aus Deutschland durch.
Kompetente Mitarbeiter, individuelles Applikations-Engineering und qualitativ hochwertige Produkte sind nur drei Gründe, die den Erfolg möglich gemacht haben. Die Mitarbeiter stehen hinter den ehrgeizigen Vorgaben, denn neben den sicheren Arbeitsplätzen partizipieren sie am Erfolg des Unternehmens. Gleichzeitiges Vorantreiben der Internationalisierung bei Stärkung des regionalen Engagements sowie die Ausrichtung auf Innovation in Verbindung mit der Reduzierung negativer Umweltwirkung klingt nach der Quadratur des Kreises: Die Kochs setzen dabei auf aktive Mitarbeiter und die Überzeugung, Unmögliches doch möglich zu machen.
Und noch etwas: Seit Jahren wirtschaftet das Unternehmen CO2-neutral.