Bei Anwendungen mit mehreren koordinierten Achsen ist die klassische SPS oder die PC-basierte Soft-SPS oft meist das Mittel der Wahl. Dabei geht es bis etwa drei CNC- beziehungsweise 30 Punkt-zu-Punkt-Achsen bei gleicher Performance auch kosteneffektiver. Den Beweis tritt der Automatisierungsanbieter in Nürnberg mit einer skalierbaren Display-Steuerung an, deren Zykluszeiten bis 1 ms und die damit verbunden schnelle Reaktionsfähigkeit die Grundlage für Soft Motion Control schaffen. Mit ihrer skalierbaren Rechenleistung kann sie in vielen Fällen als Alternative eine große modulare SPS oder einen Industrie-PC ersetzen. Für einen harten Echtzeit-Einsatz ausgelegt, kann die Steuerung auch bei Motion-Control-Anwendungen eingesetzt werden. Die Basis hierfür bildet die Motion-Bibliothek der Codesys-Plattform von 3S.
Von vielen Anforderungen beeinflusst
Nicht nur der Consumer-Bereich nutzt zunehmend neue Geräte und Arbeitsweisen. Berücksichtigt man bei industriellen Anwendungen eine vergleichsweise lange Einsatzdauer der Komponenten, so ist es wichtig, von Anfang an eine möglichst breite Palette an Möglichkeiten zu integrieren.
Um dem zunehmenden Einsatz von mobilen Tablets und Smartphones auch in industrieller Umgebung Rechnung zu tragen, stehen deshalb optional auch Multitouch Displays zur Verfügung. Hinzu kommen weitere Forderungen: Zwingend notwendig ist eine hohe Rechenleistung, um einerseits zeitkritische Applikationen abzudecken, andererseits aber auch zeitlich unkritische Vorgänge mit kurzer Reaktionszeit bedienen zu können, etwa um dem Anwender ein angenehmes Gefühl bei der Bedienung zu vermitteln. Auch Standardfunktionen, die neben der eigentlichen Applikation laufen, zum Beispiel das Erkennen eines gesteckten USB-Sticks oder Dateitransfers benötigen Rechenleistung und damit Zeit, die sich bei langsameren Prozessoren schnell summiert.
Besonders zeitkritische Aufgaben wie die Motion-Steuerung erfordern neben einer schnellen Hardware auch entsprechende Software. Mit dem Einsatz der Entwicklungsumgebung Codesys V3.5 bringen die Display-Steuerungen die Funktionalität für komplexe Aufgabenstellungen mit. Neben der Visualisierung wird auch das Codesys Softmotion-Paket unterstützt. Mit der Version 3.5 hat das Tool zur hardware-unabhängigen SPS-Programmierung mehr als nur eine Evolution erfahren.
Beispielsweise bietet die Entwicklungsoberfläche die Grundlage für höhere Produktivität – beispielsweise mit Modularisierung und besserer Wiederverwendung der Programmierung durch Objektorientierung sowie einfachere Inbetriebnahme aufgrund der besser strukturierten Bedienoberfläche. Die jetzt HTML5-fähige Visualisierung stellt im Vergleich zu den Vorgängerversionen einen Quantensprung dar. Damit lassen sich vom eigentlichen Geräte-Display entkoppelte Visualisierungen erstellen, sodass Bediener oder Operator mobil Zugriff auf die Anwendung oder deren Daten haben. Servicepersonal kann sich via Tablet einloggen, ohne vorher diese Funktion aufwendig programmieren zu müssen. So lässt sich in vielen Anwendungen nicht nur ein zusätzliches, fest installiertes Display sparen. Darüber hinaus kann der Bediener die Fertigungslinie effizienter überwachen, da er für Aktionen nicht mehr zwingend an jedem einzelnen Display vor Ort stehen muss. Die Dialog-Controller vereinen damit erstmals Steuern, Visualisieren, Kommunikation und Multiachs-Ansteuerung in einer Projektdatei. Als Systemintegrator wickelt Berghof Automation komplette Projekte ab. Dementsprechend ergänzt das Unternehmen die Motion-Control-Kompetenz im Bereich Steuerungen mit passenden Antrieben des weltweit aufgestellten Herstellers Servotronix (SPS 2013: Halle 3, Stand 458).
Nebentätigkeiten erlaubt
Rechenleistung und der per Steckkarte erweiterbare Speicher erlauben neben der eigentlichen Steuerungsaufgabe auch Nebentätigkeiten wie Daten für SQL-Datenbanken aufzubereiten, etwa zur Qualitätssicherung oder für Fernabfragen per Tablet-PC oder Smartphone. Die Baugrößen der Dialog Controller sind den üblichen Gegebenheiten vor Ort angepasst. Während das Modell DC-2004 mit einem 4,3“-Display mit WQVGA-Auflösung (432 x 240 Pixel) aufwartet, basiert das größere Display (DC-2007) auf einem 7“-Bildschirm mit WVGA-Auflösung (800 x 480). Beide Varianten sind optional mit kapazitivem Touch oder Multitouch verfügbar. Weitere Display-Größen folgen in 2014. Fünf Kommunikationsschnittstellen (Standard-Ethernet mit 10/100 MBit/s, Ethercat-Master sowie CAN, RS485 und RS232) verbinden die Controller mit der Außenwelt.
Zusätzlich stehen diverse Kommunikationsprotokolle, unteranderem für Modbus, Profinet und Bacnet zur Verfügung. Für den Service, Daten und Anwendungsspeicher sind eine USB-2.0-Schnittstelle und ein Mikro-SD-Steckplatz verfügbar. Onboard stehen jeweils vier digitale Ein/Ausgänge, zwei analoge Eingänge für Normsignale und ein PT100-Eingang zur Verfügung. Onboard-Erweiterungen für Kommunikationskarten oder weitere
I/Os sind möglich. Über den integrierten Ethercat-Master lassen sich jederzeit dezentrale Ein-/Ausgangsbaugruppen an die Steuerung anschließen. Für die erforderliche Rechenleistung sorgt in beiden Gerätevarianten eine ARM-Cortex-A9-CPU mit 800 MHz Systemtakt oder bei Applikationen mit höheren Anforderungen eine Dual- oder Quad-Core-CPU. An Speicher sind 256 MB RAM und ein 256 MB Flash integriert. Die industrieübliche Versorgungsspannung beträgt 24 V DC. Die Vielfalt der Eigenschaften und Möglichkeiten, zusammen mit dem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis machen die Dialog Controller im Vergleich zu herkömmlichen Systemen zu einer interessanten Alternative im Automatisierungsbereich.
Jürgen Wanner
(sk)