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Meine Empfehlung für den Umgang mit dem Thema Industrie 4.0 und Digitalisierung: Das Eine tun und das Andere nicht lassen. Klaus Rottmayr, Geschäftsführer Spectra in Reutlingen. (Bild: Spectra)

Industrie 4.0, dieses Zukunftsprojekt hat nach anfänglichen Verständnisproblemen eine enorme Marketingwelle ausgelöst. Plötzlich war alles Industrie 4.0, selbst einfache Schraubenschlüssel. Aber können wir bei Industrie 4.0 wirklich von einer Revolution sprechen? Da dieses Projekt nicht vom ‚Volke‘, den kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) ausging, sondern von der Regierung initiiert wurde, passt die Bezeichnung Direktive schon eher.

Wo bleibt der Nutzen?

Wäre Industrie 4.0 wirklich eine industrielle Revolution, dann wäre die Umsetzung getrieben von einem neuen Nutzen oder eines Mehrwerts. Denn der Mehrwert steht am Anfang und die Umsetzung ist nur das Mittel zum Zweck. Stand heute werden aber viele Industrie 4.0-Lösungen angeboten, die sich nur als Plattform für die Digitalisierung entpuppen, beispielsweise basierend auf IoT-Konzepten. Solche Angebote sind für große Unternehmen sinnvoll, die bereits Investitionen in Industrie 4.0 getätigt und ein Konzept für die Schaffung der Mehrwerte haben. Viele kleine und mittelständische Unternehmen scheuen aber diese Investitionen, da sie den Nutzen oft nicht so eindeutig definieren können.

Ein Sandkasten zum Spielen wäre wichtig

Üblicherweise werden neue Themen in Unternehmen nach dem folgenden Plan umgesetzt: Investition → Umsetzung → Nutzen. Das macht auch durchaus Sinn, wenn klar ist, wie ich welchen Nutzen erreiche. Bei Industrie 4.0 funktioniert das Schema nicht mehr. Denn Industrie 4.0 fußt auf Daten aus den Produktionsstätten, die ‚ungenutzt‘ bereit stehen, von denen heute aber noch nicht klar ist, welchen Nutzen sie mir morgen vielleicht bringen werden. Deshalb ist grundsätzlich eine andere Vorgehensweise beim Umgang mit Industrie 4.0 notwendig: Umsetzung → Nutzen → Investition.

Voraussetzung hierfür ist ein einfacher Einstieg, eine günstige Testumgebung, ein sicherer Spielplatz auf dem Dinge umgesetzt und deren Nutzen geprüft werden können, ohne große Investitionen oder Sicherheitsbedenken. Speziell für KMUs sind solche Angebote, begleitet von kompetenter Beratung, zwingend notwendig, um auch weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.

Disruption versus Innovation

Aber Achtung: Die Konkurrenz schläft nicht. Wer kennt nicht Uber oder Airbnb. Speziell im Zusammenhang mit der Digitalisierung und dem Internet of Things werden wir permanent vor solchen disruptiven Gefahren gewarnt. Doch kann das uns, speziell den deutschen Mittelstand wirklich treffen? Natürlich, bedenken wir nur die dramatischen Veränderungen, die auf uns zurollen, falls die eMobility richtig Fahrt aufnimmt und der Bedarf an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor deutlich abnimmt. Schließlich sind viele KMUs direkt oder indirekt von der Automobilbranche abhängig. Aber selbst wenn dem so sein sollte, dann hilft Panikmache nicht, sondern nur ein professioneller Umgang mit dem Thema.

Meine Empfehlung für den Umgang mit dem Thema Industrie 4.0 und Digitalisierung: Das Eine tun und das Andere nicht lassen. Wobei das Eine die zwingende Weiterentwicklung des eigenen Kerngeschäfts ist, mit allen Möglichkeiten der Automatisierung, Digitalisierung und Vernetzung. Das Andere, das komplett Neue können wir nicht erzwingen, wir sollten es aber ermöglichen und zulassen. Dazu braucht es die entsprechenden Rahmenbedingungen, um neue Konzepte und Ideen zu kreieren und auszutesten. Denn Disruption ist die neue Innovation!


SPS IPC Drives 2017 Halle 7, Stand 420

Klaus Rottmayr

Geschäftsführer bei Spectra in Reutlingen

(sk)

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Mahdenstr. 3
72768 Reutlingen
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