Auch für Österreichs Wirtschaft war das Jahr 2009 das schlechteste seit langem. Den Nachfragerückgang, den die internationale Konjunkturkrise auslöste, ließ den Export zum Jahresanfang 2009 stark einbrechen. Österreichs Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal 2009 um 4,7 % gegenüber dem Vorjahr. Dennoch verkraftete die österreichische Wirtschaft die Krise gut. Dies gilt vor allem im Vergleich zur ebenfalls sehr außenwirtschaftsorientierten deutschen Wirtschaft. Zwar ging in beiden Volkswirtschaften der Wert der Ausfuhren ähnlich stark zurück, jedoch kommt dem Export in Deutschland ein höheres Gewicht zu. Dies spiegelt sich auch in der Industrieproduktion wieder. Während diese in Deutschland 2009 um fast 17 % sank, betrug der Rückgang in Österreich knapp 12 %. Der Maschinen- und Anlagenbau Österreichs gehörte in den vergangenen Jahren zu den wachstumsstärksten Branchen des Landes. Er musste in der weltweiten Wirtschaftskrise hohe Umsatz- und Absatzrückgänge verkraften, erholte sich im zweiten Halbjahr 2010 aber wieder.

Chancen und Risiken

Einen Grund für diese Stärke sehen Österreichs Automatisierer vor allem in der guten Ausbildung in Österreich. „Die Ausbildung in Österreich im Bereich Robotik und Mechatronik an den Ausbildungsstätten und Universitäten, zum Beispiel die Johannes Kepler Universität in Linz, hat einen ausgezeichneten Ruf“, stellt Thomas Linde, Geschäftsbereichsleiter Industrieautomation bei Keba fest. Der Begriff Mechatronik fällt bei der Beschreibung des Bildungsstandorts Österreich nicht nur bei dem Linzer Unternehmen. „In Österreich hat man schon sehr früh erkannt, dass insbesondere im Bereich der Mechatronik eine wertvolle Marktchance für die Industrie verborgen liegt. Techniker mit disziplinübergreifendem Wissen in den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik/Elektronik sind heute gefragter denn je“, erklärt Hermann Obermair, Leiter Vertrieb Österreich bei B&R.

Während das Know-how in Österreich stark ist, hapert es – wie in vielen Produktionsländern – bei den Rohstoffen. „Ich sehe die Herausforderungen der Zukunft im Preisdruck“, bringt Alexander Melkus, Strategic Sales Management bei Sigmatek, ein Problem zur Sprache. „Viele Rohstoffe und Bauteile, die wir in unseren Produkten verbauen, importieren wir direkt oder indirekt aus Asien. China hat die Krise genutzt, um seine Position am Weltmarkt für Rohstoffe zu stärken und die Preise kontinuierlich anzuheben.“ Der Blick nach Asien oder in die wachsenden Märkte wie Indien und Südamerika, ist für Österreichs Automatisierer Tagesgeschäft. Sie exportieren weit mehr ihrer Produkte als sie im eignen Land an den Mann bringen. Dennoch ist Österreich als Zielmarkt nicht zu unterschätzen.

Von Groß bis Klein

Die wichtigsten Abnehmer der Automatisierungstechnik sind in Österreich die Branchen Metallerzeugung und -verarbeitung, Chemie, Elektro/Elektronik sowie der Maschinenbau selbst. Überdurchschnittliche Impulse für den Maschinenbau sind 2011 laut Germany Trade & Invest, der deutschen Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing, vor allem von der Chemischen Industrie, dem Fahrzeugbau und dem Sektor Maschinenbau/Metallwaren zu erwarten. Dass man bei Industrie aber nicht nur an die großen Player denken sollte, sondern auch an die kleinen aber feinen, verdeutlicht Obermair: „Die größten Zielmärkte in Österreich sind auch die unzähligen mittelständischen Maschinen- und Anlagenbaufirmen. Diese feinen und mitunter in der Öffentlichkeit kaum wahrnehmbaren KMUs sind oftmals mit ihren Konzepten und wirtschaftlich Lösungen in den Top Rankings ihrer Branchen zu finden.“ Wie wichtig die Industrie insgesamt für Österreich ist, sieht man daran, dass der Anteil der Industrie am Bruttosozialprodukt des Landes rund 31,2 % beträgt. Um diesen Anteil zu festigen und weiter auszubauen, setzen sowohl Industrie als auch Politik auf den Bereich Forschung und Entwicklung (F&E).

Forschung fördern fördert

Für Forschung und experimentelle Entwicklung werden in Österreich nach einer Schätzung von Statistik Austria im Jahre 2011 voraussichtlich erstmals mehr als 8 Milliarden Euro ausgegeben werden. Gegenüber 2010 wird die Gesamtsumme der österreichischen F&E-Ausgaben um 5 % auf 8,286 Milliarden Euro ansteigen und somit 2,79 % des Bruttoinlandsprodukts erreichen. Zum Vergleich: 2008 betrug der Anteil der F&E-Aufwendungen Deutschlands am Bruttoinlandsprodukt nach aktuellen Berechnungen des Bundesministerium für Bildung und Forschung circa 2,64 %. Es hat sich viel getan im Nachbarland. Neue Strukturen der Forschungsförderung und Forschungsfinanzierung sowie neue Formen der Kooperation in der Forschung haben die Forschungslandschaft in Österreich in den letzten Jahren dynamisiert.

Die 21 Universitäten des Landes bringen die Forschung ebenso voran wie die rund 2 000 forschenden Unternehmen. Die forschenden Firmen sind hauptsächlich kleine und mittelständische Unternehmen. Nur wenige große Unternehmen prägen das Bild, wobei internationale Konzerne mit ihren Hauptquartieren in Österreich einen wichtigen Beitrag zur Forschung leisten. „Forschung, Technologie und Innovation sind die treibenden Motoren für eine nachhaltige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Österreich“, bekräftigte der österreichische Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle erst im Juni diesen Jahres. Dass es aber immer noch Defizite gibt merkt der B&R-Mann Obermair an: „Auch in Österreich werden die Budgets leider nicht immer in dem Umfang zur Verfügung gestellt, wie es dringend notwendig wäre. Ich sehe dies nicht nur als spezifisch österreichisches Problem. Themen, die rasche Publicity und Popularität in der Bevölkerung bringen, genießen oftmals mehr Priorität als fundierte Aus- und Weiterbildungsprogramme.“ Ein auch in Österreich populäres und viel gefördertes Forschungs- und Entwicklungsthema, von dem sicherlich auch die Automatisierer profitieren werden, ist das Thema Elektro-mobilität.

Fokus auf Elektromobilität

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sah in einer Studie von 2009 für Elektrofahrzeuge in Österreich ein steiles Wachstum voraus. Die Zahl der Autos mit Elektromotor soll bis zum Jahr 2020 von rund 2 750 auf 405 000 steigen. Studien prognostizieren für Europa je nach Ölpreisentwicklung einen Anteil von Elektroautos am Pkw-Bestand von 3 bis 14 % im Jahr 2020. Für das Jahr 2030 ist bei verschärften Emissionsgrenzwerten ein Anteil von 31 % möglich. Eine konkretes Beispiel für Österreichs Bemühungen zu mehr Elektromobilität ist das Projekt Vorarlberg-Vlotte. Seit 2008 geplant, rollen seit 2009 Elektroautos über die Vorarlberger Straßen. Von Januar bis April 2011 gingen rund 50 % aller Elektroauto-Neuanmeldungen in Österreich auf das Konto des Projektes. Zurzeit sind 238 Fahrzeugen unterwegs. Von Privatpersonen über Unternehmen und Institutionen bis hin zu Gemeinden fahren die Elektroautos. Verkauft sind schon 300 Fahrzeuge – damit zählt Vlotte zu den größten Elektromobilitätsprojekten Europas. 70 Stromtankstellen, verteilt in ganz Vorarlberg, sorgen dafür, dass den Fahrzeugen niemals die Energie ausgeht.

Österreichs Automatisierer im Kurzinterview:

Stefan Schönegger, B&R
Der Verdrängungskampf steht noch bevor

Stefan Schönegger, B

Stefan Schönegger, B&RB&R

Auf der Hannover Messe haben Sie feierlich das 500.000ste Powerlink-System einem Kunden übergeben. Das dürften ja nicht alles jungfräuliche Systeme gewesen sein, bei denen bisher keine Feldbus-Lösung bestand. Wie stark ist der Verdrängungskampf innerhalb der Ethernet-basierten Feldbusse?

Im Wesentlichen stehen wir mitten in der Übergangsphase von den klassischen Feldbussen hin zu Industrial Ethernet. Die Verdrängung findet daher fast ausschließlich im Vergleich mit Devicenet, Profibus, CAN oder vielfach auch noch mit analogen Systemen statt. Die Ablöse von konkurrierenden Industrial-Ethernet-Systemen wird erst in einigen Jahren beginnen.

Was ist der härteste Feldbus-Konkurrent zu Powerlink?

Im Wettbewerb um Marktanteile sind sicherlich Profinet für den europäischen Markt und Ethernet/IP für den amerikanischen Markt die größten Mitbewerber.

Kritiker sehen in der Open-Source-Strategie von Powerlink mehr Gefahr als Nutzen. Wie ist Ihre Erfahrung mittlerweile?

Vollkommene Offenheit im Sinne der Investitionssicherheit für alle Anwender ist die Erfolgsstory von vielen bekannten Kommunikationstechnologien. Denken Sie zum Beispiel an TCP/IP oder HTTP, ein vergleichbarer Erfolg mit einem proprietären Lizenzsystem wäre jedenfalls absolut undenkbar. Und der Erfolg, speziell auch auf Märkten wie in China und Indien, zeigt uns ganz klar, dass diese Offenheit auch bei strategischen Entscheidungen sehr oft ausschlaggebend ist.

Reinhard Mauerschitz, KML
Vom Sonderwunsch zum Standard

Neben einer breiten Palette an Standardlösungen bieten Sie auch kundenspezifische Lösungen an. In welchen Details unterscheiden sich die beiden Lösungen oft am deutlichsten?

Grundsätzlich ist es so, dass KML begonnen hat Antriebssysteme analog zur Kundenanforderungen zu bauen. Über die Zeit hat man dann gesagt, dass es für die Kunden immer interessanter wird, wenn sie auf standardisierte Teile aus einem Katalog zurückgreifen können. Wir sehen den Standard als Abrundung des Portfolios.

Was war eine ihrer aufwendigsten Kundenanfragen bisher?

Wir bauen Systeme, die im Sup-Mikrometer-Bereich genau fahren. Da schlägt sich schon ein Auto, das vor der Werkshalle vorbeifährt, in den Messungen nieder. Wir bauen auch Reinraumsysteme bis ISO-Klasse 4 und darunter. Wir haben Systeme, die bewegen einige Gramm in einem Bereich von Millimetern, aber wir haben auch Systeme, wo wir Tonnen über mehrere Meter bewegen. 

Alexander Melkus, Sigmatek
Hinaus in die weite Welt

Alexander Melkus, Sigmatek

Alexander Melkus, SigmatekSigmatek

Österreich ist ein Export-getriebenes Land. Sigmatek hat erst sein Geschäft in Nordeuropa weiter ausgebaut. Wie fördern Sie ihr Auslands- und Exportgeschäft?

Wir versuchen mit eigenen Niederlassungen und Partnerfirmen die wirtschaftlich interessantesten Regionen abzudecken. Wie für viele andere Automatisierer sind auch für Sigmatek die Bric-Staaten sehr interessante und zukunftsträchtige Märkte. Bei aller Euphorie für diese neuen Märkte gibt es jedoch auch noch viel Potenzial in Europa, das wir bisher noch nicht adressiert haben und in den nächsten Jahren erschließen möchten.

Deutschland wurde jüngst von China vom Thron des Exportweltmeisters geschubst. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Für mich ist die Entwicklung nicht überraschend und nur eine Frage der Zeit gewesen. Chinas Wirtschaft boomt und ist für viele österreichische und deutsche Unternehmen einer der am schnellsten wachsenden Exportmärkte. Zudem muss man sich nur einige Zahlen vor Augen halten: 1,3 Milliarden Chinesen zu 82 Millionen Deutschen.

Österreich gilt vor allem als Tor in den Osten. Wie sehen dort Ihre Geschäftsbeziehungen aus?

Wir haben im letzten Jahr begonnen, unsere Präsenz in den osteuropäischen Staaten zu verstärken. Bereits in dieser kurzen Zeit haben wir vielversprechende Kontakte geknüpft und einige interessante Kunden gewinnen können.

Heinrich Steininger, Logicals
Auf die Forschung, fertig, los

Heinrich Steininger, Logicals

Heinrich Steininger, LogicalsLogials

Sie arbeiten an Forschungsprojekten mit und sind Partner verschiedener Forschungskooperationen. Können Sie uns einen kurzen Einblick darin geben, wie so eine Kooperation funktioniert?

Wir betreiben ein Christian-Doppler-Forschungslabor. Das funktioniert so, dass einer oder mehrere Industriepartner mit Universität definieren, was in diesem Labor erforscht werden soll. Die Industriepartner finanzieren dann über die Christian-Doppler-Gesellschaft mit ihrer Förderung die festangestellten Forscher.  Österreich gibt rund 2,79 % seines Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung aus.

Österreichische Unternehmen investieren rund 3,7 Milliarden Euro. Wird in ihrer Meinung nach in der Automatisierung trotzdem zu wenig geforscht?

Nein, das glaube ich nicht. Die Bereitschaft sich mit unseren Themen auseinanderzusetzen ist nicht nur bei den Universitäten hoch, sondern auch bei den Forschungseinrichtungen. Man muss das Problem klar mache, man muss die Möglichkeit darstellen, das Problem zu lösen und man muss ganz klar sagen, welche Verbesserungen das Ganze bringen würde. Dann rennt man offene Türen ein.

Keba
Den Endanwender im Blick behalten

Im Bereich der E-Mobility ist Keba ebenfalls aktiv und hat bereits eine Tank- und Bezahlstation für E-Autos entwickelt. Sind diese schon im Einsatz?

Fahrzeughersteller, Handelsunternehmen, Stadtwerke, Energieversorger in Deutschland und Österreich und Mobilitätsanbieter zählen zu den Referenzen im Bereich Elektromobilität. Auch Banken und Sparkassen in Österreich und Deutschland haben bereits Keba Stromtankstellen als Zusatzservice für ihre Kunden im Einsatz.

Was war die größte Herausforderung bei der Entwicklung der Station?

Die Herausforderung bei der Entwicklung der Stromtankstelle war, die unterschiedlichen Einflussfaktoren aus den Bereichen der Normung, Standardisierung und die Anforderungen der Elektrizitätswirtschaft einfließen zu lassen und gleichzeitig im Blick zu behalten, dass es sich bei der Stromtankstelle um ein Selbstbedienungsgerät handelt, das für Kunden einfach, intuitiv und komfortabel zu bedienen sein soll.

Mit der Stromtankstelle sind Sie quasi die Schnittstelle zwischen Energiekonzern und Autobauer. Noch ist man auf der Suche nach einheitlichen Standards was die Technik betrifft. Wie gehen Sie damit um?

Viele Grundanforderungen werden durch die – noch nicht vorhandenen – Standards nicht beeinflusst. So werden sich zum Beispiel die Anforderungen an ein Gehäuse für den Einsatz im Außenbereich nicht verändern. Anders ist es in den Bereichen, die direkt mit den Fahrzeugen oder den Energieversorgern zu tun haben. Keba setzt hier auf modulare und einfach erweiterbare oder austauschbare Architekturen, die es bei abweichenden Wünschen oder Anforderungen ermöglichen geeignete Lösungen anzubieten, gegebenenfalls sogar als Nachrüst-Lösungen für bereits installierte Geräte

Melanie Feldmann

: Redakteurin IEE

(mf)

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