Genau aus diesem Grund wird die Antriebstechnik von Sieb & Meyer auch schon seit vielen Jahren in den Schleifmaschinen von Danobat-Overbeck (siehe Kasten am Ende des Artikels) eingesetzt. Um von weiteren Vorteilen wie zum Beispiel integrierten drehgeberlosen Sicherheitsfunktionen profitieren zu können, erfolgte vor Kurzem der Umstieg auf das Mehrachs-Antriebssystem SD2.
In Kürze
- Die hohen Drehzahlen bei Schleifmaschinen führen oft zu einer unerwünschten Motorerwärmung, aber die Lösungen von Sieb & Meyer sind darauf ausgelegt, dies zu vermeiden.
- Das Mehrachs-Antriebssystem SD2 bietet integrierte drehgeberlose Sicherheitsfunktionen und ist schnell und flexibel anpassbar. Danobat-Overbeck hat kürzlich auf das SD2-System umgestellt, um von den Vorteilen zu profitieren. Die IRD-400 ist die erste Maschine, die mit dem neuen Antriebssystem ausgestattet wird.
- Die im SD2-System integrierten Sicherheitsfunktionen SFM (Safe Frequency Monitor) und SLOF (Safe Limited Output Frequency) ermöglichen eine sichere Stillstandsüberwachung und verhindern das Überschreiten kritischer Drehzahlen.
Umstieg auf ein neues Antriebssystem
Bei der Baureihe IRD-400 gab es vor Kurzem eine Änderung: Zum Einsatz kommt nun das Antriebssystem SD2 von Sieb & Meyer. Zuvor hatte Danobat-Overbeck in seinen Schleifmaschinen den Antriebsverstärker SD2S genutzt. Nun soll dieses Gerät nach und nach in allen Maschinen durch das SD2-System abgelöst werden – die IRD-400 macht dabei den Anfang.
„Die Gründe für den Umstieg sind vielfältig“, erklärt Alexej Voigt. Für den Betrieb mit einer niedrigeren Grunddrehzahl hatte das Unternehmen früher einen externen Umrichter im Schaltschrank verwendet. Die Integration des modularen Achsverbunds des Multiachssystems SD2 ist mit einem geringeren Verdrahtungsaufwand verbunden. „Aber auch die integrierten Sicherheitsfunktionen und die Ansteuerung über Profinet sind für uns sehr interessant.“
Bislang nutzte Danobat-Overbeck eine externe Stillstandsüberwachung, die nun aufgrund der im SD2-System integrierten Sicherheitsfunktion SFM (Safe Frequency Monitor – Sicherer Stillstandsmonitor) entfallen kann. Die Ansteuerung über Profinet hingegen ermöglicht es, anwendungsspezifische Daten aufzuzeichnen und auszulesen. Prozesswerte können so einfacher überwacht und Fehler schneller erkannt werden.
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Universelle Antriebslösung mit integrierten Sicherheitsfunktionen
Das Antriebssystem SD2 ermöglicht eine sensorbehaftete und sensorlose Regelung für Synchron- und Asynchronmotoren und ist für jeden Einsatzfall schnell und flexibel anpassbar – egal ob für Linearmotoren, rotative Servomotoren oder Bearbeitungsspindeln in Fräs- oder Schleifmaschinen. Mit dieser universellen Antriebslösung lassen sich Hochgeschwindigkeits-Anwendungen bis 360.000 1/min (6.000 Hz) realisieren. Universelle Motorgeber-Auswertungen und vielfältige Anbindungsmöglichkeiten zur übergeordneten Steuerung erlauben die einfache Adaptierung an wechselnde Systemanforderungen – so steht der optimalen Umsetzung von Multiachs-Anwendungen nichts mehr im Wege.
Laut Sieb & Meyer hat die Betriebssicherheit für viele Kunden Priorität. Deshalb nutzen immer mehr die im Antriebssystem SD2 verfügbaren geberlosen Sicherheitsfunktionen, die speziell für rotierende Motoren ohne Drehzahlgeber konzipiert sind. Konkret handelt es sich um die geberlosen Funktionen „Sicherer Stillstandsmonitor“ (SFM – Safe Frequency Monitor) und „Sicher begrenztes Drehfeld“ (SLOF - Safe Limited Output Frequency):
- Der Bediener kann dank SFM sicher erkennen, ob eine geberlose Spindel den Stillstand erreicht bzw. eine sichere Drehzahlfrequenz unterschritten hat.
- Mit SLOF hingegen lässt sich sicherstellen, dass eine kritische Drehzahl nicht überschritten wird.
- Die vom TÜV Nord nach EN61508:2010 geprüften Sicherheitsfunktionen bauen auf der ebenfalls serienmäßig integrierten Funktion „Safe Torque Off“ (STO) auf.
Das Ergebnis ist eine funktionale und kostengünstige Lösung für sensorlose Systeme – bestehende bzw. neue Spindeln und Motoren müssen also nicht mit Drehzahlgebern ausgestattet werden, um den Anforderungen der Maschinenrichtlinie im Punkto Sicherheit gerecht zu werden.
Hohe Drehzahlen, geringe Motorerwärmung
„Grundsätzlich ist für uns der Betrieb hoher Drehzahlen ausschlaggebend“, betont Alexej Voigt. „Standard-Frequenzumrichter sind bezüglich der Drehzahlfrequenzen sehr stark limitiert und kommen deshalb für uns nicht infrage.“ Dazu kommt, dass in den Schleifmaschinen von Danobat-Overbeck ein sehr dynamischer Wechsel von Spindeln, Bewegungsabläufen und Bearbeitungsschritten unterstützt werden muss. Häufige Beschleunigungen und Abbremsprozesse stellen eine zusätzliche Herausforderung für die Geräte dar.
Wichtig ist auch das Stichwort Motorerwärmung. Schleifanwendungen nehmen im Bereich der Werkzeugmaschinen eine Sonderstellung ein. So muss zum Beispiel beim Innenrundschleifen ein sensorloser Betrieb von Asynchron- und Synchronspindeln bis 250.000 1/min ermöglicht werden. Dabei darf sich der Motor jedoch nur geringfügig erwärmen, um eine hohe Qualität der Bearbeitung zu gewährleisten und die Rotorverluste so gering wie möglich zu halten.
Große Flexibilität der Maschine
Eine weitere wichtige Rolle spielt die Flexibilität der Maschine: Ein einfacher und schneller Wechsel zwischen unterschiedlichen Schleifspindeln muss möglich sein – entsprechend sollten sich verschiedene Motorparametersätze in den Antriebsverstärkern speichern lassen. Oftmals werden zudem Sonderfunktionen wie eine hochdynamische Wirklasterkennung etwa zur Werkzeugüberwachung gefordert. Auch dies ist in den Antriebsverstärkern von Sieb & Meyer bereits integriert, sodass zusätzliche Komponenten eingespart werden können.
Die Frequenzumrichter von Sieb & Meyer können diese und andere Anforderungen von Schleifanwendungen erfüllen – wie Alexej Voigt bestätigen kann: „Wir waren mit dem SD2S im Einsatz schon sehr zufrieden und freuen uns, künftig von den Vorteilen des SD2 profitieren zu können.“ Denn auch bei allen anderen Schleifmaschinen ist mittelfristig der Umstieg auf den SD2 geplant – hierfür entwickelt Sieb & Meyer derzeit ein leistungsstärkeres Modul, damit die gesamte Bandbreite der von Danobat-Overbeck eingesetzten Schleifspindeln mit dem SD2-System abgedeckt werden kann.
Stichwort: Danobat-Overbeck
- Danobat-Overbeck aus dem hessischen Herborn ist Spezialist für Hochgeschwindigkeits-Schleifmaschinen auf Basis von CBN (Kubisches Bornitrit) als Schleifmittel. Das Unternehmen entwickelt und liefert schlüsselfertige Lösungen sowie Einzelmaschinen für Hightech-Industrien und Kunden mit höchsten technologischen Anforderungen.
- Danobat-Overbeck Schleifmaschinen können gemäß spezifischen Anforderungen individuell angepasst werden – egal, um welche Branche es sich handelt.
- Teil des Sortiments sind zum Beispiel die Maschinen der IRD-Serie. Sie sind konzipiert für Innen-, Außen- und Radiusschleifanwendungen sowie für das Unrund- und Radiusschleifen unterschiedlichster Materialien (Hartmetall, Stahl oder Keramik). Die Integration einer Schwenkachse (B0) mit der Konfiguration +91º/-15º und der X- und Z-Achse (3-Achsen-Interpolation) ermöglichen das Schleifen unterschiedlicher Radien und Konturen mit exzellenter Oberflächenqualität.
- „Dank ihrer Flexibilität kann diese Schleifmaschine nicht nur Formwerkzeuge und Matrizen schleifen“, erläutert Alexej Voigt, Elektrokonstrukteur bei der Danobat-Overbeck GmbH. „Möglich ist auch die Bearbeitung von Werkstücken für unterschiedliche Industriesektoren, zum Beispiel Lager, Kugelventile, Implantate und vieles mehr.“ Mit vier Schleifspindeln lassen sich Werkstücke von bis zu 400 mm bearbeiten, der schleifbare Bohrungsdurchmesser beträgt bis zu 200 mm.