Kundenansprache über mehrere Kanäle ist für viele Versender der Schlüssel zum Erfolg. Multi-Channel-Versender (MCV) nutzen neben dem Katalog das Internet und expandieren teilweise auch in den Stationärhandel. Am häufigsten ist der klassische Vertriebskanal Katalog parallel zum Online-Vertrieb. Das bedingt große voll, automatisierte Logistikabteilungen an den Standorten um schnell auf Bestellungen reagieren zu können. Für den Betrieb der Lager – Wareneingang, Hochregallager, Sortiertechnik und Förderbänder – nutzt Baur mehrere Fördertechnik-Anlagen und 14 Regalbediengeräte (RBG). Diese überwachen und steuern mehr als 60 Speicherprogrammierbaren Steuerungen rund um die Uhr. Die Meldungen laufen im zentralen Visualisierungssystem WinCC im Leitstand zusammen.

Unnötiger Zeitverlust

Das automatisierte Warenverteilzentrum von Baur ist eine komplexe Anlage, in welcher circa 70.000 definierte Meldungen aus der Logistik-Technik zusammenlaufen. Unter anderem werden Zustände wie ‚läuft‘, ‚steht‘, ‚Sicherung ausgefallen‘, ‚Wartungsschalter aus‘ der Förderbänder angezeigt. Alle Meldungen laufen in der zentralen Visualisierung im Leitstand auf. Dieser ist durchgehend mit mehreren Mitarbeitern besetzt. Pro Stunde werden im Durchschnitt bis zu 60 Fälle an die zuständigen Mitarbeiter weitergeleitet.

Bisher riefen die Mitarbeiter des Leitstandes dann die zuständigen Instandhaltungs-Mitarbeiter an und gaben die Fehlermeldungen mündlich an sie weiter. Dies führte zu Problemen im Workflow: Die Mitarbeiter im Leitstand wussten weder, wer von den insgesamt 35 Technikern Dienst hatte, noch, wer bereits einen Auftrag angenommen hatte. Häufig waren mehrere Telefonate notwendig, bis ein zuständiger Mitarbeiter erreicht und ein Auftrag übernommen werden konnte – ein unnötiger Zeitverlust. Dies wollte der Versandhändler ändern und entschied sich für die Investition in ein mobiles Scada-System. Neben dem Optimieren der Geschäftsprozesse, einem verbesserten Workflow, einem Erhöhen der Personal-Effizienz sowie dem Einsparen von Telefonkosten im Support hatte man ein vollständiges Scada-Backup bei Ausfall des Visualisierungssystem.

„Der Trend in Unternehmen geht eindeutig zur Mobilität – das ist nicht mehr aufzuhalten. In zwei Jahren hat jeder ein Smartphone und es ist ganz selbstverständlich, dieses zur Optimierung der Unternehmensprozesse einzusetzen,“ sagt Roland Säum, Projektleiter Technische Dienste bei Baur. „Damit unsere Mitarbeiter effizienter arbeiten können, sollten sie jederzeit und von jedem Ort Meldungen aus der Logistik-Technik empfangen und auf die Steuerungen zugreifen können.“ So implementierte das Unternehmen das mobile Scada-System Extend7000 von Schad, einem Anbieter für Technologien für das Bedienen und Beobachten von Maschinen- und Anlagensteuerungen. Der Versender erwartete, dass die Mitarbeiter-Effizienz um 15 % steigt und die Kosten für Telefongespräche im technischen Support um 60 % gesenkt werden.

Komplexe Logistik erfordert kreative Lösung

Das Scada-System ist eine mobile Applikation, die Informationen zwischen den zentralen automatisierten Maintenance-Systemen und mobilen Endgeräten steuert. Das System bietet eine zusätzliche Logik für Nutzer, Nutzergruppen, Nutzer-Rechte, Nachrichtenfilter, Eskalationsschemata und Team Workflow. Alarme und Störungsmeldungen, die im Leitstand in der Visualisierung erscheinen, lassen sich nach Schwere und Dringlichkeit priorisieren und den entsprechenden Ingenieuren zuordnen – unter Berücksichtigung der bestehenden Arbeitsbelastung und ihrer Verfügbarkeit – alles in Echtzeit auf ihrem Blackberry-Endgerät, während sie sich in der Produktionsstätte befinden.

„Das mobile Scada-System wird uns helfen, unnötige Wege zu vermeiden, damit die Effizienz des Mitarbeitereinsatzes zu erhöhen und Zeit zu sparen – so steigern wir unsere Produktivität“, sagt Roland Säum. „Denn der Einsatz mobiler Technologie vereinfacht und optimiert die Kommunikation und die Effizienz im Betrieb.“ Extend7000 wurde in das bestehende Steuerungskonzept integriert und ist direkt mit den Siemens S7-300/400 Steuerungen über TCP gekoppelt. Die Steuerungsprogramme wurden hierfür weder geändert, noch mussten CPUs neu gestartet werden. Die hier auflaufenden Meldungen werden direkt an die Blackberry-Endgeräte der Techniker weitergeleitet. Die technischen Mitarbeiter können so jederzeit und ortsunabhängig Alarme empfangen.

Vor der Einführung des Systems hatten die Mitarbeiter normale Mobiltelefone mit Call-Tarifen. Jetzt werden Smartphones mit kosteneffizienten Call-and-Surf-Tarifen genutzt. Damit sind die durch die Vertragsumstellung entstandenen Kosten gedeckt. Dadurch, dass das Scada-System seine Daten nicht über das bestehende Visualisierungssystem WinCC bezieht, dient es im Scada-Bereich bei Ausfall von WinCC als Redundanz. Im ersten Schritt werden 28.000 Meldungen weitergegeben – zunächst sind dies nur Fehler-Meldungen aus der Instandhaltung. Langfristiges Ziel ist es, immer mehr Informationen und Meldungen über das mobile System zu bearbeiten. In Zukunft sollen Daten für das mittlere Management verfügbar sein – zum Beispiel Zustände der Anlagen, Stückzahlen oder Arbeitsfortschritte der verschiedenen Abteilungen. Darüber hinaus ist geplant, die gesamte Gebäudeleittechnik im Scada-System zu integrieren.

Christian Schad

: Geschäftsführer der Schad GmbH in Hamburg.

(mf)

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

SCHAD GmbH

Conventstraße 14
22089 Hamburg
Germany