Offenheit zahlt sich anscheinend aus: Zwar hat auch Phoenix Contact die Abschwächung der Konjunktur in 2019 gespürt, jedoch konnten die Mitarbeiter den schwächelnden Märkten noch 4 % Umsatzwachstum abringen; 2018 waren es 8 %. „Bezogen auf die allgemeine konjunkturelle Entwicklung liegt dieses Ergebnis noch im Rahmen, jedoch unter unseren ursprünglichen Erwartungen“, so Ulrich Leidecker auf der SPS 2019. Unterm Strich kalkuliert er für Ende 2019 mit knapp unter 2,5 Milliarden Euro Umsatz. „Auch wenn sich derzeit eine Stabilisierung abzeichnet, die weltwirtschaftliche Lage lässt keine eindeutige Prognose zu.“ So bleibt er mit seiner Schätzung von 2 bis 3 % Wachstum für 2020 eher pessimistisch.
Dennoch werden die geplanten Investitionen von rund 200 Millionen Euro voraussichtlich umgesetzt. Auch an den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung dürfte sich in 2020 nicht viel ändern und wie in den vergangenen Jahren bei rund 7 % des weltweiten Umsatzes liegen. Mit Blick auf die aktuellen Innovationen und deren weiteren Ausbau ist das Geld gut investiert.
PLC-Next-Plattform öffnet sich
Mit PLCnext Technology hat Phoenix Contact ein Ecosystem für die Automatisierung entwickelt, das auf Offenheit ausgelegt ist. Programmierung in Hochsprache oder Verwendung von Modellierungssystemen, eine moderne, offene Hardware-Plattform, Flexibilität im Stationsaufbau sowie die Anbindung und Nutzung von Cloud-Systemen und IT-Anwendungen sind nur einige Möglichkeiten des Systems. „Mit den Marktentwicklungen Schritt zu halten, ist vor allem für mittlere und kleinere Unternehmen oft enorm aufwändig“, betont Leidecker. Eine Möglichkeit auf Ballhöhe zu bleiben, ist der Austausch und Handel von bestehenden Software-Lösungen über den PLCnext Store. Die Entwicklungen am Markt bestärken uns, dass das Prinzip der Offenheit der richtige Weg ist. „Wir verfolgen daher die Strategie, auch Marktbegleitern den Zugang zu öffnen.“ Unternehmen können künftig Phoenix-Technologie in eigenen Produkten einsetzen und eigenständig weiterentwickeln – ohne Einschränkungen der Kompatibilität.
Flexibles Steckspiel auf I/O-Ebene
Flexibilität ist auch im Bereich Hardware wichtig. Auf dieser Messe zeigte Phoenix Contact erstmals Smart Elements. Sie erweitern das I/O-System Axioline um steckbare, systemunabhängige I/O-Elemente, die eine Einsparung von bis zu 25 % Platz im Schaltschrank im Vergleich zu marktgängigen I/O-Stationen bringt. Sie sind so aufgebaut, dass Anwender ihre I/O-Funktionen mittels verschiedener Adapter auf ein Trägermodul stecken können und sich so ihr individuelles I/O-Modul selbst zusammenstellen können. „Das spart nicht nur Platz, das ist auch kosteneffizient“, so Leidecker.
Kommunikationsstandards vorantreiben
Um die zunehmende Vernetzung aller am Prozess beteiligten Systeme und den damit einhergehenden erhöhten Datenaustausch in der digitalisierten Welt zu ermöglichen, treibt Phoenix Contact die Entwicklung neuer Kommunikationsstandards voran, darunter 5G, OPC UA TSN und SPE/APL. Nachdem bereits erste kommerzielle 5G-Geräte verfügbar sind, sollen ab März/April 2020 mit dem Release 16 der 5G-Spezifikationen nun wichtige Funktionen insbesondere für zeitkritische Anwendungen hinzukommen, die auf eine hohe Zuverlässigkeit bei der Datenübertragung angewiesen sind.
Phoenix Contact unterstützt ebenso die Standardisierungsbemühungen rund um OPC UA in verschiedenen Arbeitsgruppen. Eine wichtige Aktivität ist die Field Level Initiative der OPC Foundation (FLC). Hier werden jetzt herstellerübergreifende Standards basierend auf OPC UA, Pub Sub und optional TSN erarbeitet. „Die bei FLC im Fokus stehenden Spezifikationen für eine Safety- und Standard-Kommunikation zwischen Steuerungen werden integraler Bestandteil unserer PLCnext Plattform“, kündigt Leidecker an.
Singel Pair Ethernet (SPE) ermöglicht eine durchgängige Kommunikation bis in die Sensorebene und bietet zudem eine kompakte und kostengünstige Anbindung von Ethernet und Energie über ein einziges Adernpaar. Die Zweidrahttechnologie ermöglicht effiziente Verkabelungslösungen für IP20- und IP6x-Umgebungen, für Datenraten bis 10 GBit/s sowie als Advanced Physical Layer (APL) für Übertragungsstrecken bis zu 1 000 Meter in explosionsgefährdeten Bereichen bis in die Ex-Zone 0. Dazu Leidecker: „Sein Potenzial kann SPE aber nur als herstellerunabhängiger und normierter Teil einer neuen Netzwerkarchitektur ausschöpfen.“ Gemeinsam mit den Firmen Belden, Fluke Networks, Reichle & De-Massari, Weidmüller, Telegärtner und Rosenberger treibt Phoenix Contact daher die Entwicklung und Standardisierung von geschützten und ungeschützten Steckgesichtern für einpaarige und vierpaarige Leitungen voran. Auch bei den aktiven Komponenten arbeitet Phoenix Contact bereits an Geräten für SPE/APL-Steckgesicher, von denen erste Prototypen auf der Messe zu sehen waren.
(sk)