Das Anpassen von Motorschutzgeräten erfolgt heute meist über Potentiometer und Schalter am Relais. Im Feld können Mitarbeiter zum Beispiel durch Erhöhen der Stromgrenze einen gestoppten Motor jedoch schnell wieder zum Laufen bringen und die Schutzfunktion so umgehen. Wenn dagegen der Relais-Hersteller die Hard- oder Software anpasst, bleiben die Funktionen fest und unveränderlich. So ist das Relais zwar manipulationssicher – die Schutzfunktion kann nicht durch Verstellen von Potis ausgehebelt werden – Zeit- und Kostenaufwand dafür erfordern aber größere Stückzahlen.
Motorschutzrelais der Reihe ‚Condition Monitoring‘ verfügen dagegen über eine Schnittstelle, die das Anschließen über USB an ein Smartphone, Tablet oder einen PC ermöglicht. Hier ist kein Schraubendreher mehr nötig: Über die Schnittstelle stellen Anwender die Parameter (etwa den maximal zulässige Motorstrom) mit einer speziellen Software ein, die alle Ereignisse und Änderungen von Einstellungen protokolliert.
Die softwarebasierte Technik ermöglicht auch die Automatisierung in der Fabrik: durch automatische Kontaktierung der Schnittstelle und Programmieren mit einem PC können Maschinenbauer die Parametrierung in ihre Fließfertigung einbinden. Pumpen, Kompressoren oder beispielsweise Hebezeuge mit Elektromotoren verschiedener Leistung lassen sich so mit nur einem Typ der parametrierbaren Motorschutzgeräte ausrüsten, da sich das Relais an die jeweilige Applikation anpasst. Die Parametrierungsebene der Steuerungssoftware beinhaltet Parameterlisten mit je drei Einstellwerten: minimal zulässiger Grenzwert, aktueller Grenzwert und maximal zulässiger Grenzwert. Kriwan stellt die Grenzbereiche als Default-Wert vorab ein, sie lassen sich beim Erstausrüster (OEM) oder Endkunden jedoch ändern. Die Sicherung der Bereiche erfolgt in einem nichtflüchtigen Speicher. Auch hier wird jede Änderung protokolliert, um nachvollziehen zu können, wer wann etwas an der Parametrierung modifiziert hat.
Nicht alle dürfen alles
Speziell an der Sofware ist ihr Rechtemanagement. Zur Parametrierung der Produkte sind innerhalb der Rechteverwaltung drei Benutzer definiert: Kriwan, OEM und Endkunde. Die Software ‚Intstaller‘ richtet sich dabei speziell an OEMs. Sie lässt sich direkt in Fertigungslinien integrieren. Hersteller können so jeweils die gültigen Grenzwerte des Motorschutzrelais automatisch auslesen, beispielsweise aus einer SQL-Datenbank, und individuell in das Schutzrelais an der Fertigungslinie schreiben. Je nach Einsatzgebiet kann es sinnvoll sein, von den Standardeinstellungen abzuweichen: etwa weil ein Motor unterdurchschnittlich stark belastet wird oder man ihn mit besonderer Vorsicht betreiben muss, da er aufgrund seiner Verwendung leicht überhitzt. Im Gegensatz zu Potentiometern kann ein OEM bei der Einstellung von Schutzrelais hier Vorgaben machen, welche minimalen und maximalen Werte einzuhalten sind. Anwender im Feld erhalten dagegen über die Parametrierungssoftware ‚Intspector‘ die Möglichkeit, Abschaltpunkte für jeden individuell verwendeten Motor in der Anlage einzustellen.
Um Fehlerursachen aufzufinden – etwa beim Versagen eines Motors – haben die Motorschutzgeräte eine Log-Funktion. Die maximal und minimal eingestellten Grenzen werden protokolliert, sodass bei einem Systemausfall Anwender den ordnungsgemäßen Betrieb des Motors durch Auslesen der Grenzwerte nachweisen können.
SPS IPC Drives 2015 – Halle 3A, Stand 520
Dr. Christian Ellwein
(mns)