Präsident Trump vor einer USA-Flagge

Am 20.1.2025 wird Donald Trump (wieder) US-Präsident. Eine Studie hat nun untersucht, welchen Einfluss Roboter auf seine Wiederwahl hatten. (Bild: BarBus – Pixabay)

Roboter und Automatisierung verändern nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch das gesellschaftliche und politische Klima in den USA. Eine Studie des National Bureau of Economic Research (NBER) zeigt, dass die Einführung von Robotern im verarbeitenden Gewerbe nicht nur zu Arbeitsplatzverlusten führte, sondern auch die Karrieren geringqualifizierter Arbeiter nachhaltig entwertete. Die Folgen reichen weit über die Industrie hinaus: Dienstleistungs- und Handelssektoren sind durch die sinkende Kaufkraft in den betroffenen Regionen ebenfalls betroffen. Gleichzeitig hat diese wirtschaftliche Unsicherheit offenbar die politische Unterstützung für populistische Politiker wie Donald Trump gestärkt.

Die 76-seitige Studie „Automation, Career Values, and Political Preferences“ wurde von Maria Petrova (Pompeu Fabra University), Gregor Schubert (UCLA), Bledi Taska (SkyHive) und Pinar Yildirim (Wharton School) veröffentlicht. Basierend auf Daten von rund 16 Millionen Lebensläufen aus den USA analysierten die Forscher den sogenannten „Karrierewert“ verschiedener Berufe. Dieses Konzept umfasst das langfristige Einkommenspotenzial und die Chancen auf berufliche Aufstiege.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Der Einsatz von Robotern führte in den Jahren 2000 bis 2016 zu einem signifikanten Rückgang der Karrierewerte. Besonders in Regionen mit hoher Roboterdichte, wie dem Rust Belt, verschlechterten sich die Perspektiven für Arbeiter drastisch. Laut der Studie verringerte jeder zusätzliche Roboter pro 1.000 Arbeiter den durchschnittlichen Karrierewert um bis zu 2.480 US-Dollar – ein Rückgang von bis zu 1,7 % der Werte von 2000.

Automatisierung und Arbeitsmarkt: Wie Roboter Karrieren beeinflussen

Die Automatisierung hat die Arbeitswelt tiefgreifend verändert, insbesondere in den stark industrialisierten Regionen der USA. Laut der Studie führt der Einsatz von Robotern dazu, dass Arbeiter häufiger in gleichbleibend bezahlte Jobs wechseln und seltener Aufstiegsmöglichkeiten finden. Diese Stagnation betrifft vor allem geringqualifizierte Arbeiter, die ihre berufliche Mobilität nicht bewahren können. Der Ausdruck Berufliche Mobilität beschreibt die Fähigkeit und Bereitschaft von Menschen, im Arbeitsleben flexibel zu sein. Das kann bedeuten:

  • Den Arbeitsplatz zu wechseln
  • Einen neuen Beruf zu erlernen
  • In eine andere Stadt oder ein anderes Land für die Arbeit umzuziehen
  • Sich an neue Aufgaben oder Technologien anzupassen

Die Auswirkungen sind jedoch nicht auf die Industrie beschränkt. Laut einer erweiterten Analyse zeigen die Daten, dass die Exposition gegenüber Robotern über direkte Arbeitsplatzverluste hinausgeht und langfristige wirtschaftliche Chancen in ganzen Regionen mindern kann.

Der „Karrierewert“ und seine Bedeutung für die Gesellschaft

Das Konzept des Karrierewerts spielt eine zentrale Rolle in der Analyse. Es misst, wie viel Einkommen ein Arbeiter im Laufe seines Lebens erwarten kann und wie wahrscheinlich es ist, dass er in höher bezahlte Positionen aufsteigt. Ein Rückgang dieses Werts bedeutet nicht nur stagnierende Gehälter, sondern auch eine eingeschränkte wirtschaftliche Mobilität.

„Der Rückgang des durchschnittlichen Karrierewertwachstums ist hauptsächlich auf die reduzierte berufliche Aufstiegsmobilität zurückzuführen.“

Die Studie verdeutlicht, dass der Rückgang nicht gleichmäßig verteilt ist. Regionen mit einem hohen Anteil an Fertigungsarbeitsplätzen erlebten die größten Einbußen, insbesondere für geringqualifizierte Arbeiter. Dieser Effekt trug maßgeblich zur Polarisierung zwischen gut- und schlecht ausgebildeten Arbeitern bei.

Spillover-Effekte: Automatisierung trifft mehr als die Industrie

Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie ist die Untersuchung von Spillover-Effekten. Die Autoren zeigen, dass die Auswirkungen der Robotisierung nicht auf die Fertigungsindustrie beschränkt sind. Auch Branchen wie Einzelhandel, Großhandel, Dienstleistungen und Management sind betroffen.

„Eine höhere Exposition gegenüber Robotern führte zu einem Rückgang der Karrierewerte in verschiedenen Branchengruppen, darunter Einzelhandel, Großhandel, Dienstleistungen und Management.“

Dieser Effekt ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: Rückgänge der Arbeitsnachfrage, technologische Verflechtungen zwischen Branchen und allgemeine wirtschaftliche Rückgänge in von Robotisierung betroffenen Regionen.

Darüber hinaus zeigt die Studie, dass Haushalte in diesen Gebieten ihre Konsumausgaben deutlich senken, was sich negativ auf die lokale Wirtschaft auswirkt. Dies verstärkt die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und verschärft den Kreislauf von Unsicherheit und Arbeitsplatzverlusten.

Politische Konsequenzen: Wie wirtschaftliche Unsicherheit die US-Wahl beeinflusst

Ein überraschendes Ergebnis der Studie ist der Zusammenhang zwischen sinkenden Karrierewerten und politischem Verhalten. Besonders in Regionen mit hoher Roboterdichte stieg die Unterstützung für populistische Politiker wie Donald Trump signifikant.

„In Regionen mit höherem Robotereinsatz besteht eine klare Korrelation zwischen dem Rückgang der Karrierewerte und der gestiegenen Unterstützung für populistische Kandidaten.“

Die Daten legen nahe, dass wirtschaftliche Unsicherheit und ein Gefühl des Zurückgelassenseins viele Menschen dazu bewegen, unkonventionelle politische Lösungen zu suchen.

Bildung und Umschulung: Ein Schlüssel zur Bewältigung

Die Forscher betonen, dass Regionen mit besseren Bildungs- und Umschulungsmöglichkeiten weniger stark von den negativen Effekten der Automatisierung betroffen sind. Höhere Bildung fördert die berufliche Mobilität und ermöglicht es den Arbeitern, sich den veränderten Anforderungen des Arbeitsmarktes anzupassen.

„Bildung ist die wichtigste Quelle für Aufstiegsmobilität.“

Die Daten deuten darauf hin, dass Investitionen in Bildung und Infrastruktur ein entscheidender Faktor sein könnten, um den negativen Auswirkungen der Automatisierung entgegenzuwirken und langfristige Perspektiven zu schaffen.

Ein kritischer Blick: Was die Studie nicht beantwortet

Trotz ihrer fundierten Analyse wirft die Studie auch Fragen auf. Die Autoren geben zu, dass ihre Ergebnisse stark auf Korrelationen beruhen und eine kausale Verbindung zwischen Robotisierung und politischen Präferenzen nicht abschließend bewiesen werden kann. Zudem bleiben weitere Einflussfaktoren, wie kulturelle Dynamiken oder die Rolle der Medien, weitgehend unberücksichtigt.

Die Untersuchung ist dennoch ein wichtiger Beitrag zur Debatte um die sozialen und politischen Folgen der Automatisierung, doch eine breitere Perspektive ist nötig, um alle relevanten Aspekte zu erfassen.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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