Das AirCar kann sich innerhalb von zwei Minuten vom straßentauglichen Fahrzeug in ein flugfähiges Modell umwandeln lassen.

Ein Auto, das fliegt? Die Science-Fiction wird konkret: Das AirCar aus der Slowakei steht kurz vor dem Marktstart – mit realen Flügeln, echter Flughöhe und einem Preisschild im Luxussegment. (Bild: Klein Vision)

Die Vision vom fliegenden Auto scheint endlich Realität zu werden. Das slowakische Unternehmen Klein Vision plant, sein AirCar bereits im Frühjahr 2026 auf den Markt zu bringen. Mit Preisen zwischen 800.000 und 1 Million US-Dollar richtet sich das Hybrid-Fahrzeug zwar zunächst an wohlhabende Enthusiasten, könnte aber dennoch einen Meilenstein in der Mobilitätsgeschichte markieren.

Produktionsprototyp auf renommierter Luftfahrtgala vorgestellt

Klein Vision hat kürzlich den Produktionsprototyp des AirCar auf dem Living Legends of Aviation Gala Dinner 2025 in Beverly Hills präsentiert. Erfinder und Designer Stefan Klein wurde bei dieser Veranstaltung mit dem Special Recognition Award for Engineering Excellence geehrt, der seine Beiträge zur Luftfahrtinnovation und seine Leistungen im Bereich der persönlichen Luftmobilität würdigt. Die Präsentation des Produktionsprototyps markiert einen Schritt in Richtung kommerzieller Skalierbarkeit des Projekts. Das AirCar, das bereits ein Lufttüchtigkeitszeugnis besitzt, hat erfolgreich über 170 Flugstunden und mehr als 500 Starts und Landungen absolviert.

Living Legends of Aviation Gala Recognition Video

Von der Vision zur Realität: Die Entwicklung des AirCar

Stefan Klein arbeitet bereits seit 1989 an der Idee eines fliegenden Autos. Das aktuelle AirCar repräsentiert die fünfte Generation seiner Flugauto-Innovationen. Ein Meilenstein war der erste Flug zwischen zwei Städten im Juni 2021, als das AirCar in nur 35 Minuten vom internationalen Flughafen in Nitra nach Bratislava flog Ein weiterer Erfolg für das Projekt war die Erteilung eines Lufttüchtigkeitszeugnisses durch die slowakische Verkehrsbehörde im Jahr 2022. Nach 70 Stunden Flugtests gemäß den Standards der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) erhielt das AirCar diese Zertifizierung in der experimentellen Kategorie.

Beeindruckende Technik: So funktioniert das AirCar

Das AirCar kann sich auf Knopfdruck innerhalb von weniger als zwei Minuten automatisch von einem straßentauglichen Fahrzeug in ein Flugzeug verwandeln. Im Automodus ist der Zweisitzer 5,8 Meter lang, 2 Meter breit und 1,8 Meter hoch – Maße, die es ermöglichen, auf einem normalen Parkplatz zu parken. Im Flugmodus werden die Flügel seitlich ausgeklappt, das Heck verlängert sich, und das Fahrzeug erreicht eine Länge von 7 Metern mit einer Spannweite von 8,2 Metern. Der neue Produktionsprototyp wird von einem 280-PS-Motor angetrieben und kombiniert Aerodynamik mit Verbundwerkstoffstrukturen. Auf der Straße soll das AirCar Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h erreichen, in der Luft sogar bis zu 250 km/h. Mit einer maximalen Flugreichweite von etwa 1.000 Kilometern eignet es sich theoretisch für längere Reisen.

Anton Zajac, Mitbegründer von Klein Vision, beschreibt das AirCar als "Fusion aus zertifizierter Luftfahrttechnik und fortschrittlichem Automobildesign – ein echtes Dual-Mode-Fahrzeug, das strengen Standards sowohl in der Luft- als auch in der Bodenleistung entspricht."

Das AirCar in der Luft und am Boden, inklusive Transformation

Serienstart steht kurz bevor – mit Einschränkungen

Das AirCar steht nun unmittelbar vor dem Serienstart und soll das erste in Massenproduktion hergestellte Flugauto der Welt werden. Ein Verkauf in China ist laut Unternehmen bereits vereinbart, und die Hersteller rechnen mit einer großen Nachfrage. „Das hier könnte den Markt für urbane Mobilität ganz neu definieren“, erklärt ein Unternehmensvertreter.

Doch trotz aller Begeisterung gibt es erhebliche Einschränkungen. Damit das Fluggauto tatsächlich abheben kann, sind zahlreiche Vorschriften zu beachten. Der Pilot benötigt eine Lizenz, und es braucht Zulassungen für Lufttüchtigkeit, Produktion und Betrieb. Hinzu kommt die Notwendigkeit eines funktionierenden Luftverkehrsmanagements, besonders über Städten. Auch technisch bleibt das AirCar ein Kompromiss – nicht ganz Auto, nicht ganz Flugzeug. Mit einem Preis von über 800.000 bis 1 Million Euro richtet es sich zudem an eine sehr exklusive Käuferschicht. Zudem ist das Fahrzeug aktuell auf Flughäfen für Start und Landung angewiesen. Von der Vision, einfach dem Stau davonzufliegen, ist man also noch weit entfernt

Die kommerzielle Nutzung könnte dennoch vielversprechend sein. Zajac sieht ein potenzielles Milliardengeschäft:In Nordamerika gibt es geschätzt 253.000 kleine Flugzeuge. Wenn wir nur 5 Prozent dieses Markts erreichen können, gibt das ein starkes Geschäftsmodell.“ Auch Interesse von Taxi-Services wie Uber wird erwartet.

Gleichzeitig zeigt sich international wachsendes Interesse an der Technologie. Im März 2024 wurde bekannt, dass Klein Vision einen Lizenzvertrag mit der chinesischen Hebei Jianxin Flying Car Technology Company Limited abgeschlossen hat. Diese Partnerschaft ermöglicht es dem chinesischen Unternehmen, die Technologie des AirCar in einem bestimmten geografischen Gebiet zu produzieren und zu vermarkten.

Wettbewerb im Markt der fliegenden Fahrzeuge

Das AirCar ist nicht das einzige Projekt seiner Art. Während Klein Vision auf ein hybrides Konzept zwischen Auto und Flugzeug setzt, konzentrieren sich andere Unternehmen auf Vertical Take-Off and Landing (VTOL) Fahrzeuge. Diese ähneln eher fliegenden Taxis als transformierbaren Autos und könnten in naher Zukunft für Kurzstreckenflüge zwischen Flughäfen und Stadtzentren eingesetzt werden. Die beiden führenden Unternehmen in diesem Bereich, Joby Aviation und Archer Aviation, haben bereits Vereinbarungen mit Fluggesellschaften in den USA und Großbritannien getroffen, um Passagiere zwischen Flughäfen und Hubschrauberlandeplätzen zu transportieren. Dies könnte zeitkritischen Reisenden helfen, den Verkehr auf stark befahrenen Straßen zu umgehen. Wenn sie über das entsprechende Kleingeld verfügen.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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