Die Erwartungen an die Mobilität und die menschliche Interaktion mit Fahrzeugen ändern sich dramatisch. Die Megatrends der zunehmenden Konnektivität, des autonomen Fahrens und der Elektrifizierung treiben die Entwicklung von Automobil-Kabelbäumen voran und befeuern die wachsende Nachfrage nach Hochgeschwindigkeitsdatenübertragung und größerer Bandbreite, die für hochentwickelte Fahrerassistenzsysteme (ADAS) benötigt werden. Alle Komponenten im Signalpfad müssen vor elektrostatischer Entladung (ESD) und Überspannungsspitzen geschützt werden.
Herkömmliche Kabelbäume und Bordnetze haben einen bedeutenden Wandel durchlaufen. Der klassische Kabelbaum mit flacher Architektur wandelt sich zu einer Domänen- und Zonenarchitektur (Bild 1) mit Automotive Ethernet als Backbone (siehe SEED delivers OPEN Alliance compliant ESD protection liefert OPEN Alliance-konformen ESD-Schutz). Da die Peripheriebusse jedoch immer mehr Daten zu übertragen haben, finden neue Versionen bestehender Protokolle ihren Weg in die Fahrzeugnetze. Der CAN-Bus ist ein Synonym für Fahrzeugnetze, war aber bis zur Einführung von CAN-FD (Flexible Data) auf Datenraten bis 1 Mbit/s begrenzt. CAN-FD unterstützt Datenraten bis 12 Mbit/s und bietet entscheidende Vorteile, die für künftige ADAS-Anwendungen unverzichtbar sind.
2 Mbit/s ist die typische Implementierungsgrenze für Anwendungen, die keine höheren Datenraten benötigen. CAN-FD verwendet die gleichen differentiellen Signalpegel wie High-Speed-CAN.
Die höhere Datenrate wird durch die Verkürzung der dominanten und rezessiven Zustände einer "Sende"-Nachricht erreicht. Diese Technik stellt höhere Anforderungen an die Bitübertragungsschicht (PHY), und da die Systeme in Bezug auf EMV und ESD empfindlicher werden, erfordert dies einen zusätzlichen ESD-Schutz durch diskrete Bauteile, um das System ESD-fest zu machen.
Neben den spezifischen Anforderungen der Automobilhersteller müssen ESD-Schutzbauteile auch die einschlägigen Normen wie IEC61000-4-2 und ISO10605 erfüllen. Für den CAN (FD)-Bus müssen die ESD-Bauteile kurzschluss- und stoßspannungsfest nach ISO16750-2 (26 V) oder internen Normen (28 V) sein. In Verbindung mit einem CAN-Transceiver ist außerdem die Einhaltung des Standards IEC62228-3 (Emission, Störfestigkeit: DPI, Pulse, ESD) erforderlich. Darüber hinaus sind die üblichen Anforderungen für CAN eine Schutzdiodenkapazität von 17 pF bis max. 30 pF und für CAN-FD 6 pF bis 10 pF, da die Datenrate höher und die Signalintegrität kritischer ist, außerdem sollten die Kapazitäten der einzelnen Dioden möglichst gut übereinstimmen. Deshalb hat Nexperia sein Angebot an IVN-ESD-Schutzdioden erweitert und eine neue Generation entwickelt, die auf die Anforderungen von CAN-FD zugeschnitten ist. Die neue Serie PESD2CANFDx gibt es in Ausführungen mit verschiedenen Klemmspannungen, Kapazitäten und Gehäusebauformen und ist 2x AEC-Q101 qualifiziert.
Die Vorteile der Leadless-Technologie
Die Vorteile von Leadless-CAN-FD-Schutzbauteilen im DFN-Gehäuse im Vergleich zum herkömmlichen SOT-Gehäuse liegen nicht nur in der deutlichen Platzersparnis auf der Leiterplatte, sondern insbesondere in der besseren Signalintegrität, auf die es beim ESD-Schutz entscheidend ankommt. Für die Signalintegrität ist das Leiterbahnen-Routing ein ganz wichtiger Aspekt. Auch wenn parasitäre Kapazitäten des Schutzbauteils die Signalqualität verringern, spielt bei sehr geringen Kapazitäten das Routing der Leiterbahnen zum Gehäuse eine wichtige Rolle. Die wichtigste Regel im Hinblick auf Signalintegrität lautet: Bleiben Sie immer auf demselben Leiterplattenlayer und vermeiden Sie Stichleitungen.
Ein übliches Verfahren zur Quantifizierung der Signalintegrität sind S-Parameter-Messungen. Abbildung 4 zeigt die differenziellen S-Parameter S21dd (Einfügungsdämpfung), S11dd (Rückflussdämpfung) und S21dc (Gleichtaktunterdrückung) im Vergleich zwischen verschiedenen Gehäusebauformen. Die Messungen wurden mit einem Vektor-Netzwerkanalysator durchgeführt, das Messsystem wurde an der Tastkopfspitze kalibriert; daher war es nicht nötig, die Messergebnisse zu "de-embedden". Abbildung 4 zeigt die S-Parameter-Messergebnisse für jeweils das gleiche Leiterbahnen-Routing, gemessen mit den Schutzdioden PESD2CANFD24V-T (SOT23-Gehäuse) bzw. PESD2CANFD24V-QB (DFN1110D-3-Gehäuse), die beide eine maximale Bauteilkapazität von 6 pF aufweisen – die gestrichelten Linien zeigen die Messergebnisse der unbestückten Leiterplatte. Es ist deutlich zu erkennen, wie sich die unterschiedlichen Gehäusebauformen auf die Messergebnisse auswirken. Hier erscheinen die Anschlüsse des SOT23-Gehäuses als Stichleitungen und die größere Struktur im Inneren des Gehäuses führt zu einer höheren Parasitärkapazität. So zeigt die DFN-Lösung im Vergleich zur "bebeinten" Alternative eine bessere Signalintegrität insbesondere bei der Einfügedämpfung (IL) und der Gleichtaktunterdrückung (MC).