„Bosch setzt sein Wissen und hohe Finanzmittel ein, um den Durchbruch der Elektromobilität zu schaffen“, erzählt Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung von Robert Bosch. Bosch zeigt auf der IAA erstmals eine neue Batterietechnologie für Elektroautos, die bereits in fünf Jahren serienreif sein könnte.
Dazu trägt auch der Kauf des US-amerikanischen Start-ups Seeo Inc. mit Sitz in Hayward (Kalifornien) bei. Bosch verfügt nun im Zusammenspiel mit der Bosch-Eigenentwicklung im Bereich Batterie über entscheidendes Know-how im Bereich neuartiger Festkörperzellen für Lithium-Batterien und exklusive Patente. „Die Festkörperzelle könnte eine entscheidende Durchbruchstechnologie sein“, sagt Denner.
Bis jetzt war das erklärte Branchenziel, im Laufe dieses Jahrzehnts die Energiedichte von Batterien zu verdoppeln und ihre Kosten zu halbieren. Bosch sieht das Potenzial, mit den neuen Festkörperzellen die Energiedichte bis 2020 mehr als zu verdoppeln und die Kosten nochmals deutlich zu senken. „Etwa 2020 wollen wir mit der Seeo-Technologie Batterien fertigen, die bei einem Viertel des Volumens die halbe Masse haben“, erklärte Denner heute gegenüber AUTOMOBIL ELEKTRONIK. Ein vergleichbares Elektroauto, das heute 150 Kilometer weit fährt, könnte dann also mehr als 300 Kilometer ohne Aufladen zurücklegen – und weniger kosten.
Strategische Ergänzung der bestehenden Batterieforschung
Der Zukauf von Seeo fügt sich nahtlos in die Elektromobilitäts-Strategie von Bosch ein. Bisher hat Bosch 30 Serienprojekte realisiert. Gleichzeitig arbeiten die Entwickler daran, die Technik weiterzuentwickeln und elektrisches Fahren damit noch alltagstauglicher zu machen. Denn im Jahr 2025 werden nach Prognosen des Unternehmens rund 15 % aller weltweit gebauten Neufahrzeuge einen elektrischen Antrieb haben. In Europa soll demzufolge dann sogar mehr als ein Drittel aller neuen Autos elektrisch angetrieben sein – die meisten als Plug-in-Hybride.
Schon 2014 gründete Bosch hierfür mit GS Yuasa und der Mitsubishi Corporation das Joint Venture Lithium Energy and Power, um eine leistungsstärkere Generation von Lithium-Ionen-Batterien zu entwickeln: „Die Zusammenarbeit mit GS Yuasa wird nicht beeinflusst“, erklärte Denner im Interview. Die Technik von Seeo ergänzt die bisherige Zusammenarbeit mit den japanischen Partnern. So verbindet sich wegweisende Start-up-Technologie mit dem System- und Technologie-Know-how von Bosch, der Zell-Kompetenz von GS Yuasa und der breiten industriellen Basis der Mitsubishi Corporation.
Bosch verfügt über erste Muster
Dr. Elmar Degenhart, Vorsitzender des Vorstands bei Continental, fordert: „Fördergelder von der deutschen Regierung sollten für die Batterie- und Zellenforschung bereitgestellt werden.“ Seit Jahren forschen Zulieferer und Hersteller an leistungsstärkeren Batterien. Zellen sind dabei ein wichtiger Baustein. Denn die Batterie eines Elektroautos besteht aus vielen Zellen, die zusammen geschaltet sind. Die Zellen sind damit ein wesentlicher Teil der Wertschöpfung. Die Leistung eines Energiespeichers lässt sich mit verschiedenen Methoden verbessern. Beispielsweise spielt in der Zellchemie das Material der Plus- und Minuspole (Kathode und Anode) eine große Rolle.
Bei aktuellen Lithium-Ionen-Batterien ist die Energiedichte unter anderem dadurch limitiert, dass die Anode zu großen Teilen aus Graphit besteht. Durch die Festkörper-Technologie kann Bosch die Anode aus reinem Lithium fertigen, was die Speicherfähigkeit deutlich erhöht. Die neuen Zellen kommen zudem ohne Flüssigelektrolyt aus und sind somit nicht brennbar. „Die reine Lithium-Anode ist ein großer Innovationssprung im Aufbau der Batteriezelle“, sagt Denner. Bosch verfügt durch den Zukauf von Seeo nun über erste Musterzellen, die das Potenzial besitzen, den hohen Anforderungen der Automobilindustrie an Dauerhaltbarkeit und Sicherheit gewachsen zu sein.
(jck)