Etas Home

(Bild: Etas)

An der Wand prangt atmendes Moos, Schaffelle warten auf edlen Campingstühlen und gestapelte Holzscheite geben einen waldigen Raumtrenner ab. Im 2. Stock der ETAS-Zentrale in Stuttgart-Feuerbach ist die Natur ausgebrochen. Meetings finden hier schon einmal am „Amazonas“ statt – im gleichnamigen Besprechungsraum, um genau zu sein. Wie jede der fünf Etagen im Gebäude steht das Stockwerk unter einem bestimmten Motto, das die gesamte Raumgestaltung durchzieht. Die heimelige Atmosphäre ist kein Zufall: Die Firmenzentrale wird von den knapp 800 Mitarbeitern am Standort Feuerbach bewusst „ETAS Home“ genannt.

Das „Home“ soll Teil einer leistungsfördernden, aber auch freundschaftlichen bis familiären Unternehmenskultur sein, die ETAS als Lieferant von Lösungen zur Entwicklung von Embedded Systemen etablieren möchte. „Vor ungefähr zwei Jahren haben wir einen Kulturwandel angestoßen“, erläutert Unternehmenssprecherin Anja Krahl. Freigabe- und Entscheidungsprozesse wurden verschlankt, Hierarchien abgeflacht. Wenig später kam das „Du“. „Mittlerweile hat die Geschäftsleitung der kompletten Mannschaft das Du angeboten“, sagt Krahl. Am Anfang sei es etwas ungewohnt gewesen, inzwischen werde das Angebot aber gern angenommen und schaffe eine ganz andere Nähe.

Telefonzellen und Fokus-Räume

Als ETAS die Pläne für seine neue Unternehmenszentrale konkretisierte, ging das Management entsprechend „basisdemokratisch“ vor: Die Mitarbeiter durften die Themen der Räume bestimmen, aber auch über die Büroausstattung und das Angebot des Cafés wurde abgestimmt. „Es gab ein großes Projektteam mit Vertretern aus allen Bereichen, die sich mit ihren jeweiligen Teams besprochen und das Feedback dann zurückgespielt haben“, schildert Anja Krahl das Vorgehen. Bei insgesamt 26.000 Quadratmetern und so unterschiedlichen Abteilungen wie Entwicklung, Einkauf, Marketing oder Personalwesen war die Entscheidungsfindung kein leichtes Unterfangen.

Hinzu kommt, dass die Mitarbeiter in der Planungsphase noch über mehrere Standorte in Stuttgart-Feuerbach verteilt waren. Erst mit dem Umzug in das neue Gebäude ab März 2018 hat die Bosch-Tochter ihre gesamte deutsche Belegschaft unter einem Dach versammelt – ein Novum in fast 25 Jahren Unternehmensgeschichte. Für die Menschen sollte – angelehnt an das Bosch-Konzept „Inspiring Working Conditions“ – ein flexibles Arbeitsumfeld entstehen. „Unser Ziel war es, Freiräume für Mitarbeiter zu schaffen, die einerseits die Zusammenarbeit fördern, aber auch Rückzug und Erholung ermöglichen“, erklärt Anja Krahl. So finden sich auf allen Ebenen offene Arbeitsbereiche, aber auch geräumige „Telefonzellen“ für Skype-Gespräche oder kleine „Fokus-Räume“ für Teambesprechungen.

Free Seating oder fester Arbeitsplatz?

Gebucht werden müssen nur die größeren Arbeitsräume, aber grundsätzlich herrscht das Prinzip des „Free Seating“. „Man kann sich, je nachdem, was die tägliche Arbeit erfordert, frei im Haus bewegen“, sagt Anja Krahl. Wer will, kann auch im Innenhof arbeiten, oder einen Home-Office-Tag einlegen. Mit dem Umzug in das neue Gebäude hat beispielsweise die komplette Marketingkommunikation einen sechswöchigen Testlauf in Sachen Flexibilität unternommen. Die Hälfte der Mitarbeiter in der Marketingkommunikation entschied sich für das Free Seating, die andere bevorzugte feste Arbeitsplätze.

„Ich bin für viele Mitarbeiter eine Anlaufstelle, da ist es praktisch, wenn ich an einem festen Platz zu finden bin“, erklärt Andrea Jung, die die interne Kommunikation verantwortet. Die Rückzugsmöglichkeiten in den neuen Büroräumen schätzt sie. Maximilian Maier, der das ETAS-Intranet betreut, nutzt gerne einen festen Wochentag im Home-Office und sagt: „Vor allem für Aufgaben, an denen ich konzentriert dranbleiben oder kreativ arbeiten muss, ist es ganz gut, zu Hause zu arbeiten. Im Büro ergeben sich doch immer wieder Unterbrechungen.

Eine Tischtennisplatte für alle

Auch wenn beispielsweise aufwändige Testaufbauten Hardware-Entwickler am täglichen Arbeitsplatzwechsel hindern – der Austausch zwischen den knapp 800 Mitarbeitern im Gebäude ist ausdrücklich gewünscht und in das Raumkonzept eingeplant. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Lounges, individuell ausgestaltete Aufenthalts-und Pausenräume. So locken in der einen Lounge ein Basketballkorb und in der anderen eine Tischtennisplatte, die beide abteilungsübergreifend gut ankommen.

Natürlich verbindet sich mit dem „ETAS Home“ auch der Wunsch, junge Talente anzusprechen. Im dynamischen Feld der Hard- und Software-Entwicklung gilt es schließlich, sich den Zugang zu den gefragten Jungingenieuren frühzeitig zu sichern. So ist ein Mitarbeiter nur dafür zuständig, enge Kontakte zu den Hochschulen in Deutschland aufzubauen, die Studenten mit der ETAS-eigenen Hard- und Software vertraut zu machen oder sie als Praxisstudenten oder Praktikanten zu gewinnen. Schließt sich daran ein Job-Einstieg an, kommt es sicher nicht zu Platzproblemen: Das künftige Wachstum ist im ETAS Home bereits eingeplant.

Therese Meitinger

ist Redakteurin bei den Hüthig Elektronik-Medien

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