Aufmacher_Harman

(Bild: Harman)

Eine Klangatmosphäre, die eher zu einem See oder Wald passt. Musik, die sich an den Fahrstil anpasst. Hörbereiche, in denen jeder Fahrzeuginsasse seinen eigenen „Tonraum“ hat. Möglich machen das die Audiolösungen von Harman.

SoC für Summit Next

System-on-Chip- und Board-Design der Summit-Next-Plattform. Harman

Eckdaten

Im Vorfeld der IAA lud Harman zum Tech-Day in Garching bei München, um seine aktuellen Technologien wie Halosonic, Voyager Next und Summit Next in Testfahrzeugen und Virtual-Reality-Aufbauten vorzustellen. Die Redaktion war vor Ort und machte sich auf Testfahrten quasi ein akustisches Bild.

Um das zu realisieren, setzt Harman auf die Audio-Plattform Summit Next. Bei dieser Lösung ist der Audio-Chipsatz, und damit der Rechenprozess, vom Audioverstärker getrennt, wodurch das System hardwareunabhängig ist und zudem mehr Rechenleistung bietet. Die Kombination aus skalierbarem SoC-Konzept und einem modular vernetzten Audioverstärker ermöglicht es den Autobauern, die Komplexität zu senken und gleichzeitig Konnektivität, Skalierbarkeit und Personalisierung der Audiosysteme zu realisieren.

Je nach Bedarf kann der OEM die Audioplattform mit verschiedenen von Harman entwickelten Systemen ausstatten. Bisher ist es möglich, zehn verschiedene Anwendungen in der Summit-Next-Plattform zu integrieren, unter anderem Ambisonics Escapes, Dynamic Sound Stage, Individual Sound Zones und Virtual Venues.

Naturgeräusche im Automobil

Ambisonics Escapes nennt Harman ein System, das im Fahrzeug ein akustisches 360°-Feld generiert und beispielsweise die klangliche Atmosphäre eines Waldes oder eines Sees imitiert. Das System gibt dabei Töne Lautsprecher-unabhängig wieder, sodass die Fahrzeuginsassen den Ton aus spezifischen Positionen wahrnehmen und weniger über die Position der . Zusätzlich kann der Fahrer via Over-the-Air-Updates neue „Sound-Landschaften“ hinzufügen.

Ein weiterer Teil der Summit-Next-Plattform ist die Dynamic Sound Stage. Dabei passt sich das gerade abgespielte Lied der Steuerbewegung des Fahrers an. In einer Linkskurve kommt der Ton dann eher aus der linken Fahrzeugseite, im Falle einer Rechtskurve aus der rechten Hälfte des Fahrzeugs. Zugrunde liegt der Technik ein Algorithmus, der ein Klangbild zu einer bestimmten räumlichen Information aufbaut; er generiert eine digitale Tribüne. Weiterhin berücksichtigt die Technologie noch Sensordaten über Geschwindigkeit und Steuerwinkel, sodass der Algorithmus die digitale Tribüne je nach Steuerbewegung und Fahrverhalten anpassen kann.

Individuelle Soundzonen

individual Sound Zones

Das ISZ-System schafft für jeden Passagier eine persönliche Soundzone, die kaum von den Aktivitäten der anderen Insassen beeinflusst wird. Harman

Wenn sich zum Beispiel eine Fahrerin auf die konzentrieren möchte, während ihr Partner telefoniert und die Kinder auf den Rücksitzen einen aktuellen Blockbuster schauen, dann ist das kein unübliches Szenario im Fahrzeug. Allerdings überschneiden sich die einzelnen Tonquellen häufig. Die Individual Sound Zones (ISZ) genannte Technologie schafft für jeden Fahrzeuginsassen Hörzonen, die kaum von den Aktivitäten der anderen Zonen beeinflusst werden. Für die Umsetzung installiert Harman zwei zusätzliche Breitbandlautsprecher mit integrierter Mikrolautsprecher-Technologie in den Kopfstützen.

Die Virtual-Venues-Technologie ermöglicht eine Atmosphäre, die der einer großen Opernhalle gleicht. Gespräche, Anrufe oder die Stimme des Navigationsgerätes passen sich dabei der Location an, wobei das System beispielsweise den Hall der entsprechenden Lokalität nachahmt. Bei der Auswahl der Location kann der Fahrer zwischen verschiedenen Vorschlägen wie etwa dem Opernhaus in Sydney oder der Royal Festival Hall in London wählen. Möglich machen das Mikrophone, die Geräusche im Fahrzeuginneren aufzeichnen und Störgeräusche so ausblenden, dass ein Algorithmus die Akustik der gewünschten Location nachempfinden kann.

Der etwas andere Motorensound

Virtuel Venues

Das Audiosystem Virtual Venues ahmt das Klangerlebnis großer Opernhäuser nach. Harman

Ein rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug wie beispielsweise ein als Demo-Car umgebautes Model S von Tesla ist bekannt für seine kaum hörbaren Motorengeräusche. Um besser von Fußgängern und Radfahrern wahrgenommen zu werden, hat die EU deswegen vorgeschrieben, dass Elektrofahrzeuge ab 2019 künstliche Motorengeräusche von sich geben müssen. Die Halosonic-Technologie von Harman hat dafür mehrere Möglichkeiten parat. So kann der Tesla beispielsweise nach einem Verbrennungsmotor in einem PS-starken Sportwagen oder nach futuristischen Fahrzeugen klingen, die denen aus dem Science-Fiction-Klassiker Blade Runner ähneln. Das System passt dabei die Lautstärke der Beschleunigung des Fahrzeuges an.

Audio für das kleine Auto

Neben der Summit-Next-Plattform, die Harman für das Mittelklasse- bis Premium-Segment plant, gibt es auch die Voyager-Next-Plattform, die für Einsteigermodelle und das Niedrigpreissegment gedacht ist. Kern des Systems ist die in die Mittelkonsole integrierte Head-Unit, die neben einer Audioanlage auch die Faktoren Konnektivität und Mobilität mit einbindet und ein junges Klientel ansprechen soll. Für den guten Ton sorgen Mikrolautsprecher des Typs Kinetic, die um die Head-Unit herum angebracht sind. Ein tragbarer Lautsprecher im Kofferraum des Wagens beschallt während der Fahrt zwar den Innenraum, lässt sich aber auch herausnehmen und als mobile Verstärker-Lautsprecher-Kombination nutzen, die per Bluetooth von einem Smartphone aus gesteuert werden.

Martin Probst

Redaktionsvolontär AUTOMOBIL-ELEKTRONIK

(prm)

Sie möchten gerne weiterlesen?