Für Toyota/Lexus waren Mark Templin, Group Vice President and General Manager Lexus worldwide, zufolge drei Ereignisse in den letzten Monaten besonders wichtig, um die Anzahl der im Straßenverkehr verletzten beziehungsweise getöteten Personen senken zu können:

Für Lexus steht auf der CES in Las Vegas nicht das Infotainment sondern ADAS im Vordergrund

Für Lexus steht auf der CES in Las Vegas nicht das Infotainment sondern ADAS im VordergrundAlfred Vollmer

So brachte der Konzern im Oktober den komplett neuen 2013er Lexus LS auf den Markt. Im November eröffnete das Unternehmen das über 36.000 Quadratmeter große Intelligent-Transportation-Testgelände, „um die Entwicklung von Fahrzeug-zu-Fahrzeug- und Fahrzeug-zu-Infrastruktur-Kommunikation zu beschleunigen“. Auf der International Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas zeigte Toyota/Lexus erstmals sein „Advanced Active Safety Research Vehicle, das einen kleinen Einblick in unsere Forschungsaktivitäten im Bereich der automatisierten Safety-Anwendungen ermöglicht“.

Er erläuterte die „Integrated Safety Management Concept“ genannte Sicherheits-Strategie seines Unternehmens, die unter anderem aus den aktiven Safety-Systemen und den Pre-Collision-Features bis zu passiven Sicherheitselementen besteht, die das Überleben bei einem Crash erleichtern. Hinzu kommen Rettungs- und Reaktions-Systeme, die erst unmittelbar nach einem Unfall in Aktion treten.

Kommentar: Vegas statt Detroit

Für mich als Fachjournalist gab es eigentlich keine Infos zu wesentlichen neuen Features auf dieser Pressekonferenz, was ich auch nicht erwartete. Derartige Testfahrzeuge mit sündhaft teuren Laserscannern und Zusatzaufbauten sind uns Brancheninsidern bestens vertraut, aber es war schon sehr interessant, mit welch großem Interesse zirka 250 Journalisten aus aller Welt diese Botschaft aufnahmen und sicherlich auch intensiv weiterkommunizierten – Journalisten, die eigentlich in die Wüste Nevadas gekommen waren, um das Neuste übe Consumer-Elektronik wie Handys und andere „Personal Electronic Devices“ zu erfahren.

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass Lexus diese Ankündigung nicht auf der praktisch zeitgleich stattfindenden Detroit Auto Show machte, sondern auf der Consumer Electronics Show in Nevada. Für die hier anwesenden Nicht-Automotive-Journalisten enthielt die Präsentation jede Menge Neuigkeiten. Toyota/Lexus wollte sich mit dieser Präsentation sicherlich als absoluter Trendsetter im Bereich der Sicherheitstechnologien auf dem nordamerikanischen Markt sowie dem Rest der Welt präsentieren, und das gelang auch ganz geschickt. Ohne auch nur einmal NCAP oder Euro-NCAP zu erwähnen stellte das Unternehmen seine Safety-Aktivitäten in den Vordergrund. Dass die deutschen (Premium-)OEMs und ihre Zulieferer in diesem Bereich eigentlich eine weltweite Führungsrolle einnehmen, blieb Dank des hohen Marketing-Geschicks von Toyota/Lexus im Hintergrund, ja es gab nicht einmal Hinweise auf Schlagworte zum Googeln (zum Beispiel auf Namen von Assistenzsystemen, NCAP oder NHTSA): Es war eine Pressekonferenz mit einer einzigen Rede von nicht einmal 15 Minuten Dauer, ganz ohne Fragerunde und ganz ohne die Möglichkeit, die Fahrzeuge auf der Bühne auch nur zu berühren. Es war aber auch bestimmt eine sehr effektive Pressekonferenz.

Der Akzeptanz von ADAS-Systemen war diese Präsentation sicherlich sehr förderlich. Ich jedenfalls bin gespannt, wann deutsche OEMs sich in Las Vegas statt in Detroit mit ihren Features (im Bereich der Sicherheitstechnologien) präsentieren, um sich vor allem im US-Markt aber auch auf der internationalen Bühne in gebührendem Licht zu präsentieren. (Alfred Vollmer)

„Eine Schlüsselkomponente bei diesem Ansatz stellen Fahrerassistenzsysteme der höheren Ebene dar“, hebt Mark Templin hervor, „aus denen in Zukunft einmal die Elemente eines vollautonomen Fahrzeugs entstehen können“. Für die meisten Menschen stehe das Schlagwort „autonomes Fahren“ als Synonym für fahrerloses Fahren, aber bei Lexus sei dies nur ein Teil des Ganzen: „Wir glauben, dass bei unseren Aktivitäten hin zu fortschrittlicheren automatisierten Technologien der Fahrer in vollem Umfang in den Betrieb des Fahrzeugs eingebunden sein muss. Unsere Vision ist nicht unbedingt ein Auto, das von alleine fährt, sondern vielmehr ein Fahrzeug, das mit einem intelligenten, ständig aufmerksamen Copilot ausgerüstet ist, der seine Fähigkeiten für ein sichereres Fahren zur Verfügung stellt.“

Toyota/Lexus will „die Entwicklung von Fahrzeug-zu-Fahrzeug- und Fahrzeug-zu-Infrastruktur-Kommunikation beschleunigen“.

Toyota/Lexus will „die Entwicklung von Fahrzeug-zu-Fahrzeug- und Fahrzeug-zu-Infrastruktur-Kommunikation beschleunigen“. Alfred Vollmer

In diesem Zusammenhang verweist er darauf, dass ESP/ESC ein frühes Feature darstellt, das nunmehr (in den USA) gesetzlich vorgeschrieben ist. „Der springende Punkt besteht darin, dass automatisierte Technologien das Fahren leichter machen, die Wahrnehmung des Fahrers in seiner Umgebung verbessern sowie seinen Prozess der Entscheidungsfindung und seine gesamten Safety-Fähigkeiten unterstützen. Wir glauben, dass ein Fahrer, der mehr Skills (Kenntnisse, Erfahrung) hat, ein sichererer Fahrer ist.“

Daraufhin stellte er in Form von Schlagworten einige Technologien vor, die als Basis für den neuen Lexus LS dienen: eine Kombination aus Millimeterwellen-Radar, eine Stereokamera und Lidar. Dabei konstatierte er: „Der 2013 Lexus LS enthält die weltweit am meisten fortgeschrittenen Pre-Collision-Systeme“, die zur Vermeidung oder Abmilderung von Kollisionen mit Fahrzeugen oder Fußgängern bei Tag und Nacht dienen.

Dieser Lexus LS Hybrid (Testfahrzeug) ist mit einem Advanced-GPS-System, nach vorn und zur Seite gerichteten Radarsystemen, hochauflösenden Farbkameras, einem 360-Grad-Laserscanner, einem Gyroskop, einem Beschleunigungsmesser etc. ausgerüstet.

Dieser Lexus LS Hybrid (Testfahrzeug) ist mit einem Advanced-GPS-System, nach vorn und zur Seite gerichteten Radarsystemen, hochauflösenden Farbkameras, einem 360-Grad-Laserscanner, einem Gyroskop, einem Beschleunigungsmesser etc. ausgerüstet.Alfred Vollmer

Die Zukunft

Toyota/Lexus glaubt, dass in Zukunft zwei Aktivitäten am dringendsten erledigt werden müssen: Fußgängerschutz und Assistenzfunktionen an unübersichtlichen Kreuzungen. Sowohl in Japan als auch in Ann Arbor bei Detroit/USA forscht der Konzern im Bereich aktive Sicherheit.

„Sensoren und By-Wire-Technologien haben die Tür für Maschinen geöffnet, um ihre Umgebung zu erkennen und darauf zu reagieren – und zwar jenseits der menschlichen Fähigkeiten. Wir müssen das Urteilsvermögen der Menschen mit der Präzision der Maschinen kombinieren, und das braucht Zeit … Wir müssen einen schichtweisen Ansatz einführen, der die Fähigkeiten erweitert. Wir werden Schritt für Schritt das Vertrauen der Gesellschaft und der Regierung aufbauen, so dass die Fahrzeuge in Zukunft mehr automatisierte Aufgaben übernehmen dürfen. Diese Fähigkeiten müssen integriert sein: mit Konsistenz und Zuverlässigkeit – und zwar bevor wir den Fahrzeugen vertrauen, alleine zu fahren.“

Das High-Tech-Image des Testfahrzeugs strahlt indirekt auch auf das Serienfahrzeugs über.

Das High-Tech-Image des Testfahrzeugs strahlt indirekt auch auf das Serienfahrzeugs über.Alfred Vollmer

Fast schon als Schlusssatz ergänzt Templin: „Der wahre Wert dieses Projekts besteht darin, dass es unsere Konzentration auf das bestätigt, was noch vor ein paar Jahren als unmöglicher Traum erschien.“

Alfred Vollmer

ist Redakteur von AUTOMOBIL-ELEKTRONIK, all-electronics.de und emobility tec.

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