Die Teamtechnik-Gruppe mit Sitz in Freiberg am Neckar weihte am 24. April 2013 ihr autarkes E-Mobility-Projekt ein. Der aus der Sonne erzeugte Strom, über Photovoltaikmodule aufgefangen, sammelt sich in einer Speicherbatterie von Gildemeister, die die Elektrotankstellen auf dem Betriebsgelände versorgt. Energieüberschüsse speist das Unternehmen ins Netz ein. Auf dem Dach einer ihrer Produktionshallen in Freiberg installierte Teamtechnik eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 85 kW. Sie besteht aus 345 Solarmodulen, die eine Leistung von 250 W pro Modul generieren. Die Module stammen aus den eigenen Produktionsanlagen in Jintan. Die Herstellung der Module erfolgt über einspurige Stringer-Systeme.

Auf einen Blick

Wenn in Zukunft Elektroautos die Straßen bevölkern sollen, ist die Energiebereitstellung ein wichtiges Thema. Ein möglicher Ansatz ist es, die Energie durch Photovoltaikmodule zu gewinnen, sie daraufhin in einer Speicherbatterie zu sammeln und über Elektrotanksäulen den eigenen Fuhrpark zu versorgen. Überschüsse lassen sich entweder ins Netz einspeisen oder für verschiedene Funktionen im Firmengebäude und in der Produktion einsetzen.

Franz Untersteller, der Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, Dirk Schaible, der Bürgermeister von Freiberg am Neckar, Li Hao, der Oberbürgermeister von Jintan, Zhu Yingtao, der Leiter für die wirtschaftliche Entwicklung in Jintan, Peter Fleitmann, der Geschäftsführer bei Eging PV, die für den Komponenteneinkauf der Photovoltaikmodule in China zuständig ist und Stefan Schauss von Gildemeister waren bei der Einweihungsfeier zugegen. Sie referierten zu den Trendthemen: Elektromobilität und erneuerbare Energien mit Fokus auf das Bundesland Baden-Württemberg, Lösungen für den Klimaschutz in Deutschland und informierten zu der Industrieregion Jiangsu und vermittelten einen Eindruck vom Wachstumsmarkt in China. Abschließend gab Stefan Roßkopf, Geschäftsführer bei der Teamtechnik-Gruppe einen Erfahrungsbericht zur firmeneigenen Unternehmensgründung und lokalen PV-Produktion in Jintan, China.

Die Zukunft anpacken

Stefan Roßkopf sieht die Energiewende und die Elektromobilität als wichtige Themen an, deren Umsetzung er vorantreiben möchte. Er erläuterte: „Unternehmen mit hoher Technologiekompetenz müssen die Umsetzung der Energiewende vorantreiben. Deshalb bündeln wir unser internes Know-how mit dem unserer Partner, um zu zeigen, wie E-Mobility gelingen kann.“ Er ist fest davon überzeugt, dass E-Mobilität bereits reif für alle Zweitfahrzeuge ist. Er rechnete vor, dass die Reichweite bei nur fünf bis 15 Prozent aller Fahrten ein Problem darstellt. Roßkopf blickt dennoch skeptisch in die Zukunft der Elektromobilität. Im Moment sind in Deutschland rund 7500 Elektrofahrzeuge vom Straßenverkehrsamt zugelassen; bis 2020 sollen sich aber schon 600.000 Fahrzeuge auf heimischen Straßen tummeln. Das wären 10.000 Neufahrzeuge pro Jahr. Für Stefan Roßkopf ist das eine eher unrealistische Vorstellung.

Minister Franz Untersteller sieht seinen Wirkungskreis Baden-Württemberg als attraktiven Industriestandort. Er erwähnte das kommende Klimaschutzgesetz, das die Verringerung von Treibhausgasen fordert. In den nächsten Wochen erfolgen die Diskussionen dazu im Landtag. Untersteller misst der Stromgewinnung aus regenerativen Energien großen Wert bei, sieht aber in erster Linie die Energieversorgung als wichtiger an. Er erklärte: „Höchste Priorität hat für uns die Versorgungssicherheit; sowohl im Gas- als auch im Strombereich.“ Im Rahmen seines Vortrags informierte er zum Beitrag Baden Württembergs zu Clustern, Verbänden, Unterstützungen sowie Förderungen zu Klimapolitik, erneuerbaren Energien und Elektromobilität und schilderte mittel- und längerfristige Pläne der Landesbehörde. Dass Baden-Württemberg aus der Energiewende und dem Wandel an Energie gestärkt hervorgehen wird, davon ist der Minister, der privat ein zweirädriges Elektrofahrzeug besitzt und nutzt, überzeugt.

Elektromobilität in den Alltag integrieren

Die Photovoltaik-Dachanlage, im 15-Grad-Winkel montiert, ist mit einer Hochleistungs-Speicherbatterie mit einer Ladekapazität von 100 kWh kombiniert. Die stationäre Großbatterie aus dem System Cellcube von Gildemeister versorgt wetterunabhängig eine Elektrotankstelle, an der zunächst die zwei Elektro-Smarts des Fuhrparks Strom tanken. Ein Vergrößerung der Flotte ist schon geplant: Ende des Jahres 2013 soll ein BMW i3 hinzukommen. Auch alle Teamtechnik-Mitarbeiter, die sich privat für ein Elektrofahrzeug entschieden haben, können ihren Wagen dort ab sofort kostenlos aufladen.

Die Ladesäulen sind mit vier Steckdosen ausgerüstet und können mehrere Elektrofahrzeuge gleichzeitig laden. „Anlage und Batterie sind so konzipiert, dass uns durchgehend Energie zur Verfügung steht – selbst wenn mehrere Tage hintereinander die Sonneneinstrahlung sehr gering ist“, erläutert Stefan Roßkopf und fügt hinzu: „Mit diesem Projekt möchten wir auch zeigen, wie Elektromobiltät in Betriebsabläufe und den privaten Alltag integriert werden kann und damit das Vertrauen in Fahrzeuge mit der Antriebstechnik erhöhen.“

Bedarfsgerecht Energie verteilen

Mit dem gewonnenen Solarstrom deckt Teamtechnik auch einen Teil des Energiebedarfs in der eigenen Produktion. Wohin die Solarenergie letztendlich geht, ob nun an Ladesäule, Gebäude, Batterie oder Netz, steuert ein Software-Programm; es dirigiert den Strom bedarfsgerecht zu den unterschiedlichen Stationen und gibt detaillierte Informationen zur Energiegewinnung beziehungsweise Energiespeicherung. Stefan Roßkopf erzählte von den Schwierigkeiten beim Auswählen des Speicherbatterie-Herstellers: „Als wir unsere Anfrage im Markt platzierten, sagten die meisten Anbieter umgehend ab. Ihnen war die Aufgabenstellung zu komplex. Wir freuen uns, dass Gildemeister Energy die Herausforderung angenommen hat und wir damit einen kompetenten Umsetzungspartner gewonnen haben.“

Aus dem Land der Mitte

Seit 2004 verlagerte sich die Photovoltaik-Produktion der Teamtechnik-Gruppe ins chinesische Jintan. Durch die Kooperation und Ansiedlung dort knüpften sich enge Bande an die Volksrepublik. China fokussiert sich in ihrem aktuellen Fünfjahresplan unter Anderem auf Trendthemen wie erneuerbare Energien und Elektromobilität. Die Folgen sind bereits sichtbar: Auf Chinas Straßen fahren mehr Elektrofahrzeuge als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor – vor allem auf zwei Rädern.

Li Hao ist Bürgermeister von Jintan in der Provinz Jiangsu und stellte die Provinz als aufstrebende Industrieregion vor, die ein großes Potenzial für ausländische Investoren bietet. Jintans Hauptstadt ist Nanjing, das etwa drei Zugstunden östlich von Schanghai liegt. Die Stadt erstreckt sich auf eine Fläche von 976 km2 und umfasst sieben Landkreise sowie eine Sonderentwicklungszone in der sich namhafte ausländische Unternehmen angesiedelt haben. Mit rund 550.000 Menschen die in der Region leben, gehört sie zu den bevölkerungsreichen Landstrichen.

Li Hao stellte Wege zum erfolgreichen Markteintritt von mittelständischen Technologie-Unternehmen in China in den Vordergrund seiner Rede und erwähnte positiv die Zusammenarbeit in Forschungen zu Elektromobilität zwischen Deutschland und China. „Elektromobilität hat Zukunft und findet einen großen Markt in China.“ Er glaubt fest daran, dass man die Hindernisse der Elektromobilität in den nächsten Jahren überwinden kann. Er unterstrich, dass gerade der Batterietechnik und der Entwicklung in diesem Sektor sowie auch dem Recycling eine große Bedeutung zukommt.

Sonne im Tank

Mit vielen lobenden Worten und guten Wünschen von den Gästen wie etwa dass die Sonne auf die Photovoltaikmodule von Teamtechnik immer eine Stunde länger scheinen möge als anderswo, endete die Einweihungsfeier zum ersten autarken E-Mobility-Projekt in Baden-Württemberg und die Veranstaltung zu einem erfolgreicher Markteintritt in China.

Ina Susanne Rao

ist Redakteurin beim Elektronik JOURNAL.

(rao)

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