Nichts geht mehr: Ein Nothalt eines automatisiert fahrenden Autos auf der Fahrbahn eines Testgeländes führt sofort zu einem Stau. DLR

Nichts geht mehr: Ein Nothalt eines automatisiert fahrenden Autos auf der Fahrbahn eines Testgeländes führt sofort zu einem Stau. (Bild: DLR)

Wenn ein automatisiert fahrendes Autos mit einer Verkehrssituation nicht klarkommt, dann will es die Kontrolle an den Fahrer zurück geben. Übernimmt der Fahrer die Kontrolle aber nicht oder nicht schnell genug, dann hält das Fahrzeug einfach an (Not-Halt). Genau das führt aber zu weiteren Gefahrensituationen oder einem Stau. Solche unübersichtlichen Verkehrssituationen gibt es zum Beispiel an komplizierten Baustellen ohne Spurmarkierungen, bei Verkehrsunfällen oder bei Nebel.

Kameras als unterstützende Infrastruktur

In dem EU-Projekt TransAID hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit weiteren Partnern aus Industrie und Forschung solche Situationen genauer untersucht und Lösungsansätze entwickelt, diese Gefahren besser beherrschen zu können. Im Fokus standen vor allem Kameras und Kommunikationstechnik an Straßenmasten als unterstützende Infrastruktur. Diese haben oft einen besseren Überblick und versorgen automatisierte Fahrzeuge mit zusätzlichen Informationen. So können sie beispielsweise den Weg durch Baustellen berechnen oder aktuelles Kartenmaterial bereitstellen, das auch kurzfristige Änderungen in der Verkehrsführung beinhaltet. Falls das dem automatisierten Fahrzeug nicht hilft, kann die intelligente Infrastruktur auch sichere (Not-) Haltepunkte vorgeben, durch die der restliche Verkehr so wenig wie möglich behindert wird.

„Im Projekt haben wir gezeigt, dass die Unterstützung durch Infrastruktur die negativen Effekte auf den nachfolgenden Verkehr drastisch reduziert. Das gilt insbesondere in schwierigen Situationen, die sonst einen Nothalt verursachen würden“, fasst Julian Schindler, Koordinator des Projekts am DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik, zusammen.

Video des DLR zum Projekt TransAID

Nothalte vermeiden: zunächst in der Simulation, dann im Realverkehr

Im Fokus der Untersuchungen standen zwei Situationen: die Vermeidung der Übergabe der Steuerung vom Fahrzeug an den Insassen und der Nothalt. Im ersten Schritt modellierten die Wissenschaftler diese und weitere Situationen am Computer. Virtuell ließen sie dann Fahrzeuge mit unterschiedlichen Fähigkeiten diese Situationen durchfahren und werteten deren Verhalten aus. Sie berücksichtigten dabei auch unterschiedlich hohe Anteile an automatisierten und vernetzten Fahrzeugen: „Wenn von 100 automatisierten Fahrzeugen nur wenige eine Übergabe an den Insassen ausführen und davon wiederum nur wenig komplett anhalten müssen, weil die Übergabe gescheitert ist, verursacht schon das bereits größere Störungen im Verkehrsfluss“, erläutert Julian Schindler. „Wenn in Zukunft immer mehr automatisierte Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind, werden sich diese Störungen zunehmend negativ auf den Verkehr auswirken.“

Im zweiten Schritt erprobte das Projektteam von TransAID die vielversprechendsten Lösungsansätze zunächst in der Simulation und dann auf verschiedenen Testgeländen. Dabei erkannten Infrastrukturkomponenten wie Induktionsschleifen und Kameras mögliche Probleme im Straßenverkehr, beispielsweise liegengebliebene Fahrzeuge und Staus. Sie errechneten Lösungen und kommunizierten diese dann an die Versuchsfahrzeuge. Die Fahrzeuge entschieden dann selbst, in welcher Form sie die Empfehlungen berücksichtigen. „Mit diesen Tests haben wir gezeigt, dass die von uns entwickelten Lösungen funktionieren und wirken“, sagte Schindler. Somit kann eine intelligente Infrastruktur „maßgeblich dazu beitragen, die Sicherheit und Effizienz automatisierter Fahrzeuge weiter zu verbessern, Staus in Zukunft zu reduzieren oder gar nicht erst entstehen zu lassen“.

Die Ergebnisse aus dem Projekt fließen ein in die Standardisierung im Bereich der Kommunikation von automatisierten und vernetzten Fahrzeugen mit der Infrastruktur. Zudem erarbeitete TransAID Richtlinien für Interessengruppen, wie Städte, Zulieferer, Behörden sowie Hersteller von Fahrzeugen und Infrastruktur.

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