Mit Aisim zwei, einer explizit für den Automotive-Sektor entwickelten Simulationsplattform, lassen sich eine Vielzahl von Sensoren in einer realistisch gerenderten Umgebung testen.

(Bild: Aimotive)

Die Unfälle autonomer Fahrzeuge im März 2018 haben die Branche verändert und ihre Auswirkungen werden sie auch in den kommenden Jahren prägen. Wir haben gesehen, wie der weit verbreitete Optimismus, bis 2021 eine gemeinsame autonome Technologie auf öffentlichen Straßen zu haben, verschwand und durch fundierte und realistischere Fahrpläne ersetzt wurde. 2019 wird zu einer weitreichenden Konsolidierung in der Industrie für selbstfahrende Fahrzeuge führen. Aber sie ist nach wie vor zu stark fragmentiert, um eine stabile Entwicklung zu gewährleisten. Softwareanbieter, Robotaxi-Unternehmen, Sensorforscher und traditionelle Tier 1 und OEMs gehen in verschiedene Richtungen. Da der Optimismus in der Technologie nachgelassen hat, haben es kleine Unternehmen schwer, die Finanzierung ihres laufenden Betriebs zu sichern. Traditionelle OEMs haben dagegen einen Großteil ihres Geschäfts neu organisiert. Wenn die Technologie das Endstadium ihrer Reife erreicht hat, wird es nur noch eine Handvoll Schlüsselfiguren geben.

Sicherheit geht über schnelle Bereitstellung

Zusammenarbeit ist der Schlüssel zur Verwirklichung autonom fahrender Autos, denn durch die Komplexität ist keine Firma allein in der Lage, die Technologie sicher und ausgereift zu entwickeln.

Zusammenarbeit ist der Schlüssel zur Verwirklichung autonom fahrender Autos, denn durch die Komplexität ist keine Firma allein in der Lage, die Technologie sicher und ausgereift zu entwickeln. Aimotive

Die Todesfälle von 2018 waren ein Weckruf für den weitgehend unregulierten Sektor des autonomen Fahrens, dessen Ansatz sich ändern muss. Der Fokus verlagerte sich von der möglichst schnellen Verwirklichung der Autonomie hin zu langfristiger Sicherheit. In der Praxis hat dies dazu geführt, dass OEMs und Tier-1-Zulieferer ihre Forschung- und Entwicklungsteams für autonomes Fahren neu organisierten. Die Automobilhersteller prüfen derzeit, ob bestehende Technologien als erweiterte Fahrerassistenzsysteme (ADAS) Einsatz finden sollen. Nur wenige ausgewählte Interessengruppen streben immer noch danach, den gesamten Entwicklungsprozess zu steuern und eigene Flotten einzusetzen. Die gesamte Branche ist mittlerweile zunehmend offen für eine Zusammenarbeit.

Zusammenarbeit fördert Standardisierung

Der Grund dafür ist einfach: Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Überleben. Autonomes Fahren ist enorm komplex und ressourcenintensiv. Niemand wird in der Lage sein, jedes Problem alleine zu lösen. Die Herangehensweise, wie diese Systeme zu entwickeln sind, muss sich jedoch ändern, um eine Zusammenarbeit zu ermöglichen. Softwarelösungen müssen sich zunehmend in Richtung Hardware-unabhängige modulare Designs bewegen, um die Bereitstellung zu erleichtern, während Branchenstandards erforderlich sind, um den Wissens- und Datenaustausch zu ermöglichen.

HD-Kartendaten sind ein Beispiel für die anstehenden Herausforderungen. Die Karte ist ein jahrtausendealter Standard mit dem ursprünglichen Ziel, geografische Informationen zu teilen. HD-Karten dienen diesem langjährigen Ziel jedoch nicht so gut. Häufig sind sie zu veraltet, um eine sichere Verwendung zu gewähren. In anderen Fällen werden Karten auf Auftragsbasis auf Wunsch von Branchenpartnern erstellt. Es gibt keinen Standard für den Austausch der Informationen, die erforderlich sind, damit sich diese Karten ordnungsgemäß aktualisieren lassen und für automatisierte Fahrsysteme allgemein verfügbar sind.

Standardisierung wird entweder durch Zusammenarbeit und Selbstregulierung erreicht oder durch Aufsichtsbehörden und Regierungen der Branche aufgezwungen. Ein Beispiel dafür wäre die Durchführung obligatorischer Selbstfahrtests für autonome Fahrzeuge. Das weltweite Flugverbot der Boeing 737 Max 8 nach den tragischen Ereignissen der letzten Monate ist ein Beispiel dafür, wie stark die Regulierungsbehörden neue Technologien einschränken können, wenn es den jeweiligen Branchen nicht gelingt, sich selbst zu regulieren und zu standardisieren. Natürlich muss sich der Sektor des autonomen Fahrens bemühen solche Schwierigkeiten zu vermeiden und darauf hinarbeiten, das Testen und den Einsatz autonomer Fahrzeuge so sicher wie möglich zu gestalten. Die Simulation ist in dieser Hinsicht ein nicht zu unterschätzendes Werkzeug.

Im Markt bestehen

Neben den allgemeinen wirtschaftlichen Trends wie der nachlassenden Weltkonjunktur und dem schrumpfenden Automobilmarkt überdenken führende OEMs und Tier 1 die Budgets ihrer kostspieligen und langwierigen Forschungsprojekte rund um das autonome Fahren. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass in den nächsten drei Jahren die Mehrheit der Unternehmen, die sich mit autonomem Fahren beschäftigt, verschwinden wird.

Die Frage ist also: Wer wird im Markt bestehen? Die Antwort ist einfach: Unternehmen, die offen sind und die Zusammenarbeit erleichtern. In einem Staffellauf teilt ein Team die Wegstrecken auf Basis seiner Ressourcen und Fähigkeiten auf, um die optimale Zeit zu erzielen. Genau diese Vorgehensweise ist beim autonomen Fahren erforderlich. Die nächste große Sache für die Unternehmen ist das Bestehen im Markt. Dazu müssen sie sinnvolle Kooperationen aufbauen, transparenter werden und auf vertrauenswürdige Branchenstandards hinarbeiten.

Konkreter Kooperationsansatz

Der Kern des Kooperationsansatzes von Aimotive ist die Flexibilität, sich an die unterschiedlichen Anforderungen der Partner anzupassen. Häufig ist eine wesentliche Einschränkung der effektiven Zusammmenarbeit der Entwicklungsaufwand, der mit der Änderung eines bestehenden Systems verbunden ist, um die Anforderungen neuer Software-, Sensor- oder Hardwareentwicklungen zu erfüllen. Overhead dieser Form ist in einigen Fällen gering, in anderen Fällen erfordert es eine große Zahl an Arbeitskräften, viele Arbeitsstunden oder enorme Investitionen. Um diese Risiken zu minimieren, ist die Aidrive-2-Plattform agnostisch hinsichtlich Sensoren, Verarbeitungsplattform und Betriebssystem. Sie läuft also auf allen Plattformen, die Anwender bereits einsetzen.

Um den Entwicklungsaufwand zu minimieren, unterstützt Aimotive auch offene Standardisierungsbemühungen, wie sie beispielsweise die Khronos-Gruppe durchführt. So hat beispielsweise der Standard NNEF einen entscheidenden Einfluss auf die tägliche Arbeit mit Aidrive und Aiware. Um Plattform-unabhängig zu bleiben, verlässt sich Aisim2 auf die Vulkan-API für die effektive Aufgabenplanung. Offene Standards sind ein wichtiger Weg, das Vertrauen der Aufsichtsbehörden und der Verbraucher in automatisierte Fahrzeugtechnik zu stärken. Ein weiterer Faktor für die Flexibilität von Aimotive ist der modulare Ansatz bei der Softwareentwicklung. Sowohl Aidrive2 als auch Aisim2 bestehen aus kleineren Modulen, die über einfache Schnittstellen verbunden sind. Jedes Modul ist für eine bestimmte Aufgabe zuständig, zum Beispiel Spurerkennung oder Verhaltensvorhersage. In der Praxis bedeutet dies, dass der Anwender wählen kann, welche Elemente der Codebasis er in seinen Systemen implementieren möchte. Die Möglichkeiten reichen von der Implementierung der gesamten automatisierten Antriebslösung über die Integration ausgewählter Module bis hin zur Integration eines einzelnen Moduls in eine bestehende Lösung. Aidrive2 ist eine Toolbox, mit der sich die Wissenslücken der Anwender schließen lassen.

Zum Portfolio von Aimotive zählt auch Aiware3, die nächste Generation von IP für neuronale Netzwerkbeschleunigungshardware im Automobilbereich. Die Hardware-IP bietet entscheidende Leistungssteigerungen und Flexibilität bei gleichzeitig hoher Energieeffizienz. Speziell für die Qualitätsanforderungen der Automobilindustrie entwickelte Hardware ist auch eine sicherheitskritische Komponente der Autonomie, der in der Vergangenheit zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde.

Lazlo Kishonti

CEO bei Aimotive

Gergely Debreczeni

Chief Scientist bei Aimotive

(na)

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1025 Budapest
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