zentralen Ergebnisse der Studie von Protolabs zur Batterieindustrie

Europa ist immer noch stark auf den Import von Batteriezellen angewiesen. Da die Nachfrage wächst, muss Europa diese drei Ziele erfüllen. (Quelle: Protolabs)

73 Prozent der deutschen Befragten an, in den nächsten zwölf Monaten Teile ihrer Lieferkette näher an ihren Produktionsstandort verlegen zu wollen. Daneben ist auch die Reduktion des eigenen ökologischen Fußabdrucks ein entscheidender Faktor für diese neue strategische Ausrichtung.

Diese Erkenntnis ist eine der zentralen Botschaften der aktuellen Studie Electric Times, einer von Protolabs in Auftrag gegebenen Befragung unter leitenden Angestellten der europäischen Batterieindustrie aus Ländern wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien. 

Batterieindustrie wünscht sich lokale Bezugsquellen

Der Wunsch, die eigene Lieferkette wieder besser unter eigene Kontrolle zu bringen und lokalere Bezugsquellen zu schaffen, ist insbesondere durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten aufgrund der Covid-19-Pandemie verstärkt worden. Den Befragten ist hier vor allem daran gelegen, die eigene Versorgung mit Rohstoffen und Bauteilen abzusichern und zugleich eine kürzere Markteinführungszeit zu erreichen. So stimmen etwa 60 % der deutschen Führungskräfte zu, dass sie die Produktion von Komponenten an spezialisierte Hersteller auslagern oder dies innerhalb der nächsten 12 Monate planen. Darüber hinaus geben 73 % an, die Einführung eines neuen Batterieprodukts oder Speichersystems im kommenden Jahr vorzubereiten.

Eingerahmt wird die Studie durch den Neubau der Tesla Gigafactory 4 in Brandenburg. Diese soll – neben ihrer Bedeutung für die Region – auch zu einer der fortschrittlichsten Serienproduktionsstätten für Elektrofahrzeuge der Welt werden. Dementsprechend ist die Bedeutung für die regionale Wirtschaft laut Studie kaum zu hoch einzuschätzen und stellt auch für Zulieferer und heimische Produzenten in Deutschland eine immense Chance dar. 

„Da derzeit nur sechs Prozent der weltweiten Batterieproduktion in Europa stattfindet, sind wir noch immer stark von Batteriezellenimporten abhängig. Aufgrund der rapide steigenden Nachfrage an Elektrofahrzeugen muss man sich darüber im Klaren sein, dass grundlegende Änderungen der Lieferketten und Entwicklungsstandorte notwendig sind“, erklärt Björn Klaas, Vizepräsident und Geschäftsführer von Protolabs Europe. „Der Wunsch Deutschlands, eine Spitzenposition im Rennen um die Elektrifizierung einzunehmen, ist klar erkennbar. Außerordentlich erfreulich ist die Entschlossenheit, die inländischen Lieferketten zu stärken, um damit auch die Entwicklung und Produktion von Batterien künftig besser unterstützen zu können.“

Prognose der Verteilung der installierten Produktionskapazität von Batterien für Elektroautos nach Regionen weltweit in den Jahren 2018 bis 2028¹
Mehr als zweit Drittel der weltweit vorhandenen Produktionskapazitäten für die Produktion von Batteriezellen für Elektroautos sind in China zu finden: Im Jahr 2018 lag der Anteil der weltweit installierten Produktionskapazität für E-Autobatterien in China bei 68 Prozent. Im Jahr 2028 soll der Anteil bei 70 Prozent liegen. Die Bedeutung der europäischen Produktionskapazitäten soll im genannten Zeitverlauf spürbar zunehmen. (Quelle: Statista)

„Dabei geht es nicht nur um Fabriken gigantischen Ausmaßes, sondern auch um neue Technologien, Produktionskomponenten und, laut 80 Prozent der befragten Deutschen, um Investitionen in den Ausbau der Kapazitäten additiver Fertigung“, ergänzt Klaas. Neben dem zunehmenden Trend der Rückverlagerung nannten sie erhöhte staatliche Investitionen und eine weitreichende Fiskalpolitik als Möglichkeit für Deutschland, die Batterieentwicklung und -fertigung in Fernost und anderen internationalen Gebieten herauszufordern.

Ergebnisse der Protolabs-Studie zur Batterieindustrie
Die Mehrheit der Befragten unternimmt derzeit Folgendes oder plant, dies in den nächsten 12 Monaten zu tun. (Quelle: Protolabs)

Umfrage zeigt Fokus auf Nachhaltigkeit

Fast die Hälfte der deutschen befragten Führungskräfte sind der Ansicht, dass sich für ihre Unternehmen Wettbewerbsvorteile einstellen, wenn sie die Umweltverträglichkeit ihres Unternehmens erhöhen und dass es in Zukunft essenziell sein wird, auf Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft zu setzen, um ausländische Investitionen zu akquirieren. Zudem sind 70 % der Ansicht, dass neue Materialien und die Wiederverwertung von Batterien in Europa entscheidend sind, um die steigende Nachfrage an Batterieprodukten zu befriedigen. „Nachhaltigkeit umfasst die gesamte Wertschöpfungskette: angefangen bei den Rohstoffen, über die Lieferketten und die Herstellung bis hin zum Recycling – alle diese Teilaspekte müssen strenge Merkmale erfüllen, um ESG-Kriterien, also strengen Unternehmensstandards zur Verantwortung von Firmen hinsichtlich ihres ökologischen und sozialen Fußabdruckes, gerecht zu werden“, so Björn Klaas.

„Im Vergleich zu anderen Ländern ist Deutschland hinsichtlich der Erfüllung gesetzlicher Normen und Regularien gut aufgestellt – dennoch gibt es noch viel zu tun. So sind etwa 77 % der befragten deutschen Entscheider besorgt über die Verfügbarkeit von verantwortungsvoll geförderten und produzierten Rohstoffen. 97 % der Befragten sehen den Einsatz von erneuerbaren Energien in der Produktion als Herausforderung an“, führt Klaas weiter aus. „Unsere Studie verweist auch auf einige kritische Punkte, die es für die Regierung zu beachten gilt. Besonders deutlich wird dies dadurch, dass mehr als die Hälfte der Führungskräfte das Gefühl haben, dass übermäßig geförderte Wasserstoffprojekte zu Lasten der Batteriespeichertechnologie gehen.“

Aus der Studie von Protolabs geht auch eine klare Botschaft hervor: Ein Großteil der Befragten aus Deutschland gibt zu bedenken, dass die Konzentration auf eine nachhaltige Produktion europäischen Batterieherstellern einen Wettbewerbsvorteil auf dem internationalen Markt verschaffen wird. Fortschritte und Entwicklungen dürfen allerdings keinesfalls zulasten der Umwelt gehen, weshalb die Bestrebungen um einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck eine mindestens gleichwertige Rolle spielen.

Alle Informationen und Studienergebnisse der Studie finden Sie hier: https://get.protolabs.de/batteries/in-charge/

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