
(Bild: ZVEI)
Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung macht an einigen Stellen deutlich, dass es die Koalitionäre ernst meinen mit der Transformation der Mobilität. Der ZVEI unterstützt ausdrücklich die im Vertragstext enthaltenen Anreize zur Förderung der E-Mobilität. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher sind sie ein Schritt in die richtige Richtung. Weitere müssen jedoch folgen.
Klar ist aber auch, dass der alles entscheidende Hebel der Strompreis bleibt. Denn erst wenn es günstiger ist, ein Fahrzeug mit Strom zu betreiben, statt konventionell zu betanken, werden weitere Verbraucherinnen und Verbraucher den Schritt hin zur Elektromobilität machen. Immerhin haben die Koalitionspartner dies erkannt und einen deutlich attraktiveren Strompreis für Industrie und Verbraucher in Aussicht gestellt.
Ein nächster Schritt muss es nun vor allen Dingen sein, eine bedarfsgerechte Ladesäuleninfrastruktur aufzubauen und die noch vorhandenen Lücken zu beseitigen. Gerade im Quartier bleibt hier noch einiges zu tun. Dringender Handlungsbedarf besteht auch beim Ausbau der privaten Ladesäuleninfrastruktur in Mehrparteienhäusern. Schließlich finden bereits heute rund 60 Prozent der Ladevorgänge im privaten Raum statt. Bei der weiteren Planung der Ladeinfrastruktur muss daher die Perspektive der Verbraucherinnen und Verbraucher dringend miteinbezogen werden.
Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung gibt allerdings Grund zu der Hoffnung, dass sich hier etwas tut. Ähnlich sieht es beim Thema systemdienliche Speicher und Nutzung sowie bidirektionales Laden sowie Laden am Arbeitsplatz aus.
Klarheit müssen die europäischen Gesetzgeber aber auch bei den CO2-Flottengrenzwerten schaffen. Sie sollten hier an den Zielen für 2030 und 2035 festhalten. Zudem wäre es aus Sicht des ZVEI notwendig, eine Neubefristung des Elektromobilitätsgesetz (EmoG) bis zum Jahr 2030 oder 2035 anzuvisieren.
ZVEI-Gastkommentar: Was der ZVEI dazu sagt
Der ZVEI vertritt als einer der größten deutschen Industrieverbände die wirtschafts-, technologie- und umweltpolitischen Interessen der deutschen Elektroindustrie und Digitalindustrie. Rund 870.000 Beschäftigte arbeiten in der Elektronikindustrie und erwirtschaften so einem Gesamtumsatz von etwa 181 Milliarden Euro, was sie zum zweitgrößten Industriezweig Deutschlands macht. Verschiedene Arbeitsgruppen arbeiten im ZVEI an der Umsetzung verschiedener Anliegen. Was das für Anliegen sind:
- Gastkommentar: Software und globale Herausforderungen
- Gastkommentar: Bidirektionales Laden – AC oder DC?
- Gastkommentar: Hindernisse bei mess- und eichrechtlichen Vorgaben
- Gastkommentar: EU-Batterieverordnung ist in Kraft
- Gastkommentar: CBAM – Wir müssen uns die Zeit nehmen!
- Gastkommentar: Qualifikation von Zwischenkreiskondensatoren
- Kommentar: Automotive-Halbleiter – Neues ZVEI Fact Sheet
Batteriezellfertigung muss forciert werden
Die Batterietechnologie spielt bei der Elektrifizierung der Mobilität eine entscheidende Rolle. Deutschland und Europa können es sich daher nicht leisten, das Thema Lithiumzellfertigung aufzugeben. Es ist strategisch viel zu wichtig. Denn wir müssen bei den Zellen unabhängiger von globalen Zulieferern werden. Das zeigen die aktuellen, geopolitischen Unsicherheiten deutlich. Ein starkes, europäisches Batterieökosystem benötigt jedoch auch kraftvolle staatliche Förderung. Ohne die wird es nicht funktionieren. Vor allem in der Forschung, der Batterieproduktion und beim Recycling! Gelingt das, können wir auch bei der Zellfertigung Erfolg haben. Einen Hebel bieten in diesem Zusammenhang etwa Local-Content-Auflagen für EU-Lithiumzellen. Nachdenken sollten wir auch über große Demonstrationsanlagen sowie Joint Ventures mit asiatischen Partnern.
Save the date: 30. Automobil-Elektronik Kongress
Am 16. und 17. Juni 2026 findet zum 30. Mal der Internationale Automobil-Elektronik Kongress (AEK) statt. Dieser Netzwerkkongress ist bereits seit vielen Jahren der Treffpunkt für die Top-Entscheider der Elektro-/Elektronik-Branche und bringt nun zusätzlich die Automotive-Verantwortlichen und die relevanten High-Level-Manager der Tech-Industrie zusammen, um gemeinsam das ganzheitliche Kundenerlebnis zu ermöglichen, das für die Fahrzeuge der Zukunft benötigt wird. Trotz dieser stark zunehmenden Internationalisierung wird der Automobil-Elektronik Kongress von den Teilnehmern immer noch als eine Art "automobiles Familientreffen" bezeichnet.
Sichern Sie sich Ihr(e) Konferenzticket(s) für den 30. Automobil-Elektronik Kongress (AEK) im Jahr 2026! Folgen Sie außerdem dem LinkedIn-Kanal des AEK und #AEK_live.
Digitalisierung und Infrastruktur endlich zusammen denken
Schließlich müssen wir auch bei den Themen Digitalisierung und Infrastruktur in die Gänge kommen. Diese Erkenntnis ist beileibe nicht neu und sie spiegelt sich auch im Koalitionsvertrag wider: An 79 Stellen des 144-seitigen Textes fällt etwa das Wort „Infrastruktur“. „Digitalisierung“ schafft es immerhin 43-mal in den Vertrag. Gerade für die Themen Verkehr und Mobilität kommt man jedoch nicht umhin, diese beiden Ziele zusammen zu denken. Genau darin besteht das Manko, denn zu Intelligenten Verkehrssysteme (ITS) äußern sich die Koalitionäre in ihrem Text so gut wie gar nicht.
ITS-Lösungen können wesentlich zur Erhöhung der Verkehrssicherheit beitragen – etwa durch frühzeitige Warnhinweise und adaptive Geschwindigkeitsregelungen. Sie optimieren den Verkehrsfluss, senken CO₂-Emissionen und verbessern das Baustellenmanagement durch vorausschauende Routenplanung. Neben dem Erhalt und der Sanierung bestehender Infrastrukturen sollte daher auch die Ausstattung mit intelligenten Verkehrssystemen als zentraler Baustein auf dem Weg zu einer modernen und sicheren Verkehrsinfrastruktur verstanden werden. Mit Blick auf das geplante Sondervermögen besteht die Möglichkeit, ausstehende ITS-Projekte zu realisieren und die Infrastruktur zu modernisieren. Viele geplante ITS-Maßnahmen befinden sich bereits in einem ausschreibungsreifen Planungsstadium und lassen sich – auch aufgrund ihres vergleichsweise geringen Vergabevolumens – gut in das geplante Budget integrieren.

Der ZVEI unterstützt die im Koalitionsvertrag enthaltenen Anreize zur Förderung der E-Mobilität.
Fazit: Der Koalitionsvertrag sendet viele gute Botschaften in Sachen Mobilität. Diese müssen wir nun in Deutschland mit Leben füllen. Mit Sicherheit wird diese Erkenntnis genauso wenig überraschen wie die Tatsache, dass einige Fragen noch unbeantwortet sind. Packen wir’s also an!