DSGVO

Viele deutsche Unternehmen scheitern wohl an der Deadline für die DSGVO-Einführung. (Bild: Capgemini)

Dass deutsche Unternehmen sich erst spät mit den Erfordernissen der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung EU-DSGVO beschäftigt haben, warnte Hans-Peter Bauer, Vice President Central Europe bei McAfee bereits vor einigen Monaten im Interview mit all-electronics.de. Nun zeigt eine Capgemini-Studie mit dem Titel „Seizing the GDPR Advantage: from mandate to high-value opportunity“, wie wenig vorbereitet Unternehmen zum Stichtag waren. Nach der auf Eigenaussagen basierenden Umfrage haben 81 Prozent der deutschen Firmen die Deadline für die Implementierung der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung EU-DSGVO verpasst.

Glaubt man der Studie, wird es einem von vier Unternehmen auch bis Jahresfrist nicht gelingen, die Vorgaben der EU-DGSVO umzusetzen. Für die Studie des Beratungsinstituts wurden 1000 Führungskräfte und 6000 Verbraucher in acht Ländern und acht Branchen zu ihrem Verhalten zu der Richtlinie befragt.

DSGVO-Konformität kann Wettbewerbsvorteil sein

Die Ergebniss der Studie legen zudem nahe, dass viele Unternehmen sich rein auf die regelkonforme Umsetzung von Maßnahmen konzentrieren, dabei aber die Geschäftschancen hinter der DSGVO übersehen. So berichten 31 Prozent der Befragten, ihr Fokus läge allein auf der Compliance und weniger auf Wettbewerbsvorteilen. Tatsächlich nimmt sich nur eine von zehn Organisationen vor, ein Vorreiter in Sachen Datenschutz und Privatsphäre zu werden. Dabei könnte sich aus besonders ausgeprägter und frühzeitig ausgewiesener Compliance auch ein Wettbewerbsvorteil ergeben.

Gut die Hälfte der befragten Verbraucher in Deutschland (52 Prozent) hat ihre Einkäufe bei Unternehmen, die sie für datenschutzgemäß halten, erhöht. 37 Prozent geben an, dabei auch mehr Geld ausgegeben zu haben. Außerdem haben sie weitaus öfter mit diesen Organisationen interagiert. Auf der anderen Seite wollen 61 Prozent der deutschen Verbraucher reagieren, wenn Unternehmen ihre persönlichen Daten nicht ausreichend schützen. Dazu gehören: Ausgaben und Einkäufe bei betroffenen Unternehmen reduzieren (71 Prozent), Geschäftsbeziehungen beenden (71 Prozent) oder Negativerfahrungen im Bekanntenkreis teilen (73 Prozent).

Unternehmen unterschätzen Kunden

Auf Seiten der Unternehmen unterschätzt man diese Bereitschaft der Kunden, selbst aktiv zu werden: 71 Prozent der befragten Führungskräfte bezweifeln zum Beispiel, dass Kunden ihre Daten wirklich löschen lassen würden. In Deutschland ist die angesprochene Fehlwahrnehmung mitunter am größten: 76 Prozent der deutschen Unternehmen glauben nicht, dass Verbraucher sich von der Organisation abwenden, während 39 Prozent von ihnen aber angeben, genau dies tun zu wollen. Noch dazu wähnen sich acht von zehn Unternehmen im Vertrauen der Verbraucher, während nur gut die Hälfte der Konsumenten dem tatsächlich zustimmt. Am meisten vertrauen Verbraucher übrigens den Banken und dem eigenen Arbeitgeber.

Kunden wünschen sich Möglichkeiten, um die Hoheit über ihre Daten zurückzugewinnen. Hier haben Unternehmen laut Report jedoch teilweise noch großen Aufholbedarf. 61 Prozent der befragten deutschen Verbraucher würden einen ausgewiesenen Ansprechpartner oder eine anonyme Email-ID für datenbezogene Anfragen begrüßen, bisher bieten aber nur 33 Prozent der Organisationen dies an.

(tm)

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