CES_2017

(Bild: Alfred Vollmer)

Sie war auch dieses Jahr wieder ein gigantischer Event: die CES, die im Jahr 2017 vom 5. bis 8. Januar stattfand. Insgesamt kamen über 175.000 Fachbesucher in die Wüstenstadt, von denen 55.000 von außerhalb der USA anreisten.

Toyota hatte auch in diesem Jahr wieder einen absoluten Hingucker auf seinen Stand.

Toyota hatte auch in diesem Jahr wieder einen absoluten Hingucker auf seinen Stand. Alfred Vollmer

Zum 50. Geburtstag der CES stellten dort über 3800 Unternehmen ihre Produkte aus, und immer mehr davon waren automotive-orientiert.

Für viele Firmen im Automotive-Umfeld ist es fast schon Tradition, auf der CES auszustellen, aber während Audi in den letzten vier Jahren stets mit einem großen Stand vertreten war, fehlte das Unternehmen in 2017. Dafür waren beispielsweise OEMs wie Daimler, Faraday Future, FCA, Ford, GM, Hyundai, Nissan, Toyota und Volkswagen wieder vertreten.

In diesem Report geht es allerdings primär um die Neuheiten und Ankündigungen der zahlreich vertretenen Zulieferer. Wie bei den Gadgets spielte auch im professionellen (Automotive-)Bereich die Connectivity, also die datentechnische Anbindung des Fahrzeugs an seine Umwelt und die Cloud eine zentrale Rolle.
So präsentierte ZF auf der CES 2017 erstmalig seinen X2Safe-Algorithmus der breiteren Öffentlichkeit. X2Safe „ermöglicht erstmals die komplette Vernetzung von Automobilen und schwächeren Verkehrsteilnehmern in der Cloud“, betonte ZFs CEO Dr. Stefan Sommer im Rahmen einer Pressekonferenz. Wie die Technologie funktioniert, erklären wir in einem separaten Artikel.

Updates aus dem All

Doch bevor überhaupt ein Datenaustausch stattfinden kann, muss die Funkverbindung stehen. Um eine ganzheitliche Fahrzeugvernetzung zu ermöglichen, kooperiert Continental jetzt mit Inmarsat, um so auch OTA-Updates per Satellitenkommunikation zu ermöglichen. Das hierfür erforderliche Satelliten-Gateway zeigte Continental auf der CES – im Formfaktor einer normalen Sharkfin-Antenne. Dass eine bidirektionale Datenverbindung vom Auto nach außen besteht, war für die meisten Tier-1s quasi bereits eine Selbstverständlichkeit, und sie zeigten diverse Lösungen zur Nutzung dieser Datenverbindung.

 

Gagdets auf der CEs: Hauptsache Connected

Die meisten Besucher kommen auf die CES, um Gadgets in Form von Smartphones, Tablets, Drohnen und vielem mehr zu bestaunen. Einen kurzen Einblick in die aktuellen Neuheiten jenseits der Automotive-Welt erhalten Sie in unserer Bildergalerie. Wir haben die skurrilsten und interessantesten „Innovationen“ zusammengestellt: Die Love-Box, der denkende Spazierstock und das elektronische Tattoo sind dabei nur der Anfang.

HMI-Lösungen

Im Bereich Infotainment war das HMI auch 2017 wieder das zentrale Thema. Visteons CTO Markus Schupfner behauptete gar, mit der Phoenix genannten Hardware/Software-Plattform in eine „neue Ära des Automotive-Infotainments“ einzutreten, indem Phoenix zum „digitalen Kern des Connected-Car“ wird. Teil des Pakets ist eine Javascript-basierte API zur HTML5-basierten App-Entwicklung. Visteons Präsident Sachin Lawande betonte im Gespräch mit AUTOMOBIL-ELEKTRONIK, dass mit Phoenix „das Infotainment sowohl aus der Perspektive des App-Entwicklers als auch aus der Sicht des Endanwenders ein neues Gesicht bekommt“. Immerhin handle es sich um „das erste auf Browser-Technologie basierende Automotive-SDK“. Besonders betont er die Aspekte Security und die Upgrade-Möglichkeiten. So hat Visteon die Cybersecurity in jeden einzelnen Layer der Plattform von Anfang an implementiert, während Upgrades sowohl vollständig als auch inkremental oder nur für individuelle Apps erfolgen können. Phoenix wird Lavande zufolge die Security-Anforderungen von SAE J3061 erfüllen. Damit ist auch der Weg für sichere OTA-Updates frei.

Head-Up-Displays

Texas Instruments zeigte eine HuD-Demo auf DLP-Basis mit beeindruckender Bildqualität, die schon in diesem Jahr SOP haben soll. Bei brillanter Farbwiedergabe kann das virtuelle Bild in einem Abstand von 7 bis 25 m vor dem Fahrzeug positioniert sein.

Helmut Matschi, VP Interior bei Continental, kündigte in Las Vegas an, dass sein Unternehmen eine strategische Partnerschaft mit Digilens eingegangen ist und in das  kalifornische Unternehmen investiert hat: „Das ultradünne holografische Head-up-Display von Continental und Digilens ist im Vergleich zu bisherigen Systemen dreimal kleiner. Dadurch benötigt es weniger Bauraum im Cockpit und zeigt gleichzeitig ein größeres Bild samt allen relevanten Informationen an.“

Die DLP-basierte HuD-Demo von TI bietet eine Auflösung von 854 x 480 und projeziert das virtuelle Bild mit einem Bildwinkel von 10° x 4° etwa 10 m vor das Fahrzeug.

Die DLP-basierte HuD-Demo von TI bietet eine Auflösung von 854 x 480 und projeziert das virtuelle Bild mit einem Bildwinkel von 10° x 4° etwa 10 m vor das Fahrzeug. Alfred Vollmer

Sehr beeindruckend war auch das Head-Up-Display des russischen Unternehmens Wayray, das im Oasis von Rinspeed am Stand von Harman zu sehen war. Im Gespräch mit AUTOMOBIL-ELEKTRONIK erklärte Vitaly Ponomarev, Gründer und CEO von Wayray, dass es sich bei seinem System sowohl um „das erste als holografische HuD“ als auch um „das größte AR-HuD“ handelt, das sogar preisgünstiger sein soll als herkömmliche HuDs. Kernelement ist dabei eine dünne Folie, die sich in der Windschutzscheibe befindet. Der Projektionsabstand lässt sich hierbei mechanisch zwischen 0 und 15 m wählen. Bereits 2018 soll ein Fahrzeug aus nicht-europäischer Produktion mit dem holografischen AR-HuD von Wayray auf den Markt kommen.

Visteon wiederum „hat sich das Ziel gesetzt, Windschutzscheiben-HuDs auf den Massenmarkt zu bringen“, betonte Sachin Lawande – und zwar mit Combiner-, herkömmlichen und AR-HuDs.

CES als Bühne

Dr. Stefan Sommer (CEO von ZF), Rob Csongor (VP Automotive bei Nvidia) und Mamatha Chamarti (CDO von ZF) informierten über ZFs erstes System für den Einsatz von künstlicher Intelligenz.

Dr. Stefan Sommer (CEO von ZF), Rob Csongor (VP Automotive bei Nvidia) und Mamatha Chamarti (CDO von ZF) informierten über ZFs erstes System für den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Alfred Vollmer

ZF nutzte die CES zudem als Bühne, um Mamatha Chamarti als CDO vorzustellen. Die neu geschaffene Stelle des Chief Digital Officer soll unter anderem eine Art firmeninterne Unternehmensberatung verkörpern, damit ZF „durch Digitalisierung in allen Bereichen sparen“ kann, wie Frau Chamarti betont, also sowohl bei Produkten als auch bei deren Produktion: „Wir müssen mithilfe des CDOs ein offenes Innovations-Netzwerk schaffen.“ Hierfür stehen ihr 25 dedizierte Mitarbeiter in vier Teams zur Verfügung.

Alfred Vollmer

Chefredakteur AUTOMOBIL-ELEKTRONIK

(av)

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