Continental habe sich „auch beim Thema der Vernetzung innerhalb des Fahrzeuges in den letzten Jahren sehr viele Gedanken gemacht“, berichtete Helmut Matschi, Mitglied des Vorstands der Continental AG, am Rande des Kongresses in Baden-Baden. „Das Ergebnis ist eine klare Empfehlung an unsere Kunden: mittel- und vor allen Dingen langfristig sollte der Fokus auf eine Ethernet-und damit IP-basierende Vernetzung in den verschiedenen Domänen gesetzt werden.“ Continental zufolge bietet Ethernet im Vergleich zu MOST oder anderen Vernetzungsvarianten diverse Vorteile von der Geschwindigkeit über das Gewicht und die einfache Nutzung bis hin zu Aspekten wie Funktionalität, Skalierbarkeit und Preis.

Continental-Vorstandsmitglied Helmut Matschi: „Bis 2020 sehen wir Ethernet in allen Fahrzeugdomänen.“

Continental-Vorstandsmitglied Helmut Matschi: „Bis 2020 sehen wir Ethernet in allen Fahrzeugdomänen.“Continental

Geschwindigkeit und einfache Nutzung

Mit Brutto-Datentransferraten von 100 MBit/s im Fullduplex-Betrieb zwischen jedem einzelnen Knoten und nicht nur im gesamten Netz ist der Performance-Aspekt von Ethernet höchst attraktiv, und da nur ein verdrilltes, zweiadriges Kupferkabel ohne Schirmung erforderlich ist, ergebe sich „eine sehr dünne, sehr kleine und sehr bewegliche Lösung“ für das Auto. „Das Verlegen der dünnen Ethernet-Kabel ist um einiges einfacher, als das Verlegen zum Beispiel von hochempfindlichen MOST-Kabeln“, betont Helmut Matschi. „Die Verbauradien können erheblich kleiner werden, so dass der Kabelbaum flexibler sein kann.“

Funktionalität und Skalierbarkeit

So richtig punkten kann Ethernet dann bei der Funktionalität: „Im Ethernet-Netzwerk im Fahrzeug können alle verbundenen Steuergeräte auf alle Daten zugreifen“, führt er weiter aus. „Entsprechend setzen wir auf eine zentrale Antenne in unserem intelligenten Antennenmodul, um von dieser singulären Sende- und Empfangseinheit die komplette Kommunikation nach innen und außen zu bestimmen. Und wir können breitbandig Videoinformationen nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch für Sicherheitsanwendungen transportieren.“

Außerdem sei es mit Ethernet-Switches und Punkt-zu-Punkt-Verbindungen einfacher möglich, die Ausstattung eines Fahrzeugs zu verändern: „Das Ergänzen von zusätzlichen Steuergeräten führt zu einer Erhöhung der insgesamt zur Verfügung stehenden Bandbreite anstelle einer Reduktion wie bei MOST und CAN.“

Kosten senken mit Ethernet

Ganz wesentliche Vorteile biete Ethernet in punkto Preis: „Erste Hochrechnungen auf OEM-Seite kommen auf bis zu 10 Euro, die sich pro Fahrzeug zum Beispiel für ein komplexes Kamera-System mit Hilfe der Ethernet-Vernetzung einsparen lassen …  Continental sieht damit im ersten Schritt in der konsequenten Nutzung von „Unshielded Ethernet“ für Funktionen aus Interior und Chassis&Safety die Möglichkeit, die Gesamtfahrzeugkosten zu senken und gleichzeitig die Funktionsvielfalt zu erhöhen … Bis 2020 sehen wir dann Ethernet in allen Fahrzeugdomänen.“

Bereits jetzt lägen Continental einige Anfragen für entsprechend Ethernet-fähige Steuergeräte im Interior- und im Chassis-Bereich vor, so dass Conti sich „nicht mehr nur in der Vorserien- sondern bereits in der Produktentwicklung“ befinde. Auf direkte Nachfrage von AUTOMOBIL-ELEKTRONIK erklärte Helmut Matschi dann: „Continental ist gerade in der Vorbereitungsphase für Ethernet-Serienprodukte“, aber es gebe auch bereits Anfragen jenseits des Body-Bereichs.

Sicherheit

In punkto Sicherheit sieht Continental keine Probleme. Conti-Vorstandsmitglied Matschi verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Continental auf der Consumer Electronics Show 2011 in Las Vegas zusammen mit Secunet ein entsprechendes Sicherheitssystem zeigte. Allerdings sei zur Umsetzung der Sicherheit „nicht immer getrennte Hardware notwendig“.

An einem Aspekt arbeitet Continental derzeit offensichtlich besonders intensiv: „Bei harter Echtzeit im Auto besteht noch Arbeitsbedarf. Am Anfang, in den ersten zwei Jahren haben wir uns intensiv mit den EMV-Aspekten beschäftigt; jetzt geht es mehr darum, für welche Anwendungen und Steuergeräte sich Ethernet gut eignet.“

Fazit

Auf gut Deutsch: Die Vorarbeiten sind größtenteils abgeschlossen, und die konkreten Entwicklungen laufen bereits. Ethernet dürfte somit bald auch jenseits der Diagnose zum Einsatz kommen, aber laut Helmut Matschi definitiv nicht zum Universalbus im Auto werden: „Klar ist dabei natürlich auch, dass Ethernet am Ende nicht alle anderen Verkabelungen ersetzen wird“, aber Ethernet wird „die Vernetzung im Auto weiter vorantreiben“.

Alfred Vollmer

: Das Interviev führte Alfred Vollmer, Redakteur der AUTOMOBIL-ELEKTRONIK.

(av)

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