Im Gegensatz zu Innovationen im Halbleiterdesign finden sich neue Steckverbindertechnologien nur selten in den Schlagzeilen der Fachpresse. Eine Herausforderung bei den alternative Anschlussmethoden: Steckverbinder benötigen Adern, Kabel oder Leiterplatten zum Anschluss und dafür sind oft teure und umständliche Werkzeuge erforderlich. Aus diesem Grund haben viele Hersteller von Steckverbindern ihre Aufmerksamkeit auf Werkzeuge und Schulung gerichtet.

Einbau leicht gemacht

Die IDC-SSL-Steckverbinder-Produktreihe von TE Connectivity ist für LED-Beleuchtungsanwendungen konzipiert und verwendet eine einfache Schneidklemmentechnologie, um die schnelle Installation zu unterstützen. Die Kontakte können Litzen oder Volldrähte aufnehmen, ohne dass man diese abisolieren oder vorlöten muss, und die abgerundeten Ecken des Steckverbinderkörpers minimieren dessen Effekt auf die Lichtverteilung in LED-Anwendungen.

Ein weiteres Beispiel für werkzeugfreien Anschluss entwickelte Phoenix Contact. Seine Combicon-Plug&Play-Technologie ist eine Federkäfig-Anschlussmethode mit einem Metallfederkontakt, der Litzen oder Volldrähte erfasst, ohne dass der Anwender dazu spezielle Werkzeuge benötigt. Dies bedeutet, dass sich Anschlüsse vor Ort wesentlich einfacher einrichten lassen; und das ohne teure Werkzeuge und kostenintensive Schulungen. Das Unternehmen setzt diese Technologie in verschiedenen Produktreihen ein, einschließlich DIN-Schienen.

Typische Einpresskontakte finden bereits seit mehreren Jahren Verwendung, aber inzwischen haben sie sich als hochwertige Anschlussmethode etabliert, die sich in verschiedenen Anwendungen einsetzen lässt. Der Presssitz ist ein wichtiges Merkmal der 2-mm-Hochgeschwindigkeits-ATCA- (Advanced-Telecommunications Computing Architecture) Steckverbinder für Telekom-Gestellanwendungen, wobei es sich um die aktuelle Ausprägung des bekannten DIN41612-Rückwand-Steckverbinders handelt. Einpressanschlüsse haben sich als sehr robust erwiesen und sie wurden so weiterentwickelt, dass sie sich mittlerweile für verschiedene Anwendungen eignen. Zuletzt sollten unter den alternativen Anschlussmethoden noch die vibrationsbeständigen Platinen-zu-Platinen-Steckverbinder mit federbelasteten Kontakten von Preci-Dip Erwähnung finden. Diese sind für Leiterplatten geeignet, die der Anwender häufig herausnimmt und wieder eingesetzt.

Im Zeichen der Miniaturisierung

Wie viele andere Hersteller hat Molex den Trend zur Miniaturisierung erkannt.

Wie viele andere Hersteller hat Molex den Trend zur Miniaturisierung erkannt.Molex

Da Entwickler ihre Elektronik immer kleiner designen, sind Produkte besonders interessant, die Platinen-zu-Platinen-Verbindungen für zwei parallele Aufsatzkarten bieten. Die Slim-Stack-TM-Steckverbinder für Platinenstapel von Molex weisen widerstandsfähige Flach- und Rundsteckerkontakte auf, welche im Vergleich zu herkömmlichen Stift- und Buchsentechnologien deutliche Höheneinsparungen mit sich bringen. Daher eignen sie sich besonders für tragbare und mobile Konsumentenprodukte. Der Steckverbinder hat ein niedriges Profil und die Entfernung zwischen den Platinen lässt sich daher auf bis zu 1,5 mm reduzieren. Der DF23-Steckverbinder von Hirose ist ähnlich gestaltet und widersteht vibrationsintensiven Umgebungen. Er findet beispielsweise in Handheld-Anwendungen Einsatz und ermöglicht Platinenabstände von 1,5 mm. Beide Steckverbinder punkten mit kleinen Rastermaßen ab 0,5 mm zwischen den Kontakten.

Vielseitiger Einsatz

Es kommt in der Elektronik häufig vor, dass Entwickler Technologien übertragen. Das bedeutet, dass man eine bestimmte Technik für einen Bereich plant, konzipiert und erfolgreich einsetzt. Der Techniker erkennt die Vorteile dieser spezielle Technologie und setzt sie in einer ganz anderen Umgebung ein. Das gilt auch für Steckverbinder. Beispielsweise sind die Hersteller zunehmend daran interessiert, abgespeckte Versionen von Geräten zu entwickeln, die einst militärische Verwendungszwecke hatten.

Der Rundsteckverbinder Mighty Mouse von Glenair ist mit elektromagnetischem EMV-Filter ausgestattet.

Der Rundsteckverbinder Mighty Mouse von Glenair ist mit elektromagnetischem EMV-Filter ausgestattet.Glenair

Der Glenair-Mighty-Mouse-Rundstecker der Serie 80 ist für Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt oder Verteidigung entwickelt, in denen Zuverlässigkeit zählt. Er wird mittlerweile jedoch auch in medizinischen, industriellen und geophysischen Anwendungen verwendet, in denen kompakte Form und geringes Gewicht gefordert sind. Die Serie arbeitet fast mit der gleichen Leistung wie standardmäßige MIL-DTL-38999-Verbindungen – und dies bei einer 70-prozentigen Gewichtseinsparung und halbierter Größe für äquivalente Layouts.

Souriau hat seine UTS-Rundsteckverbinder um Kontakte mit Schraubanschluss erweitert. Ein Schraubenzieher genügt für den Anschluss der UTS-Steckverbinder.

Souriau hat seine UTS-Rundsteckverbinder um Kontakte mit Schraubanschluss erweitert. Ein Schraubenzieher genügt für den Anschluss der UTS-Steckverbinder.Codico

Dazu zählt die UTS-Serie von Souriau, die eine Ausformung der Trim-Trio-Familie mit schwarzem Kunststoffgehäuse und ergonomischen Formteilen ist. Von einer früheren Generation von Steckverbindern abgeleitet, zeigt sich die Serie benutzerfreundlich. Sie bewahrt gleichzeitig die Robustheit und Wasserbeständigkeit ihrer Vorgänger. Dadurch eignet sie sich für Anwendungen in der Verkehrsführung, in Wetterstationen und in Industrierobotern.

Die robusten und kompakten Push/Pull-Rundstecker der Terrapin-Serie entwickelte Amphenol ursprünglich für gelötete Anwendungen wie Radios und GPS-Einheiten, aber die Terrapin-Stecker eignen sich ebenfalls für Gigabit-Ethernet und findet daher weite Verbreitung in LAN-Switchern und Routern. Die gute Abdichtung dieses Steckverbinders macht ihn ideal für den Außengebrauch, beispielsweise in Bodensensoren und Überwachungsanlagen.

Nicht wasserscheu!

Die JWPF-Steckverbinder von JST sind wasserdicht.

Die JWPF-Steckverbinder von JST sind wasserdicht.JST

Hersteller entwickeln auch Varianten von Steckverbindern, die ursprünglich für den Automobilmarkt konzipiert waren. Diese leichten Kunststoff-Steckverbinder sind wasserdicht und verriegelbar, und sie werden auch weiterhin im Automobilbau verwendet. Zu ihren Merkmalen zählen Crimpkontakte, widerstandsfähige Gehäuse und wasserdichte Abdichtung. Aufgrund dieser Produkteigenschaften gelten sie als attraktive Verbindungen in rauen Umgebungen wie in der Grundwasserüberwachung oder im Bauwesen. Gute Beispiele für Technologien mit verschiedenen Anwendungsgebieten sind die JWPF-Serie von JST, die SSC-Familie von TE Connectivity und die DTM-Serie von Deutsch.

Auf der Datenrennbahn

Die M12-Steckverbinder von Harting entsprechen den Anforderungen nach Kategorie 6a und eignen sich damit als Verkabelungssystem für hohe Datenperformance.

Die M12-Steckverbinder von Harting entsprechen den Anforderungen nach Kategorie 6a und eignen sich damit als Verkabelungssystem für hohe Datenperformance.Harting

Im Marktsegment für Hochgeschwindigkeits-Steckverbinder tummeln sich Produkte, die noch höhere Geschwindigkeiten unterstützen als der ATCA-Standard verlangt. Ein Beispiel dafür ist die Zip-Line-TM-Steckverbinderserie von FCI, die hohe Signaldichte und Datenraten von bis zu 12,5 Gbit/s für Platinen-zu-Platinen- oder Rückwandverbindungen aufweist.

Daneben hat Harting den standardmäßigen M12-Steckverbinder (12 mm) so weiterentwickelt, dass er 10 Gbit/s unterstützt. Er erfüllt damit die Anforderungen für Hochgeschwindigkeitsübermittlung in Kabelsystemen der Kategorie 6a, welche in erster Linie beim Vernetzen industrieller Maschinen Anwendung finden. Der Steckverbinder entspricht dem Standard PAS 61076-2-10x, der eine uniforme Steckfläche für achtpolige M12-Steckverbinder definiert. Und zu guter Letzt können die SFP-Plus-Steckverbinder von FCI eine Bandbreite von 10 Gbit/s für Hochgeschwindigkeits-Fibre-Channel-Anwendungen über Ethernet unterstützen.

Auf einen Blick

Ein breites Portfolio an Steckverbindern – deren jeweiligen Vorteile vielleicht nicht überall bekannt sind – ermöglicht es, für die spezifische Applikation die Verbindung zu wählen, die auf solche Anwendungen ausgelegt beziehungsweise die für eine solche Umgebung konzipiert wurde. Damit der Steckverbinder zuverlässig arbeitet und ein langes Leben hat.

Dave Pike

ist Marketing Engineer bei RS Components in Mörfelden-Walldorf.

(rao)

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