Was die Schweizer Elektronikindustrie derzeit entwickelt, zeigt der Blickpunkt Schweiz.

Was die Schweizer Elektronikindustrie derzeit entwickelt, zeigt der Blickpunkt Schweiz. (Bild: Fotolia, 60303993)

Die Corona-Krise wütet weltweit und ist somit leider auch in der Schweiz präsent. Zusammen mit Deutschland ist mein Heimatland im Vergleich zu anderen Ländern bisher einigermaßen glimpflich davongekommen. Es fand bei uns kein kompletter Stillstand wie in Italien, Frankreich oder Spanien etc. statt, und gewisse Gewerbetreibende konnten weiterarbeiten. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein Bekannter von mir, der in der Li-Ionen-Akkupack-Branche sehr aktiv ist. Er verzeichnete praktisch keinen Umsatzrückgang, da die batteriebetriebenen Mobilsysteme weltweit weiterhin auf dem Vormarsch sind.

Falls es zu keiner großen zweiten Welle kommt, spricht alles für eine Erholung im zweiten Halbjahr. Für das Gesamtjahr 2020 erwartet die staatliche BAK einen Rückgang des schweizerischen Bruttoinlandprodukts von etwa -5,8 %. Schnelle medizinische Fortschritte wären bestimmt ein Auslöser für ein besseres Basisszenario. Ein möglicher Hemmschuh ist, dass neben der Angebotsflaute auch noch weltweit eine höhere Nachfrageflaute durch gesteigerte Arbeitslosigkeit, Ängstlichkeit und Verschuldung eintreten könnte. Wem es nicht mehr so gut geht, wird sparen müssen oder wollen. Erfreulich: Home-Office und Video-Konferenzen sind neuerdings sehr angesagt und ersparen große Umtriebe.

Entwicklung neuer Produkte ist ausschlaggebend

Es gilt immer noch: Was heute nicht entwickelt wird, steht morgen nicht zur Verfügung! Die Produktlebensdauer ist gerade im Elektronikbereich immer kürzer. Es gilt der Grundsatz, dass sich die Entwicklung neuer Produkte in der Endphase befinden muss, bevor die Absatzzahlen des bestehenden Produktes stark sinken. Ansonsten entsteht umgehend ein eventuell großer Umsatzeinbruch in diesem Sektor. Wenn dann in einem Projekt mit mehreren Entwicklern auch noch ein ausschlaggebender Top-Spezialist fehlt, so ist unter Umständen ein hoch interessantes neues Produkt in Gefahr – und die Konkurrenz schläft nicht!

Es ist leider mit einer starken weltweiten Rezession zu rechnen, von der auch die Schweiz nicht verschont wird. Wie Deutschland ist auch unser Land äußerst stark vom Export abhängig. Praktisch jeder zweite Franken wird im Export verdient. Das Land hat keine eigene große Autoindustrie, aber hunderte kleiner CH-Entwicklungsfirmen, die pfiffige Zusatzteile nach Deutschland liefern, und dort läuft es zurzeit gar nicht gut. Wenn man in Betracht zieht, dass momentan ein richtiger „Wirtschaftskrieg“ zwischen USA, China und der EU stattfindet, so beruhigt das ebenfalls wenig. Globalisierung? Jeder schaut schließlich zuerst für sich!

Ich vermag auch nicht wirklich voraussehen, welche der unzähligen weltweiten Prognosen effektiv eintreffen werden. Vieles kann sich äußerst schnell ändern. Notfalls können wir ja bei Franz von Sales, dem Schutzheiligen der Journalisten, nachfragen, ob er uns vielleicht vorab sagen kann, was abgeht. Kurzum: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Werfen wir daher lieber einen Blick auf einige ausgewählte Produkte, die Schweizer Firmen entwickelt haben, wobei wir an dieser Stelle nur einige ganz wenige Beispiele hervorheben können. Dabei arbeiten wir uns langsam von den Bauelementen über Embedded-Computer, Displays und Panels bis zu den Power-Lösungen (Netzteilen) vor.

SMD-Sicherung als Fail Safe Device

SMD-Sicherung UMT-W von Schurter

Die SMD-Sicherung UMT-W ist für Anwendungen konzipiert, in denen hohe Einschaltströme fließen, beispielsweise in Motorsteuerungen. Schurter

Die quaderförmige (5,3 mm × 16 mm), mit fünf Nennströmen von 5 A bis 20 A erhältliche SMD-Sicherung UMT-W von Schurter eignet sich für Nennspannungen von bis zu 125 V (AC wie auch DC) und schaltet Ströme bis maximal 1000 A aus, wobei sie Schurter zufolge eine für SMD-Sicherungen „superträge und eng definierte Auslösecharakteristik“ aufweist. Die Bauteile sind für Anwendungen konzipiert, in denen hohe Einschaltströme fließen – von Motorsteuerungen bis zu großen Kabellängen. Fällt die elektronische Überwachung aus oder verrichtet sie ihre Aufgabe nicht in korrekter Weise, dann übernimmt die UMT-W als fehlersicheres Bauteil (Fail Safe Device) und überführt das System in einen sicheren stromlosen Zustand.

Durch Body-Detektion den Stromverbrauch senken

Temperatursensor MS1088 von Micromodul

Als Human Body Detector eignet sich der Temperatursensor MS1088, der im Durchschnitt nur 80 nA bei einer Messung/Minute aufnimmt. Microdul

Der Human Body Detector von Microdul kann erkennen, ob der Nutzer ein Wearable gerade trägt oder ob sich durch Ausschalten nicht benötigter Funktionen der Stromverbrauch reduzieren lässt. Ein Stromverbrauch im Sub-Mikroampere-Bereich trägt dazu bei, die Batterielebensdauer erheblich zu verlängern sowie Größe und Kosten der Batterie zu reduzieren. Das Bauteil ist in der Lage, die Kapazitätswerte und die Schaltschwellen auszulesen sowie den Schwellwert über die Schnittstelle anzupassen. Der MS1088 genannte, im QFN16 oder Chip-Scale-Package integrierte Temperatursensor nimmt durchschnittlich
80 nA bei einer Messung/Minute auf, im Sleep-Modus sogar nur 20 nA. Von 10 bis 40 °C beträgt die typische Genauigkeit ±0,3 °C bei 0,05 °C Auflösung, während die Kommunikation über I2C oder SPI erfolgt.

Touch-Eingabe mit Dynaforce

In diesem Demo- und Developer-Kit für Touch-Lösungen sind drei identische 4-Tasten-Module mit doppelseitigem Klebeband enthalten.

In diesem Demo- und Developer-Kit für Touch-Lösungen sind drei identische 4-Tasten-Module mit doppelseitigem Klebeband enthalten. Algra Group

Die Touch-Technologie Dynaforce kann nach Angaben der Algra Group verschiedene harte Materialien als Eingabefront nutzen. Die Dehnungsmessstreifen-Technologie (DMS) der Algra Group erkennt geringe Verformungen und ermöglicht auch bei Oberflächen wie Metall, Glas oder sogar Holz das Bedienen per Touch. Der Anwender benötigt hierzu lediglich ein Dynaforce-Demo-Modul, das ein optisches, akustisches und haptisches Feedback liefert. Bei Anbindung an einen PC reagieren die Tasten bereits auf sanfte Finger-Berührung auf der
1 mm dicken Aluminiumfront. Die mitgelieferte Design-Studio-Software ermöglicht es, die Wirksamkeit jedes Tastendrucks zu überprüfen.

Lüfterlose Embedded-Computer-Lösung

lüfterlose Embedded-Computer in Open-Frame-Bauweise von MPL

Die lüfterlosen Embedded-Computer in Open-Frame-Bauweise (CPU-Board auf Kühlplatte) eignen sich auch für den Einbau in vorhandene Schränke. MPL

Die PIP40-Familie von MPL basiert auf der 9. CPU-Generation von Intel und soll bis zum Jahr 2034 verfügbar bleiben. Alle Varianten sind in ein MP-Standardgehäuse mit DIN-Rail oder Flansch-Befestigung eingebaut, während weitere verfügbare Versionen mit IP67-Gehäuse und 19-Zoll-Rack-Lösungen ebenfalls möglich sind. Die Open-Frame-Version (CPU-Board auf Kühlplatte) eignet sich am besten für den Einbau in vorhandene Schränke und enge Bereiche. Für Anwendungen mit Vibrationen ist die Anwendung auch mit lockable Headern lieferbar, falls erforderlich auch mit M12- oder D-38999-Steckverbindern.

Transflektive TFT-Displays

Einsatzbereiche der Displays sind alle Applikationen, bei welchen Platzmangel herrscht, wie zum Beispiel Ofen-Anwendungen.

Einsatzbereiche der Displays sind alle Applikationen, bei welchen Platzmangel herrscht, wie zum Beispiel Ofen-Anwendungen. DBM

Bartype-TFT-Displays im Breitbildformat eignen sich bei Haushaltsgeräten oftmals für die meist vorgegebenen maximalen Frontblenden. Diese Displays von DMB-Technics eignen sich besonders für Applikationen wie Ofen, bei denen Platzmangel herrscht. Das 240 × 37,8 mm2 große 9,0-Zoll-Display TL090S von DMB-Technics bietet 1024 × 105 Bildpunkte (RGB, 112 ppi).

Smart-Panel-Gerätefamilie

Smart-Panels mit der Soft-SPS Codesys von Grossenbacher

Softwareseitig sind diese Smart-Panels mit der Soft-SPS Codesys unter einem Echtzeit-Linux-Betriebssystem mit RT-Extension ausgestattet. Grossenbacher

Die Smart-Panel von Grossenbacher Systeme gehören zu einer Familie multitouch-fähiger Geräte zur Steuerung und Visualisierung im industriellen Umfeld. Sie sind in Größen von 7“, 10,1“, 15,6“ und 18.5‘‘ sowie mit SoM-Modulen auf Basis von ARM-Prozessoren der Baureihen i.MX6 oder i.MX8 verfügbar. Software-seitig sind die Smart-Panels serienmäßig mit der Soft-SPS Codesys unter einem Echtzeit-Linux-Betriebssystem mit RT-Extension ausgestattet. Bei der Visualisierung hat der Nutzer die Wahl zwischen Target-Visu, EPAM, web-basierten Visualisierungen wie WebIQ, Ot oder beliebigen anderen Lösungen. Auf dem Board sind maximal 2 GByte RAM und 16 GByte Programmspeicher, wobei das Board Ethernet-basierte Standards wie OPC-UA, MQTT oder auch TSN unterstützt; Single Pair Ethernet (SPE) ist in Vorbereitung.

Power mit 200 Prozent Spitzenleistung

Open-Frame-Netzteile von Altrac

Die ganze Serie dieser Open-Frame-Netzteile ist für industrielle Anwendungen nach IEC/EN/UL 60950-1 und 62368-1 zertifiziert. Altrac

Die PJBs 100/150/240 W sowie die 300-W-Open-Frame-Stromversorgungen von Delta sollen laut Hersteller für 10 s bei einem Duty Cycle von 15 Prozent bis zu 200 Prozent Spitzenleistung liefern können – bei maximal 8000 µF kapazitiver Last. Mit einem Luftstrom von 0,7 m/s lässt sich das Derating zusätzlich verkleinern und dessen Beginn von 50 °C auf 60 °C erhöhen, auch wenn eine Lüftung nicht zwingend erforderlich ist. Die ganze Serie von Altrac ist für industrielle (ITE) Anwendungen nach IEC/EN/UL 60950-1 und 62368-1 zertifiziert, die 150-W- sowie die 300-W-Modelle zusätzlich gemäß CCC GB4943.1, so dass sich die Vorgaben gemäß DENAN (PSE) erfüllen lassen. Alle Geräte liefern eine Ausgangsspannung von 24 V, bei ±10 Prozent, die mittels Trimm-Potentiometer einstellbar sind. Die Leistungsfaktoren liegen zwischen 0,95 und 0,99. Optional erhältlich sind auch ein L-Rahmen, ein geschlossenes Gehäuse sowie Remote-ON/OFF. Das 150-W-Modell gibt es als Green Mode mit einer Leerlauf-Leistungsaufnahme von unter 0,5 W.

40-Watt-DC/DC-Wandler

DC/DC-Wandler TEN 40E und TEN 40WIE von Traco

Der Arbeitstemperaturbereich der nach IT-Standard IEC/EN/UL 62368-1 zertifizierten DC/DC-Wandler reicht von -40 bis +70 °C. Traco

Die neuen isolierten DC/DC-Wandler TEN 40E und TEN 40WIE ergänzen die 40-W-Produktreihe von Traco Power um Versionen mit den Eingangsbereichen 2:1 (TEN 40E) sowie 4:1 (TEN 40WIE) Die Wandler sind in einem 5 cm × 2,5 cm großen Standard-Metallgehäuse untergebracht und ermöglichen bei Wirkungsgraden bis 93 Prozent sowie natürlicher Konvektion einen Arbeitstemperaturbereich von -40 bis +70 °C ohne Lastreduktion. Sie sind nach dem IT-Standard IEC/EN/UL 62368-1 zertifiziert und bieten Zusatzfunktionen wie externes Ein-/Ausschalten, Kurzschluss-, Überspannungs- und Überhitzungsschutz.

Relais: Jack in the Box

Relaismodule SMF 218/219 und SMF 228/229 von Elesta

Für Anwendungen im Bereich der funktionalen Sicherheit sind diese Relaismodule mit vier zwangsgeführten Kontakten konzipiert. Elesta

Die 16,5 mm flachen Relaismodule SMF 218/219 und SMF 228/229 beziehungsweise SMF 318/319 mit vier zwangsgeführten Kontakten von Elesta sollen die Schwächen von Relais mit Fassungen in Anwendungen der funktionalen Sicherheit beseitigen. Sie lassen sich direkt auf der Tragschiene im Schaltschrank aufschnappen. Mit 2NO / 1 NC und 2 NO / 2 NC beziehungsweise 3 NO / 1 NC sind sie mit ihren Zackenkronenkontakten für Schaltströme von 3 mA bis 10 A sowohl für Überwachungskreise als auch für Lastkreise geeignet. Standardmäßig stehen Spulenspannungen von 12 V und 24 V Gleichspannung zur Verfügung, aber auch individuell angepasste Spulenspannungen sind realisierbar.

Jörg Fehlbaum

(Bild: Privat)
Freier Journalist im Schweizer Büro easytext.ch

(av, gk)

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Unternehmen

Altrac AG

Bahnhofstraße 3
5436 Würenlos
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DMB Technics AG

Bösch 41
6331 Hünenberg
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Grossenbacher Systeme AG

Spinnereistr. 10
9008 St. Gallen
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Micro Crystal AG

Mühlestrasse 14
2540 Grenchen
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MICRODUL AG

Grubenstrasse 9
8045 Zürich
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MPL AG-1

Täfernstr. 20
5405 Baden-Dättwil
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SCHURTER AG

Werkhofstrasse 8-12
6002 Luzern
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